MIELE-Werbung |
15 Milliarden Euro wollen die Menschen in unserer
Republik für Weihnachtsgeschenke ausgeben. Das hat eine repräsentative Umfrage
der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) heraus gefunden. Die Größenordnung
haut mich um. Der Handel reibt sich die Hände und freut sich. Das ist fast so
viel Geld, wie meine eigene Firma als Jahresüberschuss 2012 erwirtschaftet hat.
Das ist deutlich weniger Geld wie stark wachsende Branchen – Smartphones und
Tablet-PCs – verdienen. Sie liegen unterhalb der 10 Milliarden Euro-Grenze. Die
drückende Last von Schulden, die die Stadt Bonn hat, sind mit 1,6 Milliarden
Euro Kleckerkram gegenüber den 15 Milliarden Euro.
Übermorgen naht der erste Advent, und ich werde mich
all dem Tannengrün und all den Weihnachtsmärkten, die bis in die kleinste
Kleinstadt in der Provinz stattfinden müssen, nicht entziehen können. In
unserer Gegend sind viele Weihnachtsmärkte kopiert: eine fest strukturierte
Ansammlung von Freßbuden, wenig kreatives und selbst gebasteltes, und dann noch
ein paar Händler, die als zusätzlichen Vertriebskanal für ihre Parfüms,
Bekleidung oder Backwaren Weihnachtsmärkte ausgewählt haben.
Blutdruckmessgerät zu verschenken |
Auf diesen Zug der Weihnachtswerbung springen alle
auf. Das sind nicht nur Warenhäuser wie Kaufhof oder Karstadt. Die Botschaften
der Werbung drehen alles in Marschrichtung auf Weihnachten um. Ein Nikolaus
neben Schmerztabletten, Schleifen und Tannengrün verschönern ein Blutdruckmessgerät, Schönheitspillen zwischen der Weihnachtsdeko. Vieles wird
künstlich zurecht gerückt, wenn ich in das Schaufenster einer Apotheke blicke
und mich frage, wer so etwas zu Weihnachten verschenkt. Dasselbe bei
Haushaltsgeräten: wenn ich es wagen würde, Nützliches im Haushalt meiner
Göttergattin zu schenken, würde ich bitterböse Blicke ernten.
Ich will mich verkriechen. Weihnachten muss ich mich
auf Umwegen nähern. Ständig stolpere ich darüber, dass Weihnachten zu einem
Wirtschaftsfaktor geworden ist. Um den niemand einen Bogen machen kann, denn
die Existenz von vielen, vielen Einzelhandelsgeschäften hängt eben von diesem
Weihnachtsgeschäft ab. 288 Euro gibt der Bundesbürger im Durchschnitt für
Weihnachtsgeschenke aus. Das ist eine bizarre Situation, dass sich Moment des
Glücks in Geldeinheiten ausdrücken lassen.
Die Bestsellerautorin Susanne Fröhlich hat mich
zuletzt – wie es ihr Nachname verspricht – aufgemuntert. In der Radiosendung
SWR1 Leute. In der Talk-Sendung hatte sie gestöhnt. Bei uns zu Hause läuft es
nicht viel anders. Ihre Familie war groß, es war ihr zu stressig, und sie hatte
ein Ende von all der Beschenkerei herbei gesehnt. Ihr Vorschlag, wegzufahren
und Weihnachten irgendwo anders zu verbringen, lief dauerhaft ins Leere.
LIDL-Werbung |
Ihre Kinder waren stock-konserativ. Ein Tannenbaum,
groß und voll gestopft mit Schmuck und Lametta, musste es sein. Und viele
Geschenke, damit jeder schön viel zum Auspacken hat. Alljährlich lief es auf
ein großes Chaos hinaus, wenn am letzten Advent der Tannenbaum gekauft wurde.
Krumm und schief, zu dicht oder zu dünn, zu hoch oder zu breit: die Eheleute
stritten sich regelmäßig, wenn der Tannenbaum nicht optimal war. Doch bei der
Bescherung war alles wieder vergessen
Die Gesellschaft für Konsumforschung hatte noch
etwas herausgefunden. Die Menschen wollen in diesem Jahr 2% mehr für
Weihnachtsgeschenke ausgeben. Das ist gegen den Trend. In kaum einer Branche
steigen die Löhne um 2%. Die Verschuldung der privaten Haushalte steigt, das
auf die hohe Kante gelegte Gesparte sinkt. Aber bei Weihnachtsgeschenken wird
nicht geknausert. Die Lieben sollen unter dem Weihnachtsbaum das bekommen, was
ihr Herz begehrt. Koste es, was es wolle, wird das Geld aus allen Ecken
zusammen gekratzt, egal, ob es da ist oder nicht.
