Ich wünsche euch allen ein frohes Osterfest, viel Spaß beim Ostereier-Suchen und Ruhe und Entspannung an den Feiertagen.
Samstag, 30. März 2013
Freitag, 29. März 2013
Gründonnerstag, witte donderdag und Jeudi saint
Obschon die Abendstimmung abweisend und kalt war, fühlte ich
mich von der Kirche magisch angezogen. Ich war die Anhöhe hochgeradelt, auf der
bereits im 4. Jahrhundert die Franken gesiedelt hatten. Ich ruckelte über das
spröde Kopfsteinpflaster. Die Steine waren aschgrau wie der Sockel, über den
sich das weißgestrichene Mauerwerk der Kirche erhob. Der Lichtschein im Inneren
hinter den Rundbogenfenstern war dumpf. Der langatmige Klang einer Orgel hatte
eingesetzt.
Gründonnerstag. In der Kirche feierten die Gläubigen das
Abendmahl. Es ist bestimmt Jahrzehnte
her, dass ich Gründonnerstag in die Heilige Messe gegangen bin. Ich erinnere
mich, als ich Messdiener war, dass der Gründonnerstag entspannt war vor den
dramatischen Ostereignissen. Karfreitag, das war pure Brutalität, einen
Menschen ans Kreuz zu nageln. Die Osternacht, die Auferstehung, das war mir zu
feierlich, obschon diese Nacht den Kern christlicher Botschaft umfasste.
Grün, Greinen: wir Deutschen sind ungefähr die einzigen in
Europa, bei denen dieser Donnerstag Grün ist. Greinen ist Althochdeutsch und bedeutet
„weinen“ oder „wehklagen“ in dem Sinne, dass die Exkommunizierten wieder am
Abendmahl teilnehmen durften. Wie die Farbe Grün in den Donnerstag hinein
gerutscht ist, ist aber umstritten – so gibt es andere Erklärungsversuche, dass
Grün in der späten Antike die liturgische Farbe des Donnerstags gewesen ist.
Das letzte Abendmahl: nachdrücklich in meinem Gedächtnis ist
ein Gemälde von Jacob Jordaens (1655) haften geblieben, das ich in den
80er-Jahren im Kunstmuseum in Antwerpen gesehen habe. Die naturalistische
Darstellung, das gemeinsame Beisammensein, die Lockerheit; auch der entspannte
Gesichtsausdruck von Jesus und seinen zwölf Jüngern geben genau diejenigen
Eindrücke der Abendmahlsfeier wieder, die ich in meiner Jugendzeit hatte.
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Jacob Jordaens (1655); museum voor schone kunsten Antwerpen |
Ein wesentliches Symbol des Abendmahls, die Fußwaschung, hat
in diesem Jahr der Papst aufgegriffen, indem er sich in ein Jugendgefängnis begeben
hat und zwölf Gefangenen die Füße gewaschen hat. Zweifellos eine schöne Geste.
Die Abendmahlsfeier habe ich definitiv in diesem Jahr
verpasst. Denn ich habe erst gegen 18 Uhr mein Büro verlassen. Und dies
durchaus mit einem positiven Anlass, dass ich gemeinsam mit meinem Chef in
einer Sitzung der Geschäftsführung anwesend sein durfte. In meinen dreißig
Dienstjahren war dies in der letzten Woche das erste Mal der Fall, in dieser
Woche das zweite Mal. Das war gut und entspannt gelaufen, alle Fragen konnten
wir beantworten, alle waren zufrieden. Das hat mich gefreut, dass sich die
Unternehmensspitze dafür interessiert, was wir machen und welche Ergebnisse bei
unserer Arbeit herauskommen.
Wenn ich wieder die Fußwaschung betrachte, so gibt diese den
Anstoß für eine andere Farbgebung des Donnerstags. „Witte donderdag“ heißt der
Gründonnerstag in den Niederlanden. „Witt“, das bedeutet „weiß“ und bezieht
sich auf die Reinheit der gewaschenen Füße. Genauso wird der Gründonnerstag
auch in Schweden genannt, aber nicht „weiß“, sondern „rein“. „Skärtorsdag“
heißt dort der Gründonnerstag, wobei „skär“ rein bedeutet.
Heiliger Donnerstag, diese Bezeichnung findet sich in den
meisten Ländern wieder, in denen ich über andere Bloggerinnen nachgefragt habe.
„Jeudi saint“ in Frankreich, „Jueves santos“ in Spanien oder άγιος in
Griechenland. In Spanien ist die Verschiebung der Feiertage bemerkenswert: der
Gründonnerstag ist bereits Feiertag, der Ostermontag ist dafür Werktag. Dabei
wird in manchen Gegenden in Spanien eine Prozession durchgeführt, in der weiße
Gewänder am Gründonnerstag dunkelviolette Gewänder aus der Fastenzeit ablösen.
Wahrscheinlich überall schweigen nach der Abendmahlsfeier
die Glocken. Anstatt dass die Glocken läuten, werden knarrende Töne über
Rasseln erzeugt. In Deutschland habe ich dies früher in der Rhön oder im
Fichtelgebirge erlebt (wo wir zufälligerweise über die Ostertage waren). Bei
uns im Rheinland kenne ich diesen Brauch nicht. In Frankreich gibt es diesen
Brauch genauso, wobei in manchen Gegenden für die Jugendlichen zum Dank für das
Rasseln Omeletts gebraten werden.
