Ein kurzer Schnappschuss im
Rheinau-Hafen in Köln. Den Harry-Blum-Platz wollte ich fotografieren. Harry
Blum war Oberbürgermeister von Köln und starb im Jahr 2000 im Alter von 55
Jahren urplötzlich an einem Herzversagen. Eine traurige Geschichte, die in meinem Themenspeicher
abgelegt hatte, um einen Post darüber zu schreiben. Doch das Objektiv meiner
Digitalkamera stockte beim Herausfahren. Ich probierte es noch einmal, doch das
Objektiv quälte sich ab, blieb auf halbem Wege stehen. Die Fehlermeldung
„Objektivstörung“ erschien auf dem Display.
Zu Hause stellte ich entsetzt
fest, dass sich die Objektivstörung den falschen Zeitpunkt ausgesucht hatte.
Die einjährige Garantie war am 24. Januar abgelaufen, genau acht Tage später, am
4. Februar, hatte mich die Objektivstörung
gezankt. Da hatte ich wohl Pech gehabt. Ich rechnete zusammen: meine
Digitalkamera nach Nikon schicken, Kostenvoranschlag erstellen, Objektivstörung
beheben; die Wahrscheinlichkeit, beim Kaufpreis von 89 € zu landen, hielt ich
für relativ hoch.
Also eine neue Digitalkamera
kaufen. Später, falls die neue Digitalkamera dasselbe Schicksal ereilen sollte,
wollte ich die alte Digitalkamera reparieren lassen, um damit – als Reserve - weiter
fotografieren zu können.
Das war traurig, dass ich so
denken musste. Die Digitalkameras, die ich bislang besaß, hatten eine maximale
Lebensdauer von zwei Jahren, bis die erste Reparatur fällig war. Was waren das
noch für Zeiten ! Die Rollei, die ich mir 1992 gekauft hatte, als noch niemand
an Digitalkameras dachte, hielt sagenhafte fünfzehn Jahre, bis die Bilder einen
Rotschleier oder Violettschleier oder Grauschleier bekamen, je nachdem, wie das
Licht einfiel.
Die jetzige Nikon S3100, die
ich mir rund einem Jahr gekauft hatte, damit war ich eigentlich super-zufrieden.
Bequem und flach lag sie in der Hand; wenn man von Dunkelheit absieht, waren
die Fotos schön gestochen scharf; Akku aufladen anstelle Batterien auswechseln,
fand ich genial; die Tastenfolge: Auslöser, Zoom, Bilder ansehen, Bilder
löschen, Blitz ein- und ausschalten kannte ich im Schlaf; schließlich: der
Preis von 89 € war unschlagbar. Die Nikon S3100 hatte mich durchaus begeistert.
Obsoleszenz, der Trend zu immer kürzeren Nutzungsdauern, ich tat mich schwer,
mich damit abzufinden.
Bis zum Kauf der neuen
Digitalkamera wurde mir schmerzlich bewusst, wie abhängig ich beim Bloggen von der
Digitalkamera geworden war. Ich denke parallel in Worten und in Bildern. Am
Anfang steht die Wahrnehmung, was ich tagtäglich sehe. Da setze ich bereits die
Brille durch die Digitalkamera auf, aus welchen Perspektiven ich die Dinge
betrachte, wie ich in Details hinein schaue, wie ich Hintergründe gestalte, wie
die Farben zusammen passen, wie das Licht einfällt, welche Rollen Menschen
einnehmen usw. Alleine beim Betrachten (mit Hilfe der Digitalkamera) setzen
sich bereits vielfache Gedankenketten in Gang. Bisweilen sind diese Gedankenketten
so intensiv, dass ich regelrecht „unter Strom“ stehe. Es muss heraus. Es muss
niedergeschrieben werden. Oder es muss als Abfolge einzelner Fotos in Form und
Inhalt gebracht werden.
