In der Sendung „Vorfahren gesucht“ im WDR-Fernsehen war am
21. März Hugo Egon Balder (moderierte u.a. „Genial daneben“) an der Reihe, die
Spurensuche nach seinen Vorfahren aufzunehmen. Dies war für ihn ein schwerer
Gang, da über die Vergangenheit in seiner Familie nie geredet wurde. Trotz des
beharrlichen Schweigens wusste er, dass seine Mutter von 1942 bis 1945 im KZ
Theresienstadt war und dort überlebt hatte. Ihr Mann wurde im KZ Auschwitz
ermordet. Hugo Egon Balder ist Sohn aus zweiter Ehe seiner Mutter. Er fuhr nach
Terezin (damals Theresienstadt) in Tschechien, um nach der Vergangenheit seiner
Mutter im Konzentrationslager zu forschen. In Theresienstadt, ursprünglich als
Festungsstadt gebaut, waren zwischen den Mauern der Festung bis zu 50.000 Juden
untergebracht. Es wurde spekuliert, dass sie überlebte, weil sie Erzieherin war.
Erzieherinnen wurden grundsätzlich in Konzentrationslagern gebraucht, da Kinder
im KZ von ihren Eltern getrennt wurden. Hugo Egon Balder wurde in ein Zimmer
geführt, in dem die Bedingungen rekonstruiert waren, unter denen die
KZ-Häftlinge leben mussten: dicht an dicht standen dreistöckige Betten, in
Spinden konnte nur die notdürftigste Bekleidungen hinein gehängt werden. Die
Häftlinge lebten auf ihren Koffern, die lose zwischen den Betten verstreut
waren. Man entzog den Häftlingen ihre Persönlichkeit, da Räume dafür nicht
vorgesehen waren. Der Blick in dieses Zimmer hatte Hugo Egon Balder wie ein
Schlag getroffen. So etwas erahnend, hatte er es bewusst vermieden, in der
Vergangenheit seiner Eltern zu erforschen.
Krankenkasse
Dass unser Sozialstaat und insbesondere das
Gesundheitssystem nicht unbegrenzt Ausgaben leisten können, habe ich mich längst daran gewöhnt, dass nicht immer alles vollständig erstattet wird (bin Privatpatient). Praxisgebühr, Zuzahlungen, teure Behandlungen wie Zahnersatz – ich bin
mir dessen bewusst, das es Kürzungsmechanismen geben muss, damit die
Krankenkassen nicht kollabieren. Zuletzt haben wir allerdings zwei böse
Überraschungen erlebt, die außerhalb der Berechenbarkeit dieser
Kürzungsmechanismen lagen. Erste Überraschung: unser großes Mädchen hatte einen
Zahnarzt aufgesucht, der sie zu einer Kieferfehlstellung beraten hatte. Er
hatte ihren Kiefer untersucht, einen Abdruck gemacht usw. Von der Rechnung von
323 € haben wir keinen Cent erstattet bekommen mit der Begründung, dass es sich
um kieferorthopädische Leistungen handelt. Dass kieferorthopädische Leistungen
nur in geringem Umfang erstattet werden, war uns bewusst, nicht jedoch, dass
nichts erstattet wird, um den Befund oder das Krankheitsbild der
Kieferfehlstellung zu identifizieren. Zweite Überraschung: bei einer
Krankengymnastik mussten wir die Differenz zu 27 € pro Stunde zuzahlen, da die
abgerechnete Stunde auf 19,80 € begrenzt ist. Zum Vergleich wissen wir, dass
bei einer Ergotherapie 34 € pro Stunde erstattet werden, bei psychomotorischem
Turnen ist es dieselbe Größenordnung. Solche Verwerfungen kann und will ich
nicht verstehen. Wenn ich Zeit und Muße habe, werde ich all meinen Ärger, dass
Erstattungen und Zuzahlungen meiner Krankenkasse nicht zusammenpassen, in einer
Petition an unseren Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr zusammenfassen. All
diese Konstrukte, wo man zuzahlen muss und wo nicht, lässt sich mit logischem
Denken nicht durchdringen.
