Mittwoch, 13. Februar 2013

neue Digitalkamera


Ein kurzer Schnappschuss im Rheinau-Hafen in Köln. Den Harry-Blum-Platz wollte ich fotografieren. Harry Blum war Oberbürgermeister von Köln und starb im Jahr 2000 im Alter von 55 Jahren urplötzlich an einem Herzversagen. Eine traurige Geschichte, die in meinem Themenspeicher abgelegt hatte, um einen Post darüber zu schreiben. Doch das Objektiv meiner Digitalkamera stockte beim Herausfahren. Ich probierte es noch einmal, doch das Objektiv quälte sich ab, blieb auf halbem Wege stehen. Die Fehlermeldung „Objektivstörung“ erschien auf dem Display.

Zu Hause stellte ich entsetzt fest, dass sich die Objektivstörung den falschen Zeitpunkt ausgesucht hatte. Die einjährige Garantie war am 24. Januar abgelaufen, genau acht Tage später, am 4. Februar, hatte mich die  Objektivstörung gezankt. Da hatte ich wohl Pech gehabt. Ich rechnete zusammen: meine Digitalkamera nach Nikon schicken, Kostenvoranschlag erstellen, Objektivstörung beheben; die Wahrscheinlichkeit, beim Kaufpreis von 89 € zu landen, hielt ich für relativ hoch.

Also eine neue Digitalkamera kaufen. Später, falls die neue Digitalkamera dasselbe Schicksal ereilen sollte, wollte ich die alte Digitalkamera reparieren lassen, um damit – als Reserve - weiter fotografieren zu können.

Das war traurig, dass ich so denken musste. Die Digitalkameras, die ich bislang besaß, hatten eine maximale Lebensdauer von zwei Jahren, bis die erste Reparatur fällig war. Was waren das noch für Zeiten ! Die Rollei, die ich mir 1992 gekauft hatte, als noch niemand an Digitalkameras dachte, hielt sagenhafte fünfzehn Jahre, bis die Bilder einen Rotschleier oder Violettschleier oder Grauschleier bekamen, je nachdem, wie das Licht einfiel.

Die jetzige Nikon S3100, die ich mir rund einem Jahr gekauft hatte, damit war ich eigentlich super-zufrieden. Bequem und flach lag sie in der Hand; wenn man von Dunkelheit absieht, waren die Fotos schön gestochen scharf; Akku aufladen anstelle Batterien auswechseln, fand ich genial; die Tastenfolge: Auslöser, Zoom, Bilder ansehen, Bilder löschen, Blitz ein- und ausschalten kannte ich im Schlaf; schließlich: der Preis von 89 € war unschlagbar. Die Nikon S3100 hatte mich durchaus begeistert. Obsoleszenz, der Trend zu immer kürzeren Nutzungsdauern, ich tat mich schwer, mich damit abzufinden.

Bis zum Kauf der neuen Digitalkamera wurde mir schmerzlich bewusst, wie abhängig ich beim Bloggen von der Digitalkamera geworden war. Ich denke parallel in Worten und in Bildern. Am Anfang steht die Wahrnehmung, was ich tagtäglich sehe. Da setze ich bereits die Brille durch die Digitalkamera auf, aus welchen Perspektiven ich die Dinge betrachte, wie ich in Details hinein schaue, wie ich Hintergründe gestalte, wie die Farben zusammen passen, wie das Licht einfällt, welche Rollen Menschen einnehmen usw. Alleine beim Betrachten (mit Hilfe der Digitalkamera) setzen sich bereits vielfache Gedankenketten in Gang. Bisweilen sind diese Gedankenketten so intensiv, dass ich regelrecht „unter Strom“ stehe. Es muss heraus. Es muss niedergeschrieben werden. Oder es muss als Abfolge einzelner Fotos in Form und Inhalt gebracht werden.

