Quelle: Wikipedia |
Egal. Weithin gelten
SUVs als Angeber-Autos, als Sinnbild für die Dekadenz unserer Gesellschaft. Und
dennoch erfreuen sie sich wachsender Beliebtheit. Dieses PKW-Segment hat Wachstumsraten
von 17% pro Jahr, von denen die Automobilbauer anderswo nur träumen können. So
strebt Audi zum Beispiel an, dass bis zum Jahr 2020 der Anteil der verkauften
SUVs an allen PKWs 30% erreichen soll.
Bei seinem Auftritt in
der Kölner Lanxess-Arena waren SUVs ein dankbares Thema für den Komiker Michael Mittermeier. Seine Grundsatzfrage war: Braucht man wirklich einen
Geländewagen ? Seine Antwort: „Du brauchst mindestens einen Audi Q7, da der
Eingangsbereich bei EDEKA zu unübersichtlich ist. Dann spürst Du beim Einparken
nicht, wo Du drüber fährst. Ist da was ? Ein Eichhörnchen ? Hat jemand die Oma
gesehen ? Wartet mal, wenn das Thema Sicherheit richtig entdeckt wird. Wenn der
halbe Supermarkt mit Geländewagen voll geparkt ist, dann gibt es nur noch eine
Wahl: ein Leopard2-Panzer. Ich habe im Katalog von Krauss-Maffei herum
geblättert…“
Die Steigerungsform des
Panzers hatte ins Schwarze getroffen. Die Häufigkeit, mit einem Panzer im
Supermarkt einzukaufen, weicht nur minimal von der Häufigkeit ab, über ein
Gelände zu fahren, für das die Fahrtechnik von SUVs ursprünglich konzipiert war.
Wann fährt man denn einen SUV durch unwegsames Gelände ? Über kniehohe
Baumwurzeln auf Waldwegen ? Durch tiefen Matsch ? Über Dünen ? Oder durch
die Wüste ? Die Situationen gehen freilich gegen Null.
Quelle: Wikipedia |
Es ist irrational, was
SUV-Autofahrer antreibt. Das abgedrehte Snob-Image läßt sich bei manchen nicht
verleugnen. Wer SUV fährt, gibt an, hat zu viel Geld auf der hohen Kante
liegen, verhält sich wie ein Rambo im Straßenverkehr und schadet mit zu hohem
Spritverbrauch der Umwelt.
Die Debatte ist in
Internet-Foren längst entbrannt. So knüpft DOUNIAMOON auf www.faz.de mit der Überschrift „Hausfrauenautos“ nahtlos an
Michael Mittermeier an. „Das sind die berühmten Eppendorfer
Mummies, die kaum über den unteren Windschutzscheibenrand gucken können und die
ihre Kinder mit dem Riesengefährt im 800 Meter entfernten Kindergarten fahren.
Und weil sie grundsätzlich trotz Kameraführung und Signale Riesenprobleme
haben, flott in mögliche Parkplätze einzuparken, stehen sie in zweiter Reihe.“
Meine Vermutung, dass nicht nur hoch bezahlte Manager
solche Geländekisten fahren , stimmt nicht ganz. So gibt es zum Beispiel den
Renault Koleos unter 30.000 € zu kaufen, während ein VW Tuareg nicht unter
50.000 € zu haben ist. Der Preis für einen Porsche Cayenne beginnt bei 60.000
€, ein Audi Q7 bei 83.000 €. Es wird sich nicht leugnen lassen, dass die Käufer zum Teil Top-Manager, Filmstars, Firmeninhaber, Fußball-Bundesliga-Spieler, Investment-Banker oder andere Top-Verdiener sind.
Die Käufer brauchen einen Fimmel, einen Hang zur
technischen Faszination. Der SUV ist kein praktisches Auto, mit dem man von Ort
A nach Ort B fährt, sondern alleine seine Erscheinung vor dem eigenen Haus
sorgt für Aufsehen. Zu der Kaufentscheidung schreibt MEIER LANSKY auf www.derstandard.at:
„Die Diskussion, warum
jemand einen SUV braucht oder nicht, ist unnötig wie ein Kropf.
Man "braucht" keinen SUV, man "will" einen.
Man "braucht" keinen Sportwagen, man "will" einen.
Man "braucht" keinen Hund, man "will" einen. „
Man "braucht" keinen SUV, man "will" einen.
Man "braucht" keinen Sportwagen, man "will" einen.
Man "braucht" keinen Hund, man "will" einen. „
Auch (°) (°) steht
auf demselben Forum zu seinen Irrationalismen: „Wie bei SUV gibt es
kein vernünftiges Argument für grosse Brüste, trotzdem wollen viele welche in
den Händen halten. 80% unserer
Zivilisation findet ohne "vernünftige Argumente" statt. „
Ich fühle mich bestätigt, dass SUVs ein Sinnbild unserer
dekadenten Gesellschaft sind. In dem Bestseller von Jörg Schindler sind SUVs ein
Indiz unserer Rüpel-Republik, der die üblichen zwischenmenschlichen
Umgangsformen abhanden gekommen sind. Unser heiliger Besitz soll bei Aufprallen
und Zusammenstößen keinen einzigen Kratzer abbekommen, was bei gepanzerten
Limousinen wie SUVs sichergestellt ist. Also Abschottung, Gegeneinander statt
Miteinander, Egoismen als Selbsterhaltungstrieb. Auf solch eine Basis lässt sich
in der Tat keine Gesellschaft aufbauen.