Falschparker behindert Feuerwehr
Als die Feuerwehr zu einem Einsatz in der Siegburger
Innenstadt fahren wollte (Brand eines Einfamilienhauses), behinderte ein
Falschparker das Feuerwehrfahrzeug. Dieses musste rückwärts wieder aus der
Straße herausfahren, um auf einem anderen Weg zum Einsatzort zu gelangen. Acht
Minuten kostete das Fahrmanöver rückwärts und der Fahrweg über eine andere
Straße. Ein 26-jähriger starb in den Flammen. Ein Zusammenhang zu der
Verzögerung durch den Falschparker konnte aber nicht hergestellt werden: wäre
die Feuerwehr acht Minuten früher am Einsatzort gewesen, wäre der 26-jährige
ebenso verbrannt und/oder erstickt gewesen, da das Feuer in seinem Bett
entzündet worden war. Aufgrund dieses Vorfalls wird nun eine Debatte über die
Höhe des Verwarnungsgeldes geführt. 40 € beträgt das Verwarnungsgeld, wenn der
Verkehr durch Falschparker behindert wird, 50 € bei Behinderung einer Feuerwehr.
Dies für Sachverhalte, die überhaupt nicht miteinander vergleichbar sind.
SVERWEIS, WVERWEIS und ISTNV
Das Tabellenkalkulationsprogramm Excel verwende ich an meinem
Arbeitsplatz tagtäglich. Dementsprechend glaube ich mehr oder weniger versiert
damit umgehen zu können. In der Weiterbildungsmaßnahme des Arbeitsamtes, an dem
meine Göttergattin teilnimmt, ist nunmehr Excel an der Reihe. Ich hatte
vermutet, dass ich meiner Göttergattin mein umfangreiches Wissen vermitteln könnte.
Doch es sollte umgekehrt kommen. Addieren, subtrahieren, multiplizieren und
dividieren waren in der Weiterbildung eine einfache Aufwärmübung. Rasch folgten
komplexe Formeln, die mich schnell überforderten. Beziehungsweise: schwierige
Menüs, die ich an meinem Arbeitsplatz gebrauche (z.B. Gruppierungen,
Gliederungen, Datenbanken, Pivot-Tabellen, … ) kamen in der
Weiterbildungsmaßnahme nicht vor, anstatt dessen schwierigere, komplexe, sehr
lange und teilweise bandwurmähnliche Formeln (wofür wir in unserem Team einen
Spezialisten haben). Rasch wollte meine Göttergattin zu SVERWEIS, WVERWEIS und
ISTNV weitergeholfen werden. Dabei ging es um die Rücklieferung von
Ergebniswerten zu festgelegten Suchkriterien. Ja, ich wusste, dass es diese
Formeln gibt. Lange hätte ich suchen müssen in der Hilfefunktion, was wie
eingegeben werden muss, um welches Ergebnis zu bekommen. Meine Göttergattin war
beinahe so schnell wie der Spezialist in unserem Team. Ich hatte da ungefähr
Null Ahnung und konnte keinen produktiven Beitrag leisten.
Besuch aus China
Ungefähr zehn Tage lang hatten wir selten weit entfernten
Besuch, nämlich aus China. Unser großes Mädchen hatte eine chinesische Kommilitonin
aus der Universität Freiburg mit nach Hause gebracht. Zehn Tage lang hat sie
ihr Köln, Bonn und den Rhein gezeigt. Sie hat uns über das chinesische Essen
aufgeklärt. Wenn man mit Stäbchen isst, dürfen diese nicht aus Kunststoff sein,
sondern sie müssen aus Bambus sein. Auf unseren Stäbchen aus Kunststoff stand das
Wort „Hochzeit“ – was ein Widerspruch in sich war. Chop Soey, was wir gerne in
chinesischen Restaurants essen, kommt gar nicht aus China. Süß-sauer essen die
Chinesen überhaupt nicht, sondern süß-sauer essen die Thailänder. Damit wir das
richtige chinesische Essen kennen lernen, hat die Chinesin selbst gekocht. Vegetarisch,
mit Paprika, mit Maultaschen, deren Füllung mit chinesischen Gewürzen nichts
mit schwäbischen Maultaschen zu tun hatte. Es war eine kulturelle Bereicherung,
ihren Besuch bei uns haben zu dürfen.
