„Black Out“: die schwarz-weißen Großbuchstaben
hatten sich in der Bühnenmitte plaziert, verloren hing ein Metallgerüst im
Nirgendwo, eine Skyline unterstrich im Hintergrund das Motto der Comedy-Show.
Dann ohrenbetäubender Lärm. Hektische Klänge, viel zu laut, ohne Melodie,
schrecken die Zuschauer auf und verstummen augenblicklich, als Michael
Mittermaier die Bühne betrat. Seine Jeans schlabberten unter seiner
schlacksigen Gestalt, die mit dem schwarzen Sakko aufgehübscht wurde. Der
größte Stromausfall in der Geschichte der USA habe ihm die Idee geliefert. Er
erzählte die Komik von Black-Out-Situationen; das war ein Griff in die Kiste
von irrationalen Situationen und Verhaltensweisen.
Es hatte sich so ergeben, dass der Oktober zu einem
Monat von Comedy, Spaß und Witz wurde, denn gleich für drei Veranstaltungen
hatten wir Karten ergattert. Für den 3. Oktober hatten uns Freunde auf
„Nachbarn Reloaded“ im Bonner Springmaus-Theater angesprochen. Der 15. Oktober
war mit Michael Mittermaier noch ein Weihnachtsgeschenk an unseren Sohn.
Schließlich rief uns der TV-Ticket-Service an, ob wir am 21. Oktober bei einer
Fernsehproduktion von „Willkommen bei Mario Barth“ dabei sein wollten.
Wir sagten zu. Mario Barth fiel bei diesen drei
Comedy-Veranstaltungen aus der Reihe, da es eine Fernsehsendung war. Bei den
Fernsehaufnahmen in den MMC-Studios in Köln-Ossendorf zeigte er nicht ganz, was
er drauf hatte. Meine Erwartungshaltung war ohnehin gedämpft, da ich Mario
Barth mit frauenfeindlichem Klischeedenken verband. Dieser Fernsehdreh, der für
uns kostenlos war, lieferte nun die Antithese, dass diesmal die Frauen
austeilten und die Männer einstecken mussten. Mann und Frau zockten am Computer
das Spiel „FIFA World Cup“ Deutschland gegen Italien, wobei Frau gewann. Mit Sprüchen
wie „Ich hol mir mal’n Bier“ griff er fleißig in den Kühlschrank. Danach saßen sich
beim Speed-Dating Frau und Mann gegenüber, wobei Mario Barth über einen
Ohrhörer der Frau zuflüsterte, was sie sagen sollte, um den Mann von einer
peinlichen Situationen in die nächste zu befördern.
Mario Barths Komik war einfach gestrickt, platt,
schnell, spontan, schlagfertig. Seine flotten Sprüche kamen stets in der
Zuschauermenge an. Michael Mittermaier war demgegenüber durchdacht, er ordnete
seine Show einem Motto unter, arbeitete sauber die Pointen heraus. Beiden war
gemeinsam, dass sie viel mit Gestik und Mimik arbeiteten, was ihren Witzen ein breites Profil verlieh.
Beiden – Michael Mittermaier und Mario Barth – hatte
ich im Fernsehen wenig Aufmerksamkeit geschenkt, da ich heimische Komiker vor denjenigen
aus Berlin oder dem tiefsten Bayern bevorzugte. Ich war hingerissen. Wortgewandt,
Luft holend und klar stellend, zog mich Michael Mittermaier in seinen Bann. Er
erzählte so manches aus seinem Heimatdorf.
Wie er erzählte, beschrieb er selbst:„Was man
heutzutage erlebt, wird direkt ins Netz gepostet. Live können alle das
nachlesen. Und früher ? Bilder und Filme stehen nicht im Netz. Wir hatten
unsere Erlebnisse im Herzen … „ Selten habe ich so gelacht. Er erzählte, dass
wir in unserem Land so viel Erklärungsbedarf haben, dass wir für alles und
jedes Aufkleber brauchen. Er machte sich über Autofahrer von SUV (das sind
diese Angeber-Geländewagen) lustig und verfrachtete sie geistig in einen
Panzer. Weil die Hallen in Basel nebeneinander lagen, vermischte er eine
Erotik-Messe mit seiner Comedy-Show. Beim einzigen Atomkraftwerk in Österreich,
das nie ans Netz ging, wird bis heute ein Atomkraftwerk-Einschalter
beschäftigt, der nie auf den Knopf gedrückt hat.
