Vincent van Gogh, die Kartoffelesser (de "aardappeleters"); van-Gogh-Museum Amsterdam |
Sie hatten keine Wahl.
Niemand redete ihnen herein. Sie waren zufrieden mit dem, was sie hatten. Sie waren
vor allem nicht dem Überangebot von Meinungen ausgeliefert, wo jeder, der ein
bisschen zu sagen hatte, sich zu einem Messias aufspielen konnte, der einen auf
den richtigen Weg führen wollte.
Die gesunde Ernährung ist für mich ein Mysterium, ein wohl behütetes Geheimnis, das jeder für sich selbst
erkunden muss. Currywurst ? Ich liebe diese würzig-scharfe Soße mit dem
saftigen Geschmack der Wurst. Kartoffelchips ? Ich liebe dieses sanfte Krachen
zwischen meinen Zähnen beim Zerbeißen der Chips, das mir das Wasser im Mund
zusammen laufen lässt. Fritten ? Ja, gerne, besonders in unseren westlichen
Nachbarländer, wo sie richtig nach frischen Kartoffeln schmecken. Die
Kartoffelesser in Brabant brauchten keine Angst zu haben, in den Abgründen
ungesunder Ernährung zu landen – so wie ich. Kartoffeln sind nahrhaft, sie
enthalten ein bisschen Eiweiß und Kohlehydrate im Überfluss, vor allem kein
Fett und keinen Zucker – den Hauptsünden unserer Ernährungsgewohnheiten.
Es hat mich angeödet, wie im
Kindergarten und in der Schule das Thema Ernährung zu einem massiven
Familenproblem hoch stilisiert worden war. Es muss Familien geben, in denen
tagsüber Süßigkeiten ohne Ende genascht werden. Es muss Familien geben, in
denen ausschließlich Fast-Food gegessen wird und nie richtig gekocht wird.
Jedenfalls hatte unser kleines Mädchen, bis sie in die Schule ging, regelrechte
Gewissensbisse, Schokolade oder Gummibärchen überhaupt anzurühren, als würde
ihr Körper dadurch gefoltert. Kindergarten und Schule veranstalteten jeweils
ein einwöchiges Projekt, in dem die Kleinsten und Kleinen auf gesunde Ernährung
getrimmt wurden. Die Scheu vor Lakritzschnecken oder Erdnussflips hat unser
kleines Mädchen inzwischen abgelegt.
Anstatt dessen werden wir
alle in diesen Wirrwarr hinein geritten, welche Nahrungsmittel angeboten werden
und was wir davon essen. Wir tun, was wir können, um dem mit unserem Speiseplan
zu begegnen. Klar, es sind Gerichte dabei, die unstrittig sind: gefüllte
Paprika, Gemüsesuppe, Schwedenfisch mit Tomaten, Rosenkohl überbacken oder
Zucchini überbacken – Gemüse oder Salat ist drei- bis viermal in der Woche
dabei. Wir finden sogar zu den Wurzeln
der Kartoffelesser von Brabant zurück. Es gibt durchaus sehr leckere
Variationen von Kartoffeln. Die einfache Version sind Bratkartoffeln oder
Kartoffelpüree, die anspruchsvolle Version sind selbst gemachte Reibekuchen
oder Kartoffelscheiben in Öl gebraten. Püriert und gemischt mit Möhrengemüse
oder Weißkohl und einer Mettwurst dabei sind Kartoffeln eine wahre Delikatesse.
Wir sind sogar schwach und
erliegen den Verführungen der Nahrungsmittelindustrie. All diese
Nahrungsmittel, die in High-Tech-Laboren heran gezüchtet worden sind und die
nur Ersatz sind für eine richtige Ernährung: Fertig-Nudelgerichte, fertige
Würzmischungen von Maggi-Fix, Fischstäbchen mit mehr Panade als Fisch,
Eierravioli oder Linsensuppe aus Konservendosen. Fast-Food, Hamburger, Pizza,
Pommes Frites, tiefgefrorene Kartoffelspalten fehlen natürlich auch nicht. Wenn
es schnell gehen muss. Wir haben denselben Zeitmangel wie andere Familien.
Schlankheitskuren oder Diäten
brauchen wir nicht, trotz Überdosen von Zucker oder Fett, die wir gelegentlich
in uns hineinstopfen. Wem sollen wir denn glauben ? Selbst Tim Mälzer hatte in
einer Kochsendung nachgeweisen, dass Hamburgern ausreichend Nährstoffe oder
Vitamine enthalten. Wenn wir denn zuviel Kilo auf die Waage bringen, bringen
Schlankheitskuren oder Diäten etwas ? Oder ist es besser, sich wie die
Buchautorin Susanne Fröhlich mit dem „Moppel-Ich“ zu arrangieren ? Allenthalben
wimmelt es in den Meinungen an Halbwahrheiten, an Unausgegorenem oder an
Analysen, die bei der betroffenen Person gar nicht zutreffen.