Bei minus vier Grad morgens mit dem Fahrrad ins Büro
Das Wetter, über das momentan alle reden, treibt auch mich
zur Verzweiflung. Ende März, das erste Morgenlicht dämmert um halb 6, gegen 7
Uhr scheint die Sonne schräg vom Himmel herab. Aber minus vier Grad. Der Winter
hält sich dermaßen hartnäckig, wie ich es noch nie erlebt habe. Öffentliche
Verkehrsmittel habe ich definitiv satt. Also 18 Kilometer mit dem Fahrrad ins
Büro, trotz der Gefrierschrank-ähnlichen Temperaturen. Die ersten Kilometer
gehen durch die Felder. Bis ich das Stadtgebiet erreiche, ist die Fahrradfahrt
die Hölle. Der schneidend kalte Ostwind pustet mir direkt in mein Gesicht. Keine
Mütze übergezogen, zieht sich mein Gesicht zusammen und erstarrt in der Kälte. Die
Ohren frieren fest. Tränen sammeln sich in meinen Augen, weil der eiskalte
Luftzug wie ein Hammer auf meine Augen einschlägt. Irgendwie rette ich mich
über die Stadtgrenze, wo die Bebauung diesen schneidenden Wind dämpft und meine
Körperteile, eingehüllt in Winterjacke und Wollschal und Fausthandschuhen, beginnen
aufzutauen. Kurz vor meinem Büro erreiche ich ungefähr Normaltemperatur. Solch
eine Fahrradfahrt ist ein Notbehelf. Immerhin: nachmittags kann ich auf dem
Nachhauseweg einige Grade über Null die Sonne genießen. Das entschädigt mich
für den eingefrorenen Morgen. Morgens und nachmittags betrachtet, ist die
Fahrradfahrt allemal schöner als öffentliche Verkehrsmittel.
Hallo Dieter
AntwortenLöschenIch habe Vorfahren gesucht auch verfolgt.
Fand das sehr bedrückend.
Bei der Krankenkasse sich zu beschweren hilft nichts, ich habe auch festgestellt, das vieles nicht mehr übernommen wird. Einen Brief an den Minister zu schreiben, die Idee ist gut,
Der Falschfahrer ist der Oberhammer. Das ist mit 40 € nicht getan, diese Menschen müssen härter bestraft werden.
Was uns hier als chinesisch vorgesetzt wird, hat wenig damit zu tun, Je älter die Kids werden um so internationaler, ware mal wenn bei der kleinen der Schüleraustausch kommt.
Zum Wetter fehlen mir die Worte, es ist einfach sche....
Gute Nacht
Angelika
Guten Morgen, Dieter!
AntwortenLöschenDie Krankenkassen haben ihre Grenzen... Für die Gesetzlichen ist die 10,-€ Praxisgebühr weggefallen, weil die Kassen sehr starke Gewinne erzielt haben, aber dafür wurde bei uns auch heftig in der Sozialmedizin gekürzt.
Falschparker sollten ruckzuck abgeschleppt werden. Dieses Bsp zeigt näml mal, was passieren kann, auch wenn in diesem Fall, das Brandopfer nicht mehr zu retten gewesen wäre.
Toll, dass ihr Besuch aus China hattet...
Pass bloss auf, dass du dir bei der Kälte nix abfrierst. Mir ist ma richtig schlecht geworden, weil ich bei Kälte Rad gefahren bin, obwohl das keine weite Strecke war.
Gruss, Wieczora (◔‿◔) | Mein Fotoblog
Vielen lieben Dank für den interessanten Rückblick.
AntwortenLöschenSo muss es wirkich gruselig sein sich seiner Vergangenheit bzw. der seiner Mutter so stellen zu müssen. Kein leichter Schritt, den wohl niemand gerne macht.
Mit den Zuzahlungen kommt es in D. genauso wie in vielen anderen Ländern schon. So sind durch die Krise auch hier weitere Einschränkungen gekommen, so dass Menschen sich ihre Medikamente schon gar nicht mehr leisten können. Das hat natürlich böse Folgen.
Ich finde die kassenärztliche Vereinigung in D. hätte schon viel früher den Ärzten auf die Finger schauen müssen. So wurde doch viel unnutzes Zeugs verschrieben um einen guten Schnitt zu machen bzw. abrechnen zu können. Darunter müssen nun viele Menschen leiden, gerade die die es nötig hätten. Mit dem Brief finde ich eine gute Idee, so kannst du dir auch Luft machen, aber ich bezweifle das es was bringt.
Bezüglich des Falschparkers finde ich diese Strafe viel zu milde. Weiß nicht ob die Feuerwehr ihn nicht sogar noch anzeigen könnte, oder die Hausbesitzer. Denn gerade in so einem Fall zählt jedes Sekunde. Kann sowas nicht nachvollziehen.
...und mit dem Mädel finde ich klasse. So kann man wirkich viel über ein Land, die Kultur und das Essen erfahren.
Leider wird der Geschmack des Essen immer auf den Geschmack des Landes "abgestimmt". Findet sich in jeder Küche bzw. Richtung^^
Nochmals vielen Dank und hab einen schönen Tag.
Herzliche Grüssle
Nova
Toller Monatsrückblick!
AntwortenLöschenMeine ersten Erfahrungen mit Tabellenkalkulation habe ich vor Urzeiten gemacht - damals waren das noch MS-DOS-basierte Programme. Aber von daher kenne ich dieses SVERWEIS, WVERWEIS und ISTNV noch. Hätte aber lange in meinem Gehirn graben müssen, um noch zu wissen, WIE das anzuwenden ist.