Es ist gut so, dass das Weihnachtsfest bei uns so
harmonisch enden wird wie bei den Fröhlichs. Meine Abneigung gegen die
geschäftliche Ausrichtung des Weihnachtsfestes wird meine Familie zurecht
rücken. Auch wir laufen geradeaus im Trend der Vorweihnachtszeit. Spätestens am
Heiligabend unter dem Tannenbaum wird alles anders sein. Wenn die
Weihnachtsmesse vorbei ist, wenn wir zu Abend gegessen haben, wenn die
Geschenke ausgepackt sind, wenn die Gesichter strahlen und wenn sich jeder über
jeden und alles freut. Weihnachten ist Familienfest. Und ich werde es schön
finden, im Kreis all unserer Lieben mitten drin zu sein.
Ich bin froh das es hier noch ein wenig anders abgeht. Sicherlich wird auch ver- und gekauft, aber es gibt rundum noch soviel zu sehen was wirklich mit Weihnachten zu tun hat. Denke dabei an die Krippenausstellungen auf denen meist auch schöne Handarbeiten verkauft werden. Momentan noch San Andrés gefeiert, rasen sie hier nebenan auf der Straße mit "Rollbrettern" den Berg runter (jetzt um die Uhrzeit, mit aufgestellten Flutlichtern), und die Weihnachtsbeleuchtung wird ab nächster Woche in den Orten offiziell eröffnet.
AntwortenLöschenDiesen Kommerz fand ich auch immer grässlich und vor allem fand ich es schlimm das es in D. schon immer früher anfing mit dem Verkauf von Süssigkeiten und Co.
Wünsche dir und deiner Famile aber dennoch ein schönes erstes Adventswochenende und sende herzliche Grüsse
Nova
Ja mein Lieber Weihnachten hat seinen Sinn verloren, es ist zu einem Konsumrausch ausgeartet.
AntwortenLöschenEin friedliches und besinnliches Fest wie wir aus Kindertagen kennen, gibt es nicht mehr.
Machen wir das Beste daraus.
Ein schönes 1. Adventwochenende und liebe Grüße
Angelika
Hallo Dieter, du hast die Weihnachtszeit sehr genau beschrieben. Ich kann davon vieles nachempfinden.
AntwortenLöschenIch bin aber auch der Meinung, dass man das nicht alle mitmachen muss, sondern, dass es jeder in seiner Hand hat, die Vorweihnachtszeit, Schenkerei und den Hl.Abend so zu gestalten wie es einem gefällt.
Herzlichst MinaLina
Eine passende Beschreibung der Zeit, in die wir bereits alle hinein geschlittert sind, so wir uns nicht irgendwo festgekrallt haben. :-)))
AntwortenLöschenIch wünsche dir, dass deine Prognose des letzten Abschnitts eintrifft!
lieben Gruß
Brigitta
Guten morgen Dieter
AntwortenLöschenIch mage auch keine Weihnachten und wünsche immer sie sollen schnell vorbeigehen.Das hat aber mit der Kinderzeit zu tun.
Mache Deine Weihnachtszeit mit Deine Famielie so wie es Euch gefällt.Nein,man muss nicht überall mitmachen.
Ein sehr schönes Bericht!!!
LG
Christa
Hallo lieber Dieter,
AntwortenLöschenich denke, jeder soll sich von Weihnachten das mitnehmen, was ihm gefällt. Man muss ja nicht auf jeden Zug aufspringen. Ich mag aber die Erinnerungen an die Kindheit, den Zauber von Weihnachten und den versuche ich auch heute, jedes Jahr einzufangen.
Liebe Grüße und dir und deiner Familie morgen einen schönen 1. Advent
Christa
Übertreiben mit dne Geschenken sollte man es in der Tat nicht. Was die Haushaltsgeräte etc angeht .. in den 60er Jahren war das total in. Oft die einzige Möglichkeit für Otto-Normalhausfrauen zu einem Schnellkochtopf oder einem teuren Haarfön mit Trockenhaube zu gelangen. Zeiten haben sich gewandelt und Frauenwünsche auch. Ich schenke gerne, allerdings im Rahmen. Dabei lege ich sehr viel Wert auf die Verpackung. Jedes noch so kleine Geschenk wird liebevoll eingepackt. Auch die Weihnachtskarten bastle ich immer selber. Das ist für mich wie ein Ritual. Heiligabend ohne Weihnachtsbaum und Geschenke ist für mich kein richtiger Heiligabend.
AntwortenLöschenGruß vonner sentimentalen Grete