Geradewegs fuhr in von der Kirche aus, in der das Abendmahl
gefeiert wurde, nach Hause. Erst nach 19 Uhr würde ich zu Hause sein. Dort
würde ich zuerst alle viere von mir strecken. Ich freute mich auf die
Ostertage. Vor allem, dass ich ausschlafen konnte. Sofern unsere Kleine nicht
putzmunter gegen 6 Uhr oder halb 7 durch unsere Betten toben würde. Komisch:
wenn sie zur Schule geht, haben wir Probleme, sie gegen halb 7 aus dem Bett zu
bekommen.
Donnerstag, 28. März 2013
Bankenpleite in Köln
Zypriotische Verhältnisse in
Kölner Banken ? Müssen Kleinanleger Angst um ihr Erspartes haben ?
Klare Antwort Nein. 2009 ist
tatsächlich eine Kölner Bank quasi pleite gegangen: die Privatbank Sal.
Oppenheim. 1789 gegründet, konnte diese Bank auf eine über 200jährige Geschichte
zurückblicken. Mit Zweigstellen in ganz Europa war sie bis Mitte der 2000er
Jahre die größte Privatbank Europas. 2009 rutschte Sal. Oppenheim in die Pleite
hinein, da Verluste von 1,6 Milliarden Euro erwirtschaftet wurden. Bei der
vorhandenen Bilanzsumme hätte dies eigentlich die Insolvenz bedeutet. Doch
daran schrammte die marode Bank um Haaresbreite vorbei, denn mit der Deutschen
Bank fand sich zwischenzeitlich ein Käufer.
Wie bei anderen Insolvenzen
oder Übernahmen, sind die Beschäftigten die Leidtragenden. Die Aufräumaktionen
der Deutschen Bank ziehen sich über Jahre hinweg. Ganze Geschäftsbereiche
werden geschlossen oder sollen geschlossen werden. Filialen werden stillgelegt.
Die Verhandlungen mit den Gewerkschaften sind noch nicht abgeschlossen. Es
stehen Personalzahlen im Raum, dass maximal rund 40% der Arbeitsplätze erhalten
bleiben sollen.
Ich bin vielleicht zynisch,
aber bei dieser Beinahe-Pleite gerate ich ins Schmunzeln. Denn Sal. Oppenheim
ist eine Privatbank und keine „normale“ Geschäftsbank, bei der jeder
Otto-Normal-Verbraucher ein Konto eröffnen kann. Kunden einer Privatbank sind
die Reichen und Super-Reichen. Wenn sie nicht wissen, wohin mit ihrem
milliardenschweren Vermögen, dann gehen sie zu einer Privatbank. Also eine abgedrehte
Sphäre, die beispielsweise unsere Familie mit den übersichtlichen
Einkommensverhältnissen niemals betreten wird.
Zum Schmunzeln ist natürlich
den Reichen und Super-Reichen gar nicht zumute. Ob Beinahe oder Pleite, die
Effekte sind im Fall der Sal. Oppenheim dieselben. Die enge Verzahnung mit
Karstadt und die kriminelle Energie einzelner Personen, aus der Konstruktion
von Immobilienfonds noch mehr eigenen Profit zu erwirtschaften, haben die Bank
letztlich in den Ruin getrieben.
Ein elitärer Kreis von vier
Bankmanagern und ein Bauunternehmer aus Troisdorf bei Bonn, der gelernter
Maurer ist, hielt die Fäden über milliardenschwere Geschäfte in der Hand. Wie
die Geschäfte aussahen, war abgeschottet, streng geheim, diskret und auch
dubios. Wäre die Sal. Oppenheim nicht von der Deutschen Bank übernommen worden,
hätte wohl kaum jemand Einblick in die Machenschaften bekommen.
Der Kölsche Klüngel war Basis
für die milliardenschweren Geschäfte. Immer wieder ging es um Neubauten und
Immobilien der Stadt Köln. Technisches Rathaus, Köln Arena oder Messe – große
Bauvorhaben baute der Troisdorfer Bauunternehmer Josef Esch als Investor und
vermietete die Immobilien an die Stadt Köln zu überhöhten Preisen, was letztlich der Steuerzahler bezahlte. Aus diesen Immobilien wurden
Immobilien-Fonds gebildet, die sich mit ihren sehr hohen Mieteinnahmen
profitabel verzinsten. Die Deutsche Bank war bei der Konsolidierung auf rund 50
Immobilien-Fonds gestoßen, zu denen Immobilien mit Schwerpunkt im Raum Köln
gehörten, aber auch auf ganz Deutschland verteilt. Diese Immobilien-Fonds
wurden dann mit hohen Renditen an die Reichen und Super-Reichen verkauft.
Im Endeffekt hat Karstadt
Sal. Oppenheim das Genick gebrochen. Zum einen hatte die Bank Zug um Zug Aktien
von Karstadt aufgekauft, um auf einen steigenden Aktienkurs zu spekulieren. Zuletzt
betrug der Anteil der Sal. Oppenheim-Aktien am Gesamtaktienpaket Karstadt 30%.
Zum anderen übertrug Sal. Oppenheim das Klüngel-Modell aus Köln auf Karstadt.
