Unmerklich, still, heimlich und leise, hatte sich die
Spendendose in unser Haus geschlichen. Zuerst hatte ich sie auf unserem
Wohnzimmertisch bemerkt, wo sie zwischen Zeitungen, Buntstiften und den
gemalten Werken unseres kleinen Mädchens unterging. Einige Tage später, tauchte
die Dose auf der Ablage in unserer Küche auf. Abgeschoben neben unsere Schütte,
verschwand sie inmitten von lauter Krimskrams, das waren Figuren aus
Überraschungseiern, eine leere Seifenblasendose, Rezeptkarten mit der Figur von
Käptn Blaubär oder die Visitenkarte einer Gartenbaufirma, die längst in
Vergessenheit geraten war.
Ich betrachtete die Spendendose. Ich las „Deine Hilfe zählt“
von der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe. An mein eigenes Gewissen
appellierend, rückte ich die Dose auf die Vorderseite unserer Küchenablage.
Weit genug weg von den ungespülten Gläsern, damit man sie auch sehen konnte.
Einige Tage später entdeckte ich Dose wieder: abgeschoben in
die äußerste Ecke, verschwand sie zwischen einer Mineralwasserflasche, Wasserkocher
und Küchenrolle.
Ich diskutierte mit meiner Göttergattin:
„Wo kommt die Dose her ?“
„Hat unser kleines Mädchen von der Schule mitgebracht …
… genau dieselbe Dose haben unsere großen Kinder schon vor
mehr als zehn Jahren nach Hause gebracht. Deutsche Lepra- und
Tuberkulosenhilfe, daran erinnere ich mich genau.“
„Aha.“ sinnierte ich vor mich hin.
Die Spendendose war also in die Rubrik Schule einzuordnen.
Die Spendendose hatte in die Routine des Jahresablaufs Eingang gefunden,
Spenden wurden unstrittig als sinnstiftend betrachtet. Die Schule machte es so,
weil es immer so gemacht worden war.
Meine Göttergattin fügte hinzu:
„Wir spenden einmal jährlich an das Rote Kreuz. Dann backen
wir Kuchen für die Buchausstellung und wir backen Plätzchen für den Weihnachtsmarkt.
Das kommt dem Förderverein für die geistig Behinderten zugute.“
Das stimmte so.
„Wo willst Du sonst noch überall hin spenden ? Dürre in der
Sahel-Zone, Flüchtlinge aus Syrien, Verwüstungen durch den Hurricane Sandy, die
Tafel, Ärzte ohne Grenzen ....“
„Ich stelle fest, dass die Liste kein Ende nimmt.“
Die Spendedose konnte ich also vergessen. Sie passte genau
in das Umfeld hinein, wo sie stand: mitten in all dem Krimskrams, den wir
ausmisten mussten. Das Schicksal der Spendendose war vorgezeichnet: eine
zeitlang würden wir überlegen, gemeinsam mit dem übrigen Krimskrams würde sie in
einer Ecke herumstehen, bis sie irgendwann mit all dem anderen unnützen Zeug im
Müll landen würde. Wofür wir spendeten, war anders sortiert.
„Ich verabscheue diese Trittbettfahrer. Je näher Weihnachten
rückt, um so mehr Reklame bekommen wir von Spendenorganisationen. Die glauben,
dass mit der frohen Weihnachtsstimmung wohl auch die Spendenbereitschaft
steigt.“ setzte ich hinzu.
Ich dachte an Spendenorganisationen, die als Infopost gleichzeitig
Weihnachtskarten verschickten, eine Banküberweisung beifügten und hofften, dass
sich die Beglückten mit einer satten Spende bedankten. Da steckte durchaus
Kalkül dahinter. Ähnlich wie bei Reklamesendungen, konnten die Rückläufe den
Kosten gegenübergestellt werden. Die eingenommenen Spenden mussten höher sein
als die Druckkosten für die Weihnachtskarten, sonst würden solche
Spendenorganisationen so etwas nicht machen.
