Donnerstag, 17. April 2014

Apollinaris - The Queen of Table Waters


Heiliger Apollinaris
Dem Ahrwinzer Georg Kreuzberg war unheimlich zumute, nachdem er 1852 das Flurstück 1 Nr. 640 ersteigert hatte. Die 15 Taler, die er blechen musste, rentierten sich nicht. Seine Weinstöcke verkümmerten, die Weinlese fiel aus, während jenseits an den Hängen der Ahr vorzüglicher Spätburgunder gedieh.

Solch ein Pech. Er fluchte. Der Boden musste Schuld sein, er vermutete vegetationsabweisendes Schiefergestein, daher ging er den Dingen auf den Grund: eine Tiefenbohrung sollte für klare Verhältnisse sorgen, ob der Verlustbringer endgültig war, wie er seinen Fehlgriff verkraften konnte, Geld zum Fenster hinaus geschmissen zu haben.

Doch je tiefer der Bohrer ins Erdreich eindrang, um so mehr wurden aus Unheimlichkeit und Befremden Überraschung und Zuversicht. Ein prickelnder Luftzug stach in seine Nase. Als er ein Streichholz anzündete, erlosch es. In 50 Fuß Tiefe hatte er eine kohlensäurehaltige Quelle entdeckt. Stickluft entwich aus dem Bohrloch, und als das Gasgemisch im Labor untersucht wurde, entdeckten die Chemiker so manche Zutaten, die Gesundheit und ein langes Leben versprachen: Magnesium beruhigt das Nervensystem, Kalzium stärkt den Knochenbau, Sulfate entgiften die Leber, Chloride regen die Verdauung an, Jodide regulieren den Hormonhaushalt.

Der Kaufmann und Winzer Georg Kreuzberg betrachtete die Quelle als göttliche Fügung. Einstige Vulkane hatten Magma in tieferen Schichten zurück gelassen, das beim Erkalten Kohlendioxid ausschied. Über Spalten und Klüfte strömte es zum Grundwasser, wo es sich zu Kohlensäure löste und die Zutaten von Mineralstoffen und Spurenelemente hinzufügte.

Werksgelände
Georg Kreuzberg erkannte den Trend der Zeit. 1853 erteilte die preußische Regierung die Konzession, um Mineralwasser zu fördern und abzufüllen. Georg Kreuzberg benannte das Mineralwasser nach dem Heiligen Apollinaris von Ravenna, dessen Gebeine im 13. Jahrhundert in das nahe Remagen gelangten. In der Folgezeit hatten rege Wallfahrten eingesetzt.

1857 baute Georg Kreuzberg eine eigene Fabrik mit Abfüllanlage, direkt vor den Toren von Bad Neuenahr, das als Kurort gleichzeitig mit den heilenden Quellen des Heiligen Apollinaris entstand. Georg Kreuzberg entwickelte ein neues Verfahren, Mineralwasser mit eigener Quellkohlensäure zu versetzen, so dass der Anteil sprudelnder Kohlensäure stieg und damit die Haltbarkeit.

Georg Kreuzberg expandierte. Er nutzte den Verkehrsweg des nahen Rheins, damit seine Firma auf globalen Märkten  vertreten war. Das sprudelnde Wasser zirkulierte nicht in der Glasflasche um den Globus, die erst um die Wende zum 20. Jahrhundert transportüblich wurden, erst recht nicht in PET-Flaschen, sondern in Tonkrügen aus dem Kannenbäcker Land im Westerwald, denn so wurde das Wasser über Monate und Jahre hinweg haltbar.

Diese Haltbarkeit war Grundlage, denn von London aus wurde das weltweite Geschäft gesteuert. Georg Kreuzberg gründete eine eigene Vertriebsgesellschaft, nicht mit „beschränkter Haftung“, sondern „Limited“ mit britischem Handelsregistereintrag. Natürlich die USA, selbst die indische Kolonie und die Südseeinseln, natürlich das übrige Europa. Und Großbritannien: das Mineralwasser eroberte die Insel wie im Rausch. Die Briten waren verrückt danach, wie die Kohlensäure sprudelte. „Klar wie Kristall, weich wie Samt, moussierend wie Champagner“, so beschrieben sie das Mineralwasser von Apollinaris.
Werksvilla
Es wurde so beliebt, dass es bis zum englischen Königshaus gelangte. Dieser verlieh Produkten mit herausragender Qualität ein Gütesiegel, das war ein rotes Dreieck. 1892 erhielten die Mineralwasser von Apollinaris vom englischen Königshaus die Auszeichnung, und 1894 ließ der Sohn von Georg Kreuzberg, Anton Kreuzberg, nach dem „Gesetz zum Schutz der Warenbezeichnungen“ den Schriftzug von Apollinaris, das rote Dreieck und den Wahlspruch gegen Nachahmung schützen (Georg Kreuzberg starb 1873). Seitdem nennt sich Apollinaris „The Queen of Table Waters“. 1897 benannte die Queen höchst persönlich Apollinaris zum Hoflieferanten.

Die globalen Absatzmärkte brachen nach dem Zweiten Weltkrieg zusammen und konnten sich danach nicht mehr erholen. 2006 ist Apollinaris von Coca-Cola aufgekauft worden. Seit 1. Januar 2014 beschränkt sich Apollinaris auf den deutschen Absatzmarkt. Dennoch überstrahlt Apolinaris die übrigen Mineralwasser-Marken. Einen adligen Titel wie „The Queen of Table Waters“ hat kein anderes Mineralwasser.

4 Kommentare:

  1. danke für die Apollinaris-Info :-)

    lieber Gruß von Heidi-Trollspecht

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  2. ...und schon wieder was gelernt. Ein sehr interessanter Post der mir die Geschichte des Wasser nahe gebracht hat. Was ist auch nicht wusste ist das es von Coca Cola aufgekauft wurde. Schade eigentlich das der Absatz mehr auf den deutschen Markt beschränkt, denn ich finde es steht dem Vichy nix nach.

    Schönen und besinnlichen Karfreitag und herzliche Grüsse

    N☼va

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  3. Stimmt, so ein Adelstitel, führt kein anderes Wasser. Allerdings ist Wasser nicht gleich Wasser :) und so greife ich persönlich viel lieber zum Gerolsteiner. Irgendwie sagt mir der Geschmack mehr zu.

    Ich wünsche dir und deiner Familie ein frohes Osterfest mit herrlichem Wetter!

    Liebe Grüße
    Arti

    PS: Klar können wir uns auf der Laga mal treffen...

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  4. jetzt bin ich´s nochmal :-)
    ich will dir und deinen Lieben schöne Ostern wünschen Dieter
    herzliche Grüße von Heidi-Trollspecht

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