Dienstag, 5. März 2013

Monatsrückblick Februar

Offene Ganztagsschule
Das Organisieren hat sich seit Januar entspannt, denn unser kleines Mädchen hat einen Platz in der offenen Ganztagesschule bekommen. Sie besucht diese bis 16 Uhr und das passt zu den Zeiten der Weiterbildung meiner Göttergattin. Dass wir uns anderweitig behelfen müssen, beschränkt sich auf Einzelfälle. Das war beispielsweise über die Karnevalstage der Fall (Rosenmontag und Veilchendienstag schulfrei und keine offene Ganztagsschule, aber meine Frau und ich mussten arbeiten). Einzeltage kriegen wir irgendwie noch organisiert. Hauptsache, das provisorische Organisieren, wohin mit unserem kleinen Mädchen, ist kein Dauerzustand.

Karnevalszug
Bereits im Monatsrückblick Januar hatte ich darüber berichtet, dass die Grundschule mit einer eigenen Fußgruppe am Karnevalszug am Karnevalssonntag teilnehmen wollte (davon meine Gattin plus unsere Kleine). Alle haben sich als Bleistift verkleidet – die Bleistiftspitze als Hut und ein roter Umhang. Ich selbst bin nicht im Karnevalszug mitgegangen und habe die beiden an zwei Zwischenstationen logistisch unterstützt (neues Wurfmaterial für den Bollerwagen). Der Karnevalszug fand bei frostkaltem Wetter, strahlend blauem Himmel und jede Menge Sonne statt (was bei dem trüben Winter schon an ein Wunder grenzt). Mit rund 80 Teilnehmern war entgegen meiner eigenen Erwartungen die Fußgruppe nicht nur schön bunt, sondern auch sehr groß. Frau und Kind waren begeistert und hoffen, dass die Grundschule in den nächsten Jahren ähnlich aktiv sein wird. Bilder von der Fußgruppe werde ich nächsten Samstag oder nächsten Sonntag zeigen.

Im Fernsehen
In der WDR-Reportage „Menschen hautnah“ wurde über die katastrophale Wohnungssituation in den Ballungsräumen rheinischer Großstädte berichtet. Es wurden vier Fälle gezeigt:
  • eine alleinerziehende Frau mit vier Kindern wollte von Wuppertal nach Köln ziehen; ihre Wohnung in Wuppertal hatte sie bereits gekündigt, aber sie hatte noch keine Wohnung in Köln; in der Sendung wurde sie gezeigt, wie sie mit zwei Kindern (eines im Buggy und eines zu Fuß) mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Wuppertal nach Köln fuhr; schließlich fand sie sogar eine Wohnung in einer Trabantensiedlung am Stadtrand von Köln; diese war allerdings vollkommen verdreckt und von Schimmel befallen und das Bad quasi unbenutzbar, so dass sie notgedrungen diese Wohnung nehmen musste, um nicht auf der Straße zu landen
  • eine Frau wohnte mit ihrem Freund und zwei kleinen Kindern im Stadtzentrum von Köln; sie studierte Lehramt, schrieb ihre Doktorarbeit, und ihr Freund studierte Medizin und arbeitete nachts als Krankenpfleger, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren; es wurde gezeigt, wie ihr Schreibtisch im Schlafzimmer der beiden Kinder stand; für ihre Doktorarbeit fand sie keine Ruhe, da die Kinder auf ihren Betten herum tobten; sie hatte keinen Raum, um sich zurückziehen zu können
  • eine Frau suchte für ihre Mutter, die nach einem Schlaganfall im Rollstuhl saß, in Bonn eine behindertengerechte Wohnung; die Wohnung der Mutter war von einem Immobilienunternehmen aufgekauft worden, welches die Mietwohnungen in Eigentumswohnungen umgewandelt hatte; dieser schwer behinderten Frau drohte nun die Eigenbedarfsklage
  • es wurde über eine Studentin aus Dortmund berichtet, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln täglich drei Stunden nach Münster hin und zurück pendelte, weil sie in Münster keine bezahlbare Studenten-WG fand (exemplarisches Beispiel: 400 € für 17 Quadratmeter)

Zu diesen Missständen äußerten sich die Verantwortlichen der Wohnungsämter in Köln und Düsseldorf, dass sich der Staat schon seit Jahrzehnten aus der Wohnungsbauförderung für sozial Schwache zurückgezogen hat. Diese Wohnungen sind nun in großem Stil von Immobilienunternehmen aufgekauft worden, die an Immobilienfonds gekoppelt sind. Diese Immobilienunternehmen wollen mit dem Elend der sozial Schwachen einen schnellen Euro machen. Die Einnahmen sind sicher, da die Wohnungsämter das Wohngeld der sozial Schwachen bezahlen (für den Staat ist dies wohl die günstigere Variante als neu gebauten Wohnraum zu bezuschussen). Da die sozial Schwachen keine Alternativen haben, sitzen die Immobilienunternehmen am längeren Hebel, wenn die Wohnungen verwahrlosen und Instandhaltungen auf ein Minimum reduziert werden.