Zirka fünf Tage ohne Digitalkamera
durch die Gegend zu rennen, war ein höchst ungewöhnliches Erlebnis. Spontan –
beispielsweise als der Rosenmontagszug vorbei war – konnte ich nichts für die
Ewigkeit festhalten. Ich hätte gerne einfach drauf los fotografiert. Diese
Unordnung, leere Bier- und Schnapsflaschen, kostümierte Jecken an allen
Straßenecken, Clowns und Pappnasen, die in allen Schaufenstern als Dekoration
aufgeklebt waren, vor dem Eingang einer Disko bildete sich eine lange
Warteschlange. Die Motive verloren an Wirkung, weil ich sie nicht fotografieren
konnte. Mein Blick wandelte auf einem seichteren Niveau an den Dingen vorbei.
Es ging auch so, ohne
Digitalkamera. Das Schreiben meiner Posts war effektiv anstrengender. Aus der
Digitalkamera und aus den Eindrücken schwirren gewöhnlich jede Masse Bilder in
meinem Kopf herum. Ich muss sie greifen, um daraus Worte zu formulieren. Der
Strom der Bilder war nun schmaler geworden. Das Greifen der Worte dauerte
länger. Als ich die Wäscherprinzessin und den U-Bahn-Bau in Köln schrieb, hatte
ich keine Digitalkamera zur Hand. Das waren reine Sachtexte. Recherchieren,
recherchieren, recherchieren, eine gefühlte Ewigkeit hatten sich diese Posts in
die Länge gezogen, bis ich die Worte gefunden hatte. Graffiti-Kunst: gerne
hätte ich diesen Post aufgepeppt mit weiteren schönen Graffitis, und der Post
kam mir irgendwie halbfertig und unausgereift vor.
Es hat mich überrascht, wie
sehr mein Denken durch das Schauen durch die Digitalkamera gesteuert wird.
Analogien werden gebildet, Zusammenhänge konstruiert, die Dinge werden in
Abläufe und Bewegungen überführt, die Grenzen zwischen Schönem und Hässlichem
verschwimmen. Ich fixiere mit der Digitalkamera, ich konzentriere mich auf einen
Wesenskern, ich antizipiere, wie das Gesehene auf einen fremden Betrachter
wirkt. Ich formuliere eine Botschaft, die entweder beim Betrachter ankommt oder
auch nicht. Die Botschaft muss nicht in seine Denkschemata passen. Davon lebt
die Bloggerei. Es freut mich jedes Mal, wenn sich der Betrachter oder der Leser
mit der Botschaft auseinander setzt.
Wegen der einfachen
Handhabung und meiner Zufriedenheit (trotz der Störung) bin ich der Marke Nikon
treu geblieben. Diesmal ist es eine Nikon S6300, die einigen Schnickschnack wie
10 fach-Zoom, Bildstabilisator oder Full HD-Videos zu bieten hat. Die 123 €
Angebotspreis werden ein Loch in unsere Haushaltskasse reißen. Ich werde sie
intensiv nutzen und ich freue mich bereits jetzt auf all die Fotos. Es geht
auch so, ohne Digitalkamera. Aber mit Digitalkamera werde ich wieder so richtig aufblühen.
Ja so ein Bild sagt manchmal mehr als Worte oder es unterstützt sie.
AntwortenLöschenGruß
Noke
Oh, du bist ja unheimlich aktiv am Bloggen. Ich hatte gestern auch Probleme, und das könnte an der Kälte gelegen haben. Mal abwarten... Mit 10 mpx vermutl schon ein äteres Modell und deshalb, günstig. Allerdings gibt es in Berlin bessere Preise und du hättest mal bei Amazon gucken sollen, wenn es bei euch mit dem Geld so knapp ist. Dennoch wirst du sicher auch mit der neuen Cam gut klarkommen, weil du der Marke und Serie treu geblieben bist. Probiere mal aus, was noch so für Spielereien drin stecken, denn da könnte auch Bildbearbeitung möglich sein... Jdfls wollte ich eigentl nur viel Spaß mit der neuen Kamera wünschen.
AntwortenLöschenDu hast meine Fragen einfach ignoriert, oder ...?
