Es ist vorbei. Vorläufig.
Keine öffentlichen Verkehrsmittel
mehr, sondern mit dem Fahrrad ins Büro. Nebeneffekt: all diese Internet-,
Informations- und Kommunikations-Junkies, die in Bus oder Bahn unaufhörlich auf
ihren Handys und Smartphones herum klimpern müssen, nerven mich nicht mehr. Ein
Graben klafft zwischen den Generationen, dessen Grenze um die Mittdreißiger
liegt. Unter 35: Handy, Smartphone & Co. Über 35: geradezu nostalgische
Printmedien wie Zeitungen, Zeitschriften oder Bücher. Oder: digitale Generation
versus analoge Generation.
Dieses nervöse Herumtipperei,
diese Online-Sucht in eng gedrängten Straßenbahnen oder Bussen – ich kann es
nicht mehr sehen. Allenthalben habe ich auf Displays gestarrt, SPIEGEL Online
wurde herauf- und herunter gescrolled, mein Blick blieb an kleinen Icons von
Facebook-Freunden hängen. Sowohl bei der Arbeit wie beim Bloggen habe ich
lernen müssen, die Informationen auf ein handhabbares Maß zu reduzieren, um
überhaupt zu einem Ergebnis zu kommen. Wahrscheinlich bin ich stock-konserativ,
um Informationen wahrzunehmen und zu verarbeiten. Bei mir funktioniert dies
nicht, wenn die Informationen im Schnelldurchlauf an mir vorbei huschen. Oder
wenn Bildern in rascher Folge ein- und wieder ausgeblendet werden.
Bin ich ein Opfer unserer schnell-lebigen
Zeit ? Bin ich als Leser mit einem Buch in der Hand ein Relikt aus einer
Urzeit, das sich um Haaresbreite in unsere Gegenwart gerettet hat ? Dennoch
kann ich mich dem nicht verwehren, dass ohne Internet nichts mehr geht. Viele
Blogs wären ohne Internet undenkbar. Ich fühle mich aber wohler, wenn ich bei
der Sammlung und Aufbereitung der Informationen etwas Handfestes zwischen den
Fingern habe: Zeitungen, Zeitschriften, Bücher, Aufsätze, Bildbände, Lexika
oder andere leichte und schwere Wälzer.
Diesen Generationen-Konflikt
erlebe ich ja durchaus innerhalb unserer eigenen vier Wände. Bei unserem großen
Mädchen ist es ein bisschen Facebook, viele Mails und ganz viel SMS. Soviel
SMS, dass die Handy-Rechnung explodiert war und eine SMS-Flatrate her musste.
SMS – als Anfänger hinke ich da um Längen hinter her. Wenn ich eine SMS schreibe,
dauert dies bei meinem Krummen-Finger-System eine Ewigkeit. SMS ist sowieso
nicht mein Ding, eher etwas für Notfälle, wenn der Gesprächspartner auf
telefonischem Weg nicht erreichbar ist. Wenn die übliche Kommunikation über
eine Lawine von SMS’n abgewickelt wird, würde ich schnell mit meinem
Krummen-Finger-System krepieren. Irgendwann wäre ich nicht nur
Finger-amputiert, sondern die Kommunikation mit unseren besten Freunden wäre
zum Erliegen gekommen.
Unser Sohnemann geht in eine
etwas andere Richtung. Vierundzwanzig Stunden rund um die Uhr am Netz als
Zielvision – und wenn die Netzwerkverbindung getrennt wird, macht sich gleich
ein unruhiges Gefühl breit.
Während meine analoge
Generation eher desillusioniert drein schaut, herrscht in der digitalen
Generation eine Aufbruchstimmung. Mit der neuen Generation von Handys, mit
Smartphones, iPad’s , WLAN’s, Hotspots und diversen Apps sind technische Möglichkeiten
geschaffen worden, noch mehr Informationen handhaben zu können. Überall auf der
Welt vierundzwanzig Stunden am Netz zu sein, von dieser Vision ist die Technik
nicht allzu weit entfernt. Die digitale Generation saugt ein Vielfaches an
Informationen in sich hinein. Und das gleichzeitig mit anderen Tätigkeiten.
