Gründonnerstag. In der Kirche feierten die Gläubigen das
Abendmahl. Es ist bestimmt Jahrzehnte
her, dass ich Gründonnerstag in die Heilige Messe gegangen bin. Ich erinnere
mich, als ich Messdiener war, dass der Gründonnerstag entspannt war vor den
dramatischen Ostereignissen. Karfreitag, das war pure Brutalität, einen
Menschen ans Kreuz zu nageln. Die Osternacht, die Auferstehung, das war mir zu
feierlich, obschon diese Nacht den Kern christlicher Botschaft umfasste.
Grün, Greinen: wir Deutschen sind ungefähr die einzigen in
Europa, bei denen dieser Donnerstag Grün ist. Greinen ist Althochdeutsch und bedeutet
„weinen“ oder „wehklagen“ in dem Sinne, dass die Exkommunizierten wieder am
Abendmahl teilnehmen durften. Wie die Farbe Grün in den Donnerstag hinein
gerutscht ist, ist aber umstritten – so gibt es andere Erklärungsversuche, dass
Grün in der späten Antike die liturgische Farbe des Donnerstags gewesen ist.
Das letzte Abendmahl: nachdrücklich in meinem Gedächtnis ist
ein Gemälde von Jacob Jordaens (1655) haften geblieben, das ich in den
80er-Jahren im Kunstmuseum in Antwerpen gesehen habe. Die naturalistische
Darstellung, das gemeinsame Beisammensein, die Lockerheit; auch der entspannte
Gesichtsausdruck von Jesus und seinen zwölf Jüngern geben genau diejenigen
Eindrücke der Abendmahlsfeier wieder, die ich in meiner Jugendzeit hatte.
Jacob Jordaens (1655); museum voor schone kunsten Antwerpen |
Ein wesentliches Symbol des Abendmahls, die Fußwaschung, hat
in diesem Jahr der Papst aufgegriffen, indem er sich in ein Jugendgefängnis begeben
hat und zwölf Gefangenen die Füße gewaschen hat. Zweifellos eine schöne Geste.
Die Abendmahlsfeier habe ich definitiv in diesem Jahr
verpasst. Denn ich habe erst gegen 18 Uhr mein Büro verlassen. Und dies
durchaus mit einem positiven Anlass, dass ich gemeinsam mit meinem Chef in
einer Sitzung der Geschäftsführung anwesend sein durfte. In meinen dreißig
Dienstjahren war dies in der letzten Woche das erste Mal der Fall, in dieser
Woche das zweite Mal. Das war gut und entspannt gelaufen, alle Fragen konnten
wir beantworten, alle waren zufrieden. Das hat mich gefreut, dass sich die
Unternehmensspitze dafür interessiert, was wir machen und welche Ergebnisse bei
unserer Arbeit herauskommen.
Wenn ich wieder die Fußwaschung betrachte, so gibt diese den
Anstoß für eine andere Farbgebung des Donnerstags. „Witte donderdag“ heißt der
Gründonnerstag in den Niederlanden. „Witt“, das bedeutet „weiß“ und bezieht
sich auf die Reinheit der gewaschenen Füße. Genauso wird der Gründonnerstag
auch in Schweden genannt, aber nicht „weiß“, sondern „rein“. „Skärtorsdag“
heißt dort der Gründonnerstag, wobei „skär“ rein bedeutet.
Heiliger Donnerstag, diese Bezeichnung findet sich in den
meisten Ländern wieder, in denen ich über andere Bloggerinnen nachgefragt habe.
„Jeudi saint“ in Frankreich, „Jueves santos“ in Spanien oder άγιος in
Griechenland. In Spanien ist die Verschiebung der Feiertage bemerkenswert: der
Gründonnerstag ist bereits Feiertag, der Ostermontag ist dafür Werktag. Dabei
wird in manchen Gegenden in Spanien eine Prozession durchgeführt, in der weiße
Gewänder am Gründonnerstag dunkelviolette Gewänder aus der Fastenzeit ablösen.
Wahrscheinlich überall schweigen nach der Abendmahlsfeier
die Glocken. Anstatt dass die Glocken läuten, werden knarrende Töne über
Rasseln erzeugt. In Deutschland habe ich dies früher in der Rhön oder im
Fichtelgebirge erlebt (wo wir zufälligerweise über die Ostertage waren). Bei
uns im Rheinland kenne ich diesen Brauch nicht. In Frankreich gibt es diesen
Brauch genauso, wobei in manchen Gegenden für die Jugendlichen zum Dank für das
Rasseln Omeletts gebraten werden.
Geradewegs fuhr in von der Kirche aus, in der das Abendmahl
gefeiert wurde, nach Hause. Erst nach 19 Uhr würde ich zu Hause sein. Dort
würde ich zuerst alle viere von mir strecken. Ich freute mich auf die
Ostertage. Vor allem, dass ich ausschlafen konnte. Sofern unsere Kleine nicht
putzmunter gegen 6 Uhr oder halb 7 durch unsere Betten toben würde. Komisch:
wenn sie zur Schule geht, haben wir Probleme, sie gegen halb 7 aus dem Bett zu
bekommen.