Danke für deinen cmt.:
Einige wurden immerhin gefunden, vermutl auch weil viele BürgerInnen achtsamer geworden sind, und die Polizei anrufen... Bekannt gegeben wurden die Festsetzung von Serientätern. Dennoch geht es immer weiter.
Gruß, Wieczora (◔‿◔) | Mein Fotoblog
Glückwunsch zur neuen Kamera mein Lieber. Es kann an der Kälte liegen das die Alte bockt. Habt meine zwischendurch auch gemacht. Bin auf die Fotos gespannt.
AntwortenLöschenLiebe Grüße Angelika
Gratulation auch von mir....und ärgerlich isses schon dass du so gar keine Aufnahmen von der jecken Zeit machen konntest^^ Hätte ich mich auch drüber gefreut :-)))
AntwortenLöschenEs ist wirklich komisch ohne Kamera, so kann ich mir es auch gar nicht mehr vorstellen, und je mehr man fotografiert um so mehr schult sich das Auge und sieht viele Dinge an denen viele Menschen einfach so vorbeilaufen^^
Freue mich dann jetzt schon auf die neuen Ergebnisse und wünsche dir einen schönen Tag
liebe Grüssle
Nova
ähnlich erging es mir mit meiner alten kamera. aber zum glück habe ich eine neue zu weihnachten bekommen. bloggen ohne kamera....das geht ja garnicht ;-)
AntwortenLöschenich habe auch eine canon und bin super zufrieden!
ps. denk dran, heute ist valentinstag! ;-)
LG
Bloggen ohne Kamera geht so eben, aber mit Kamera macht es so viel mehr Spass. Ich habe immer mindestens eine Kamera in der Tasche, oft auch zwei. Ich weiss genau, dass ich sofort eine neue kaufen wuerde, kaeme eine alte zu Schaden
AntwortenLöschenIch habe deine vorherigen posts gelesen, du machst dir wirklich viel Muehe zu recherchieren. Ich erinnere mich an das U-Bahn Debakel, ist je ein Schuldiger gefunden worden?
Schade, dass du keine Karnevalsbilder hast, obwohl ich eigentlich kein grosser Narr mehr bin. Ich habe mir noch nicht mal die Sitzungen im Fernsehen angeschaut.
Hej Dieter,
AntwortenLöschenwen erzählst Du das! Du wirst Dich an meine Erlebnisse mit Kamera und Co vielleicht noch erinnern. Ist ja noch nicht lange her. Die Obsoleszenz: der eingebaute Griff zum Wegwerfen, wenn man so will.
Auch so kann man Wirtschaft steuern.
kopfschüttelnd
Beate
ich wünsche dir viel Freude mit deiner neuen Kamera ... und uns bloggerleser weiterhin viele interessante Bilder :-)
AntwortenLöschenlieber Gruß von Heidi-Trollspecht
Ja,Posts ohne Bilder sind kaum denkbar.
AntwortenLöschenDeine Bilder bzw. Motive und Blickwinkel gefallen mir immer sehr gut.
Du hast ein gutes Auge...achtest auch auf die kleinen Dinge.
Ich selber knipse mit meinem Smartphone...sollte mir wohl auch mal eine vernünftige Kamera zulegen...mal schauen...
Liebe Grüße,
Line
Hallo Dieter,
AntwortenLöschenda die Garantiezeit ja wirklich nur ganz wenige Tage abgelaufen war, hätte ich schon noch mal versucht, auf Kulanz zu pochen. Ich hatte das schon bei einem Objektiv gemacht, obwohl die Garantiezeit schon 2 Monate überschritten war. Die Firmen sind in solchen Sachen doch teilweise zu Kulanz bereit. Aber wie dem auch sei, ich gratuliere dir zur neuen Kamera und wünsche dir viel Freude mit ihr.
Ich denke, wenn man fotografiert, sieht man viele Dinge unterwegs, an denen man sonst oft vorbeigelaufen wäre.
Liebe Grüße
Christa
Ja,ohne Kamera geht's einfach nicht, lach. Ich wünsche dir viel Spaß mit der Neuen :-)
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