2005 geriet Karstadt in
Zahlungsschwierigkeiten. Thomas Middelhoff, davor Manager bei Bertelsmann, kam
als heilbringender Messias nach
Karstadt. Und auch hier hatte, wo es um Macht und um Super-Reiche und um jede
Menge Geld ging, der Bauunternehmer Josef Esch aus Troisdorf seine Finger im
Spiel. Klüngel, Bauen, Immobilien – die Idee wurde geboren, durch den Verkauf
der Warenhäuser die Zahlungsfähigkeit wieder herzustellen. Das Tafelsilber
sollte verscherbelt werden, um wieder Geld in die klammen Kassen zu spülen. Schließlich
wurde sich der Konzernvorstand von Karstadt einig, einen großen Teil der
Karstadt-Warenhäuser zu verkaufen. Verkauft wurden diese an die Investmentbank
Goldman Sachs. Diese erteilte dann Esch eine Generalvollmacht, das
Immobilienimperium zu verwalten. Was folgte, war eine Neuauflage des Kölner
Klüngel-Modells. Der Investor Esch baute fleißig um und zockte Karstadt mit zu
hohen Mieten ab. Die Mieteinnahmen zahlten auf all die
Josef-Esch-Immobilienfonds und auf die Bank Sal. Oppenheim ein.
Bis irgendwann der Schuss
nach hinten losging. In den Folgejahren nach 2005 verbesserte sich die
Zahlungsfähigkeit, doch 2009 geriet Karstadt erneut in eine Schieflage. Ein
Kriterium für eine Insolvenz ist das Verhältnis von Schulden und Vermögen – zu denen
auch Immobilien gehören. Da aber Immobilien verkauft wurden und der
Schuldenberg gewachsen war, musste Karstadt den Gang in die Insolvenz antreten.
Mit der Insolvenz von
Karstadt purzelte bei Sal. Oppenheim ein Dominostein nach dem anderen. Es war
nicht die Euro-Krise oder eine andere Finanzkrise, sondern zum einen der
Aktienkurs von Karstadt, der gegen Null ging. Dadurch wurde das 30%ige Aktienpaket
wertlos. Zum anderen brach das Geschäftsmodell der Esch-Immobilenfonds in sich
zusammen, da mit der Insolvenz keine Mieten mehr gezahlt wurden. Mit dem
historischen Verlust von 1,6 Milliarden Euro in 2009 hätte Sal. Oppenheim
eigentlich die Insolvenz anmelden müssen.
Die Auswirkungen der
Beinahe-Insolvenz sind bei den Reichen und Super-Reichen ganz ähnlich wie
derzeit in Zypern. Die Esch-Immobilienfonds waren der Renner und das
Top-Produkt. Weil die Geschäftsgrundlage fehlt, werden diese Zug um Zug
geschlossen, d.h. die Anleger verlieren das investierte Geld.
Die Reichen und Super-Reichen
gehören zum Geldadel aus ganz Deutschland. Allen voran Thomas Middelhoff,
weitere Manager von Karstadt und die Hauptaktionärin von Karstadt (und Erbin
des Familienunternehmens Quelle) Madeleine Schickedanz. Oder der Schuhfabrikant
Deichmann, der Verleger Neven du Mont und der Milliardär Finck.
Es ist, als wäre der Verlust
des Vermögens bei den Reichen und Super-Reichen wie eine Bombe eingeschlagen. Sie
wehren sich. Insgesamt werden dreizehn Prozesse wegen Schadensersatzforderungen
vor den Gerichten ausgetragen. Besonders geschädigt fühlt sich die
Hauptaktionärin Madeleine Schickedanz, die bei ihrer Vermögensverwaltung anscheinend von Josef Esch
vollständig abhängig gemacht wurde. Sie kaufte Karstadt-Aktien hinzu, sie
verkaufte sie nicht bei einem hohen Kurs, sie besaß bereits 50% der Karstadt-Aktien
und musste zusehen, wie die Aktien zu Ramsch-Papieren wurden, dann investierte
sie noch in wertlos gewordene Esch-Immobilienfonds. Ihre
Schadensersatzforderungen betragen sagenhafte 1,9 Milliarden Euro.
Momentan kocht dieses Thema
auf hoher Flamme, da gegen die vier Bankmanager und Josef Esch ein Strafprozess
geführt wird. Exemplarisch wurden zwei Immobilien in Köln und eine in Frankfurt
betrachtet, bei denen der Wertansatz wissentlich falsch in den Bilanz
ausgewiesen wurden, so dass sich letztlich dieser elitäre Kreis
ungerechtfertigt bereichert hat.
Es bleibt abzuwarten, wie das
Urteil aussehen wird. Eines jedenfalls hat die Präsenz in den Medien erreicht:
dass die Wahrheit über Klüngel und das Geschäftsgebaren dieses elitären Zirkels
recherchiert wird und dass die Drahtzieher beim Namen genannt werden.
Wie viele ähnliche Modelle es
bei anderen Banken gibt, wird verborgen bleiben. Im Fall Sal. Oppenheim mussten
wegen der Karstadt-Insolvenz und wegen der Übernahme durch die Deutsche Bank die
Karten auf den Tisch gelegt werden.
Zypriotische Verhältnisse in
Kölner Banken ? Ich sehe jedenfalls den positiven Aspekt, dass dies in diesem
konkreten Fall der Wahrheitsfindung dient.
