Heiliger Apollinaris |
Dem Ahrwinzer Georg Kreuzberg war unheimlich zumute,
nachdem er 1852 das Flurstück 1 Nr. 640 ersteigert hatte. Die 15 Taler, die er
blechen musste, rentierten sich nicht. Seine Weinstöcke verkümmerten, die
Weinlese fiel aus, während jenseits an den Hängen der Ahr vorzüglicher
Spätburgunder gedieh.
Solch ein Pech. Er fluchte. Der Boden musste Schuld
sein, er vermutete vegetationsabweisendes Schiefergestein, daher ging er den
Dingen auf den Grund: eine Tiefenbohrung sollte für klare Verhältnisse sorgen,
ob der Verlustbringer endgültig war, wie er seinen Fehlgriff verkraften konnte,
Geld zum Fenster hinaus geschmissen zu haben.
Doch je tiefer der Bohrer ins Erdreich eindrang, um
so mehr wurden aus Unheimlichkeit und Befremden Überraschung und Zuversicht.
Ein prickelnder Luftzug stach in seine Nase. Als er ein Streichholz anzündete,
erlosch es. In 50 Fuß Tiefe hatte er eine kohlensäurehaltige Quelle entdeckt.
Stickluft entwich aus dem Bohrloch, und als das Gasgemisch im Labor untersucht
wurde, entdeckten die Chemiker so manche Zutaten, die Gesundheit und ein langes
Leben versprachen: Magnesium beruhigt das Nervensystem, Kalzium stärkt den
Knochenbau, Sulfate entgiften die Leber, Chloride regen die Verdauung an,
Jodide regulieren den Hormonhaushalt.
Der Kaufmann und Winzer Georg Kreuzberg betrachtete
die Quelle als göttliche Fügung. Einstige Vulkane hatten Magma in tieferen
Schichten zurück gelassen, das beim Erkalten Kohlendioxid ausschied. Über
Spalten und Klüfte strömte es zum Grundwasser, wo es sich zu Kohlensäure löste
und die Zutaten von Mineralstoffen und Spurenelemente hinzufügte.
Werksgelände |
Georg Kreuzberg erkannte den Trend der Zeit. 1853
erteilte die preußische Regierung die Konzession, um Mineralwasser zu fördern
und abzufüllen. Georg Kreuzberg benannte das Mineralwasser nach dem Heiligen
Apollinaris von Ravenna, dessen Gebeine im 13. Jahrhundert in das nahe Remagen
gelangten. In der Folgezeit hatten rege Wallfahrten eingesetzt.
1857 baute Georg Kreuzberg eine eigene Fabrik mit Abfüllanlage, direkt vor den Toren von Bad Neuenahr, das als Kurort gleichzeitig mit den heilenden Quellen des Heiligen Apollinaris entstand. Georg Kreuzberg entwickelte ein neues Verfahren, Mineralwasser mit eigener Quellkohlensäure zu versetzen, so dass der Anteil sprudelnder Kohlensäure stieg und damit die Haltbarkeit.
Georg Kreuzberg expandierte. Er nutzte den Verkehrsweg
des nahen Rheins, damit seine Firma auf globalen Märkten vertreten war. Das sprudelnde Wasser
zirkulierte nicht in der Glasflasche um den Globus, die erst um die Wende zum
20. Jahrhundert transportüblich wurden, erst recht nicht in PET-Flaschen,
sondern in Tonkrügen aus dem Kannenbäcker Land im Westerwald, denn so wurde das
Wasser über Monate und Jahre hinweg haltbar.
Diese Haltbarkeit war Grundlage, denn von London aus
wurde das weltweite Geschäft gesteuert. Georg Kreuzberg gründete eine eigene
Vertriebsgesellschaft, nicht mit „beschränkter Haftung“, sondern „Limited“ mit
britischem Handelsregistereintrag. Natürlich die USA, selbst die indische
Kolonie und die Südseeinseln, natürlich das übrige Europa. Und Großbritannien:
das Mineralwasser eroberte die Insel wie im Rausch. Die Briten waren verrückt
danach, wie die Kohlensäure sprudelte. „Klar wie Kristall, weich wie Samt,
moussierend wie Champagner“, so beschrieben sie das Mineralwasser von
Apollinaris.
Werksvilla |
Es wurde so beliebt, dass es bis zum englischen
Königshaus gelangte. Dieser verlieh Produkten mit herausragender Qualität ein
Gütesiegel, das war ein rotes Dreieck. 1892 erhielten die Mineralwasser von
Apollinaris vom englischen Königshaus die Auszeichnung, und 1894 ließ der Sohn
von Georg Kreuzberg, Anton Kreuzberg, nach dem „Gesetz zum Schutz der
Warenbezeichnungen“ den Schriftzug von Apollinaris, das rote Dreieck und den
Wahlspruch gegen Nachahmung schützen (Georg Kreuzberg starb 1873). Seitdem
nennt sich Apollinaris „The Queen of Table Waters“. 1897 benannte die Queen
höchst persönlich Apollinaris zum Hoflieferanten.
Die globalen Absatzmärkte brachen nach dem Zweiten
Weltkrieg zusammen und konnten sich danach nicht mehr erholen. 2006 ist
Apollinaris von Coca-Cola aufgekauft worden. Seit 1. Januar 2014 beschränkt
sich Apollinaris auf den deutschen Absatzmarkt. Dennoch überstrahlt Apolinaris
die übrigen Mineralwasser-Marken. Einen adligen Titel wie „The Queen of Table
Waters“ hat kein anderes Mineralwasser.
danke für die Apollinaris-Info :-)
AntwortenLöschenlieber Gruß von Heidi-Trollspecht
...und schon wieder was gelernt. Ein sehr interessanter Post der mir die Geschichte des Wasser nahe gebracht hat. Was ist auch nicht wusste ist das es von Coca Cola aufgekauft wurde. Schade eigentlich das der Absatz mehr auf den deutschen Markt beschränkt, denn ich finde es steht dem Vichy nix nach.
AntwortenLöschenSchönen und besinnlichen Karfreitag und herzliche Grüsse
N☼va
Stimmt, so ein Adelstitel, führt kein anderes Wasser. Allerdings ist Wasser nicht gleich Wasser :) und so greife ich persönlich viel lieber zum Gerolsteiner. Irgendwie sagt mir der Geschmack mehr zu.
AntwortenLöschenIch wünsche dir und deiner Familie ein frohes Osterfest mit herrlichem Wetter!
Liebe Grüße
Arti
PS: Klar können wir uns auf der Laga mal treffen...
jetzt bin ich´s nochmal :-)
AntwortenLöschenich will dir und deinen Lieben schöne Ostern wünschen Dieter
herzliche Grüße von Heidi-Trollspecht