Quelle: Wikipedia |
SUV-Besitzer winken ab. Einkommen haben auch etwas mit
Selbstständigkeit und Unternehmertum und Risiko zu tun. Dazu äußert NO COMMENT:
„Ich halte die SUV-Diskussion für 100%
Neid-basierend. Keiner regt sich über Lieferwagen, hochbauende PKWs, Vans, LKWs
auf, die einem die Sicht noch mehr versperren.“ GRETEWEISER setzt auf www.taz.de einen drauf: „Ist doch toll, dass
Otto-Normal-Autofahrer die SUVs als Feindbild hat. Wer über andere schimpft,
braucht sich nicht mit sich selbst und dem eigenen Verhalten beschäftigen.“
Die Debatte macht krank. Arm gegen Reich, Freiheit gegen Beschränkungen,
Individualismus gegen Gemeinschaft. Besessen und Technik verliebt, sind die
SUV-Autofahrer von einem Virus des bequemen und sicheren Autofahrens infiziert
worden. Und niemand soll sie bitte dabei stören. Jedem das seine. Diese
individuelle Freiheit ist sogar in Artikel 2 Bestandteil unseres Grundgesetzes
geworden.
Grenzenlose Freiheit. DL8WAA summiert diese Freiheit bei www.faz.net unter der Überschrift "In gewissen Kreisen gehört der sportliche
Geländewagen einfach zum hedonistischen Lebensstil". Er selbst blieb
lieber mit beiden Füßen auf dem Boden: „Ach
wie bin ich froh, dass ich nicht zu den "gewissen Kreisen" gehöre und
dass ich erst bei Wikipedia nachschauen musste um zu lernen, was
"hedonistisch" bedeutet. Mein Geld investiere ich lieber in bleibende
Werte, mache mir und meiner Familie das Leben dadurch viel bunter und tue noch
etwas für meine Altersversorgung.“
Das denke ich mir auch.
Kein Mensch braucht diese Autos und Spritfresser Dieter, aber schön sind sie.
AntwortenLöschenLiebe Feiertagsrüße
Angelika
Genau so ist es. Dein Beitrag spricht mir aus der Seele. :-)
AntwortenLöschenRüpelrepublik, Gegeneinander statt miteinander, Egoismus statt Rücksichtnahme... kopfschüttelnde resignierte Zustimmung meinerseits.
Beste Grüße, Sathiya
PS: ich würde Deinen Text gern zu meinen Blog verlinken und ausführlich daraus zitieren. Habe ich Deine Zustimmung?
Warum sollte ich über die Autos anderer diskutieren. Sie sind Realität (hergestellt und verkauft) und eben nicht weg zu diskutieren. Über Sinn oder Unsinn können sich die Besitzer einen Kopf machen. Es ist mir gelinde gesagt wurscht, wer mit welchem Auto fährt.
AntwortenLöschenIch halte mich auf Autobahnen, so weit vernünftig rechts, fahre selten über 120 km/h, weil ich mir Zeit leisten kann und Gelassenheit nicht über andere zu reden.
Ein toller Artikel Dieter, der mich zu diesem Kommentar inspiriert hat.
Gruß
Beate
Oh ja Dieter,toll diese Modelle!!!Wir hatte ein super Porsche,die hat aber viele Euros geschluckt...hahaaaaaaaaaaaaa
AntwortenLöschenMir ist aufgefallen,das ich mal gerne ein Bericht über Negerk....e,Dickmanns lesen möchte.Die Tage sehe ich im Google plus manche,,,und habe Sehnsucht bekommen...und Du kannst sowas sehr gut-)))))
Ich wünsche Dir ein schöööööööönen Tag
LG
Christa
Aber selbstverständlich braucht Mann solche Autos! Irgendwie muss Mann doch zeigen, dass Mann stark ist und Erfolg hat......
AntwortenLöschenHi Dieter!
AntwortenLöschenSchön ist relativ und Autos mag ich nicht. Daher interessiere ich mich auch nicht dafür und würde wohl so manchen Angeberschlitten nicht mal erkennen. Wichtig ist für mich als Beifahrerin der Innenkomfort - allem voran, dass es im Auto nicht stinkt.
Danke für deinen cmt. mit Lösungsvorschlag. Du hast zwar daneben gelegen, aber die Lösung ist nun online.
Tierische Grüße zum Wochenende, Wieczora (◔‿◔) | Mein Fotoblog
Natürlich soll jeder auf seine Weise die Minderwertigkeitskomplexe abbauen. Die Politiker sollten aber die MAUT-Gebühren vergessen und die Spritpreise strak erhöhen, denn nur so werden die Umwelt- und Strassenschäden vom Verursacher bezahlt.
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