Um Geschmacksverstärker,
naturidentische Stoffe, Farbstoffe, um von Produktmanagern designte Lebensmittel
brauchten sich die Kartoffelesser von Brabant nicht zu kümmern. Sie waren auch
keine Konsumenten in dem Sinne, dass die gesamte Produktpalette miteinander
konkurrierender Nahrungsmittelkonzerne über sie ausgeschüttet wurde. Sie
konnten sich auf ihre Kernkompetenz konzentrieren: die Kartoffel. Und wenn ein
bisschen Salat oder Gemüse dazu kam, waren dies biologisch hergestellte
Produkte, die einhundertprozentig Bio waren.
Bio interessiert uns nicht.
Auch da wird mit dem Verbraucher ein Verwirrspiel getrieben. Was als Bio gilt,
ob das wirklich Bio ist, dass Bio im Supermarkt nicht vom Bauernhof um die Ecke
kommt, sondern aus entlegenen Gegenden Europas, da hege ich als Verbraucher
tiefstes Misstrauen. Ich weiß, worauf ich mich verlassen kann. Zumindest ab dem
Frühjahr, denn dann kommt Bio aus dem eigenen Garten.
Wir lassen uns es schmecken. Egal,
ob Frühlingsrollen aus dem Gefrierschrank, Kopfsalat aus unserem Garten oder
Bratkartoffeln mit Zwiebeln und reichlich Rührei. Wir leben unsere Esskultur.
Besonders stolz sind wir darauf, aus wenigen Zutaten eine Überfülle von
Geschmack zu zaubern.
So wie die Kartoffelesser in
Brabant.
ja genau - wir lassen es uns schmecken :-)
AntwortenLöschenich finde es schön wenn man sich zum Essen Zeit nehmen kann - nicht nur auf die Schnelle im Gehen isst ... wenn man es sich am Tisch gemütlich macht und das Essen genießt - zusammen :-)
lieber Wochenendgruß von Heidi-Trollspecht
Ja mein Lieber das ist ein Thema, da könnt man stundenlang diskutieren.
AntwortenLöschenGesund und lecker muss es sein, das ist das wichtigste.
Liebe Grüße
Angelika
So isses....oder einfach nur Papas Arrugadas mit Mojos oder Kräuterquark ;-) Ich finde das Gerede um die gesunde Ernährung auch oft übertrieben....Alles essen aber Alles in Maßen. Allerdings müssen solche Gespräche in KG und Schule wohl auch mal sein, denn leider gibt es wohl tatsächlich Eltern die gar nicht mehr frisch kochen und nur noch Fastfood auf den Tisch kommt. Eine ausgewogene Ernährung sollte schon sein und da passt die Currywurst dann ebenso rein ;-)
AntwortenLöschenÜbrigens fand ich die Fritten aus den Niederlanden auch immer superlecker, ebenso wie die Poffertjes :-))))
Schönes Wochenende und herzliche Grüsse
Ich gebe absolut nichts mehr auf Diäten. Viele habe ich gemacht.
AntwortenLöschenIch kasteie mich auch nicht mehr. Von jedem etwas - warum soll
ich das nicht dürfen? Ich esse viel Gemüse, Kartoffeln und Obst.
Fleisch und Wurst ist nich so meine Leidenschaft - nur gelegent-
lich und dann esse ich es mit Genuss.
Gerade jetzt - wo es angeblich wieder um die Bikini-Figur geht-
werden wir mit Diäten und Hinweisen überspült. Auc viele neue
Sportübungen sind da - wie jedes Jahr. Man sollte sich in dieser
Hinsicht ein dickes Fell wachsen lassen. Dann ist man auf der
richtigen Seite.
Einen schönen Samstag wünscht dir
Irmi
Man sollte sich auf jeden Fall nicht verrückt machen lassen, das ist meine Meinung. Eigentlich signalisiert uns unser Körper schon, was gesund ist oder besser gesagt, was ihm gut tut und darauf sollten wir mehr hören und uns von Werbung nichts vorgaukeln lassen.
AntwortenLöschenWenn ich mich weitgehendst natürlich ernähre und hauptsächlich auch das an frischem Obst und Gemüse zu mir nehme, was die Saison bietet und in heimischen Gefilden wächst, dann darf ich auch mal eine Curry-Wurst essen oder mir ein Stück Torte einverleiben.
Mit diesem Gesundheitswahn kann man es auch übertreiben.
Wurde noch vor Jahren die Margarine in den Himmel gelobt und Butter verpönt, so hat sich diese Meinung auch umgedreht und die Margarine wird verteufelt wegen ihrer gesättigten Fettsäuren. Sind wir wieder mal bei der Lobby, die alles das lobt, womit man Geld machen kann.
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende wünscht dir
Christa
*lach* ja, über gesunde Ernährung lässt sich streiten. Ein gesundes Mittelmaß sollte jeder finden, in dem man alles essen darf, aber bestimmte Dinge eben nur in Maßen und nicht in Massen. Das A und O eines gesunden Körpers ist immer noch die Bewegung, die man hat oder eben auch nicht :-)
AntwortenLöschenAlso lass dir deine Currywurst schmecken ;-)