Wer bubbelt höck noch Bönnsch?
Normalerweise bewege ich mich nicht auf das Niveau von Express oder Bild hinab, doch in der vorletzten Woche las ich eine Schlagzeile, die mich als Rheinländer sehr berührte: der Bonner Dialekt droht auszusterben. Viele Menschen sind zugezogen, Dialekt sprechen meistens nur die Älteren, ein hoher Anteil von Migranten, die Ursachen dafür ähneln sich vielerorts. Analog zu der „Akademie för uns kölsche Sproch“, die es in Köln gibt, wollten Bonner Bürger ebenso eine eigene Sprachakademie gründen, doch dafür fehlte das Geld. Der Express berichtete über den Stammtisch „De Drecksau“ und über Thekengespräche bei einem Glas Kölsch, in denen der Dialekt gepflegt wurde: „Dä Schwaadlappe, dä es doch vill ze jroß“. „Jo, do bes de platt“ … usw. Was meine eigene Person betrifft: ich habe über längere Zeiträume in drei Dialektzonen gelebt. Aufgewachsen bin ich im niederrheinischen Sprachraum, sechs Jahre habe ich in Köln gewohnt und den ur-Kölschen Klang der Sprache kennen gelernt. Beim Bönnsch klingt der rheinische Singsang etwas weicher und weniger deftig. Über die drei Dialektzonen hinweg, ist jeder Dialekt eigenständig und enthält viele Wörter, die in den jeweils anderen Dialekten unterschiedlich sind. Rheinische Dialekte faszinieren mich zweifellos, selbst bin ich aber leider nicht in der Lage, einen dieser drei Dialekte zu sprechen.

Stoffmarkt im Schnee

Am 24. Februar ist in Bonn-Bad Godesberg für NRW die neue Stoffmarkt-Saison eröffnet worden. Im Laufe des Samstags Nachmittags hatte Schneefall eingesetzt. Während der Nacht hatte es weiter geschneit, in den Morgenstunden hatte der Schnee aufgehört und die Landschaft versteckte sich unter einer geschlossenen Schneedecke. Gegen halb elf Uhr kamen wir auf dem Stoffmarkt an. Brocken von Schnee waren zu Matsch aufgetaut, im Schatten zwischen den Ständen hielten sich Schneeflächen, die in Weiß erstarrt waren. Vor sich her stehend, froren die Marktverkäufer und klammerten ihre Finger um einen heißen Becher Tee oder Kaffee. Mehr oder weniger einsam und verloren bummelten wir über den Stoffmarkt. Ein Stoff mit einen rechteckigen Steinmuster, das war ungefähr alles, was wir kauften. Das war ungemütlich. Ein Novum: Stoffmarkt im Schnee. Das war Pech, denn in manchen Jahren hatten wir am 24. Februar herrliches Frühlingswetter.

Health Award
Das Abstrampeln hat sich gelohnt. Vom Oktober bis Dezember letzten Jahres hatte unsere Abteilung penibel erfasst, wie viel Zeit wir für welche sportlichen Aktivitäten aufwenden. So weit ich es hingekriegt habe, bin ich in der dunklen Jahreszeit jede Menge Rad gefahren. Außer mir waren noch einige Halbmarathonläufer dabei, andere haben sich in Fitness-Studios bewegt, wieder andere sind viel gewandert, geschwommen oder Inline-Skater gefahren. Von 168 teilgenommenen Teams haben wir den 10. Platz belegt. Darauf sind wir mächtig stolz und unsere Geschäftsleitung hat uns zu einem Frühstück eingeladen.

8 Kommentare:

  1. das freut mich dass eure Kleine einen Platz in der Ganztagesschule bekommen hat. Ich wünsche ihr dort eine schöne und interessante Zeit. Die Schule ist für euch alle bestimmt eine gute Lösung. Jetzt wäre es schön wenn die Chemie mit Lehrern und Schulfreunden auch passen würde :-)

    Als wir bei unserem Faschingszug vorbei geschaut haben, habe ich an deine Frau und eure Tochter gedacht ... und mir ist aufgefallen wieviele Süßigkeiten in die Menge geworfen wurden :-)

    ich gratuliere zum 10. Platz :-)

    und ich habe deinen Monatsrückblick wieder gerne (ganz) gelesen.

    lieber Gruß von Heidi-Trollspecht

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  2. Hej Dieter,
    Das Aussterben der Dialekte ist eine der Folgen von Flexibilität, die heute notwendig geworden ist. Der Zuzug aus anderen Ländern über Jahrzehnte, tat sein übriges. Auch kenne ich noch Zeiten, in denen Dialekt zu sprechen, verpönt war, als ein Zeichen von schlechter Bildung angesehen wurde. Das sind keine Voraussetzungen, um Dialekte rein zu erhalten. Übrig bleiben Mundartlieder, Bücher vll Theaterstücke und dgl. Ich nehme sogar an, dass dieser Trend in jedem Land zu spüren ist.

    auch diese Woche wieder nachdenkenswerte Themen aus unterschiedlichsten Bereichen!
    Danke.

