Ich leugne es nicht, dass ich Berührungsängste habe
mit dieser Stadt. Eng mit Bonn und Köln verflochten, sammelt sich jedes Mal ein
Gefühl in mir, als würde ich einen fremden Planeten betreten. Dazu ist
Düsseldorf einfach zu verschieden. Auf der „Schäl sick“ gelegen, haben die
Römer diesen Flecken den Barbaren und Germanen überlassen. Erst spät, sehr
spät, als Köln heilig geworden war und aufblühte mit seinem Handel und seinen
reichen Zeugnissen der romanischen Baukunst, hatten sich gerade ein paar
Hundert Einwohner nach Düsseldorf verirrt. Aber Düsseldorf holte auf. In der
Renaissance wuchs und gedieh Düsseldorf prächtig, das ist eine Kunstepoche, die
man in Köln und Bonn vergeblich sucht. Und dann faßte die industrielle
Revolution ganz anders Fuß. Im Dunstkreis des Ruhrgebiets flossen
Kapitalströme, Industriebarone bauten Wirtschaftsimperien auf, Industrialisierung
und Wachstum pressten das Stadtbild in mathematisch exakte Formen hinein. So
ist die urbane Stadtlandschaft viel dichter und intensiver, sie tickt
hektischer und nervöser.
Düsseldorf verbinde ich aber auch mit Abgrenzungen,
was wie definiert und festgelegt ist. So muss ich mich als Rheinland-Blogger
der Frage stellen, ob Düsseldorf Thema in meinen Posts sein kann. Als Großstadt
ist Düsseldorf kein Ziel für meine Rennradtouren, und sonst führen mich meine
Wege auch nicht nach Düsseldorf. Das war in den 1990er Jahren noch anders, als
ich dienstlich häufig in Düsseldorf zu tun hatte.
Das habe ich nun beschlossen zu ändern, da zum einen
Düsseldorf unstrittig zum Rheinland gehört. Zum anderen gibt es Querverbindungen
nach Köln und Bonn, die gerade den Reiz ausmachen. Ich betrachte nicht nur
isoliert Köln oder Bonn, sondern auch Austauschbeziehungen, Vergleiche oder
Analogien. Trotz eines düsteren Himmelsgraus, das Düsseldorf in seiner
Umklammerung nicht losgelassen hat, habe ich jede Menge Fotos gemacht. In der
nächsten Zeit werde ich daher den einen oder anderen Post über Düsseldorf
schreiben.
Düsseldorf ist mit seiner Stadtlandschaft komplex
und schwierig zu durchdringen. Die Vergleiche beschränken sich nicht darauf,
dass die Kölner in ihrem Karneval „Alaaf“ rufen und die Düsseldorfer „Helau“,
dass man in Köln „Kölsch“ trinkt und in Düsseldorf „Alt“ oder dass der eine
Fußballverein in der Ersten Fußball-Bundesliga spielt und der andere in der Zweiten
Fußball-Bundesliga.
So bin ich auf meiner Entdeckungsreise darauf
gestoßen, dass sich der Heilige Apollinaris nicht nur in Remagen heimisch
fühlt, sondern auch in Düsseldorf. Dann hat mich meine Entdeckungsreise in das
Jahr 1288 geführt. Das ist vielleicht die wichtigste Jahreszahl in der Stadtgeschichte Düsseldorfs, und genauso entscheidend war diese Jahreszahl 1288 für die Stadtgeschichte von Köln und Bonn. Die nächste
Entdeckungsreise ging zum Ständehaus. Als Regierungssitz der preußischen Rheinprovinz wurde
Düsseldorf eine Beamtenstadt, ganz im Gegensatz zu Köln, das Arbeiterstadt war
und blieb. Die Entdeckungsreise zu Heinrich Heine zeigte mir, dass er letztlich
auf dem Absprung war. In jungen Jahren verließ er Düsseldorf, er studierte in Bonn
und wanderte nach Paris aus. Auf meiner letzten Entdeckungsreise faszinierte
mich das Wilhelm-Marx-Haus. Seine Architektur war griffig und schön, und Analogien
zum Hansa-Hochhaus in Köln tun sich auf, das in derselben Zeit, den 1920er
Jahren, entstand.
Vorab möchte ich Fotos zeigen, die den zerrissenen
und uneinheitlichen Charakter darstellen. Schönes und Unansehnliches steht
nebeneinander, Stilbrüche verlaufen zwischen
Tradition und Moderne, ungewöhnliche Momente sammeln sich an. Nachdem
ich in der Taktung der Großstadt angekommen war, hat mich der Lebensrhythmus in
dieser urbanen Stadtlandschaft durchaus fasziniert.
Überall
verstreuen sich in der Stadt diese Litfasssäulen für Kinowerbung. Oben
draufstehende Figuren lächeln den Betrachter an (oder küssen sich wie hier).
Ich
war erstaunt über den Umfang der Grünflächen. Diese Grünflächen sind auf der
Höhe des früheren Festungsgürtels entstanden, der mit einem breiten
Wassergraben umgeben war.
Zwei
Rheinbrücken bestimmen die Rheinuferpromenade, davon führt eine am Landtag
vorbei zum Stadtteil Oberkassel.
