Zypriotische Verhältnisse in
Kölner Banken ? Müssen Kleinanleger Angst um ihr Erspartes haben ?
Klare Antwort Nein. 2009 ist
tatsächlich eine Kölner Bank quasi pleite gegangen: die Privatbank Sal.
Oppenheim. 1789 gegründet, konnte diese Bank auf eine über 200jährige Geschichte
zurückblicken. Mit Zweigstellen in ganz Europa war sie bis Mitte der 2000er
Jahre die größte Privatbank Europas. 2009 rutschte Sal. Oppenheim in die Pleite
hinein, da Verluste von 1,6 Milliarden Euro erwirtschaftet wurden. Bei der
vorhandenen Bilanzsumme hätte dies eigentlich die Insolvenz bedeutet. Doch
daran schrammte die marode Bank um Haaresbreite vorbei, denn mit der Deutschen
Bank fand sich zwischenzeitlich ein Käufer.
Wie bei anderen Insolvenzen
oder Übernahmen, sind die Beschäftigten die Leidtragenden. Die Aufräumaktionen
der Deutschen Bank ziehen sich über Jahre hinweg. Ganze Geschäftsbereiche
werden geschlossen oder sollen geschlossen werden. Filialen werden stillgelegt.
Die Verhandlungen mit den Gewerkschaften sind noch nicht abgeschlossen. Es
stehen Personalzahlen im Raum, dass maximal rund 40% der Arbeitsplätze erhalten
bleiben sollen.
Ich bin vielleicht zynisch,
aber bei dieser Beinahe-Pleite gerate ich ins Schmunzeln. Denn Sal. Oppenheim
ist eine Privatbank und keine „normale“ Geschäftsbank, bei der jeder
Otto-Normal-Verbraucher ein Konto eröffnen kann. Kunden einer Privatbank sind
die Reichen und Super-Reichen. Wenn sie nicht wissen, wohin mit ihrem
milliardenschweren Vermögen, dann gehen sie zu einer Privatbank. Also eine abgedrehte
Sphäre, die beispielsweise unsere Familie mit den übersichtlichen
Einkommensverhältnissen niemals betreten wird.
Zum Schmunzeln ist natürlich
den Reichen und Super-Reichen gar nicht zumute. Ob Beinahe oder Pleite, die
Effekte sind im Fall der Sal. Oppenheim dieselben. Die enge Verzahnung mit
Karstadt und die kriminelle Energie einzelner Personen, aus der Konstruktion
von Immobilienfonds noch mehr eigenen Profit zu erwirtschaften, haben die Bank
letztlich in den Ruin getrieben.
Ein elitärer Kreis von vier
Bankmanagern und ein Bauunternehmer aus Troisdorf bei Bonn, der gelernter
Maurer ist, hielt die Fäden über milliardenschwere Geschäfte in der Hand. Wie
die Geschäfte aussahen, war abgeschottet, streng geheim, diskret und auch
dubios. Wäre die Sal. Oppenheim nicht von der Deutschen Bank übernommen worden,
hätte wohl kaum jemand Einblick in die Machenschaften bekommen.
Der Kölsche Klüngel war Basis
für die milliardenschweren Geschäfte. Immer wieder ging es um Neubauten und
Immobilien der Stadt Köln. Technisches Rathaus, Köln Arena oder Messe – große
Bauvorhaben baute der Troisdorfer Bauunternehmer Josef Esch als Investor und
vermietete die Immobilien an die Stadt Köln zu überhöhten Preisen, was letztlich der Steuerzahler bezahlte. Aus diesen Immobilien wurden
Immobilien-Fonds gebildet, die sich mit ihren sehr hohen Mieteinnahmen
profitabel verzinsten. Die Deutsche Bank war bei der Konsolidierung auf rund 50
Immobilien-Fonds gestoßen, zu denen Immobilien mit Schwerpunkt im Raum Köln
gehörten, aber auch auf ganz Deutschland verteilt. Diese Immobilien-Fonds
wurden dann mit hohen Renditen an die Reichen und Super-Reichen verkauft.