Dienstag, 26. März 2013
Jan Wellem
Ich gelobe Besserung. Zwischen Bonn und Köln beheimatet,
gebe ich zu, dass mich jedes Mal ein beklemmendes Gefühl ereilt, wenn ich mich
nach Düsseldorf bewege. Zu unterschiedlich sind die Städte in Struktur und
Geschichte. Und es lässt sich das Gefühl nicht verleugnen, dass speziell den
Kölnern zum Ausgang des Mittelalters ein neues Machtgebilde vor die Nase
gesetzt worden ist. Dies hat für Unbehangen gesorgt und die verwurzelten
Machtkonstellationen neu aufgemischt.
Zu leugnen, dass Düsseldorf zum Rheinland gehört, wäre
sträflich. Ich habe mir Jan Wellem ausgesucht, um das geistige Areal
Düsseldorfs zu betreten. Sein Denkmal in der Altstadt vor Augen, sehe ich ihn
als Reiter auf einem Pferd mit seiner langen Lockenperücke. Hoch zu Roß, mag er
mir als Feldherr vorkommen. Doch in diese preußische Kategorie eines Clausewitz, Scharnhorst oder Moltke ist er nicht
einzusortieren. Herzog Johann Wilhelm II., Kurfürst von der Pfalz, Herzog von
Jülich-Berg, Pfalzgraf von Neuburg, betrieb zwar eine Machtpolitik mit hehren
Zielen. Doch Schlachtfeldern waren nicht sein Ding.
Die Puzzlestücke seines Fürstentums hatte ihm sein Vater Philipp
Wilhelm übertragen. 1658 in Düsseldorf geboren, war er Rheinländer mit Leib
und Seele. Über seine Leutseligkeit und Freigiebigkeit haben seine Zeitgenossen berichtet. Bereits sein Großvater Wolfgang Wilhelm hatte die Herzogtümer Kleve,
Jülich und Berg gegen die Ansprüche der Herzöge aus Brandenburg behauptet. Nach
dem Frieden von Rijswijk (1697), der den Pfälzer Erbfolgekrieg beendete,
erweiterte er seinen Machtbereich um die Pfalz und das Herzogtum Neuburg an der
Donau, das ihm als Erbe seines Vaters zufiel. Während andere Fürsten Ruhm und
Macht auf Schlachtfeldern erlangten, wollte er Macht und Einfluss über
Beziehungen, Netzwerke, Heiraten und Diplomatie erweitern. Er selbst heiratete 1678
die Wiener Erzherzogin Maria Anna Josepha und baute dadurch die Verbindung mit
Habsburg auf. Er hatte insgesamt 16 Geschwister, die quer durch Europa
verheiratet waren, von Portugal über Spanien bis nach Italien und Polen. Er
wollte König werden. Die Position des Königs von Preußen schnappte ihm 1701 ein
brandenburgischer Kurfürst weg. Eine Zeitlang war er als Thronfolger für die
spanische Niederlande im Gespräch. Auch hier wurde der Thron anderweitig
besetzt. Dann sah ein Friedensplan nach dem Spanischen Erbfolgekrieg vor, für
ihn ein Königreich aus Sizilien, Sardinien und den Balearen zusammenzuwürfeln. Daraus
wurde erneut nichts. Schließlich wurden die Angebote immer merkwürdiger. 1695
sollte er anscheinend im Kaukasus mit der Königskrone belohnt werden, wenn er
die Perser vertreiben würde.
So ergab es sich, dass er das rheinische Terrain kaum
verließ. Ab und an suchte er seine Sommerresidenz in Schwetzingen auf. Nach dem
Frieden von Rijswijk hatte er die Pfälzische Kurfürstenwürde erlangt und hätte
eigentlich auf dem Heidelberger Schloss residieren müssen. Doch das
Heidelberger Schloss war zerstört, nachdem französischen Truppen in der Pfalz
Öde und Verwüstung hinterlassen hatten. Nicht nur Heidelberg, auch die
Festungsstädte Mannheim oder Landau waren dem Erdboden gleich gemacht worden.
Sowohl der Dreißigjährige Krieg wie der Pfälzische
Erbfolgekrieg hatten Düsseldorf in vergleichsweise geringem Umfang zerstört.
Daher richtete sich Jan Wellem komfortabel in Düsseldorf ein. Jan Wellem hatte
bei einer Reise durch Frankreich Ludwig XIV. persönlich kennen gelernt. Nicht
nur in Versailles, auch andere Fürsten bauten in der Zeit des Barock prunkvolle
und verschwenderische Schlösser. Jan Wellem ließ Baupläne für ein Schloss in
Düsseldorf entwerfen, die die menschlichen Maßstäbe sprengten – wie bei anderen Fürsten im Zeitalter des
Absolutismus. Der Haken war: in Düsseldorf gab es bereits ein Schloss. Ähnlich
wie bei all den Visionen von Königskrönungen, wurde auch aus dem Schloss nichts:
abreißen wäre unsinnig gewesen, ein zweites Schloss neben dem vorhandenen
Schloss genauso, daher blieb es bei einem Umbau.
