Zufall und Geduld
fügten sich zusammen, als die Erdbeere Europa eroberte.
Bereits in der
Steinzeit ernährten sich die Menschen von Beeren jeglicher Art, darunter auch
Erdbeeren. Doch diese Art von Erdbeeren wuchs wild, gedieh auf humusartigen
Böden in Wäldern. Und vor allem: die Früchte waren winzig, klein, sie
schmeckten bitter und hatten nur wenig mit dem vollmundigen Geschmack von
Erdbeeren gemein, wie wir ihn heute kennen.
1712 war es der
französische Offizier Amedée-Francois Frézier, der auf einer Reise durch den
Pazifik in Chile landete. Dort entdeckte er in den Wäldern an der Küste
Erdbeeren, die um ein vielfaches größer waren als diejenigen, die er aus seiner
Heimat Frankreich kannte. Der Geschmack war freilich etwas fade, aber sie
wuchsen in Hülle und Fülle, und gut konnte er sich satt davon essen.
Gut gehegt, gepflegt
und bewacht, entschloss er sich, auf der Rückreise fünf Erdbeerpflanzen nach Frankreich
mitzunehmen. Als er in seine Heimat in der Bretagne zurückkehrte, pflanzte er
die fünf Erdbeerpflanzen in seinem Garten in Saint-Malo. Gespannt
wartete er auf das nächste Frühjahr, um sich an den üppigen Erdbeeren
reichlich satt zu essen. Doch die Enttäuschung war groß. Die Ableger der fünf
Erdbeerpflanzen breiteten sich zwar fleißig aus, weiße Blüten sprossen, es wuchs aber keine einzige Erdbeere.
Amedée-Francois Frézier
war Allround-Genie. Als Offizier, Architekt, Entdecker und Kartograph war sein
Garten Nebensache, um den er sich beizeiten kümmerte, und den er zwischendurch
fleißig vor sich her wachsen ließ.
Amedée-Francois Frézier
war ein geduldiger Mensch. Sagenhafte dreißig lange Jahre sollte es dauern, bis
er mit seiner „fragaria chiloensis“ aus Chile die ersten Erdbeeren ernten
sollte. Helfen sollte ihm dabei eine Erdbeer-Sorte, die französische Händler aus
der anderen Ecke Amerikas mitgebracht hatten – und die Bienen.
Amedée-Francois Frézier
hatte nämlich nicht genau hingeschaut und aus Chile fünf weibliche
Erdbeerpflanzen nach Europa gebracht. Im 18. Jahrhundert hatte das Zeitalter
begonnen, als Waren über Schiffe um den Globus zirkulierten und die großen
Schiffsrouten über Afrika und Amerika nach Europa führten. Kanada war (noch)
französische Kolonie, und parallel zu Amedée-Francois Frézier entdeckten
französische Handelsleute in Kanada eine Erdbeersorte, die „fragaria virginiana“,
die kleiner war und den Walderdbeeren ähnlich war, aber dafür zuckersüß
schmeckte.
Wie der Zufall es
wollte, kamen die Händler auch aus der Gegend von Saint-Malo in der Bretagne
und nahmen mehrere Erdbeerpflanzen mit, pflanzten sie in ihren Gärten und ihnen
schmeckten die runden, süßen Früchte hervorragend, die aber kaum größer als eine Himbeere waren.
Die Bienen vollendeten
das Werk, indem sie durch die Gegend summten und die „fragaria chiloensis“ mit dem Staub der „fragaria
virginiana“ bestäubten. Genau 28 Jahre später, 1740, reiften Erdbeeren an der „fragaria
chiloensis“ Die Früchte, eine Kreuzung dieser beiden Erdbeersorten, waren
gleichzeitig groß und süß. Unseren heutigen Erdbeeren bereits sehr ähnlich,
pflanzten die Bretonen diese neue Frucht im botanischen Garten eines Klosters
in ihrer Haupt- und Hafenstadt Brest. Der Abt der Klosters benannte diese
Kreuzung nach dem Heiligen „Saint-Joseph“.
