Freitag, 2. Dezember 2011

S-Bahnhof Porz-Wahn


Nachdem ich aus der S-Bahn ausgestiegen war, schritt ich durch die Bahnunterführung, die so düster war, dass sie die Kulisse für einen Kriminalfilm hätte darstellen können. Am Ende des Treppenaufgangs fiel das Licht der Laternen auf das dreieckige Glasdach und zerstreute sich ganz seltsam in alle Richtungen, so dass nur noch schmale, diffuse Lichtkegel den Bahnsteig erreichten.

Um 22.26 Uhr kam der nächste Bus der Linie 163 – dies zeigte die Anzeigetafel auf dem S-Bahnhof Porz-Wahn an. Nun war es viertel vor zehn. So lange zu warten nervte mich, daher rief ich meine Frau an, mich mit dem Auto abzuholen.


Ich starrte in die Öde der Nacht hinein. Es hatte aufgehört zu regnen. Unter dem Himmel hing eine Wolkendecke, matt, von einer bleiernen Schwere, ohne jegliche Struktur.



Alleine war ich um die späte Uhrzeit nicht. Jugendlichen alberten auf der Bank am Bahnsteig herum. Am Bussteig füllte sich die Nachtlinie 167, dessen Ziele Lind und Wahnheide waren. Die Innenbeleuchtung war so hell, dass mir der Bus wie ein Denkmal in der Dunkelheit vorkam. In der Ferne erschienen die Umrisse der Fahrgäste schemenhaft. Der Busfahrer ließ den Motor in einer endlosen Geduld laufen und fuhr nicht ab.



Der Bahnhof Porz-Wahn hatte im Vergleich zu anderen Bahnhöfen – die genauso unansehnlich waren – eine exponierte Stellung, denn er lag mitten im Feld, fernab von jeder Geschäftigkeit, der eigentliche Stadtteil Porz-Wahn lag noch einige Kilometer entfernt. Ich freute mich über jede Bewegung, die ich wahrnehmen konnte. Ein mattes, entferntes Geräusch, dann ein leises Huschen, Reihen von viereckigen Lichtern zischten am Bahnhof vorbei und verschwanden in Windeseile – das war ein ICE. Die Nachtlinie 167 hatte sich noch nicht entschieden abzufahren, und weil mein Blick nichts anderes finden konnte, starrte ich auf ein Graffiti auf einem schlecht beleuchteten Brückenpfeiler, wo sich wahllos dahingekleckerte Buchstaben ineinanderfügten.



Kurz darauf kam meine Frau. Und ich war froh, diesen gruseligen Ort verlassen zu können.

1 Kommentar:

  1. Sehr stimmungsvoll beschrieben. Solche Orte hat wohl jede (Groß)Stadt.

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