Im Krieg müssen sich dramatische Ereignisse
abgespielt haben, die jede Action-Szene im Kino in den Schatten stellt. So notiert ein Einwohner in seinem Tagebuch, wie am 2. März 1945 um
8:45 Uhr Köln-Nippes bombardiert wird. Um Haaresbreite schafft er es in den
Hochbunker Schnurgasse.
Er berichtet:
„Kaum waren wir drinnen, fielen auch schon die
ersten Bomben. 25 Minuten hielt das Bombardement an. Der Bunker hebte und
senkte sich. Staubwolken raubten einem den Atem. Frauen wimmerten, Kinder schrieen.
Es gab Ohnmächtige. Eine Tür wurde vom Luftdruck herausgerissen. Da drängten
die Menschen aus den bedrohten Räumen, in die unseren entfernt liegenden
herein. Wenn wir Männer nicht ernsthaft zur Ruhe ermahnten, wäre dies zu einer
Panik ausgeartet. So beruhigte man sich langsam wieder. Nachdem der Bombenhagel
eine zeitlang verstummt war, wagte ich mich mal an die Luft.“
Solche Zeitzeugen, die fast siebzig Jahre alt sind,
werden nun in Bonn zum Kauf angeboten. Dabei ist es erstaunlich, dass ich an einer
Straßenkreuzung gelegentlich an einem Hochbunker vorbeikomme, ohne dass ich ihn
jemals bemerkt habe. Oder vielmehr: wahrgenommen habe ich überwucherndes Efeu,
das die Betonwände fest umschlungen hatte; diese merkwürdige Kombination aus
Betonklotz und Dornröschenschlaf bekam ich nicht zugeordnet.
Nun sind die Geheimnisse gelüftet. Zwei Bunker aus
dem zweiten Weltkrieg stehen zum Verkauf an, einer ist bereits verkauft.
Im Jahr 1940 wurde ein Führer-Sofortprogramm zur Errichtung von Luftschutz-Sonderbauten
ins Leben gerufen, in dem neben Luftschutzkellern auch ein Netz von Bunkern gebaut
werden sollte. Dabei wurden diejenigen Städte in die höchste
Dringlichkeitsstufe eingeordnet, in denen Waffen für den Krieg produziert
wurden. Bonn hatte sogar Glück, denn die Stadt am Rhein war kein direkter Standort
der Eisen- und Stahlindustrie. 1941/1942 wurde in der Stadt ein System von
vierzehn Bunkern fertiggestellt, in dem 14.000 Menschen Schutz finden konnten. Danach
regten sich Stimmen in der Gauleitung, dass die Kosten, die das Bunkerprogramm
verschlang, unangemessen wären, weil Bonn von Luftangriffen verschont blieb.
Das änderte sich am 12. August 1943, als Destillationsanlagen in Wesseling
bombardiert werden sollten. Da die Anlagen wergen der Vernebelung nicht
auszumachen waren, entschieden sich die Alliierten, mit dem Luftangriff auf
Bonn auszuweichen. 1944 folgten weitere schwere Luftangriffe.
Quasi unzerstörbar und für alle Ewigkeit gebaut, haben diese Überbleibsel aus dem
Krieg die Zeit überdauert. Etliche sind als Hochbunker gebaut worden, so dass
Betonkolosse in der Stadtlandschaft
stehen. Mit allerlei Grün und Unkraut sind sie zugewuchert, sie verfallen kaum,
an manchen Stellen haben sich Graffiti-Sprayer ausgetobt. So wie es mir gegangen ist,
ahnt man nicht die schreckliche Vergangenheit, die sich innerhalb der
meterdicken Mauern abgespielt hat.
Quasi unzerstörbar, ist es unverhältnismäßig teuer,
sie abzureißen, umzubauen oder anderweitig zu nutzen. Die Bunker sind Eigentum
der Bundesrepublik Deutschland. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben
befasst sich mit der Vermarktung, so als ob sie Bürogebäude, alte Kasernen oder
ungenutzte Ministerien verkauft.
Wer will einen Bunker kaufen ? Der Phantasie sind
keine Grenzen gesetzt und die Ideen sind abenteuerlich. So ist in Düsseldorf ein
Bunker in eine Kirche umgebaut worden, in München in eine Diskothek. Verbreitet
hat sich die Nutzung als Atelier für Künstler beziehungsweise Ausstellungen. Begehrt
sind Bunker als Proberaum für Musikgruppen, da die Bunker entsprechend
schallgedämmt sind und die Nachbarschaft nicht belästigen.
