Ich meinte, diese Werbefigur gesehen zu haben, doch
dann entschwand sie. Meine Erinnerungen waren weg, und die Botschaft, die runde
Gestalt, die großen Augen und das stetige Grinsen über seinem Vollbart und
seinem kornblumenblauen Hemd blieben haften: Abgenickt durch Tech-Nick.
Dabei nickte er, selbstsicher, als habe er alles im
Griff, über die Rolltreppe trudelte er ein, seine massiger Körper schob sich
werbewirksam in Szene. Erst beim vierten, fünften oder sechsten Anschauen der
Werbespots von SATURN erkannte ich ihn: es war Antoine Monot jr., den ich beim
NRW-Duell mit Bernd Stelter in den Studios des Westdeutschen Rundfunks live
erleben durfte.
Welche Vielseitigkeit hatte er von einem Jahr
verkörpert ! Als Schauspieler kannte ich ihn nicht, das mag bei mir aber nichts
bedeuten, denn die Namen von Schauspielern, die ich mir merke, sind äußerst
lückenhaft. Er begleitete den Tatort-Kommissar Oliver Mommsen aus Bremen,
dessen rechte Hand er war. Ich lernte, dass er nicht nur Schauspieler war, sondern
auch Theater spielte, Filmfestivals veranstaltete, Spielfilme produzierte, Schauspielerpreise
verlieh, außerdem war er Mitglied der Deutschen und Europäischen Filmakademie. Seine
Aktivitäten waren der Maßstab aller Dinge. Antoine Monot jr. steckte voller
Ideen und Kreativität, voller Planungen und Vorhaben, die mich als Zuschauer
vieles erwarten ließen.
Und dann Werbung.
Bezogen auf das schauspielerische Potenzial, war
dies Abstieg und freier Fall. Ich habe mich ja an einiges gewöhnt. Werbung ist
für mich eine Art von Umweltverschmutzung, denn wenn wir von der Bequemlichkeit
unseres Produktangebotes profitieren wollen, brauchen wir Informationen – wozu
die Werbung einen gewissen Beitrag leistet. Die Informationen der Werbung sind aber Spam, Schrott, sie sind nach den Kriterien der Vernunft nicht filterbar. Daher
müssen wir sie so in Kauf nehmen, wie Schadstoffe beim Autofahren entstehen. Beziehungsweise,
unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung läßt es nicht zu, eine solche
unnütze Informationsberieselung zu verbieten. Werbung ist im Endeffekt
Belästigung, Störung, vergeudete Zeit.
Antione Monot jr. macht sich so zum Affen. Die
Größenordnung ist anders als bei anderen Schauspielern, die Werbung machen. Man
kann es Schauspielern nicht verwehren, dass sie ihren Durst mit Bier löschen.
So wirbt Matthias Schweighöfer für Krombacher. Rüdiger Hoffmann – Kabarettist –
ist als Westfale bodenständig und trinkt gerne Herforder Pils. Wenn sie ihre
geliebte Biermarke öffentlich anpreisen, ist dies vielleicht verwerflich, aber
eher Kleinkram.
Längst gewöhnt habe ich mich daran, dass Fußballer
in Werbespots vorkommen. Wieso die komplette Fußball-Nationalmannschaft bei der
Commerzbank ein Girokonto eröffnet, ist mir ein Rätsel. Immerhin zeigen sich
die Jungs von Jogi Löw nicht alkoholisiert, denn sie trinken brav die
alkoholfreie Variante von Bitburger. Während Mats Hummels seine Kopfhaut mit
dem Shampoo „Head and Shoulders“ auffrischt, fährt sein Trainer Jürgen Klopp
mit einem Opel Insignia durch die Gegend.
Verglichen mit all den Fußballern, ist die Dimension
bei Antonie Monot jr. größer. Er ist in eine Penetrationsstrategie von SATURN hinein
geraten. die berieseln will, um in Intensitäten und in Variationen auf den
Fernsehbildschirmen zu flackern, die höher sind als bei Shampoos oder einem Opel
Insignia.
Was Mats Hummels als Spieler oder Jürgen Klopp als
Trainer gleichgültig ist, wird bei Antoine Monot jr. zum Verlust seiner
Glaubwürdigkeit. Schauspieler leben mit ihren Rollen. Wenn ich Til Schweiger
sehe – der für König-Pilsener geworben hat – oder Axel Prahl und Jan Josef
Liefers – die Werbung für Toyota gemacht haben – oder Uwe Ochsenknecht – der für
Appenzeller Käse geworben hat – sehe ich keinerlei Indikation, dass das
Anspruchsniveau ihrer schauspielerischen Leistung nicht gedrückt wird. Es gibt
da keinen Zusammenhang – als Tatort-Kommissare oder in anderen Rollen.