Was hingegen die Zeit überdauert hat und wofür Jan Wellem
bis heute die Düsseldorfer Bürger dankbar sind, das ist sein Engagement für die
Kunst. Seine Baupläne waren so dimensioniert, dass er nach der Begegnung mit
Ludwig XIV. ein Paris am Rhein schaffen wollte. Weil auch dies eine Luftnummer
war, entstand nicht nur ein neues Theater und eine neue Oper, sondern auch eine
Kunstakademie. Er holte niederländische und flämische Maler nach Düsseldorf,
die den naturalistischen Stil ihrer Malerei dort lehrten. Später kaufte er
Gemälde an. Darunter waren berühmte Gemälde berühmter Maler – vor allem aus
Antwerpen. Es waren 46 Gemälde von Rubens und mehrere Gemälde von Brueghel und van
Dyk. Die nördlichen Niederlande waren mit zehn Gemälden von Rembrandt
vertreten. Aus Italien stammten Gemälde von Caravaggio, Michelangelo, Raffael
und del Sarto, aus Deutschland Dürer. Neben dem Schloss wurde eigens eine
Gemäldegalerie für die insgesamt 343 Gemälde gebaut. Düsseldorf verlor diese
Gemäldesammlung durch widrige politische Umstände Anfang des 19. Jahrhundert an
die alte Pinakothek in München.
Die Bedeutung von Düsseldorf als Kunstmetropole mit einer
eigenen Kunstakademie ist bis heute erhalten geblieben. Auch der Name von Jan
Wellem ist bis heute ganz eng mit der Stadt Düsseldorf verbunden.
Sein Reiterdenkmal hatte er übrigens bereits zu Lebzeiten in
Auftrag gegeben. Den Auftrag hatte sein Hofbildhauer Gabriel Gruppello
erhalten. Jan Wellem starb 1716. 1711 begann Gruppello das Denkmal, wobei die
ursprüngliche Planung, auf dem Denkmal Jan Wellem mit seinem Vater darzustellen,
aufgegeben wurde. 1714 fertig gestellt, ist es Gruppello gelungen, die Bürgernähe Jan Wellems darzustellen sowie Verehrung und Bewunderung über seinen Tod hinaus.
Sonntag, 24. März 2013
NRW-Duell - das dritte Mal
Das NRW-Duell mit Bernd
Stelter ist mittlerweile zu einer regelmäßigen Veranstaltung geworden. Vor rund einem Jahr waren wir zum ersten Mal beim NRW-Duell mit Bernd Stelter. Diesmal
wurden wir spontan angerufen, weil noch Zuschauer fehlten. Donnerstags kam der
Anruf und montags wurde gedreht. Also auf nach Köln-Bocklemünd. Zwei Sendungen
wurden nacheinander gedreht. Von den Prominenten kannte ich Ralf Caspers
(Sendung mit der Maus) und Anja Reschke (Panorama). Unbekannt waren mir der
Hund Vivaldi (Zimmer frei), der Tatort-Kommissar Oliver Mommsen, ein weiterer
Tatort-Kommissar Antoine Monot (beide Tatort Bremen), Marleen Büttner (Sendung
mit der Maus), David Wilms (Wissenssendung ARD) und eine Katja, die ein 12
Uhr-Mittagsmagazin moderiert, welches ich so nicht gefunden habe. Da ich die
beiden anderen Male viel Text geschrieben habe, möchte ich Euch nun Fotos von
der Fernsehproduktion zeigen. Während der Fernsehaufnahmen durfte nicht
fotografiert werden, sondern nur davor und danach.
Der Weg führte ein langes
Stück über das Gelände des WDR zum Filmstudio.
Unter dem Foto von Sandra
Maischberger warteten wir, bis wir ins Studio hineingelassen wurden.
Diese Masse von Kabeln
dokumentieren exemplarisch, wie viel Strom fließt.
In den Scheinwerfern an der
Decke pulsiert das Licht.
Gespanntes Warten vor der
Sendung steht in den Gesichtern geschrieben.
Die Bühne ist (fast) noch
leer.
Erst erfolgt die Einweisung,
wie Beifall zu klatschen ist.
Schließlich folgt Bernd
Stelter in voller Größe.
An einem solchen Pult haben
die Prominenten die Quizfragen geraten.
Ein letzter Blick auf eine Kamera, die sich den Blicken entzogen hat.
Samstag, 23. März 2013
Architektur aus Beton und Glas
… stößt mich normalerweise
mit ihrem nüchternen und kalten Erscheinungsbild ab. Ich habe in der Stadt
gesucht – nach verborgenen Reizen, ungewöhnlichen Strukturen und der Schönheit
hinter kalten, abweisenden Fassaden. Die Vielfalt und die Detailblicke sind
durchaus erstaunlich.
Die Kälte der
Bürohausarchitektur stemmt sich gegen die wolkenverhangenen Himmel.
Blauer Himmel mit
Schäfchenwolken spiegelt sich auf der Glasfassade.
Bäume mit kahlen Ästen
wachsen in das Spiegelbild hinein.
Herauf- oder herabgelassene
Jalousien lockern die Glasfassade auf.
Doppelt gemoppelt hält
besser: Bürohausarchitektur spiegelt sich in der Bürohausarchitektur.
Knallgelb wirkt vor Glas
provozierend.
Luxuskarossen von
Geschäftsführern, Prokuristen oder Managern dürfen natürlich auch nicht fehlen.
Der Merzedes-Stern thront vor
der sich absenkenden Sonne.