Multi-Tasking: Autofahren und mobil telefonieren, kochen und SMS schreiben, mit
Freunden reden und e-Mails checken. Die digitale Generation zappt hin und her, um den Horizont zu
erweitern. Durch solche Parallel-Techniken steigert sich die Produktivität der
Informationsverarbeitung.
Wenn ich blogge und meine
Posts schreibe, kann ich in geringem Umfang diese Sucht nachvollziehen, etwas
wichtiges zu verpassen, was in der Online-Welt passiert ist. Jedenfalls strengt
mich dieses nervöse Gehabe in öffentlichen Verkehrsmitteln extrem an, wenn die
digitale Generation an ihren Smartphones herum klimpert, weil in diesem
wichtigen Moment eine noch wichtigere Nachricht eingehen könnte. Inzwischen
habe ich auch beim Bloggen festgestellt, dass ich den Ausschalteknopf finden
muss. Ich gehe davon aus, dass die digitale Generation längst zu einem Teil der
Online-Welt geworden ist und nicht mehr den Weg aus der virtuellen Welt in die
wahre Welt zurückfindet.
So wie ich Informationen
verarbeite, ist Online nur die halbe Wahrheit. Ich brauche auf Papier
Gedrucktes um mich herum. Ich muss in Bücherwelten eintauchen, Dinge
miteinander vergleichen und relativieren. Mein Kopf muss arbeiten. Wenn nur
Online Informationen in ihn hinein geschmissen werden, wird er alsbald
verstopfen.
Ich weiß nicht, ob ich all
diese Internet-, Informations- und Kommunikations-Junkies bedauern soll. Nach
meinem Verständnis kann bei ihnen keine Qualität der Informationsverarbeitung
entstehen.
Das ist nicht greifbar. So
wie bei einem Flummi, der nur hin und her springt und den Strom seiner
Bewegungen hinter sich auflöst.
Hi Dieter, wir gehören zu der generation die Bücher liebt, die noch Briefe schreiben kann und die sich über ein Buch freuen.
AntwortenLöschenDieses ganze Theater mit den neuen Handys ich brauche es nicht. Meins ist schon 10 Jahre alt und ich habe es dabei, wenn ich alleine Runden drehe. Es könnt ja mal was passieren, das ich falle oder so, da kann ich Hilfe mit den Handy holen. Ansonsten liegt es nutzlos rum. Dafür habe ich meine Kamera immer griffbereit dabei, ist mir wichtiger.
Liebe Grüße
Angelika
Hallo Dieter,
AntwortenLöschenich halte auch nicht viel von der ständigen Surferei, simsen, oder mit Deinen Worten ausgedrückt "Herumtippperei" an jedem Ort. Ein Smartphone brauche ich auch nicht. Mein Handy ist so alt das mein Sohn mal sagte ich schleppe eine "Telefonzelle" mit mir rum. Genauso alt ist meine SIM-Karte. Immer noch eine alte D2 Mannesmannkarte.
Zeitungen und Bücher halte ich für eine sinnvollere Lektüre und sollte ich ansonsten Informationen brauchen, finde ich sie am PC im I-Net. Ignorieren kann man das I-Net heutzutage nicht mehr, aber es sollte keine Sucht werden. Ob man heute überall vernetzt sein muss, wage ich zu bezweifeln.
Übrigens habe ich heute gelesen das Multi-Tasking in der jungen Generation (20-25 jährigen) abnehmen soll. Der Trend soll dahin gehen das sie mehr Wert auf Familienleben wert legen, statt sich Stress auszusetzen. Ob das stimmt, weiß ich allerdings nicht.
Gruß Nachtfalke
Nun, es scheint wirklich schon eine sucht mit den handys zu sein .... u. immer muß es das neueste modell sein u. die handyläden wachsen - schneller als die pilze aus dem boden.