Zirka fünf Tage ohne Digitalkamera durch die Gegend zu rennen, war ein höchst ungewöhnliches Erlebnis. Spontan – beispielsweise als der Rosenmontagszug vorbei war – konnte ich nichts für die Ewigkeit festhalten. Ich hätte gerne einfach drauf los fotografiert. Diese Unordnung, leere Bier- und Schnapsflaschen, kostümierte Jecken an allen Straßenecken, Clowns und Pappnasen, die in allen Schaufenstern als Dekoration aufgeklebt waren, vor dem Eingang einer Disko bildete sich eine lange Warteschlange. Die Motive verloren an Wirkung, weil ich sie nicht fotografieren konnte. Mein Blick wandelte auf einem seichteren Niveau an den Dingen vorbei.

Es ging auch so, ohne Digitalkamera. Das Schreiben meiner Posts war effektiv anstrengender. Aus der Digitalkamera und aus den Eindrücken schwirren gewöhnlich jede Masse Bilder in meinem Kopf herum. Ich muss sie greifen, um daraus Worte zu formulieren. Der Strom der Bilder war nun schmaler geworden. Das Greifen der Worte dauerte länger. Als ich die Wäscherprinzessin und den U-Bahn-Bau in Köln schrieb, hatte ich keine Digitalkamera zur Hand. Das waren reine Sachtexte. Recherchieren, recherchieren, recherchieren, eine gefühlte Ewigkeit hatten sich diese Posts in die Länge gezogen, bis ich die Worte gefunden hatte. Graffiti-Kunst: gerne hätte ich diesen Post aufgepeppt mit weiteren schönen Graffitis, und der Post kam mir irgendwie halbfertig und unausgereift vor.

Es hat mich überrascht, wie sehr mein Denken durch das Schauen durch die Digitalkamera gesteuert wird. Analogien werden gebildet, Zusammenhänge konstruiert, die Dinge werden in Abläufe und Bewegungen überführt, die Grenzen zwischen Schönem und Hässlichem verschwimmen. Ich fixiere mit der Digitalkamera, ich konzentriere mich auf einen Wesenskern, ich antizipiere, wie das Gesehene auf einen fremden Betrachter wirkt. Ich formuliere eine Botschaft, die entweder beim Betrachter ankommt oder auch nicht. Die Botschaft muss nicht in seine Denkschemata passen. Davon lebt die Bloggerei. Es freut mich jedes Mal, wenn sich der Betrachter oder der Leser mit der Botschaft auseinander setzt.

Wegen der einfachen Handhabung und meiner Zufriedenheit (trotz der Störung) bin ich der Marke Nikon treu geblieben. Diesmal ist es eine Nikon S6300, die einigen Schnickschnack wie 10 fach-Zoom, Bildstabilisator oder Full HD-Videos zu bieten hat. Die 123 € Angebotspreis werden ein Loch in unsere Haushaltskasse reißen. Ich werde sie intensiv nutzen und ich freue mich bereits jetzt auf all die Fotos. Es geht auch so, ohne Digitalkamera. Aber mit Digitalkamera werde ich wieder so richtig aufblühen.

11 Kommentare:

  1. Ja so ein Bild sagt manchmal mehr als Worte oder es unterstützt sie.

    Gruß
    Noke

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  2. Oh, du bist ja unheimlich aktiv am Bloggen. Ich hatte gestern auch Probleme, und das könnte an der Kälte gelegen haben. Mal abwarten... Mit 10 mpx vermutl schon ein äteres Modell und deshalb, günstig. Allerdings gibt es in Berlin bessere Preise und du hättest mal bei Amazon gucken sollen, wenn es bei euch mit dem Geld so knapp ist. Dennoch wirst du sicher auch mit der neuen Cam gut klarkommen, weil du der Marke und Serie treu geblieben bist. Probiere mal aus, was noch so für Spielereien drin stecken, denn da könnte auch Bildbearbeitung möglich sein... Jdfls wollte ich eigentl nur viel Spaß mit der neuen Kamera wünschen.
    Du hast meine Fragen einfach ignoriert, oder ...?
    Danke für deinen cmt.:
    Einige wurden immerhin gefunden, vermutl auch weil viele BürgerInnen achtsamer geworden sind, und die Polizei anrufen... Bekannt gegeben wurden die Festsetzung von Serientätern. Dennoch geht es immer weiter.
    Gruß, Wieczora (◔‿◔) | Mein Fotoblog

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  3. Glückwunsch zur neuen Kamera mein Lieber. Es kann an der Kälte liegen das die Alte bockt. Habt meine zwischendurch auch gemacht. Bin auf die Fotos gespannt.

