Montag, 5. März 2012

Stoffmarkt in Venlo / Niederlande

Die Auswahl an Restaurants war schlichtweg eine Katastrophe. Selbst am Rathausplatz, wo das Rathaus im Stil der Renaissance imponierte, war kaum etwas zu finden. Im Inneren der drei in Frage kommenden Restaurants stapelten sich noch die Stühle und so leer und untätig wie es dort aussah, bekamen wir dort zu Mittag nichts zu essen. Waren wir viertel vor 12 zu früh ?

Wir schlenderten weiter durch die Fußgängerzone in Venlo. Immerhin: an der Brasserie „De Fiscus“ wurden die Tische sauber gewischt. Doch wir fanden weder an den Tischen, noch am Restauranteingang eine Speisekarte und hatten Angst vor astronomischen Preisen, denn der Eingang mit pompösen Stuckarbeiten gehörte zu einem Hotel. Die Imbißbuden, die folgten, waren geöffnet: sie warben mit Fritten aus frischen Kartoffeln, doch unseren Besuch des Stoffmarkts wollten wir nicht mit dem Beigeschmack von Fast Food genießen.

Freilich, Venlo machte es uns nicht einfach mit dem Mittagessen. Schließlich landeten wir im Restaurant „Prins-Bernhard“ kurz vor dem Nolensplein – wo der Stoffmarkt stattfand und von wo aus wir eigentlich gekommen waren. Drinnen fanden wir eine der letzten freien Tische, und die deutsche Kellnerin kam uns chaotisch vor, denn anstelle des Sprudelwassers versorgte sie uns mit stillem Wasser, so dass sie uns ein zweites Mal mit dem richtigen Mineralwasser bedienen musste. Dann hieß es warten auf ihre niederländische Kollegin, die die Bestellung aufnahm, danach abermals warten, wobei ich erkennen konnte, dass hinter einer Klapptüre in der Küche ständig etwas zubereitet wurde, aber nichts wurde an Speisen ins Restaurant gebracht. Ich hatte bereits eine schlimme Vorahnung, dass wir endlos warten müssten, doch schließlich löste sich dieses Rätsel in Schall und Rauch auf: Schnitzel, Pfannkuchen und ein Kindermenü bekamen wir serviert, wobei wir so ziemlich die einzigen waren, die zu Mittag aßen. In Maastricht, Kerkrade oder in Zeeland hatten wir die niederländische Küche schätzen gelernt. Anfangen von der Frikandel – so ungefähr das niederländische National-Gericht – über Fischgerichte wie Scholle, Muscheln oder Vispannetje bis zum Saté-Spiess (mit Erdnusssoße) oder auch Pfannkuchen: die niederländische Küche hatte ihre Eigenheiten zu bieten, mit denen wir stets zufrieden waren. Mein Pfannkuchen - mit Champignons, Zwiebeln und Speck -  war klasse und die Champignons waren frisch und separat angedünstet. Die verzweifelte Suche nach einem Restaurant hatte also ein positives Ende gefunden.

Der Stoffmarkt, weswegen wir eigentlich nach Venlo gefahren waren, war riesig und wunderschön. Um uns mit Stoffen einzudecken, besuchen wir seit ca. 2 Jahren Stoffmärkte. In Deutschland finden zu festen Terminen deutsch-niederländische Stoffmärkte statt. Dort kann man alles rund um Stoffe bekommen, was das Herz begehrt. In den Niederlanden gibt es vergleichbare feste Termine. Über Freunde hatten wir im letzten Jahr von einem Stoffmarkt in Kerkrade (bei Aachen) erfahren. Der gestrige Stoffmarkt in Venlo war der erste Markt in der niederländischen Terminserie.

Der Venloer Stoffmarkt war bislang der größte Markt, den wir gesehen hatten. Stoffe, Leinen, Wolle, Garn, Kissen, Gardinen, Tischdecken, Schnittmuster, Federn für Kissen, Applikationen, Kurzwaren, Knöpfe, Aufnäher, Reißverschlüsse – das Angebot rund um Stoffe war schier unübersehbar. Obschon ich fürs Nähen nicht zuständig bin, bummele ich gerne über solche Märkte, weil sie so bunt sind, weil sie zur Phantasie anregen und weil ich dem Treiben gerne zuschaue.

Zufrieden – so auch heute – verließen wir diese Stoffmärkte. Taschen sind als nächstes an der Reihe – dazu hatten wir in Venlo Stoffe mit Streifenmuster und mit Hello Kitty gekauft, außerdem Reißverschlüsse und Köperband. Das Köperband kostet übrigens zu Hause das 3,5 fache im Vergleich zum Stoffmarkt. Mit den Reißverschlüssen sollen Federmäppchen genäht werden, wozu wir uns bereits Aufnäher „Atomkraft nein danke“ besorgt hatten.

In Venlo war außerdem verkaufsoffener Sonntag – den wir nicht genutzt hatten. Das ist durchaus ein Unterschied zu deutschen Städten: in größeren niederländischen Städten ist der erste Sonntag quasi als fester Termin verkaufsoffen, man kann also nach dem Kalender sonntags einkaufen. In Deutschland wird dies nicht so frei gehandhabt – was ich widersprüchlich finde, denn ansonsten wird man in unserem Land maßlos mit alledem zugeschüttet, was den Konsum angeht. Es waren sehr viele Deutsche in Venlo heraus zu hören – ein Anteil von bestimmt 70-80%, da das Ruhrgebiet direkt vor der Nase liegt. Niederländer haben sich da sicherlich überrannt gefühlt. Ich kann die Niederländer aber trösten: in Aachen ist an der Einkaufstagen das Verhältnis genau umgekehrt.

