Wer bin ich ? Ich blogge,
also bin ich – dies ist eine meiner inneren Antriebe. Und die Identität, unter
der ich blogge, ist das Rheinland. Also begebe ich auf die Spuren des
Rheinlandes. Es gilt, den Begriff des Rheinlandes zu umreissen. Wo also liegt das
Rheinland ?
Was beim ersten Hinsehen
einfach klingt, wird beim zweiten Hinsehen verwickelt und kompliziert. Wie bei
anderen Dingen, kann man das Rheinland aus unterschiedlichen Perspektiven
beleuchten. Und je nach Blickwinkel, schälen sich komplett andere geografische
Gebilde heraus.
Nach meinem eigenen
Verständnis habe ich das Rheinland als Nebeneinanderstellung der beiden
Bindestrich-Bundesländer betrachtet: also Nordrhein-Westfalen und
Rheinland-Pfalz. In Nordrhein-Westfalen habe ich kein Problem mit dieser
scharfen Trennlinie, die beispielhaft zwischen Mülheim an der Ruhr (Rheinland)
und Gelsenkirchen (Westfalen) oder Wuppertal (Rheinland) und Hagen (Westfalen)
verläuft. Oder auf der Ebene der Regierungsbezirke: Düsseldorf = Rheinland und
Arnsberg = Westfalen. Komplizierter wird dies in Rheinland –Pfalz. Als dieses
neue Bindestrich-Bundesland 1949 gegründet wurde, wurden neben den alten Verwaltungsbezirken Trier und Koblenz Teile von Hessen-Nassau dem
Rheinland zugeordnet. Zählt Trier zum Rheinland ? Zählen Abschnitte der Saar
(Saarburg … ) zum Rheinland ? Was ist mit dem Hunsrück ? Wie sieht es am
anderen Ende des Westerwalds aus ? (Montabaur …)
Ich tue mich schwer damit.
Alleine der moselfränkische Dialekt, der sich von Koblenz bis Trier breitmacht,
hat nichts mehr mit dem Rheinland gemein. Und das rollende „R“, das ich aus
Teilen des Westerwaldes kenne, hat erst recht nichts mit dem Rheinland zu tun.
Wenn ich umgekehrt einen rheinischen Sprachraum definiere, klingt der Dialekt
hinter der Aachener Grenze in Eupen in Belgien oder in Vaals in Niederländisch-Limburg
eindeutig rheinisch. An der anderen Ecke, etwa in Oberhausen oder Essen, klingt
die Sprache des Ruhrgebietes kaum noch rheinisch. Sprache oder Dialekt eignet
sich also genauso wenig.
Andere Kriterien ? Es besteht
kein Zweifel, dass der Rhein und das Rheinland eine jahrtausende alte
Kulturlandschaft sind. Die Römer hatten mit ihrer Hochkultur und ihren
technischen Errungenschaften – Straßenbau, Kanalisation, Bäder, sanitäre
Anlagen oder eine Wasserversorgung aus den Bergen der Eifel – das Rheinland
besiedelt, doch am Rhein schieden sich die Geister: am rechten Ufer des Rheins
endete das Imperium der Römer, denn dort begann die Barbarei – das waren die
germanischen Stämme. So lagen die Römerlager Koblenz, Bonn, Köln, Neuss und
Xanten auf der linken Rheinseite längs des Rheins. Darüber hinaus war das
Rheinland ein loses Gebilde, das sich über Straßenverbindungen nach Aachen und
Maastricht oder nach Nijmegen zusammenfügte.
Die Wurzeln der geografischen
Bezeichnung des Rheinlandes liegen rund 1.700 Jahre später – in Form des
Rheinbundes in der napoleonischen Epoche. Nach seinem Desaster in Waterloo
musste Frankreich 1815 den Rheinbund an Preußen zurückgeben. Die Preußen
schufen zwei Verwaltungsbezirke aus dem wieder einverleibten Rheinbund – ein
Bezirk war Köln zugeordnet, der andere Koblenz. Ab 1830 sprachen die Preußen von
diesem Gebiet als „Rheinland“, welches im Bereich des Bezirks Koblenz nicht nur
bis Trier und in den Hunsrück, ja, sogar bis ins Saarland nach Saarbrücken
reichte.
Zählt Saarbrücken zum
Rheinland ? Ich bewege mich lieber in eine andere Richtung, zur Dichtung,
Poesie und Kunst. Taugt die Anziehungskraft für Künstler eher, die Standorte
des Rheinlandes festzulegen ? Der Rhein hatte Scharen von Dichtern und Denkern
angezogen: Karl Simrock, Ernst Moritz Arndt, Gottfried Kinkel, Ferdinand Freiligrath,
Friedrich Schlegel oder Heinrich Heine, ja, sogar Goethe. Sie nannten sich
Rheinromantiker und beispielhaft sei hier Clemens Brentano zitiert:
Das ist der heil’ge Rhein
Ein Herrscher, reich begabt,
Deß’ Name schon, wie Wein,
Die treue Seele labt,
Es regen sich in allen Herzen
Viel vaterländ’sche Lust und
Schmerzen,
Wenn man das deutsche Lied
beginnt
Vom Rhein, dem hohen
Felsenkind.