    Liebe Grüße Angelika

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  4. Gratulation auch von mir....und ärgerlich isses schon dass du so gar keine Aufnahmen von der jecken Zeit machen konntest^^ Hätte ich mich auch drüber gefreut :-)))

    Es ist wirklich komisch ohne Kamera, so kann ich mir es auch gar nicht mehr vorstellen, und je mehr man fotografiert um so mehr schult sich das Auge und sieht viele Dinge an denen viele Menschen einfach so vorbeilaufen^^

    Freue mich dann jetzt schon auf die neuen Ergebnisse und wünsche dir einen schönen Tag
    liebe Grüssle
    Nova

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  5. ähnlich erging es mir mit meiner alten kamera. aber zum glück habe ich eine neue zu weihnachten bekommen. bloggen ohne kamera....das geht ja garnicht ;-)
    ich habe auch eine canon und bin super zufrieden!
    ps. denk dran, heute ist valentinstag! ;-)
    LG

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  6. Bloggen ohne Kamera geht so eben, aber mit Kamera macht es so viel mehr Spass. Ich habe immer mindestens eine Kamera in der Tasche, oft auch zwei. Ich weiss genau, dass ich sofort eine neue kaufen wuerde, kaeme eine alte zu Schaden

    Ich habe deine vorherigen posts gelesen, du machst dir wirklich viel Muehe zu recherchieren. Ich erinnere mich an das U-Bahn Debakel, ist je ein Schuldiger gefunden worden?

    Schade, dass du keine Karnevalsbilder hast, obwohl ich eigentlich kein grosser Narr mehr bin. Ich habe mir noch nicht mal die Sitzungen im Fernsehen angeschaut.

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  7. Hej Dieter,
    wen erzählst Du das! Du wirst Dich an meine Erlebnisse mit Kamera und Co vielleicht noch erinnern. Ist ja noch nicht lange her. Die Obsoleszenz: der eingebaute Griff zum Wegwerfen, wenn man so will.
    Auch so kann man Wirtschaft steuern.

    kopfschüttelnd
    Beate

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  8. ich wünsche dir viel Freude mit deiner neuen Kamera ... und uns bloggerleser weiterhin viele interessante Bilder :-)

    lieber Gruß von Heidi-Trollspecht

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  9. Ja,Posts ohne Bilder sind kaum denkbar.
    Deine Bilder bzw. Motive und Blickwinkel gefallen mir immer sehr gut.
    Du hast ein gutes Auge...achtest auch auf die kleinen Dinge.

    Ich selber knipse mit meinem Smartphone...sollte mir wohl auch mal eine vernünftige Kamera zulegen...mal schauen...

    Liebe Grüße,

    Line

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  10. Hallo Dieter,

    da die Garantiezeit ja wirklich nur ganz wenige Tage abgelaufen war, hätte ich schon noch mal versucht, auf Kulanz zu pochen. Ich hatte das schon bei einem Objektiv gemacht, obwohl die Garantiezeit schon 2 Monate überschritten war. Die Firmen sind in solchen Sachen doch teilweise zu Kulanz bereit. Aber wie dem auch sei, ich gratuliere dir zur neuen Kamera und wünsche dir viel Freude mit ihr.
    Ich denke, wenn man fotografiert, sieht man viele Dinge unterwegs, an denen man sonst oft vorbeigelaufen wäre.

    Liebe Grüße
    Christa

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  11. Ja,ohne Kamera geht's einfach nicht, lach. Ich wünsche dir viel Spaß mit der Neuen :-)

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