Hallo Dieter,
AntwortenLöschenschön, dass Du hier den Gründonnerstag aufgreifst... ich bin früher nie an diesem Tag bzw. Abend in die Kirche gegangen, seit 7 Jahren jede Jahr. Schließich singe ich im Kirchenchor... gestern Abend schöne stimmige Lieder aus Taizé, "Ubi caritas" u d am Ende "Bleibet hier und wachtet mit mir", einen Kanon.
Soso, Du warst Messdiener... interessant.
Anmerken möchte ich, dass im Vorgebirge "geklappert" wird, der Brauch ist auch im Rheinland heimisch.
Schöne entspannte Ostertage wünsche ich Euch-
Viele Grüße
Marita
Bei uns hier kenne ich das auch, dass statt Glockengeläut knarrende Geräusche erzeugt werden.
AntwortenLöschenIch wünsche dir und deiner Familie frohe Ostertage
LG Calendula
Hola Dieter, schön dass du es aufgegriffen hast, und doch auch interessant das du irgendwie magisch angezogen wurdest. So finde ich aber klasse sich auch dem tatsächlichen Ostern zu besinnen, den Kommerz mal wirklich aussen vor zu lassen und momente der Einkehr zu fühlen.
AntwortenLöschenMit dem Papst und der Fußwaschung habe ich auch von gelesen. Da kann man wieder den Franziskaner in ihm sehen^^
Wünsche dir und deiner Familie jedenfalls ein frohes Osterfest, und hoffentlich die Geduld eurer Lütten euch länger schlafen zu lassen.
Herzliche Grüssle
Einen wunderschönen guten Morgen, lieber Dieter!
AntwortenLöschenDas sind herrliche Motive, die Du uns wieder einmal zeigst! KLASSE!
Ich wünsche Dir einen sonnigen Ostersamstag!
Liebe Grüße,
Claudia
Guten Morgen, Dieter (◠‿◠)
AntwortenLöschenSchönes Thema der Gründonnserstag und die Fotos gefallen mir auch. Wusstest du dass Karfreitag Tanzverbot ist? Ostern ist wirklich so ein Anstoss, zu dem wir viel nachdenken, erinnern und dazu lernen oder vergegenwärtigen können.
Besten Dank für deine lieben Ostergrüße.
Auch für dich und deine Liebsten wünsche ich ein erholsames Oster-WE mit einem gesegneten Fest.
Beste Grüße, Wieczora (◔‿◔) | Mein Fotoblog
Hej Dieter
AntwortenLöschenOstern ist eine zutiefst menschliche Ausdrucks- und Glaubensform an die Fortsetzung des Lebens und ist es einmal mehr wert, sich aus verschiedenen Blickwinkeln darüber Gedanken zu machen.
ein freudig-freundliches Osterwochenende wünscht Dir und Deiner Familie
Beate
Ostern hat ja einen tieferen Sinn als nur die kommerziellen Dinge, die wir damit assoziieren und es stimmt, in vielen Regionen gehört der Gründonnerstag schon quasi als Feiertag zum Osterfest.
AntwortenLöschenWarum der Gründonnerstag nun Gründonnerstag heißt, könnte eine Sprachentwicklung sein, die nicht mehr recht nachzuvollziehen ist. Grün ist die Farbe der Hoffnung, vielleicht eine Assoziation in Richtung Auferstehen oder es hat seinen Ursprung in den grünen Kräutern die ein fester Bestandteil eines Mahls beim jüdischen Pessachfest waren.
Ich wünsche dir und deinen Lieben auf jeden Fall ein frohes, besinnliches und gleichzeitig erholsames Osterfest. :-)
Liebe Grüße
Christa
Danke, lieber Dieter, daß Du das thema brachtest.
AntwortenLöschenWenn ich da an die umfragen unter schülern denke .... null ahnung, was Ostern für ein feiertag ist.
Ja, hier in Spanien ist Gründonnerstag ein feiertag, dagegen haben wir aber nur einen Osterfeiertag, aber DAS schriebst Du ja auch schon.
Nun, ich wünsche Dir u. den Deinen ein schönes Osterfest, Deiner lütten eine etwas längere nachtruhe ;)
Dieter, tolle Ausführungen.
AntwortenLöschenDie meisten wissen mit den vorösterlichen Tagen
kaum etwas anzufangen. Gut recherchiert. Danke!
Ein frohes Osterfest wünscht
Irmi
Hallo Dieter,
AntwortenLöschenich wünsche dir und deinen Lieben schöne Osterfeietage.
LG Hans
danke auch von mir für den interessanten Beitrag.
AntwortenLöschenIch wünsche dir und deinen Lieben auch frohe Ostern.
Herzliche Grüße von Heidi-Trollspecht
Dank je wel voor deze veelkleurige blog. Geweldig dat je weer naar de godsdienst bent geweest. Zo lang geleden! Ik vind die deur- foto erg mooi! Ik houd van oude kerken. En? Is het fijn met je gezin? Koester het. Hier schijnt de zon en het zonlicht maakt alles anders.
AntwortenLöschenFijne dag!
Die Bedeutung von Gründonnerstag war mir noch nicht bewusst, hab immer angenommen, dass es irgendwie mit dem Palensonntag zusammenhängt, weil das der Beginn der Karwoche ist. Aber Gedanken hab ich mir nie darüber gemacht.
AntwortenLöschenIn Polen heißt es "Großer Donnerstag" - irgendwie einleuchtender. :-)