Treppengiebel; Häuser aus der Renaissance; die kleinen, puppenstubenhaften Häuser; gardinenlose Fenster; ein Netz an Radwegen, von dem wir in Deutschland nur träumen konnten; gegen 15 Uhr ging es wieder heimwärts zurück. Pünktlich, nach Überschreiten der Grenze, zwischen der Autobahnabfahrten Kaldenkirchen und Nettetal, erreichte uns der Regen. Anfangs tröpfelte es. Den Rest der einstündigen Autofahrt schüttete es und es hörte für den Rest des Tages nicht mehr auf. Da hatten wir Glück gehabt in Venlo.

12 Kommentare:

  1. Stoffmarkt hört sich gut an, da wars sicher sehr farbenfroh. Ob es bei uns auch Stoffmärkte gibt, hab ich noch nie gelesen. Diese Stoffabteilungen gab es mal riesengroß in Kaufhäusern, auch viel Zubehör für die Näherei...inzwischen sind diese Abteilungen ziemlich geschrumpft und das Zubehör ist sündhaft teuer geworden.
    Sehr anschaulich hast du den Besuch in Venlo beschrieben...in der Ecke war ich noch nie!
    Herzlichst Zaunwinde

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  2. Hej Dieter,
    das wäre auch etwas für mich. Gerade geht der Stoff unserer Wohnzimmerstühle kaputt und ich hätte gerne die Ausawahl von Bezugsstoffen in Venlo genutzt. Hier ist es schwierig etwas Vergleichbares zu bekommen.
    Und noch eines: Nach dem Lesen Deiner Beiträge habe ich immer das Gefühl dabei gewesen zu sein.
    Toll!
    Gruß smultron

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  3. Ein sehr schöner Bericht. Lebhaft, wie der Stoffmarkt :)

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  4. Venlo ich war im Sommer ein mal dort und da war es sehr und einmal als alles voller Glatteis war und da sie ja nichts weg räumen gibtes nicht war es ein reines Rutschpartie. Zu dem Stoffmarkt wäre ich auch gerne gewesen aber alleine habe ich auch keine Lust dazu und mein Schatz musste Arbeiten..leider. letztes Jahr als in Düsseldorf er da war hab ich auch nicht können.. ist immer der Wurm drinne.
    Venlo im Sommer, gefällt mir aber es ist eine reine Touristenstadt. Ich fahre mit dem Zug so ungefähr 1 Stunde!
    Man muss es erleben *zwinker*
    In dem grossen Gebrüder Venlo Laden haben sie oben drin ein Restaurant war gut..
    Lieben Gruss Elke

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  5. so ein Stoffmarkt würde mir auch gefallen. Schön dass du uns an dem Stoff-Ausflug teilhaben lässt. Jetzt würde mich natürlich interessieren wie die Nähergebnisse aussehen ;-)

    lieber gruß von heidi-trollspecht

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  6. Der Stoffmarkt kommt ja manchmal auch bis nach Dortmund ... aber zum Termin hab ich es noch nie geschafft. Ich kann mich erinnern, dass ich (gefühlt) in einem Sommer Urlaub mal den halben Stoffmarkt in Middelburg leer gekauft habe und davon drei Jahre genäht hab. Zum Glück ist es von hier nicht soooo weit nach Holland. Da lässt sich Nachschub besorgen. Ich finde es immer furchtbar, weil die Ideen nur so sprudeln, sich meinen (freie) Zeit für Nähaktionen aber nicht gleichermaßen vermehrt.

    Schön hier bei dir, danke dass du dich bei mir gemeldet hast und ich so hierher gefunden habe. Ich komme bestimmt wieder.

    Grüße! N.

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  7. Ein sehr interessanter Bericht, den du wieder geschrieben hast, Dieter. In Venlo war ich noch nicht und auch noch nicht auf einem reinen Stoffmarkt, aber ich weiß, meine Kamera hätte da bestimmt angefangen zu glühen. *g*
    Mit Sicherheit gibt es dort viel zu stöbern. Ich werde mal Ausschau halten, ob so etwas auch in unserer Nähe mal angeboten wird.

    Ich wünsche dir einen guten Start in die neue Woche. :-)

    Liebe Grüße
    Christa

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  8. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  9. ☾ Guten Abend, lieber Dieter

    ˚●/° 。 Der Post gefällt mir.
    /▌•˛ ˚ Deinen Bericht über den Stoffmarkt finde ich interessant.
    / \ 。 ° Ich sehe hier, dass nicht nur Deutschland eine Service-Wüste ist,
    ˚ ˛ ° 。falls diese Behauptung heute überhaupt noch zutrifft.

    ☾ Vielen Dank für deinen Kommentar, über den ich mich riesig gefreut habe. Naja, ohne Mühe wäre es sinnlos zu bloggen und würde wohl niemandem Spaß machen - weder euch Betrachtern noch mir ;)

    Ich hoffe, du bist gut in die neue Woche gestartet
    ☾ LG & gN8
    Wieczorama =^.^=

    Mein Wieczorama Fotoblog

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  10. Hallo Dieter,
    die Stoffmärkte sind ganz besonders fein- Ich sehe schon meine Schwester in den Startlöchern-sie quiltet unglaublich gut und wenn es irgendwo Stoff gibt, wird sie ganz hibbelig.

    Eine schöne Erzählung! Viele Grüße in den Tag

    Jo

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  11. ich als "tapferes schneiderlein" habe noch nicht einen stoffmarkt besucht...ich weine....und neidisch guck!
    grüssele

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  12. So ein Stoffmarkt wäre gefährlich für mein Portemonnaie. In Venlo war ich mal bei einem Golden-Earring-Konzert, und -ganz klar(!)- im "Golden Tiger"! ;-)

    Danke für Dein schönes Posting!

    Liebgruß,
    Tigerita
    =^.^=

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