Dienstag, 3. April 2012

mit dem Rennrad quer durchs Siebengebirge


Einmal vom Nordrand aus quer durchs Siebengebirge. Hinter Hoholz stach ich ins Siebengebirge hinein. Ein erster, abrupter Anstieg. Auf dem Berg angekommen, erstreckte sich das Fraunhofer-Institut an einer Kurve hinter Parkplätzen. Hoholz, hinter der Ampel, das war eines der Momente zeitloser Schönheit, die ich beim  Rennradfahren genoss: am Straßenrand ein Feld voller Raps, dessen gelbe Blüten sich noch nicht aufzusprießen trauten. Die Straße senkte sich ins Tal hinunter, kletterte dahinter einen Hügel hinauf. Hinter einer weiteren, flachen Talmulde stieg dann entschlossen und unwiderruflich das Siebengebirge an. Fünf Berge reckten ihre Buckel in die Höhe, überraschender Frost, den der Wetterbericht nicht vorhergesagt hatte, hing noch über den Feldern, der stahlblaue Himmel hob sich streng von den Gipfeln ab. Ich war hingerissen.

Fünf Berge: egal, von welcher Richtung man auf das Siebengebirge blickte, die Perspektive musste ganz sorgfältig justiert werden, um genau sieben Berge abzuzählen. Um sie vollständig zu zählen, musste man die höchsten Erhebungen besteigen: den Ölberg oder die Löwenburg, von dort oben waren es exakt dreizehn Berge. Wie das Siebengebirge auf ihren Namen gekommen ist, darum ranken sich Mythen oder Legenden: vielleicht ist das Gebirge nach feuchten Bachtälern bezeichnet worden – die Siefen genannt wurden – oder die symbolhafte Bedeutung der Zahl Sieben sollte unterstrichen werden – unabhängig von der tatsächlichen Anzahl der Berge.

Ich genoss die Abfahrt in den Talkessel nach Stieldorf. Danach überwogen die Anstiege, unterbrochen von kurzen Abfahrten, und vor Thomasberg rückte das Siebengebirge näher mit seinem höchsten Berg, dem Ölberg (460 Meter hoch). Zum Greifen war er nahe, bei Thomasberg fädelten unzählige Wanderwege seine Besteigung ein. Die ruhige, kaum befahrene Nebenstraße schlich den Fuß des Ölbergs entlang, von wo aus man einen irren Ausblick auf die Autobahn A3 (Köln-Frankfurt) und die ICE-Strecke hatte.

Der Stöckerhof – eine imposante Hofanlage – kündigte den Ortseingang von Ittenbach an. Einige Häuser, die aus dicken, mausgrauen Steinquadern gemauert waren, begleiteten die Straße. Dieses Grau, das düster und gleichzeitig lebendig war, erinnerte mich an manche Orte in den belgischen Ardennen, wo ganze Dörfer aus solchen Häusern bestanden. In Ittenbach waren es Einzelfälle: spätestens an der Hauptstraße war das Ortsbild von Ittenbach abhanden gekommen, denn dort rauschte nur noch der Verkehr, der sich von der Margarethenhöhe zur Autobahn bewegte. Boutiquen, ein chinesisches Restaurant, eine Shell-Tanksstelle mit Rekordpreisen, ein Schnellimbiss mit einem gigantischen Abzugsrohr, das die Fettausdünstungen des kompletten Siebengebirges hätte in die Luft blasen können.

Bei dieser Tour hatte das Siebengebirge sogar noch einen draufzusetzen. Eine Rechtsabbiegung in die nächste Nebenstraße, eine Abfahrt in Schlangen und Schleifen ins nächste Tal folgte. Es war eine ruhige Abfahrt, bei der ich gemächlich treten konnte und seicht den Berg hinunterrollte. Mit den Kurven wechselte die Vegetation. Anfangs war es Laubwald, der in den Hängen des Siebengebirges fast noch komplett kahl war. Dann mischten sich Stücke von Nadelwald hinein, die mit ihren grünen Tannenwipfeln herausragten. Schließlich presste sich der Nadelwald bis an die eine Straßenseite heran, während an der anderen Straßenseite ein Bach mit einem Wiesenstück verschwand. In der Einsamkeit des Siebengebirges fand sich dort ein überraschend vollgeparkter Wanderparkplatz.