Weniger bekannt dürften die Komiker Andreas Etienne
und Michael Müller sein, wenngleich Andreas Etienne als Kellner Dauergast in
der Comedy-Sendung mit Ludger Stratmann ist („Stratmanns“). Das Springmaus-Theater im
Bonner Vorort Endenich ist klein, übersichtlich, familiär. An viereckigen
Sechsertischen aßen wir Käsewürfel, während wir Etienne und Müller zusahen. In „Nachbarn
Reloaded“ spielte sich das Geschehen der beiden Nachbarn rund um den
Wendehammer ab.
Argwöhnisch beäugelten sie das Treiben des anderen. Stets mit
einer Gartenschere bewaffnet, schnitt der eine Nachbar alles weg, was ihm in
den Weg kam. Der andere Nachbar tüftelte und werkelte in seinem Keller herum
und ließ niemanden hineinsehen, was er trieb.
Der Humor von Etienne und Müller war knochentrocken,
solange sich die beiden auf Distanz schoben. Erst spät, sehr spät setzten die
Knalleffekte um so heftiger ein, wenn offensichtlich war, was die beiden
trieben. So hatte der eine Nachbar im Keller Unmassen von Glühbirnen gehortet,
die er mit einem Mal testete, worauf das Stromnetz zusammenbrach. Andreas
Etienne und Michael Müller waren eine eigene Kategorie, die auf ihre Weise
genial war.
Andreas Etienne & Michael Müller, Michael
Mittermaier und Mario Barth : wenn ich sie in eine Reihenfolge bringen sollte,
wären es zuerst Mittermaier, dann Etienne/Müller, schließlich Barth. Ordentlich
gelacht habe ich bei allen. Ich freue mich auf weitere Comedy-Veranstaltungen. Noch
haben wir die nächste Show nicht im Visier. In den Programmen von diversen
Theatern und Komikern blättern wir derzeit herum.
Na das hört sich nach einem schönen Abend mit viel Spass an, Dieter, hast du schön beschrieben.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Angelika
Das ist ja ein farbiger Bericht von drei offensichtlich schönen Abenden. Lachen ist gesund!
AntwortenLöschenIch mag Comedy ebenfalls sehr ...
lieben Gruß
Brigitta
Sehr schön zu hören, dass es offensichtlich lustige Abende waren !
AntwortenLöschenHab ein schönes Wochenende
LG
Hej Dieter,
AntwortenLöschenHumor ist nicht gleich Humor, was wir Deutschen oft zuerst mit dem englischen erleben. Ich weiß nicht, ob ich den "deutschen" noch genügend verstehe, geschweige denn, dass ich eine so detaillierte und situationsgenaue Darstellung von Comedyabenden schreiben könnte wie Du. Alle Achtung!!!!!
Gruß
Beate
Also ich gestehe dass ich dem Barth nicht mehr aufs Fell gucken kann. So fand ich ihn früher mal gut (noch nie ganz gut), aber mittlerweile geht er mir mit seiner Art, schon alleine der Stimme, auf den Keks. Letzt wollte ich nochmal ne Chance geben und hab in diese Sendung von ihm reingeschaltet, aber nach weniger als 5 Minuten auch wieder weg. Ne, der nervt nur (mich persönlich)
AntwortenLöschenIch habe damals immer gerne den Quatsch-Comedy-Club geschaut. Besonders gut fand ich immer das man mehrere Komiker sehen konnte. Danach sehr viele ihre eigene Show waren sie auch kurioserweise schnell wieder verschwunden-ausgelutscht sozusagen.
Wahrscheinlich liegt es an der Überflutung....ein Sender bringt was raus, der nächste Sender macht es nach und schwupp die wupp hat man automatisch keine Lust mehr sich was anzuschauen...
Freue mich aber für euch dass ihr eure Abende genießen konntet. So soll es sein :-)
Liebe Grüssle
Nova