Die Eintönigkeit dieser
Hochhausfassade verschwindet hinter der Struktur kahler Bäume.
Das totale Spiegelbild: ich
und mein Fahrrad und der fließende Verkehr und die gegenüberliegende
Straßenseite.
Der architektonischen
Gestaltung sind keine Grenzen gesetzt: Glasfassade und moderne Kunst.
Die Glaspyramide haben sich
die Architekten womöglich vom Louvre in Paris abgeschaut.
Donnerstag, 21. März 2013
zufällige Begegnung beim Foto-Schnappschuss
Ich bemerkte ihn erst spät, als
er auf mich zutrat. Ich bestaunte die blau gestrichenen Fassaden, die ein
wunderbares Farbenspiel gegen den blauen Himmel und gegen die zerfaserte weiße
Masse von Wolken pinselten. Ich machte vier bis fünf fotografische
Schnappschüsse von dieser heimeligen Fassade. Mit Ecker und Stuckarbeiten waren
die Fassaden wie geleckt. Im Stil nachempfundenen Fachwerks plazierten die
obersten Erker ihre Ruhe und Gelassenheit auf die übrigen zwei Stockwerke.
Er zog das rechte Bein nach.
Die Masse seines Körpers lastete auf einer Krücke in seiner rechten Hand.
Obschon sein rechtes Bein und sein Gang durch irgendeine Krankheit gehemmt war,
waren seine Gesichtszüge entspannt. Schwerfällig schritt er mit seinem
durchdringenden Vollbart auf mich zu, der blaß war, aber noch nicht vollständig
ergraut.
„Was machen Sie da ?“ fragte
er mich direkt in mein Gesicht hinein.
Ich war irritiert und
überlegte. Ich war unterwegs in meiner Identität als „rheinland-blogger“. Die
Motive verdichteten sich auf dem kleinen Platz: die zusammengeklappten Tische
und Stühle eines Restaurants, satte Schneereste Mitte März, die Baumkronen als
Titel für meinen nächsten Wochenend-Post, das bereits beschriebene Farbenspiel.
Hatte ich etwas unerlaubtes
fotografiert ? Gesichter ? Nein. In Vorgärten hinein ? Auf diesem Platz gab es
keine. Die blaue bürgerliche Fassade ? Das wäre mir neu, dass ich Hausfassaden
an einem Platz nicht fotografieren durfte.
„Sind Sie von der
Stadtverwaltung ?“
„Nein. Meinen Sie, ich wäre
ein Unheil verkündender Beamter !?!?!?“
Er war beruhigt.
Wahrscheinlich hatte er mit Bürokraten von der Stadt schlechte Erfahrungen
gemacht. Irgendwelche Wichtigtuer, die ihn drangsaliert hatten, ohne dass großartig
etwas dabei heraus gekommen war.
„Ich bin Blogger und habe
eine eigene Internet-Seite“ traute ich mich nach einigem Nachdenken zu sagen.
Im Freundeskreis habe ich keine Hemmungen, mit meiner Identität als Blogger
heraus zu rücken. Aber gegenüber Fremden auf der Straße ? Wusste er etwas damit
anzufangen ? Oder betrachtete er es als Spinnerei, Realitätsferne oder
Verdrängung ? Mit meinem Bekenntnis zum Bloggen gab ich mich eher schüchtern. Fremden
gegenüber traute ich mich weniger in die Identität des Bloggers hinein.
„Ich wüsste nicht, dass ich
auf diesem Platz etwas Verbotenes fotografiert habe.“
Dabei fiel mir ein Erlebnis
von Weihnachtsmarkt ein.
„Hätten Sie vermutet, dass
man Stände auf dem Weihnachtsmarkt nicht fotografieren darf ? …. Einen Stand,
der mir besonders gefiel, hatte ich fotografiert. Der Verkäufer kam mir mit
Hausrecht an. Das Innere des Standes darf nicht fotografiert werden. Er bat
mich, sofort die Fotos zu löschen.“
„Typisch deutsch“ entgegnete der Mann auf der Krücke. „Die fangen direkt mit der Juristerei an. Finde ich auf einem
Weihnnachtsmarkt überzogen. Die wollen ja gesehen werden. Die wollen ja auch, dass die Menschen bei Ihnen etwas kaufen. Lächerlich.“
Ich kreuzte den Platz mit
meinen Blicken. Er hatte auch Stilbrüche und Gegensätzliches. Das
Mulitplex-Kino streute Anzeigetafeln des laufenden Kinoprogramms auf die
Frontseite. In der anderen Richtung war von der Burg nichts zu sehen, die sich wegen
Renovierungsarbeiten in ein Korsett von Staubschutzwänden zwängte. Auf dem
Platz mischten sich die aalglatten Fassaden von Banken in das bürgerlich-gehobene
Niveau verzierter Mauern hinein. Ich bewegte mich in meinem Element als
Blogger. An allen Ecken lauerten Besonderheiten auf mich. Meine Neugierde nahm
kein Ende.
„Wollen Sie den Platz von
oben fotografieren ?“
Ich verstand nicht. Aufs Dach
klettern ? War oben eine Aussichtsplattform ?