    Gruß
    Beate

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  3. Danke dir für den Rückblick und ich freue mich schon auf die Fotos der Fußgruppe^^

    herzliche Grüsse

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  4. Prima, dass durch die Ganztagsschule ein Problem gelöst werden konnte und deine Frau den Weiterbildungsmaßnahmen sorgenfreier nachgehen kann. Ich drücke euch die Daumen, dass sich eure Tochter dort wohl fühlt und sie weiter gute Fortschritte macht. :-9

    Liebe Grüße
    Christa

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  5. Ein vielseitiger interessanter Rückblick.
    Die Sendung habe ich auch gesehen...könnte mich in diesem Zusammenhang auch wirklich über unsere aktuellen Vermieter aufregen.Wir wohnen (noch) in einer Spielstraße,also einer kinderfreundlichen Gegend,will man meinen.
    Nur sterben hier die Familien mit kleineren Kindern (d.h. unter 18/19J.) langsam aus.
    Nebenan stand ein Haus mit zwei Mietwohnungen komplett frei.Super Wohnungen mit jeweils 105 qm.
    Doch anstatt sie an zwei Familien zu vermieten,bekam eine Geschäftsfrau mit zwei (fast)erwachsenen Söhnen den Zuschlag für BEIDE Wohnungen!
    210 qm für 3 Menschen...und die Familien mit mehreren Kindern schauen mal wieder in die Röhre.

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  6. Fijne tijd voor je dochter!

    Wat een leuke foto van de stoffen markt. Ik ga niet vaak naar de markt. Behalve soms voor spullen om te knutselen. Of om koek te kopen.

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  7. Hey Dieter,
    ich kommentiere jetzt erst mal hier, weil ich deine Rückblicke immer bes. interessant finde:
    ♡lichen Glückwunsch zum Heathaward!
    Dialekte werden bestimmt nie aussterben. Schätzungsweise ist das eine Panikmache oder eine aufreisserische Schlagzeile der Boulevardpresse.
    Warum heisst es offene Ganztagsschule? Die Formulierung ließe Vermuten, dass es auch eine geschlossene gäbe oder eine halbgeschlossene, was dann wie bei den Psychiatriestationen im Krankenhaus wäre. Aber es konnte auch sein, dass offen bedeutet, nach und vor dem Schulunterricht dürfen die Kinder dort sein und Freizeitangebote wahrnehmen. Habt ihr die Kleine denn jetzt nicht nur zurückgestellt, sondern komplett umgeschult? Ich war übrigens auch auf einer Ganztagsschule die vom Mo-Do bis ca 16 Uhr ging, Fr. früher aus hatte und Samstags war immer schulfrei. Ich fand das als Kind sehr gut, aber ab der Pubertät haben wir uns dann auch von den Schulangeboten und den Ansprechpersonen abgenabelt... (Also die Schule ging von der 1. - 13. Klasse.)
    Deine Schilderung über die Wohnsituation finde ich aus zwei Gründen sehr interessant. Zum einen weil ich mich bei uns auch mit der Thematik etwas beschäftige und zum anderen, weil NRW das einzige Bundesland ist, in dem sich der Staat noch nicht (soweit) aus dem sozialen Wohnungsbau zurückgezogen hat. Deshalb ist NRW auch das einzige Bundesland, was in der Statistik über die Entwicklung der Wohnungslosenzahlen keinen (sprunghaften) Anstieg hat. Bei uns ist es inzwischen soweit, dass die gesetzliche Zusicherung, einen Wohnraum zugewiesen zu bekommen nicht mehr nachgekommen werden kann. Bisher war es ja so, dass viele Wohnungslosen aus den zugewiesenen Unterkünften schneller wieder rausgelaufen als reingegangen sind, aber inzwischen sitzen sie im Wartebereich der Sozialen Wohnhilfe vom Sozialamt und alle Plätze sind belegt... Ich hatte schon den Gedanken, ob die Bürger die Stadt verklagen könnten. Müsste ja theoretisch möglich sein.
    Danke für deinen cmt: Von Ergotherapie habe ich kaum eine Ahnung. Kannst ja mal was darüber schreiben, wenn du magst.
    wieczoramatische Grüße (◔‿◔)
    Mein Fotoblog

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  8. Es wäre wirklich schade, wenn der rheinische Dialekt verschwinden würde. Aber es tatsächlich so, dass immer mehr Leute zuziehen und die Jungen die Sprache von den Alten nicht unbedingt übernehmen, die die Jugend hat ja heute leider ihre ganz eigene Sprache, bei der es mir meist graust.

    Ich persönlich bin mit dem Vorgebirgsplatt aufgewachsen und heherrsche es auch, wobei ich es eigentlich nur dann spreche, wenn jemand von vorn herein mit mir auf Platt spricht. Dann verfalle ich automatisch auch in den Dialekt. Sonst spreche auch ich eher hochdeutsch :-)

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