Es krachte in der Kirche. Diese Kehrtwendung war ein
Skandal und landete beim Papst Innozenz. Es geschahen Dinge, die selbst dem heutigen Bischof Tebartz-von Eltz
erspart blieben, denn der Kölner Erzbischof Adolf Otto IV. wurde abgesägt und
abgesetzt. Papst Innozenz besetzte den Bischofsstuhl mit der Konkurrenz südlich
des Machtbereichs der Erzbischöfe, das waren die Grafen von Sayn bei Neuwied.
Bruno von Sayn - übrigens der Reliquiensammler in meinem Post "Straße der Reliquien" - wurde Erzbischof von Köln.
Schillernde Frauengestalten sind selten in der
Geschichte, insbesondere im dunklen Mittelalter, das von Kaisern und Grafen und
Rittern und Bischöfen beherrscht wurde. Frauen versanken in der
Bedeutungslosigkeit. Die Ehe von Mechthild von Landsberg mit Heinrich III. von
Sayn war ein Kalkül der Macht. Mechthild von Landsberg, geboren um 1200, aus
Thüringen stammend, brachte umfangreiche Besitztümer und Burgen ihres Vaters im
Rheinland mit in die Ehe. Burgen, Höfe, Güter, Ackerland, Grundherrschaften,
Verpachtungen, Lehen: gemeinsam mit dem Kölner Erzbischof desselben
Adelsgeschlechtes entstand nach ihrer Hochzeit 1215 ein Herrschaftsbereich, der
von Köln aus bis in die Eifel, das Bergische Land und den Westerwald reichte.
Es war ein zusammenhängendes Gebiet, welches jahrhundertelang vorher und
nachher in sich verfeindet und zersplittert war. Diesen Deal hatte der Papst
höchst persönlich eingefädelt.
Der Zeitpunkt, als Mechthild von Landsberg
beziehungsweise Sayn zur schillernden Frauengestalt wurde, war traurig, denn
ihr Ehemann Heinrich III. starb 1246.
Ihre Ehe war kinderlos, und als Witwe und Gräfin durfte sie den umfassenden
Herrschaftsbereich managen.
Sie wuchs an ihren Aufgaben. Landesherren und Vögte
waren ihr untergeordnet. Das waren die Burgherren, die strategisch
bedeutende Burgen wie Blankenberg über dem Siegtal, die Löwenburg im
Siebengebirge oder Hachenburg im Westerwald verteidigen mussten. Amtssiegel,
das Justizwesen sowie Gefängnisse und Strafvollzug unterstanden ihr. Aus ihrem
umfassenden Immobilienbesitz warfen Höfe, Güter und Ackerland Erträge ab. Kämmerer
verwalteten Einnahmen und Ausgaben, der zehnte Anteil wurde als Steuer
abgeführt. Die Winzer ließen per Schiff ihren Wein nach Köln transportieren und
dort verkaufen. Da es im tiefsten Mittelalter noch keine einheitliche Währung
gab, durfte Mechthild von Sayn die Herausforderung bewältigen, alle Waren- und
Geldflüsse über eine Vielzahl von Währungen abrechnen zu dürfen.
Natürlich gab es Neider, die Mechthild von Sayn ihre
Machtfülle nicht gönnten. Andere Grafen fechteten die Erbfolge an, dass sie
Alleinerbin nach dem Tod ihres Ehegatten war. Ihre drei Neffen wurden als
alternative Erben ins Spiel gebracht. Doch auch sie taktierte. 1250 gewann sie
Verbündete in Köln. Mit dem Kölner Kurfürsten Konrad von Hochstaden schloss sie
einen Vertrag, dass das Erzbistum Köln nach ihrem Tod die Burgen Altenwied,
Neuerburg, Rennenburg und Altwindeck erben sollte. Es war vor allem der Kölner
Erzbischof Bruno von Sayn, der die Belange Mechthild von Sayns durchsetzte. So
beschwerte sich Graf Dietrich von Kleve beim Papst über ihre
Verschwendungssucht, doch Erzbischof Bruno lenkte ein, dass die Finanzen in
Ordnung seien.
Klug und gebildet, war sie Bestandteil der höfischen
Kultur des rheinischen Hochadels. Sie verkehrte rege mit Dichtern und
bedeutenden Denkern des Mittelalters im Rheinland. Ihre Kontakte mit Cäsarius
von Heisterbach und Albertus Magnus sind belegt. Dass sie Thomas von Aquin
kannte, gilt als wahrscheinlich. Mittelhochdeutsche Dichtung interessierte sie
leidenschaftlich, denn sie kannte den Dichter und Minnesänger Reinmar von
Zweter.
Ihre Verbindung zum Erzbischof Bruno von Köln hielt
bis zu ihrem Tode. Mit 82 Jahren wurde sie steinalt und überlebte ihren Ehegatten
um 38 Jahre. 1246 gründete sie in Köln nahe der heutigen Severinsbrücke das
Kloster „Maria im Spiegel“ – auch genannt „Sion“, abgeleitet von „Sayn“. Dort
verbrachte sie ihre letzten Lebensjahre und starb 1285.
Danke! Die Dame der Kölner Zeit des Mittelalters kannte ich noch nicht. Liegtves daran, dass ich kein Sion trinke?
AntwortenLöschenLG
Astrid
Interessant Dieter was du berichtest, die Dame kannte ich bisher nicht.
AntwortenLöschenDie Nachfahren sind mir wohl bekannt, Schloss Sayn mit seinem bezaubernden Schmetterlingspark ist sehenswert.
Falls ihr noch nicht da wart, ein Ausflug lohnt sich.
Liebe Grüße
Angelika
Interessant! ... auch die Tatsache, dass Sion von Sayn abgeleitet ist ... :-)))
AntwortenLöschenlieben Gruß
Brigitta
Das Schloss Sayn mit seinem hübschen Schmetterlingsgarten, wobei ich dort noch nicht war, ist ja sehr bekannt und viele Blogger waren dort schon, aber nun habe ich durch deinen Bericht auch etwas über die Dame mit gleichem Namen lernen dürfen. :-)
AntwortenLöschenLiebe Grüße und dir ein schönes Wochenende
Chirsta
Sehr interessant, Dieter, und gut berichtet. Mensch lernt nie aus...
AntwortenLöschenDas Schloss Sayn und den Schmetterlingspark kann ich auch nur empfehlen.
wieczoramatische Grüße zum Wochenende,(◔‿◔) | Mein Fotoblog
Hej Dieter,
AntwortenLöschendie Schönen und Reichen gab es also schon früher, nebst Neidern, Widersachern und Feinden. Die Welt hat sich diesbezüglich nicht verändert. Mit beachtlichen 82 Jahren hat sie ein erstaunliches Alter für diese Epoche erreicht. Ich denke( was Du darüber schreibst lässt die Vermutung zu) sie war eine kluge Frau.
Ein informativer Geschichtsbeitrag für mich!
Gruß
Beate
Danke! Das sind wieder viele schöne und interessante Informationen. Von Mechthild von Sayn habe ich zwar schon gehört, aber mich nie mit ihr befasst. Mal sehen, auf welcher Burg sie mir mal begegnet.
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