Im Endeffekt hat Karstadt
Sal. Oppenheim das Genick gebrochen. Zum einen hatte die Bank Zug um Zug Aktien
von Karstadt aufgekauft, um auf einen steigenden Aktienkurs zu spekulieren. Zuletzt
betrug der Anteil der Sal. Oppenheim-Aktien am Gesamtaktienpaket Karstadt 30%.
Zum anderen übertrug Sal. Oppenheim das Klüngel-Modell aus Köln auf Karstadt.
2005 geriet Karstadt in
Zahlungsschwierigkeiten. Thomas Middelhoff, davor Manager bei Bertelsmann, kam
als heilbringender Messias nach
Karstadt. Und auch hier hatte, wo es um Macht und um Super-Reiche und um jede
Menge Geld ging, der Bauunternehmer Josef Esch aus Troisdorf seine Finger im
Spiel. Klüngel, Bauen, Immobilien – die Idee wurde geboren, durch den Verkauf
der Warenhäuser die Zahlungsfähigkeit wieder herzustellen. Das Tafelsilber
sollte verscherbelt werden, um wieder Geld in die klammen Kassen zu spülen. Schließlich
wurde sich der Konzernvorstand von Karstadt einig, einen großen Teil der
Karstadt-Warenhäuser zu verkaufen. Verkauft wurden diese an die Investmentbank
Goldman Sachs. Diese erteilte dann Esch eine Generalvollmacht, das
Immobilienimperium zu verwalten. Was folgte, war eine Neuauflage des Kölner
Klüngel-Modells. Der Investor Esch baute fleißig um und zockte Karstadt mit zu
hohen Mieten ab. Die Mieteinnahmen zahlten auf all die
Josef-Esch-Immobilienfonds und auf die Bank Sal. Oppenheim ein.
Bis irgendwann der Schuss
nach hinten losging. In den Folgejahren nach 2005 verbesserte sich die
Zahlungsfähigkeit, doch 2009 geriet Karstadt erneut in eine Schieflage. Ein
Kriterium für eine Insolvenz ist das Verhältnis von Schulden und Vermögen – zu denen
auch Immobilien gehören. Da aber Immobilien verkauft wurden und der
Schuldenberg gewachsen war, musste Karstadt den Gang in die Insolvenz antreten.
Mit der Insolvenz von
Karstadt purzelte bei Sal. Oppenheim ein Dominostein nach dem anderen. Es war
nicht die Euro-Krise oder eine andere Finanzkrise, sondern zum einen der
Aktienkurs von Karstadt, der gegen Null ging. Dadurch wurde das 30%ige Aktienpaket
wertlos. Zum anderen brach das Geschäftsmodell der Esch-Immobilenfonds in sich
zusammen, da mit der Insolvenz keine Mieten mehr gezahlt wurden. Mit dem
historischen Verlust von 1,6 Milliarden Euro in 2009 hätte Sal. Oppenheim
eigentlich die Insolvenz anmelden müssen.
Die Auswirkungen der
Beinahe-Insolvenz sind bei den Reichen und Super-Reichen ganz ähnlich wie
derzeit in Zypern. Die Esch-Immobilienfonds waren der Renner und das
Top-Produkt. Weil die Geschäftsgrundlage fehlt, werden diese Zug um Zug
geschlossen, d.h. die Anleger verlieren das investierte Geld.
Die Reichen und Super-Reichen
gehören zum Geldadel aus ganz Deutschland. Allen voran Thomas Middelhoff,
weitere Manager von Karstadt und die Hauptaktionärin von Karstadt (und Erbin
des Familienunternehmens Quelle) Madeleine Schickedanz. Oder der Schuhfabrikant
Deichmann, der Verleger Neven du Mont und der Milliardär Finck.