Wir wollen ihm auf’s neue
schwören;
Wir müssen ihm, er uns
gehören.
Vom Felsen kommt er frei und
hehr;
Er fließe frei in Gottes Meer
!
Copyright Sammlung Rheinromantik |
Klingt doch schön, wie sich Brentano vom Rhein inspirieren ließ ? So vernetzt, wie diese Rheinromantiker
unterwegs waren, durchs Ahrtal, quer durch die Eifel oder quer durch den
Niederrhein, entspricht dieses poetische Verständnis durchaus dem, worüber ich
gerne als „rheinland-blogger“ schreibe. Ich finde allerdings keine Belege
dafür, ob diese Rheinromantiker an den rheinischen Orten unterwegs waren,
worüber ich etwas gepostet habe – wie etwa Monschau, Kamp-Lintfort oder
Wassenberg.
Egal. Mein Selbstverständnis,
wo mein Rheinland liegt, kommt von innen heraus. Trier oder Saarbrücken zähle
ich nicht zum Rheinland. Weite Teile der Eifel sehr wohl. In der Richtung des
Westerwaldes bin ich mir unsicher: ja, Altenkirchen, soweit habe ich es mit dem
Rennrad geschafft; Linz am Rhein liegt nicht weit weg von Altenkirchen. Ich
weiß definitiv nicht, wo ich im Westerwald die Grenze ziehen soll. Im Westen
sind die Grenzen zu den Niederlanden und zu Belgien eindeutig (so dass Aachen
genauso eindeutig zum Rheinland zählt). Genauso wie der rheinische Teil im Bindestrich-Land
Nordrhein-Westfalen mit der Trennlinie nach Westfalen.
Das ist ein Stück
Standortbestimmung. Zur eigenen Identität und zum Bloggen.
Wenn mir das Rheinland nicht unbekannt ist - ich bin im Sauerland geboren - so habe ich Deinen
AntwortenLöschenPost mit großem Interesse gelesen und noch Einiges gelernt. Danke dafür.
Liebe Grüße
Irmi
Oh je...da haste dir ja richtige Gedanken darüber gemacht, und auch mich ins Grübeln gebracht. Wo fängt es an, wo hört es auf. Ich glaube das kann man gar nicht genau definieren, so streiten sich bestimmt Gemüter ;-)
AntwortenLöschenWar aber mal wieder richtig interessant und danke für dein erklärtes Selbstverständnis.
liebe Grüssle
Ah, en ik woon in het Nederlandse Rijnland :-) Tien minuten van de Rijn. Dank je wel voor deze interessante blog met mooie poem! Fijne dag vandaag!
AntwortenLöschenHui mein lieber Dieter, interessante Eindrücke und ein wahrer Geschichtsbeitrag.
AntwortenLöschenDas Rheinland zu definieren nicht ganz einfach. Es zählen Menschen und regionen dazu, die ich nicht dazu zählen würde. Weitläufig wird unsere Region hier auch als Niederrhein bezeichnet, obwohl dieser ein Stück entfernt ist.
Ich bin gebürtig aus Hagen in Westfalen, die Pforte zum Sauerland. Doch wohne nun seit 25 Jahre hier und muss ehrlich gestehen, das der Menschenschlag mir mehr liegt. Ich glaube ich hab nichts von den Westfalen abbekommen.
Glaube es ist ein Gefühl der Menschen, die sich zum Rheinland zugehörig fühlen.
Liebe Grüße
Angelika
hallo Dieter
AntwortenLöschenganz unbekannt ist mir Rheinland nicht,aber so vieles wie Du weiss ich nicht.Habe manche Jahre im Odenwald gelebt,und in Hamburg.Das war es.Ich finde es sehr nett von Dir,Deine Stadt vorzustellen.
Viele liebe grüsse aus GR.
Christa
Lieber Dieter, da hast du dir schöne Gedanken gemacht! War sehr kurzweilig zu lesen! Aber was für den einen Rheinland ist, ist es für den anderen halt nicht. Das kenn ich ja nur zu gut von meiner alten Heimat Baden ;-)
AntwortenLöschenIch hoffe, das Frühjahr kommt & du kannst wieder radfahrend das Rheinland erweitern!
LG
Astrid
Hallo Dieter,
AntwortenLöschenfür jeden hat das Rheinland wohl andere Grenzen :-)
Im Netz findet man ja keine genauen Angaben darüber.
LG Frauke
Ich hätte hier fast den Kommentar von "Nicole`s buntes Haus"
AntwortenLöschenübernehmen können...nur eben umgekehrt;-)
Im Norden geboren und seit 10 Jahren im Ruhrpott.
Lieben Dank für diesen informativen Post!
Line
Das ist wieder ein wunderbarer Post, so interessant und vielseitig. Das Gedicht von Brentano finde ich auch so schön! Du schreibst oft über so selbstverständliche Sachen, die doch so vielseitig sind.
AntwortenLöschenUnd zum rheinischen Gemüt kann ich nur sagen, dass mein Mann Rheinländer ist, aber vom Gemüt her passt er perfekt nach Ostwestfalen :-).
Viele liebe Grüße, hab ein schönes Wochenende!