Einige Bunker sind zu Wohnungen umgebaut worden,
wenngleich dies baulich schwierig ist. So müssen rund zwei Meter dicke Wände
aufgestemmt werden und Fenster eingebaut werden. Wand- und Deckendurchbrüche
für Versorgungsleitungen stoßen auf dieselben Probleme. Dafür kann auf Lärm-
und Schallschutz verzichtet werden. Sämtliche Bunker befinden sich in
attraktiven Innenstadtlagen, so dass diese zunehmend vermarktet werden können.
Bunker zu verkaufen ? Ich muss zugeben, dass sie den
Hauch des Extravaganten haben. Ich bewundere den Ideenreichtum, was man aus
nacktem Beton alles zaubern kann. In einem Bunker zu wohnen, damit hätte ich
allerdings ein emotionales Problem. Gerne sehe ich in den Dingen ein Stück
Vergangenheit, wo sie herkommen. Davor müsste ich in einem Bunker meine Augen
verschließen.
Der Einwohner von Köln-Nippes, der in seinem Tagebuch
über den Hochbunker Schnurgasse berichtet hat, muss im Krieg schreckliches
mitgemacht haben.
Lieber Dieter,
AntwortenLöschenauchwenn e Hochbunker sind, so würde ich doch von einem Kauf Abstand nehmen.
Abgesehen vnden immenen Umbaukosten - könnte ich darin nicht atmen. Ich würde sicher Albträume bekommen.
Einen schönen Tag wünscht Dir
Irmi
Ein interessantes und doch auch zwiespältiges Thema. Warum werden die denn verkauft? Wohin soll man heutzutage fliehen, wenn es zu einem Angriff käme. Sind die Bunker in Privatbesitz kommen nur noch ausgewählte Menschen in Schutzgenuss? Ist doch ganz schön merkwürdig dass die Anlagen, die seinerzeit Leben erhalten haben heutzutage verkauft werden. Drin Leben wollen wäre für mich auch nichts, aber Ausstellungen, Proberaum oder eine Sporthalle könnte man ja draus machen.
AntwortenLöschenViele, liebe Grüße,
N.
Hallo Dieter ein interessanter Bericht. Ich habe Abends eine Reportage gesehen, das Wohnungen aus einem Bunker gemacht werden und wie aufwendig das ist. Ein zweischneigiges Schwert. Es gibt bestimmt Menschen, die das nicht verstehen und in ihren Erinnerungen nur die schrecklichen Kriegserlebnisse sind.
AntwortenLöschenAber gut das du das Thema beschrieben hast.
Liebe Abendgrüße
Angelika
Ja so ein Bunker reißt man nicht so schnell ab auch das Umbauen ist nicht
AntwortenLöschenso einfach ich möchte da nicht wohnen.Schöner Bericht.
Gruß
Noke
Och, das hätte ich auch nicht als Bunker wahrgenommen^^ und ich kann mir sehr gut vorstellen dass es schwierig und kostspielig mit den Umbaumaßnahmen ist.
AntwortenLöschenSicherlich hängen dort viele negative Gedanken an diese Zeit, aber man muss auch das Positive sehen. So haben Bunker leben gerettet, und diese positive Energie dürfte auch dort umhergehen.
Liebe Nachtgrüssle
Nova
Das ist ja ein interessanter Artikel. Auch wenn ich mich jetzt als absolut unwissend oute. Ich habe nicht gewusst, dass es HOCHbunker gab und gibt, bzw. hatte noch niemals welche gesehen.
AntwortenLöschenHerzlichen Dank für diesen Artikel.
lieben Gruß
Brigitta
A souvenir of the horror...
AntwortenLöschenLiebe GrüBe, dearest friend Dieter
Interessant, dass du gerade einen Nippeser zitierst... Hier in Nippes, genauer im Sechzigviertel, befindet sich auch so ein zum Wohnhaus umgebauter Bunker. Interessant ist auch der total verspiegelte Bunker hinter dem Hauptbahnhof ( Raiffeisen - Waren - Zentrale ). -
AntwortenLöschenMein Vater war öfter im Ahrbunker der Bonner Regierung. Wär alles nichts für mich - Klaustrophobie...
Liebe Grüße
Astrid
Hej Dieter,
AntwortenLöschenLuftschutzräume, damit bin ich hier fast täglich konfrontiert! Wie das geht? Unser Keller ist im Ernstfall als solcher ausgewiesen. Nein, vorstellen kann und will man sich so etwas nicht und im Grund ist es ein einziger Horror, was Menschen damals erleben mussten.
Gruß
Beate
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