Freitag, 30. August 2013

Aussenwerbung. Trifft. Jeden.


Die Welt wird auf den Kopf gestellt. Außenwerbung drängt sich ins Blickfeld, im Radio dudelt Werbung zwischen Musikstücken, Fernsehshows werden durch Werbeblocks jäh unterbrochen.

Niemand will die Werbung sehen. Sie sind Spam, Müll, wertlos, niemand braucht die Informationen. Als Fernsehzuschauer werde ich nicht gefragt, ob ich neben der Unterhaltung als Zusatzpaket auch die Werbung haben will. Bisweilen flüchte ich, wenn ich Fernsehwerbung sehe, ich zappe hin und her. Dabei stelle ich resigniert fest, dass die Werbung eine Art von Schmutzeffekt darstellt, den ich schlichtweg in Kauf nehmen muss, egal, zu welchem Sender ich zappe.

So wie bei dem Werbeplakat. Außenwerbung. Trifft. Jeden. Überall lullt mich die Werbung ein, wenn Oliver Kahn in eine knackige Wurst beißt, Dirk Nowitzki „Dibadu“ vor sich her säuselt oder die Menschheit mit Sprüchen wie „Ich bin doch nicht blöd“ für dumm verkauft wird.

Noch die Rolling Stones hatten den Aufstand gegen die Werbung geprobt. In dem Stück „Satisfaction“ sangen sie:

“When I'm drivin' in my car 
And that man comes on the radio 
He's tellin' me more and more 
About some useless information 
Supposed to fire my imagination 
I can't get no … satisfaction … “

Die Welt wird auf den Kopf gestellt. Wer auf Werbung verzichten will, muss bluten. So spielt zum Beispiel ein Werbespot bei der RTL-Sendung „Bauer sucht Frau“ schlappe 61.500 Euro ein. Einnahmen in einem solchen Umfang fehlen ARD, ZDF und übrigen Öffentlich-rechtlichen. Dies gleichen die Fernsehzuschauer mit ihren Gebühren aus. Wo gibt es sonst so etwas: dafür zu bezahlen, damit etwas verschwindet, was man sich nicht ansehen will.

Es ist so wie mit den Zeitdieben in dem Roman „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende. Die Zeit vergeht nutzlos, weil sie sich in ein Nichts auflöst, und die Menschen erhalten keine Gegenleistung für die verlorene Zeit.

Die Zeit läßt sich nicht zurückdrehen. 1984 wurden Privatsender neben den öffentlich-rechtlichen Anstalten zugelassen. Seitdem boomt die Werbung und überschwemmt die Fernsehprogramme. Die Werbung wurde perfektioniert. Sie rückt in ganzen Werbeblocks an. Das Timing schiebt sich vor dem Anpfiff von Fußballspielen, vor den Tatort oder vor den Wetterbericht. Als Fernsehzuschauer werde ich seziert von der Werbung. Manchmal bemerke ich es gar nicht mehr, wenn ich Slogans vor mir hersumme wie „Wenn’s um Geld geht Sparkasse“ oder „Wir geben Ihrer Zukunft ein zu Hause – LBS“.

Wenn ich zum Bezahlsender „Sky“ wechsle, kann ich auch der Werbung entfliehen. Das ist dasselbe Geschäftsmodell: bezahlen, damit die Leistung ausbleibt. Alle ökonomischen Gesetze werden auf den Kopf gestellt. Die Werbung genießt Narrenfreiheit. Niemand kann sie stoppen. Außenwerbung. Trifft. Jeden.

Werbung könnte auch originell sein. So wie der Werbespot für den Toyota Auris Hybrid mit Jan Josef Liefers und Axel Prahl. Beim „pulse running“ donnert Jan Josef Liefers gegen eine Straßenlaterne.


3 Kommentare:

  1. Oh ja, es gibt auch gute Werbung, aber die ist echt selten. So nerven mich diese Werbeblocks auch immer d.h. mir wäre es lieber wenn sie länger unterbrechen würden aber nicht immer nur so kurze Abschnitte. Auch wenn ich solche Werbung gerne mal als WC-Pause nutze...soviel muss ich dann doch nicht. Ganz schlimm finde ich es wenn nochmal Werbung kurz vor Ende eines Filmes eingesetzt wird.

    Ich glaube da gebührt auch nun mal ein Kompliment dem Erfinder der Fernbedienung *gg*

    Wünsche dir und deiner Famlie ein schönes Wochenende und sende herzliche Grüsse

    Nova

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  2. Liebe Dieter, in den 60ern wurde ein Erörterungsaufsatz von mir in der Schule zum Thema Werbung sehr schlecht bewertet, weil ich mich gegen Werbung ausgesprochen hatte & nicht berücksichtigt hatte, dass sie doch den Verbraucher informiert. Seitdem steh ich mit Werbung auf Kriegsfuß. Besonders nervt mich die sexistische Werbung, ja, die macht mich regelrecht aggressiv ( deshalb finde ich auch eine entsprechende Aktion morgen in Berlin gut ). Fernsehen tu ich nicht, ins Kino gehe ich wegen meiner Augen auch nicht, bleibt nur die Plakatwerbung oder die im Netz, die ich wahrnehme. Mich ärgert das Geld, dass dafür verplempert wird, und dass sich intelligente menschen dafür hergeben, sich Werbung auszudenken bzw. zu produzieren....

    Ein schönes Wochenende!
    Herzlichst
    Astrid

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  3. Ja, die Werbung ist überall. Leider. Ein Tehma über das man stundenlang diskutieren könnte. Gut geschrieben, vor allem weil auch ein amüsantes "gutes" Werbebesipsiel von dir genannt wurde.
    Gruß vonner Grete

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