Im
Gegensatz zu Köln ist Düsseldorf nicht übersät mit Weihnachtsmärkten in der
Innenstadt. Anstatt dessen kann man aber von weit her auf das Riesenrad
schauen.
Dieses
Graffiti belegt, wie aufgekratzt Düsseldorf ist. Auf der schönen Ziegelsteinmauer
zerlaufen unruhige weiße Striche.
Gegensätze
treten in der Altstadt offen zutage. Stolze alte Kaufmannshäuser …
... stehen
unaufgelöst neben Ramsch und Kneipenrummel.
Sie
dürfen natürlich auch nicht fehlen: die Brauhäuser, in denen man Alt-Bier
trinkt.
Im
Palais Spee, das Teil der alten Festung war, ist das Stadtmuseum
untergebracht. Rund eine Stunde lang
habe ich mir die Stadtgeschichte Düsseldorfs angeschaut. Der Besuch lohnt sich
!
Die
Konsumtempel sind in Düsseldorf noch größer, noch extravaganter, noch erlesener
wie sonstwo. Nachdem ich die Schadow-Arkaden betreten habe, befinde ich mich
erst einmal auf einem roten Teppich.
Natürlich
ist die Zeit viel zu schnell vergangen. Mit dem Zug geht es vom Hauptbahnhof
aus zurück.
Ganz viele Eindrücke und ganz viele Fotos habe ich
gesammelt. Sukzessive werde ich meine Posts zu den Einzelthemen schreiben.
Düsseldorf werde ich dann einbetten in meine Sichtweisen, so wie ich über Köln
und Bonn und das Umland berichte.
Die Litfasssäulen sind mir noch aus Köln bekannt, allerdings ohne Figuren oben drauf. Selbst bin ich nur ein Mal in Düsseldorf gewesen und eigentlich habe ich erst nach dem Wegzug aus Köln über die "Feindseeligkeiten" zwischen den Städten gehört.
AntwortenLöschenDanke dir jedenfalls für den Post und die vielen Fotos. Werde es weiter verfolgen und wahrscheinlich auch mit einem leichten Grinsen auf dem Gesicht.
Liebe Grüssle
N☼va
Die Begründung macht's. Unterhaltsam zu lesen, danke. Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende (doch wohl jetzt keine Radtour, oder?)
AntwortenLöschenDein gespaltenes Verhältnis zu Düsseldorf liest man nicht nur zwischen den Zeilen - schmunzel! Vereinzelt zeigen die Fotos eine schöne Seite dieser Stadt, doch der Rest ist echt gewöhnungsbedürftig. LG Martina
AntwortenLöschenAls gebürtiger Düsseldorfer werde ich Deine Berichterstattung mit großem Interesse verfolgen, vielleicht erfahre ich ja sogar noch die eine oder andere Neuigkeit.
AntwortenLöschenGruß Nachtfalke
*loool* in Sachen Düsseldorf ... da fällt mir als Vorgebirglerin mit Hang zu Bonn und Köln nur Folgendes ein:
AntwortenLöschenZwei Düsseldorfer sitzen im Flieger nach London, einer am Fensterplatz, der andere neben ihm auf dem mittleren Platz. Neben den beiden sitzt ein Kölner am Gangplatz.
Der Kölner zieht sich nach dem Starts seine Schuhe aus und macht es sich gemütlich.
Da sagt der eine Düsseldorfer am Fensterplatz: „Ich muss bitte hinaus und mir eine Cola holen“. „Bleiben Sie sitzen“, meint der freundliche Kölner, „Ich sitze ja am Gang, ich hol Sie Ihnen“.
Kaum ist der Kölner aufgestanden, spucken ihm die Düsseldorfer in seine Schuhe.
Als der Kölner mit der Cola zurückkehrt, meint der zweite Düsseldorfer: „Hm, die sieht aber lecker aus, ich hätte auch gern eine“. Wieder erklärt sich der nette Kölner bereit, die Cola zu holen.
Als er das zweite Mal unterwegs ist, spucken ihm die Düsseldorfer noch einmal in seine Schuhe.
Als der freundliche Kölner zurückkehrt, lehnen sich alle gemütlich zurück und genießen den Flug.
Erst als der Flieger zur Landung ansetzt, zieht sich der Kölner seine Schuhe an und merkt sofort was passiert ist. „Warum muss das denn sein?“, will er wissen. „Soll das noch lange so weitergehen? Dieser Kampf zwischen unseren Städten. Diese Gehässigkeiten. Dieses In-die-Schuhe-Spucken. Das In-die-Cola-Pinkeln.“
Ne, mal im Ernst ... gibt nette Düsseldorfer und doofe Kölner ... alles juut ! :-) Konnt nur nicht widerstehen *ggg*
LöschenHmmm und tja, da ich nicht aus Düsseldorf und nicht aus Köln komme, kann ich das wohl nicht beurteilen :-D.
AntwortenLöschenIn Düsseldorf bin ich immer wieder... es liegt auf dem Weg, meine Schwiegereltern wohnen in Mönchengladbach. Und da ist ein Abstecher nach Düsseldorf immer wieder drin, entweder auf der Hin- oder Rückreise oder mal eben halbe Stunde mit dem Zug. Köln ist nur ein Katzensprung weiter und dort bin ich nie oder nur ganz selten.