„Ganz oben dritter Stock. Dort,
wo die Erker mit den Fachwerkimitationen sind, wohne ich …
… kommen Sie !“
Dankend nahm ich seine
Einladung an. Der Gang mit seiner Krücke war ein wahres Hindernis. Es dauerte
eine Zeit lang, bis er diese Beeinträchtigung abschüttelte, aufrecht ging und
seine Schritte sich mit einem normalen Gehtempo durchsetzten. Im Aufzug spürte
ich eine Vertrautheit, als würden wir uns schon eine Ewigkeit kennen. Sein Blick
wanderte locker zwischen den Wänden des Aufzugs hin und her. Unbestimmt schoben
sich seine Denkfalten ineinander.
„Hinein in mein Reich !“
öffnete er mir seine Eingangstüre. Parkettboden, eine geräumige Etagenwohnung,
an die einhundert Quadratmeter breiteten sich aus, eine aufgeräumte Küche. Er
öffnete das große Panoramafenster und ich durfte fotografieren. Bei solch einem
Ausblick musste es grandios sein, hier wohnen zu können.
„Worüber bloggt man so ?“
„Alles mögliche. Bilder vom
Burgfriedhof habe ich gepostet, die Fassadenmalerei an der Bushaltestelle, die
U-Bahn-Haltestelle oder die Michaelskapelle. Ich versuche, all den Dingen, die
man tagtäglich sieht, etwas schönes abzugewinnen.“
Ich gab ihm meine
Blog-Adresse. Er machte durchaus den Eindruck, dass ich ihn als regelmäßigen
Leser gewonnen hatte.
DR. JUR. las ich, als er mir
seine Visitenkarte reichte. Als Jurist hatte er ebenso eine eigene
Internet-Homepage. Ich bin gespannt, ob wir in Kontakt bleiben.
Dienstag, 19. März 2013
das Rheinland - eine Standortbestimmung

Was beim ersten Hinsehen
einfach klingt, wird beim zweiten Hinsehen verwickelt und kompliziert. Wie bei
anderen Dingen, kann man das Rheinland aus unterschiedlichen Perspektiven
beleuchten. Und je nach Blickwinkel, schälen sich komplett andere geografische
Gebilde heraus.
Nach meinem eigenen
Verständnis habe ich das Rheinland als Nebeneinanderstellung der beiden
Bindestrich-Bundesländer betrachtet: also Nordrhein-Westfalen und
Rheinland-Pfalz. In Nordrhein-Westfalen habe ich kein Problem mit dieser
scharfen Trennlinie, die beispielhaft zwischen Mülheim an der Ruhr (Rheinland)
und Gelsenkirchen (Westfalen) oder Wuppertal (Rheinland) und Hagen (Westfalen)
verläuft. Oder auf der Ebene der Regierungsbezirke: Düsseldorf = Rheinland und
Arnsberg = Westfalen. Komplizierter wird dies in Rheinland –Pfalz. Als dieses
neue Bindestrich-Bundesland 1949 gegründet wurde, wurden neben den alten Verwaltungsbezirken Trier und Koblenz Teile von Hessen-Nassau dem
Rheinland zugeordnet. Zählt Trier zum Rheinland ? Zählen Abschnitte der Saar
(Saarburg … ) zum Rheinland ? Was ist mit dem Hunsrück ? Wie sieht es am
anderen Ende des Westerwalds aus ? (Montabaur …)
Ich tue mich schwer damit.
Alleine der moselfränkische Dialekt, der sich von Koblenz bis Trier breitmacht,
hat nichts mehr mit dem Rheinland gemein. Und das rollende „R“, das ich aus
Teilen des Westerwaldes kenne, hat erst recht nichts mit dem Rheinland zu tun.
Wenn ich umgekehrt einen rheinischen Sprachraum definiere, klingt der Dialekt
hinter der Aachener Grenze in Eupen in Belgien oder in Vaals in Niederländisch-Limburg
eindeutig rheinisch. An der anderen Ecke, etwa in Oberhausen oder Essen, klingt
die Sprache des Ruhrgebietes kaum noch rheinisch. Sprache oder Dialekt eignet
sich also genauso wenig.
Andere Kriterien ? Es besteht
kein Zweifel, dass der Rhein und das Rheinland eine jahrtausende alte
Kulturlandschaft sind. Die Römer hatten mit ihrer Hochkultur und ihren
technischen Errungenschaften – Straßenbau, Kanalisation, Bäder, sanitäre
Anlagen oder eine Wasserversorgung aus den Bergen der Eifel – das Rheinland
besiedelt, doch am Rhein schieden sich die Geister: am rechten Ufer des Rheins
endete das Imperium der Römer, denn dort begann die Barbarei – das waren die
germanischen Stämme. So lagen die Römerlager Koblenz, Bonn, Köln, Neuss und
Xanten auf der linken Rheinseite längs des Rheins. Darüber hinaus war das
Rheinland ein loses Gebilde, das sich über Straßenverbindungen nach Aachen und
Maastricht oder nach Nijmegen zusammenfügte.
Die Wurzeln der geografischen
Bezeichnung des Rheinlandes liegen rund 1.700 Jahre später – in Form des
Rheinbundes in der napoleonischen Epoche. Nach seinem Desaster in Waterloo
musste Frankreich 1815 den Rheinbund an Preußen zurückgeben. Die Preußen
schufen zwei Verwaltungsbezirke aus dem wieder einverleibten Rheinbund – ein
Bezirk war Köln zugeordnet, der andere Koblenz. Ab 1830 sprachen die Preußen von
diesem Gebiet als „Rheinland“, welches im Bereich des Bezirks Koblenz nicht nur
bis Trier und in den Hunsrück, ja, sogar bis ins Saarland nach Saarbrücken
reichte.