Die Abfahrt endete, und das Siebengebirge setzte wieder einen drauf. Es ging den Berg hoch, und zwar mit 8% Steigung. Da ich vor etwas mehr wie einer Woche eine 12%ige Steigung geschafft hatte, hielten sich diesmal mit Kraft und Ausdauer und der richtigen Atemtechnik die Probleme in Grenzen. Treten, treten und nochmals treten, und die auf der Wiese grasenden Ponys schauten zu. Derselbe Bach, der eben verschwunden war, plätscherte diesmal fleißig den Berg hinunter. Häuser rückten in Sichtweite, die zu Aegidienberg gehörten, ein scharfer Knick, und die Steigung hatte ihr Ende gefunden.

Aegidienberg: vor einer Bäckerei zeigten sich dieselben sonntäglichen Warteschlangen, wie ich sie aus unserem Ort kannte, am Kreisverkehr packte mich die Neugierde, denn ein neuer Fahrradladen war dort gebaut worden mit ganz vielen, flammneuen Rennrädern im Schaufenster.

Ein kurzer Blick auf den Ölberg von den anderen Seite, dann folgte eine traumhafte Abfahrt ins Rheintal hinter nach Bad Honnef, acht Kilometer Genuss und Talfahrt hinunter. Dabei war das Gefälle so wohl dimensioniert, dass ich nur auf kleineren Stücken abbremsen musste, diese Abfahrt war einfach affengeil, mit Kurven und Serpentinen und ständig wechselnden Perspektiven.

In einer Bäckerei in Bad Honnef ein Kaffee. Kein bisschen schlapp war ich. Rund um Köln konnte kommen.

10 Kommentare:

  1. wieder eine schöne Tour und schöne Erklärung was du so erlebst dabei!
    Man erlebt nicht nur das eine schöne auch das andere das man manchmal weg fallen lässt weil es nicht rein passt in dem schönen ...

    Lieben Ostergruss Elke

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Dieter, die Gegend rund um Siebengebirge ist mit zwar bekannt, aber Du beschreibst sie so gut, als wäre man mit dabei... ist schon an herrliches Fleckchen am Rhein. Mein studierender Sohn ( wohnt im Collegium A.in Bonn) hat von seinem Zimmer aus freien Blick auf's Siebengebirge und natürlich hat er es mit dem Fahrrad erkundet ( ganz schön steil!) genau wie den Kottenforst.
    Liebe Grüße und schon jetzt schöne Ostern-
    Marita

    AntwortenLöschen
  3. hey..supergut im training!!!
    das wetter ist garnicht so schlecht zum rad fahren!
    LG

    AntwortenLöschen
  4. Eine gute und schöne Beschreibung von einer herrlichen Gegend. Ich wünsche dir viel Spass und Erfolg bei "Rund um Köln"

    VG Nachtfalke

    AntwortenLöschen
  5. ich habe mir gerade ein paar Bilder vom Siebengebirge angesehen ... eine sehr schöne Gegend.
    Die Daumen sind für Köln gedrückt!
    lieber Gruß von Heidi-Trollspecht

    AntwortenLöschen
  6. Für die Langstrecke bin ich so gar nicht zu haben. Seit ich keine Fahrradausflüge mit den Kindern mehr machen muss, hält sich das in Grenzen. Mein Tourenrad hat der Sohn mit nach KO genommen. Da hab ich hier eh nur noch mein Citybike (allerdings ein gutes, mit dem ich auch durch die Flussaue fahre). Geht eben alles etwas gemütlicher zu. Dafür inklusive Picknick- ähm Einkaufskorb.

    Grüße! N.

    AntwortenLöschen
  7. Das Siebengebirge ist wunderschön und du beschreibst immer so toll deine Touren, Dieter, man ist immer live dabei.
    Am Ende einer solchen Tour hat man auf jeden Fall etwas Leckeres verdient.

    LG Christa

    AntwortenLöschen
  8. Hej Dieter,

    dein Trainingsprogramm für "Rund um Köln" hört sich ja herausfordernd an. Abwechslungsreich ist es allemal! Würde mich interessieren wieviele Kilometer Du ungefähr so in einem Jahr radelst.
    Und, es ist prima mit dem Kölner Event ein Ziel zu haben. Wann sollte man da Daumen drücken?

    Grüße aus dem sonnigen Schweden
    Beate

    AntwortenLöschen
  9. Tja,du hattest die 7 Berge...und ich habe in meiner Heimat die 7 Türme;-)
    An die musste ich sofort denken,als ich deinen Post las.

    Wünsche dir eine schöne Restwoche und herrliche Feiertage für dich und deine Familie!

    Viele Grüße,
    Line

    AntwortenLöschen
  10. Danke für die immer wieder schönen Bilder aus der "alten" Heimat. Herzliche Grüße und ein schönes Osterfest!

    AntwortenLöschen