Ja lieber Dieter
AntwortenLöschenGerade jetzt zur Vorweihnachtszeit ist das Spenden "Groß" angesagt, egal ob Spenden marathon im Fernseh, Wurfpost im Briefkasten oder Spendendosen auf der Strasse.
Oftmals frage ich mich, was diese Werbung alles kostet, wenn diese Kosten bei den Hilfebedürftigen ankäme, wäre ihnen auch schon geholfen.
Soziales angaschieren tut Not, aber man kann auch alles übertreiben, da stimme ich deiner Frau voll zu.
Liebe GRüße
Angelika
Vieles kommt genau aus diesen Gründen nicht bei den Bedürftigen an. Das Fundraising kostet viel Geld, bringt aber unterm Strich mehr ein, als wenn der Verein keine Fundraising betreiben würde. Dass dabei auch unzählige Euronen unserer Spenden vernichtet werden, interessiert die dann nicht mehr - mich als Spenderin aber schon. Deshalb bin ich auch insg sehr sehr vorsichtig geworden. Selbst Sachspenden, die ich persöonlich hingebracht habe, sollten schon auf dem Verkaufstisch anstatt bei den Bedürftigen landen, wurden von Ehrenamtlichen geklaut und weggefressen ... (lange Liste mit Erlebnissen). Viele Bedürftige, die schon Jahre in Einrichtungen gehen haben mir die Eindrücke, die ich persönlich in ca. 2 Jahren in der "Praxis" gesammelt habe bestätigt. Also man muss wirklich genau überlegen und auch einige Sachen nochmal nach verfolgen. Leider wollen die meisten nur schnell schnell ihr Gewissen beruhigen, irgendetwas los werden (in puncto Sachspenden) und dann nichts mehr mit der Sache zu tun habe.
LöschenHallo Dieter,
AntwortenLöschenich habe mich auch für einige Spendenaktionen entschieden und denen bleibe ich soweit treu. Die Auswahl und der Bedarf sind sehr groß, jedoch finde ich die gerade vorweihnachtliche Ermahnung per Post auch nicht in Ordnung. Die Zusendung von Informationsmaterial ist für den einen oder anderen Unentschlossenen vielleicht gut, aber die Beilage von Adressenaufklebern verstehe ich einfach nicht ... sowie die Kosten, die sie verursachen - sie sind z.B. für mich vollkommen unnötig.
Lieber Gruß von Senna
Wir sind Paten in einem SOS-Kinderdorf bei Kiew. Ganzjährig. Das hat sehr mit uns persönlich und unseren sehr engen privaten Kontakten dahin zu tun. Ich finde, man darf sich nicht verzetteln. Jedes Schicksal ist schwer. Aber viele Kleinstspenden mit ihrem ungeheuren Verwaltungsaufwand helfen weniger als eine große. Die dann an eine Stelle, an der einem wirklich viel liegt. Ich finde spenden wichtig, aber wenn, dann richtig.
AntwortenLöschenUnd wer kein Geld spenden will (oder kann), geht zum DRK und spendet Blut oder bäckt Kuchen für den nächsten Basar oder hilft mal im Hospiz aus ... es gibt da so viele Möglichkeiten, die viel besser sind als 1 Euro in irgendeiner Spendendose.
Grüße! N.
Wir haben drei feste Beträge jedes Jahr, schon seit langer Zeit. Für jeden der bedürftig ist, kann man auf keinen Fall spenden. Ich denke das verteilt sich ziemlich gerecht, weil jeder für etwas anderes spendet. Ohne Spenden geht es wohl nicht, da könnten einige überhaupt nicht mehr existieren.
AntwortenLöschenHerzlichst Zaunwinde
Das ist ein heikles Thema, was du ansprichst, Dieter.
AntwortenLöschenSpenden sind wichtig, um diejenigen zu unterstützen, die sie bitter nötig haben. Gerade halt jetzt zur Weihnachtszeit flattern von überall die Spendenapelle in die Briefkästen. Was ich nicht mag, ist, wenn unaufgefordert Karten, Kalender etc. im Briefkasten landen und man somit einem Zugzwang unterworfen wird.
