Kurzer Fußweg vom Heumarkt zum Hauptbahnhof.
Ich hatte mich an diesem Gewühl vom Menschen vorbei
geschlängelt. Hinter dem Römisch-Germanischen Museum hatte mich die Enge eines
Bauzauns genervt, der den Fußweg versperrte. Dann ein Stück alte Römerstraße. Durch
die Glasfront des Römisch-Germanischen Museums schaute ich auf das
Dionysos-Mosaik. Um die Ecke des Museums Ludwig registrierte ich, dass der
Maler Edward Hopper ausgestellt wurde.
Im Hauptbahnhof angekommen, liftete mich die Rolltreppe
bequem nach oben. Ich gesellte mich zu fremden Menschengestalten, die genauso
wie ich auf eine S-Bahn warteten.
Vom Bahnsteig aus schaute ich auf den Breslauer Platz.
Nüchterne Fassaden im Bauklotz-Stil, eine hemmungslos zubetonierte Fläche, der
aufgestülpte Glasklotz der neu gestalteten U-Bahn-Haltestelle: bei Tageslicht
war die rückwärtige Seite des Hauptbahnhofes keine Augenweide und der
Betrachter musste einige Scheußlichkeiten ertragen.
Im Dunkeln leuchtete der Platz komplett anders. Er verbarg
all die Monotonie. Der zwanghafte Charakter, sich dem Verkehr unterordnen zu
müssen, war verschwunden. Der Breslauer Platz setzte meine Denk-Maschinerie in
Gang. Lichter, Menschen, Autos und Züge beflügelten meinen Verstand. Mein Blick wanderte von Fassade zu Fassade. Überall
regte sich etwas. Inmitten von quadratischen Gebäudeumrissen leuchteten kleine
Vierecke von Fenstern. Hoch auf dem Dach glänzte die Leuchtreklame eines Hotels.
Einen Straße weiter, spannte sich der
orange-blaue Schriftzug einer Bank über die Gebäudefront. Die buckelige Form
des Musical-Theaters schob sich vor den Rhein. Die Scheinwerfer schafften es
kaum, die blauen Umrisse aus der Dunkelheit heraus zu schälen. Nur auf die
Anzeigetafel des Musicals „My Fair Lady“ klatschte grelles Licht. Auf dem
Busbahnhof warteten Busse unter Lichtmasten. Taxifahrer fädelten sich
aneinander, doch kein Fahrgast ließ sich blicken.
Der Breslauer Platz kam mir noch feingliedriger vor wie die
Domplatte, die ich zuvor passiert hatte. Klar, die alles überragende Gestalt
des Doms war nicht zu überbieten. Der matte Schein der Lichter war auf der Domplatte zerflossen.
Der Menschstrom zum Eingang des Hauptbahnhofs war selbst gegen 22 Uhr nicht
abgerissen. Im hellen Lichte der Nacht, stachen die Bewegungen noch deutlicher
heraus. Schritte sortierten sich kreuz und quer, bis sie sich unbemerkt zu den
Füßen des Doms verloren. Geradezu magnetisch fühlte ich mich von der dunklen
und gleichzeitig hellen Seite Kölns angezogen.
Über dem Breslauer Platz spürte ich die krassen Gegensätze
der Dunkelheit. Zu Hause, war ich gegen 22 Uhr gewöhnlich erschlafft, müde nach
dem vergangenen Tag. Ich ließ mich zurückfallen, bis mich eine bleierne Schwere
ins Bett trieb. Hier, über dem Breslauer Platz, stachelte mich diese
Gleichzeitigkeit von Hell und Dunkel an. Das Licht verlängerte den Tag in die
Nacht hinein. Der schnelle Takt vorbei schreitender Menschen und ein- und
ausfahrender Züge hörte nicht auf. Was tagsüber hektisch war und mich
aufgekratzt hätte, pulsierte nun.
Bald würde meine S-Bahn einfahren.
Und selbst danach, als der Zug auf den Bahnsteig eingefahren
war, blendete ich die Lichter nicht aus. Unterbrochen vom Korsett aus Stahl,
funkelte durch die Zwischenräume, die die Hohenzollernbrücke freiließ, das
Wasser des Rheins. An den Fensterscheiben des Zuges zogen schemenhafte Fragmente
der Altstadt vorbei. Ab Köln-Deutz umgab mich die Innenbeleuchtung der S-Bahn,
die die Lichter draußen ausradierte. Ich war aufgedreht und las ein Buch.
Bin gerade mit dir mitgelaufen, wobei ich drum wetten könnte dass ich viele Dinge nicht mehr so erkennen würde. Ist es doch schon länger her dass ich dort rumgelaufen bin. Allerdings das Römisch-Germanische Museum so wie den Dom habe ich immer "geliebt"
AntwortenLöschenHerzliche Abendgrüssle
Nova
Ja lieber Dieter, die "grosse Stadt" ist schon was anders als ruhiges Landleben.
AntwortenLöschenIn Köln pulsiert das Leben bei Tag und auch bei Nacht. So ab und an liebe ich Besuche in der Stadt und diesen Weg bin ich auch schon gegangen.
Doch dann bin ich wieder froh mein "Landleben" zu haben wo um 22 Uhr die Bürgersteige hoch geklappt werden.
Liebe Abendgrüße
Angelika
Lieber Dieter,
AntwortenLöschendie Plätze kenne ich genau und verstehe gut, was Du so plastisch beschreibst...Die Kölner bauen nicht unbedingt immer so, dass es schön aussieht, aber wenn ne Stadt 2000 Jahre alt ist, was machen da ein paar Jahrzehnte Baustil schon aus...
Liebe Grüße Rainer
Guten Abend, Dieter (◠‿◠)
AntwortenLöschenAls ich in Köln war, dachte ich mir: Puh, das ist ja wie in Berlin. So voll, hektisch und drängelig. Nur die vielen Schwulen gibt es bei uns nicht so, sondern eher auf bestimmt Bezirksteile beschränkt. Wir haben uns dann extra in eine Café gesetzt, um Leute zu gucken - in der Fußgängerzone. Aus dieser Entwicklungsphase bin ich normalerweise schon lange raus und mein C macht so etwas gar nicht nie. Aber bei "euch" hat es uns dann beide gereizt und gut unterhalten. hihi Bonn hatte mir besser gefallen (bis auf die Preise), weil es so gemütlich und relativ hübsch ist.
Warum hast du nicht ein paar mehr Fotos in den Post eingebunden?
Beste Grüße und hab(t) einen schönen Start ins Wochenende, Wieczorama (◔‿◔) | Mein Fotoblog
dein Schreibstil wird immer toller. Ich wette dass es irgendwann ein Buch von dir gibt :-)
AntwortenLöschenlieber Gruß von Heidi-Trollspecht
Ja, Köln ist nicht gerade schön. Da ist auch mein Eindruck. Ich bin nicht oft dort, aber irgendwie wirkt Köln immer recht trist auf mich.
AntwortenLöschen