Antoine Monot jr. macht sich zum Affen der Werbung. In
„Abgenickt durch Tech-Nick“ ist er zu einem Kunst-Produkt geworden, das nichts
mehr mit seiner Identität als Schauspieler zu tun hat. Er nickt. Wandel und
Anpassungsfähigkeit sind schier grenzenlos. Große Kinderaugen ahmt er nach, er
fiebert mit den Computerspielen seiner jugendlichen Kundschaft, die exotischsten
Kundenwünsche pariert er mit einem Lächeln; Freude, Erlösung, Ärger und
Verzweiflung seiner Kunden spiegeln sich als direkte Rückkopplung in seinem
Gesicht wieder.
Den Glaubwürdigkeitsverlust wird er kaum wieder
gut machen können, dass er sich vor den Karren hat spannen lassen. Ich sehe in ihm nur noch diese schlacksige Figur, die sich
dreht und wendet, wie andere es haben wollen. Einem Wolfgang Stubbe, einer
Hannelore Elsner oder einem Mario Adorf würde so etwas niemals passieren. Sie
sind konsistent. Sie spielen nur das, was ihrem inneren Selbstverständnis
entspricht.
Also soooo schlimm wie du es empfindest sehe ich es nicht, und ich sehe dahinter auch immer das Geld verdienen. Es ist nicht einfach als Schauspieler, schon gar nicht wenn man keine Rolle hat, und wenn sich dann die Gelegenheit bietet....warum nicht. Also ich persönlich habe schon schlimmere Werbung mit Schauspielern bzw. Promis gesehen, und auch die waren dann wieder in Rollen zu entdecken. Ob ein Adorf und Co es nie machen würden..ich weiß nicht. Ich würde sagen wenn die Gage stimmen würde bzw. zu bezahlen wäre^^ könnten selbst sie noch schwer widerstehen.
AntwortenLöschenVielleicht kommen ja auch gerade noch durch die Werbung Filmemacher wieder auf sein Gesicht zu sprechen, denn mit seinem Gesicht und der Mimik kann er doch gut spielen.
...aber wie gesagt, das ist mein persönlicher Eindruck. Also nix für ungut.
Wünsche dir nen tollen Tag und komm gut in den 1. Mai
Herzliche Grüssle
N☼va
Mir geht es da ähnlich wie Nora, ich denke auch, er wird sein Geld verdienen mit dieser Werbung -
Löschenvielleicht mehr, als mit einem Film.
Das wir in der Werbung nicht mit der Wahrheit konfrontiert werden, wissen wir alle.
Und ehrlich würde mich auch mal interessieren, wer von all den Fußballern wirklich
sein Konto bei der Commersbank hat.
Einen schönen Tag! Martina
Hallo Dieter, ich habe den Prozentsatz gerade nicht zur Hand - aber es ist eine kleine einstellige Minderheit, die von ihrem Beruf leben kann ...darüber habe ich eine Doku gesehen, ganz erschreckend. Die dt. Elite hätte es nicht nötig, und macht es doch - für die Kleineren, und zu denen zählt mit Sicherheit unser Bärtiger, die können froh sein, so einen Vertrag an Land zu ziehen, dann macht man sich halt zum Affen ... und fällt auf und hat gutes Geld. Insoweit hat Nova das schon schön ausgeführt - und Du hast prima geschrieben, wie immer! UND MORGEN - auf nach FRANKFURT - ich bin zum 39. Mal dort!!!!
AntwortenLöschenLieber Dieter,
AntwortenLöschenich sehe es auch nicht ganz so duster. Ich gebe Nova und Martina recht.
Er muss sein Geld verdienen.
Einen schönen Maifeiertag wünscht dir
Irmi
Tja, lieber Dieter,
AntwortenLöschenauch mir ging beim Lesen deines Beitrags und bem Betrachen der Werbung nicht viel anderes durch den Kopf als meinen "Vor-Kommentatorinnen". Und ich musste an George Clooney denken, der es bestimtm viel weniger nötig hat, sich zum Affen zu machen, es für Nes*presso aber doch auch irgendwie tut. Vermutlich für eine Millionengage. Vielleicht auch, weil er's irgendwie lustig findet. Bei dem von dir beschriebenen Schauspieler wird die Werbegage bestimmt geringer sein, aber vielleicht (falls er eine hat) die Familie ernähren. Und er verkauft seine Seele weniger, als wenn er einen Bürojob dafür annehmen müsste...Ein guter Schauspieler kann alles spielen, auch einen Nicker mit Kinderaugen. Ein andermal ist er dann vielleicht ein Fiesling oder ein Lehrer oder wasauchimmer...
Alles Liebe und eine schöne einen schönen Start in den Mai,
Traude (wieder zurück aus ihrem Kurzurlaub)
☼ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ ☼ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ ☼ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ ☼ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ ☼ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ ☼ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ ☼ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ ☼
Ich verstehe was du meinst Dieter ... und im Prinzip hast du bestimmt auch recht. Aber die Grenze ist wohl schwer zu ziehen. Ich finde den Auftritt in der Werbung auch nicht so schlimm.
AntwortenLöschenlieber Gruß von Heidi-Trollspecht