Auch wir bedenken einige regelmäßig mit einer Spende und man sollte sich schon die Organisationen ein wenig näher anschauen, wo die Gelder hinfließen.
Oftmals bringt die direkte Hilfe vor Ort mehr, als so manche Spende an eine dubiose Organisation, von der man nicht weiß, wohin die Spendengelder fließen.
Liebe Grüße
Christa
Genau und am besten ist es, wenn man den e.V. persönlich kennt, also auch schon mal bei denen in den Räumlichkeiten war.
LöschenIn Briefkästen gibt es das hier weniger, aber vermehrt wird man darauf angesprochen ein Los zu kaufen. Da gibt es hier von zwei Gesellschaften eine Weihnachtslotterie...
AntwortenLöschenIch spende, wenn, dann genau vor Ort, da weiß ich wo ich dran bin ;-)
Liebe Abendgrüssle
Nova
Du wirst lachen, die Spendenbereitschaft steigt tatsächlich je näher Weihnachten rückt, aber frag die Leute mal im Januar. hahaha Zu Ostern ist auch noch mal eine Spenden-Saison, aber nicht sooo extrem. Da kann ich dir aus dem sozialen Bereich ein Lied von singen. Am besten stellt man einen Mitarbeiter gleich an der Tür ab, denn es klingelt ja alle paar Minuten ein Spender.
AntwortenLöschenEin gutes Bsp. dafür wie ein Lehrkörper zum Multiplikator wird. Die Organisation bringt die Dosen bestenfalls zum Direx, der verteilt sie an seine Lehrkräfte, die an die Schüler und diese beziehen wiederum ihre ganze Familie mit ein, so dass der Kreis von Informierten, Nachdenklichen und Spendenden immer größer wird.
Wir hatten im Kindergarten regelmäßig Spendendöschen aus Pappe mit nach Hause bekommen, die mussten dann aber wieder zurück gebracht werden. Das war immer sehr unangenehm, zumal meine Mutter der Meinung war, darin ihr Kleingeld entsorgen zu können, und meinte die Dose ist dann so schön schwer. War auch schön voll und ist plötzlich aufgeplatzt, vor allen Augen. Oh je, wie peinlich! Aber auch ohne derartige Peinlichkeiten finde ich so einen Gruppenzwang schlimm.
An eurer Stelle würde ich nicht spenden, zum einen tut ihr das ohnehin schon zum anderen habt ihr Kinder und ein behindertes Familienmitglied. Da könnt ihr das Geld auch gut gebrauchen. Schließlich kehrt man immer erst mal vor der eigenen Tür, und bei euch fällt das Geld ja auch nicht vom Himmel (s. 400,-€-Job).
Gruss Wieczorama (◔‿◔) | Mein Fotoblog
Ja das mit dem Spenden ist so einfach und doch so schwer. Wie macht man es richtig?
AntwortenLöschenGruß
Noke
Spenden ist gut - aber die Art wie man vor Weihnachten zum Spenden getrieben wird mag ich auch nicht. Wie oder wem man spenden mag - da haben wir alle vermutlich unterschiedliche Haltungen - und das ist ja auch ganz gut so. Das Geld soll ja nicht nur an einer Stelle landen.
AntwortenLöschenLieber Gruß von Heidi-Trollspecht
Wir bedenken zu Weihnachten immer die Leute vor unserer "Haustür", wie die freiwillige Feuerwehr, die dieses Jahr bei den Nachbarn ein brennendes Auto mitten in der Nacht gelöscht hat, das Tierheim, das kaum die Arztrechnungen für all die verletzt abgegeben Tiere zahlen kann, die Hilfsgruppe Eifel, die bereits tausende von Typisierungen für die Knochenmarkspender-Datei bezahlt hat, unsere Kirche, die am 24. Dezember für Arme und Einsame ein Festmahl bereit stellt. Ansonsten geht das ein oder andere Scheinchen über's Jahr an diverse seriöse Aktionen. Bettelbriefe und Haustür-Schnorrer bekommen gar nichts.
AntwortenLöschenLG Arti