Es ist, als wäre der Verlust
des Vermögens bei den Reichen und Super-Reichen wie eine Bombe eingeschlagen. Sie
wehren sich. Insgesamt werden dreizehn Prozesse wegen Schadensersatzforderungen
vor den Gerichten ausgetragen. Besonders geschädigt fühlt sich die
Hauptaktionärin Madeleine Schickedanz, die bei ihrer Vermögensverwaltung anscheinend von Josef Esch
vollständig abhängig gemacht wurde. Sie kaufte Karstadt-Aktien hinzu, sie
verkaufte sie nicht bei einem hohen Kurs, sie besaß bereits 50% der Karstadt-Aktien
und musste zusehen, wie die Aktien zu Ramsch-Papieren wurden, dann investierte
sie noch in wertlos gewordene Esch-Immobilienfonds. Ihre
Schadensersatzforderungen betragen sagenhafte 1,9 Milliarden Euro.
Momentan kocht dieses Thema
auf hoher Flamme, da gegen die vier Bankmanager und Josef Esch ein Strafprozess
geführt wird. Exemplarisch wurden zwei Immobilien in Köln und eine in Frankfurt
betrachtet, bei denen der Wertansatz wissentlich falsch in den Bilanz
ausgewiesen wurden, so dass sich letztlich dieser elitäre Kreis
ungerechtfertigt bereichert hat.
Es bleibt abzuwarten, wie das
Urteil aussehen wird. Eines jedenfalls hat die Präsenz in den Medien erreicht:
dass die Wahrheit über Klüngel und das Geschäftsgebaren dieses elitären Zirkels
recherchiert wird und dass die Drahtzieher beim Namen genannt werden.
Wie viele ähnliche Modelle es
bei anderen Banken gibt, wird verborgen bleiben. Im Fall Sal. Oppenheim mussten
wegen der Karstadt-Insolvenz und wegen der Übernahme durch die Deutsche Bank die
Karten auf den Tisch gelegt werden.
Zypriotische Verhältnisse in
Kölner Banken ? Ich sehe jedenfalls den positiven Aspekt, dass dies in diesem
konkreten Fall der Wahrheitsfindung dient.
Hej Dieter,
AntwortenLöschender Leverkusener Kabarettist Wilfried Schmickler mit seinem Gedicht über die Gier ist das Einzige, das mir hierzu noch einfällt.
Gruß
Beate
Interessant, dass solche Menschen mit ihren Machenschaften jahrelang davon kommen und sich mit dem Gewinn einen lauen Lenz machen. Wenn das Kind in den Brunnen, sprich in diesem Fall populär geworden ist, sind die Schäfchen sicher längst im Trockenen.
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
N.
Lieber Dieter,
AntwortenLöschenentschuldige bitte, dass es bis heute gedauert hat, ehe ich wieder zu dir hüpfen konnte (eine Menge ist zu tun in Rostrosenhausen ;o)) Nun zu deinem (interssanten) Beitrag - ja, da tun sich Abgründe auf, und ich denke mal, das ist nur die Spitze des Eisberges. Da läuft noch so vieles im Verborgenen...
Ich möchte dir auch herzlich für deinen Kommentar zu Janas Torten danken, ehe ich mich in die Blogpause verabschiede - ich darf übrigens auch nicht alle Fotos von Jana zeigen, aber die hat sie mir "genehmigt", weil sie sowieso auch auf FB landen werden ;o)) Und natürlich möchte ich dich auch herzlich zu meinem Giveaway einladen - so einen Zalando-Gutschein kann schließlich auch ein Mann gut gebrauchen: entweder für sich selbst, denn man führt dort ja auch Männerartikel, oder aber, um deine Frau oder deine Kids mit einem Geschenk glücklich zu machen :o))!
Alles Liebe und frohe Ostern an dich und deine Familie,
Traude
Eine der Dinge, die mal ans Licht kommen Dieter. Ich möchte gar nicht wissen, wo und wie manches zusammenläuft und geklüngelt wird.
AntwortenLöschenMein persönlicher Eindruck ist, dass bei größeren Betrieben Klüngel eigentlich schon normal ist ... leider !