Zählt Saarbrücken zum
Rheinland ? Ich bewege mich lieber in eine andere Richtung, zur Dichtung,
Poesie und Kunst. Taugt die Anziehungskraft für Künstler eher, die Standorte
des Rheinlandes festzulegen ? Der Rhein hatte Scharen von Dichtern und Denkern
angezogen: Karl Simrock, Ernst Moritz Arndt, Gottfried Kinkel, Ferdinand Freiligrath,
Friedrich Schlegel oder Heinrich Heine, ja, sogar Goethe. Sie nannten sich
Rheinromantiker und beispielhaft sei hier Clemens Brentano zitiert:
Das ist der heil’ge Rhein
Ein Herrscher, reich begabt,
Deß’ Name schon, wie Wein,
Die treue Seele labt,
Es regen sich in allen Herzen
Viel vaterländ’sche Lust und
Schmerzen,
Wenn man das deutsche Lied
beginnt
Vom Rhein, dem hohen
Felsenkind.
Wir wollen ihm auf’s neue
schwören;
Wir müssen ihm, er uns
gehören.
Vom Felsen kommt er frei und
hehr;
Er fließe frei in Gottes Meer
!
![]() |
Copyright Sammlung Rheinromantik |
Klingt doch schön, wie sich Brentano vom Rhein inspirieren ließ ? So vernetzt, wie diese Rheinromantiker
unterwegs waren, durchs Ahrtal, quer durch die Eifel oder quer durch den
Niederrhein, entspricht dieses poetische Verständnis durchaus dem, worüber ich
gerne als „rheinland-blogger“ schreibe. Ich finde allerdings keine Belege
dafür, ob diese Rheinromantiker an den rheinischen Orten unterwegs waren,
worüber ich etwas gepostet habe – wie etwa Monschau, Kamp-Lintfort oder
Wassenberg.
Egal. Mein Selbstverständnis,
wo mein Rheinland liegt, kommt von innen heraus. Trier oder Saarbrücken zähle
ich nicht zum Rheinland. Weite Teile der Eifel sehr wohl. In der Richtung des
Westerwaldes bin ich mir unsicher: ja, Altenkirchen, soweit habe ich es mit dem
Rennrad geschafft; Linz am Rhein liegt nicht weit weg von Altenkirchen. Ich
weiß definitiv nicht, wo ich im Westerwald die Grenze ziehen soll. Im Westen
sind die Grenzen zu den Niederlanden und zu Belgien eindeutig (so dass Aachen
genauso eindeutig zum Rheinland zählt). Genauso wie der rheinische Teil im Bindestrich-Land
Nordrhein-Westfalen mit der Trennlinie nach Westfalen.
Das ist ein Stück
Standortbestimmung. Zur eigenen Identität und zum Bloggen.
Sonntag, 17. März 2013
Baumkronen
Bei schönem Wetter geht es auf diesem kleinen Platz lebhaft
zu. In diesem Winter, der sich so sehr in die Länge streckt, sind die Tische
schneebedeckt, die Stühle sind zusammen geklappt. Ein wenig Schnee ist
weggeschmolzen. Die weiße Linie des Schnees streicht über die Äste der
Baumallee. Ich habe das Farbenspiel genossen zwischen Schnee, dem Wechselspiel
von blauem Himmel und Wolken und den bürgerlichen Hausfassaden.
Mal scheint die Sonne zwischen den Ästen hindurch …
… mal greifen die Äste in blauen Himmel hinein.
Die Fassade und der Schriftzug der Likörfabrik fügen sich
harmonisch ein.
Die Baumkronen wirken vor den bürgerlichen Fassaden
grandios.
Leere und Abwesenheit haben sich mit dem Schnee zwischen Tischen und
Stühlen breit gemacht.
Bildsequenzen von Kinofilmen schieben sich vor das sture
Geäst.
Ich hatte das seltene Erlebnis, den kleinen Platz von oben
fotografieren zu dürfen.
Samstag, 16. März 2013
eingeschneite Fahrräder
Wann hat es das gegeben ? Alles zugeschneit, minus acht Grad
morgens, klirrende Kälte – und das Mitte März. Durch die Reihe lese ich in
allen Blogs, dass niemand den Winter mehr sehen kann. Mir geht es auch so. Was
soll ich posten, wenn alle anderen in ihren Blogs Dampf ablassen und ihren
Unmut über diese Endlos-Schleifen des Winters loswerden ? Bemerkenswert und
selbstverständlich ist mir aufgefallen, dass auch Fahrräder tief eingeschneit
sind. Das Fahrrad stehen lassen, so ergeht es mir auch, schließlich sind die
Radwege eingeschneit. Die Packen von Schnee zeichnen darauf skurrile Gemälde.
Schnee im März – oder auch im April – das kommt bisweilen in
Wintern bei uns vor. Aber in solchen Mengen und dass der Schnee fast eine Woche
liegen bleibt und dass es nachts bis minus zehn Grad friert und dass die
Temperatur tagsüber nicht über Null Grad klettert – an so etwas kann ich mich
bis in meine Kindheit hinein nicht erinnern.
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