Danach war der
Siegeszug der Erdbeere in Europa nicht mehr aufzuhalten. Die Niederländer
kreuzten die „Saint-Joseph“ wiederum mit dortigen Walderdbeeren, so dass sich
die Frucht vergrößerte. 1750 entstand die „fragaria ananassa“, tiefrot und voll
praller Frucht, die so unserer heutigen Gartenerdbeere sehr nahe kommt.
In unserem Garten hat
die Erdbeere längst ihren Siegeszug angetreten. Fünf Jahre lang haben wir viele
leckere rote Früchte ernten können, aber sie hatten sich ungehemmt ausgebreitet,
in den Ritzen der Randsteine, zu den angrenzenden Beeten, bis in unseren Rasen
hinein, durch den Maschendrahtzaun zu unserem Nachbarn, und ihre Erträge waren
im letzten Jahr etwas zusammen geschrumpft.
Einmal ausreißen und
auf den Kompost. Den Neubeginn habe ich gewagt. Die nächste Generation von 24
Erdbeerpflanzen aus dem Discounter steht nun in Reih und Glied. Schön, wie sauber
und akkurat und aufgeräumt dass das kleine Stückchen an dem Zaun zu unserem
Nachbarn nun aussieht.
Auf die Früchte der „fragaria
sonata“ freue ich mich bereits.
Ich liebe diese Früchte auch und kann eine Freundin, die sie überhaupt nicht mag,
AntwortenLöschenganz und gar nicht verstehen. Mögen die kleinen Pflanzen großartige Erträge bringen!
Einen schönen Tag für dich! Martina
Na viel Erfolg und viele leckere Früchtchen wünsche ich euch, Dieter.
AntwortenLöschenWie schön das du uns Hintergrundwissen über die Erdbeeren nahe bringst.
Liebe Nachmittagsgrüße
Angelika
Lieber Dieter,
AntwortenLöschengut dass du mich erinnerst, ich möchte auch noch ein paar zusätzliche Erdbeerpflänzchen in unser Hochbeet setzen - im vorigen Jahr ist da einiges nicht so toll gewachsen (war ja auch ein Mist-Frühling 2013 - da kann der heurige mehr ;o)) Deine "kleine Erdbeerhistorie" finde ich sehr interessant. Was mich allerdings ein bisserl irritiert hat war, dass die wilden Erdbeeren früher bitter geschmeckt haben sollen - das kann ich mir ja gar nicht vorstellen, denn etwas aromatischeres als die Walderdbeeren, die man heute noch ab und zu mit etwas Glück findet, gibt es ja kaum auf dem "Beerensektor"... Faszinierend auch die Gechichte des Herrn Amedée-Francois Frézier - wie gut, dass es Menschen gegeben hat und gibt, die geduldig solche Ziele anstreben und nicht locker lassen.
Ich wünsche dir und deinen lieben eine schöne vorösterliche Woche!
Alles Liebe, Traude
✿ܓ✿ܓ✿ܓ✿ܓ✿ܓ✿ܓ
Lieber Dieter,
AntwortenLöschenwer mag sie nicht, die süßen Früchten.
Ich habe ein Buch über den Siegeszug der Beeren.
Danke, dass du noch einmal hier alles besschrieben hast.
Einen angenehmen Abend wünscht Dir
Irmi
Sehr interessant deine Info, wieder mal etwas gelernt. Ich drücke dir bzw. euch dann ganz feste die Daumen mit den neuen Pflanzen und wünsche eine volle Ernte.
AntwortenLöschenLiebe Grüsse
Nova
Hallo Dieter,
AntwortenLöschendas war ja ein wirklich spannender Bericht!
Ich frage mich immer, wie das damals wohl so ablief, als Früchte zum ersten Mal gegessen wurden - ob irgendwer eine Beere probiert hat und wenn sie nicht bitter schmeckte, konnte man es wohl riskieren, mehr davon zu essen?
VG
Elke
Dein wünsche ich euch einen guten Ertrag und lasst sie euch schmecken!!!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Arti