Das leidige Thema Falschparker: nicht nur das Zuparken von Feuerwehreinfahrten, auch das zu unrecht Benutzen von Behindertenparkplätze sollte mehr kosten. Für Gehbehinderte ist jeder Meter weniger Wegstrecke essentiell und die Chance bei den breiteren Parkplätzen auch mal zum Ein- und Aussteigen die Autotür GANZ aufmachen zu können, ist notwendig.
LG Calendula
ich nehme nur mal "stellung" zu Deinem letzten beitrag im post. Da kann ich mich nur hochachtend äußern, wer SO heroisch seinen tag beginnt.
AntwortenLöschenAnerkennende, liebe grüße
Bine
Hallo Dieter,
AntwortenLöschen# Krankenkasse
unser Gesundheitssystem, oder zumindest große Teile davon, kann man schon lange nicht mehr mit Logik erklären, außer das viele dran verdienen wollen auf Kosten der Patienten. Eine Petition an den Bundesgesundheitsminister zu senden ist zwar eine gute Idee von Dir, aber was erwartest Du davon? Selbst wenn Du eine Antwort vom Bundesgesundheitsministerium erhalten solltest, was glaubst Du, wie ehrlich diese Antwort im Wahljahr sein wird?
# Falschparker
ein Ärgernis, das immer wieder vorkommt. Meiner Meinung nach sollten die Strafen für solche Behinderungen drastisch erhöht werden.
# Besuch aus China
Glückwunsch zu der kulturellen Bereicherung.
Gruß Nachtfalke
Lieber dieter,
AntwortenLöschendanke für den interessanten Rückblick.
Tief beeindruckt hat mich deine sportliche Leistung.
Hut ab.
Liebe Grüße
Irmi
Wahnsinn, 18 Km bei den Temperaturen. *Brrr*, alleine schon bei dem Gedanken. Ich hab aber auch einen Kollegen, der radelt täglich 15 km hin und 15 zurück, bei jedem Wetter. Respekt!
AntwortenLöschenEine chinesische Austauschstudentin ist spannend und interessant. Ich war schon mal in China und gerade das Essen hat mich sehr überrascht. Im Süden war es ähnlich wie bei uns, nur schärfer. In der "Mitte" eher sehr exotisch, viele Zutaten und Gewürze kannte ich gar nicht. Und im Norden so gar nicht chinesisch, die verschiedenen Variationen von Teigtaschen hab ich vergöttert.
Und bei Falschparkern würde ich mir oft die Abschlepp-Möglichkeit wünschen.
junge, junge....da ist einiges an mir "vorbeigegangen", danke für den rückblick!!
AntwortenLöschenLG
Sehr interessant liest sich der Beitrag über die Doku über die Familie von Herrn Balder. Das hätte ich auch gerne gesehen, aber leider verpasst.
AntwortenLöschenErstattungen der Krankenkasse ... als Außenstehender ist das System manchmal nicht zu durchblicken. Bei den Kosten für die Krankengymnastik gehe ich davon aus, dass die Kosten hierfür auch über die GÖA (Gebührenordnung für Ärzte) geregelt sind, an die der behandelnde Arzt sich bei normalen ärztlichen Behandlungen ja auch nur bedingt halten muss. Da gibt es den einfach, den mittleren und den 3,5fachen Satz. Die Krankenkasse erstattet grundsätzlich den einfachen Satz, wenn der Arzt jedoch bis zum 3,5fachen Satz abrechnet, was er darf, dann trägt man die Differenz selber. Vielleicht ist das bei der Krankengymnastik auch so *grübel*
Falschparker sollten in dem von dir oben beschriebenen Fall definitiv mehr als 50,00 EUR blechen müssen und zur Rechenschaft gezogen werden müssen. Die Feuerwehr so zu behindern ist einfach je nach Situation lebensgefährlich und sollte entsprechend geahndet werden *kopfschüttel*
Excel ... ich bin kein Profi, aber für den Dienst und einfache Verformelungen reicht es ;-)
Das Chop Soey nicht aus China kommt habe ich neulich in irgendeiner Kochsendung gelernt ... wusste ich vorher auch nicht. Das süß-sauer auch nicht chinesisch ist, das war mir noch unbekannt :-) Euer Menue klingt auf jeden Fall köstlich.
Du hast bei den Temperaturen auf dem Fahrrad mein Beileid. Aber es soll ja nun bergauf gehen. Dafür wird es im April aber erst einmal nass. Ich weiß nicht, was dir lieber ist *ggg*