Synagoge in den 1930er Jahren; Quelle Wikipedia |
Bisweilen wundere ich mich über mich selbst, dass
ich eine unsichtbare Hemmschwelle überwinden muss, um mich mit unserer
deutschen NS-Vergangenheit zu befassen. Einerseits mag dies daran liegen, dass
mich geschichtliche Themen mit verwickelteren politischen Konstellationen – wie
etwa der Erste Weltkrieg - stärker interessieren. Wer die Bösen in SA, SS,
NSDAP & Co waren, ist vergleichsweise einfach zu beantworten. Andererseits
bin ich aus heutiger Sicht geschockt, was sich alles an Verbrechen,
Massenmorden und Völkermord angesammelt hat.
Am 3. November 1938 erfuhr der polnische Jude
Herschel Gryszpan in Paris, dass seine jüdische Familie vertrieben worden war.
Daraufhin erschoß er einen Legationssekretär in der deutschen Botschaft in Paris. Er war Mitglied der NSDAP war und starb am
9. November 1938. Noch in der Nacht,
nach dem Tod des Legationssekretärs Ernst Eduard vom Rath, ordnete Joseph
Göbbels an:
„Sämtliche jüdische
Geschäfte sind sofort von SA-Männern in Uniform zu zerstören. Nach der
Zerstörung hat eine SA-Wache aufzuziehen, die dafür zu sorgen hat, dass
keinerlei Wertgegenstände entwendet werden können. […] Die Presse ist
heranzuziehen. Jüdische Synagogen sind sofort in Brand zu stecken, jüdische
Symbole sind sicherzustellen. Die Feuerwehr darf nicht eingreifen. Es sind nur
Wohnhäuser arischer Deutscher zu schützen, allerdings müssen die Juden raus, da
Arier in den nächsten Tagen dort einziehen werden. […] Der Führer wünscht, dass
die Polizei nicht eingreift. Sämtliche Juden sind zu entwaffnen. Bei Widerstand
sofort über den Haufen schießen. An den zerstörten jüdischen Geschäften,
Synagogen usw. sind Schilder anzubringen, mit etwa folgendem Text: ‚Rache für
Mord an vom Rath. Tod dem internationalen Judentum."
Nun tobte der Mob in
ganz Deutschland, so auch in Bonn-Beuel. Am 10. November wurde die jüdische
Synagoge abgefackelt, die 1902 erbaut worden war. So hat die
deutsche Nation es geschafft, sich auf Augenhöhe zu bewegen mit den Taliban,
die Buddha-Statuen in die Luft sprengen, oder mit Islamisten wie Boko Haram,
die in Nigeria Kirchen während eines Gottesdienstes in Brand setzen und Besucher
des Gottesdienstes nieder metzeln.
An der Stelle, an der einst die Synagoge stand,
wurde 1992 ein Mahnmal gebaut. Mich überrascht, da ich des öfteren an dem
Mahnmal vorbei geradelt bin, es aber nie bemerkt habe, da ich stets nach rechts
abseits vom Blickfeld des Mahnmals abgebogen bin.
Der Platz heißt nun „Synagogenplatz“.
Das Mahnmal bilden sechs unterschiedlich hoch
gemauerte, dreieckige Säulen, deren Grundrisse einen Davidsstern ergeben.
Im Zentrum des Mahnmals steht ein Gedenkstein.
Dieser trägt die Aufschrift:
1933 lebten IN BEUEL 140 JÜDISCHE
BÜRGER. 1941/1942 WURDEN 46 IM
KLOSTER ZUR EWIGEN ANBETUNG IN
BONN-ENDENICH ZWANGSINTERNIERT
UND VON DORT IM SOMMER 1942 DEPORTIERT .
SIE STARBEN IN LITZMANNSTADT ,
THERESIENSTADT UND AN
UNBEKANNTEM ORT IM OSTEN.
Die
Oberfläche des Gedenksteins zeichnet das Aussehen der Synagoge nach.
Die
Straßenkreuzung am Synagogenplatz wurde nach Siegfried Leopold benannt, der in
das Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt wurde und dort sogar
überlebte.
Wir haben uns im Geschichtsunterricht in der 10.Klasse damit fast ein Jahr beschäftigt bzw. als Thema gehabt und sind sehr tief in das Geschehen "eingedrungen". Es ist ein Teil von der Deutschen Geschichte und wird es auch immer bleiben, allerdings finde ich es schlimm wenn es heute noch Vorhaltungen gibt. Immerhin hatten in der Vergangenheit auch andere Länder ihre "Chaoten" die sehr viel Leid auch ins eigene Land gebracht haben (von den heutigen "Chaoten" ganz zu schweigen)
AntwortenLöschenIch finde solche Mahnmale wichtig, sie sollen immer erinnern, auch wenn sie leider relativ wenig abschrecken (gedanklich an Folgen)
Danke dass du es uns gezeigt hast.
Wünsche dir einen schönen Wochenstart und sende viele Grüsse
N☼va
Hallo Dieter, in Geschichte habe ich viel darüber gelernt, wie gut das es diese Erinnerungen und Mahnmale gibt.
AntwortenLöschenLiebe Grüße und eine schöne Adventwoche
Angelika
Ein Thema, das wir nicht unter den Tisch kehren dürfen - und ja auch nicht tun. Es gehört zu unserer Geschichte und wir müssen uns damit auseinander setzen und daraus lernen, was einigen wohl immer noch schwer möglich ist - aber Gott sei Dank den meisten. Ich finde es gut, dass du das Thema aufgegriffen hast. LG Martina
AntwortenLöschenJa, Dieter, manchmal läuft man einfach an Mahnmalen, Denkmalen, Schildern... vorbei.
AntwortenLöschenWenn ich mit der ´Bahn nach Köln fahre und in Deutz das Messegelände sehe, muss ich immer daran denken, wie von dort die Juden deportiert worden sind. Auch aus meinem Nachbardorf sind jüdische Familien von Deutz aus in den Tod geschickt worden. Ich finde Deinen Beitrag wichtig!
LG Marita
Sehr informativ! Hier kann einer/ eine noch viel über das Rheinland erfahren! Gruß aus Ludwigshafen!
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