AntwortenLöschenDiese ruhelose tipperei auf dem "mäuseklavier" entsteht wohl oft aus langeweile, denn wer sich sinnvoll beschäftigen kann, ist kein handyot ;)
Von den sprechblasen sind wir wohl nicht mehr weit entfernt ....
Ja, ich liebe auch bücher, doch bin ich auf das Kindle umgestiegen, war für meine augen zu viel "kleingedrucktes", nun habe ich wieder freude am lesen. Gut, habe aus der not 'ne tugend gemacht ;)
Sonnige grüße
Bine
Kann mich den Vorschreibern und dir nur anschliesen. Mein Telefon gehört auch der älteren Generation an und ich habe auch gar keine Sehnsucht nach einem Neuen. Die Möglichkeit erreichbar zu sein und zu erreichen ist mir wichtig. Internet nutze ich nur zu Hause, und SMS schreibe ich selten. Ist hier nämlich auch so ein Kuriosium: SMS abgeschickt und wer weiß wann sie ankommt...wenn überhaupt ;-)
AntwortenLöschenIch finde es schlimm wenn sich die jungen Leute davon so abhängig machen, vor allem kann es auch gesundheitsschädlich werde^^
Liebe Grüssle
Nova
Ich kenne das, wenn man mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt und bis zum Aussteigen die halbe Familiengeschichte des Gegenübers kennt :)
AntwortenLöschenABER, ich sage mir immer, sollen sie doch simsen und surfen, das ist immer noch besser, als aus Langeweile im Zug/Bus herumzupöbeln und Leute anzumachen. Da schaue ich dann gerne großzügig drüber weg.
LG Arti
PS: Ich hoffe sehr, dass es eurem Mädchen wieder besser geht!!!
Ich finde dieses telfonieren im Zug am schlimmsten.
AntwortenLöschenIn den manchmal vielen Stunden hörst du alles von
den anderen und kommst kaum zum lesen. Ich mag das
gar nicht und möchte auch nicht, dass alle Welt mein
Privat- oder Geschäftsleben mit anhört.
Liebe Grüße schickt
Irmi
Ich bin auch ein Mensch, der jedes richtige Buch einem e-book vorzieht. Interessanterweise habe ich aber festgestellt, dass mein (antiquiertes) gezieltes Suchen nach Informationen effektiver ist, als das "hipp" drüberzappen. Ich habe mehr fundierte Informationen zusammengetragen (durchaus auch eventuell im Internet recherchiert), als zig Sites, Clouds, Apps etc. nur halb überfliegen. Das kann meiner Meinung nicht funktionieren. Da soll mir doch niemand erzählen, er hätte sich gemerkt, was er da gerade gelesen hat.
AntwortenLöschenAußerdem ist mir ein realer, echter Freund/Freundin immer mal mehr wert als alle 100 virtuellen Freunde auf Facebook et al.
Liebe Grüße
Calendula
Hi Dieter, I was trying to read your other blog. My browser told me that it detected malware on it. I don't know what is wrong, but I thought that I should warn you...
AntwortenLöschenSincerest greetings from the Netherlands,
DzjieDzjee
Huhu Dieter,
AntwortenLöschenich glaube die 35er-Marke ist zu niedrig angesetzt ;-)
Ich habe die Marke ja bereits überschritten und möchte mein Smartphone nicht mehr missen. Sei es, um jederzeit Emails empfangen zu können oder meine Termine darin zu pflegen. Auch als Ersatz für meine Kamera hat es mir schon gute Dienste geleistet *ggg* Es ist mein Einkaufszettel und so einiges mehr, was es noch an nützlichen Apps (das Wort muss ich dir hoffentlich nicht erklären *lol*) gibt ;-)
Bücher gibt es bei uns auch nur noch selten in Papierform. Meist lade ich sie in digitaler Form auf meinen K I N D L E oder EiPäd. Ich genieße es, nach Ende eines Buches direkt virtuell in den Shop zu gehen und mir sofort ein neues kaufen und lesen zu können ... selbst am Wochenende :-)
Aber ich genieße es trotzdem, nicht mehr mit der Bahn fahren zu müssen ;-)
Liebe Grüße
Frauke