Montag, 30. Dezember 2013

zwarte Piet

Quelle: www.wikipedia.de
Selten kaufe ich mir in Deutschland niederländische Zeitungen und genauso selten höre ich Nachrichten auf Radio 2 Niederlande, so dass ich von alledem nichts mitbekommen hatte. Nun verschlägt es mir die Sprache. Erst Dieter Nuhr hatte mich auf die Spur gebracht. In seinem Jahresrückblick 2013 fiel das Wort „zwarte Piet“, das er im Zusammenhang mit Rassismus und Fremdenfeindlichkeit erwähnte. Es klingt unglaublich, dass der Nikolaus in den Niederlanden mit seinem Begleiter – dem schwarzen Peter oder „zwarte Piet“ - Diskussionen bis in die höchsten Ebenen der Politik ausgelöst hat. Das klingt traurig, ist aber wahr.

Der „zwarte Piet“ ist, wie das Wort verrät, schwarz. So wie bei uns in Deutschland der Knecht Ruprecht den Nikolaus begleitet, macht dies in den Niederlanden der „zwarte Piet“. Die Legende entstand im 19. Jahrhundert, dass er durch die Schornsteine in die Häuser eindrang, wobei er alles sah, was die Kinder trieben. Daraufhin beschenkte der Nikolaus die Kinder, wenn sie brav waren. Umgekehrt sollte der „zwarte Piet“ die Kinder bestrafen, wenn sie zu viel Unfug getrieben hatten.  Seitdem die Niederländer ihn  kannten, hat Piet eine schwarze Hautfarbe und als Autorität ist er ein unumstößliches Denkmal.. Der „zwarte Piet“ ist sogar wichtiger als der Weihnachtsmann, weil man sich in den Niederlanden allgemein am Nikolaus-Abend viel mehr beschenkt als an Weihnachten.

Genau 150 Jahre, nachdem die Sklaverei in den niederländischen Kolonien abgeschafft worden ist, rechnen die Schwarzen nun mit der Sklaverei ab. Jahrhundertelang sind Staaten wie Frankreich, England und auch die Niederlande durch den Sklavenhandel reich geworden. Entschädigungszahlungen an die früheren Kolonien sind aber nie geflossen.

Nun muss der „zwarte Piet“ dafür herhalten. Das Verbot der Sklaverei ist ganz hoch in der UN-Menschenrechtskonvention verankert. Die früheren Kolonien der Niederlande, Surinam und die Antillen, sowie andere Staaten in der Karibik, haben die Höhe ihrer Entschädigungsansprüche formuliert und wollen diese – ähnlich wie bei Völkermord – vor dem internationalen Gerichtshof einklagen.

Dabei haben die karibischen Staaten Rückenwind durch die jamaikanische UN-Menschenrechtskommissarin Verene Shepherd bekommen, die europäische Traditionen hinsichtlich rassistischer Tendenzen untersucht hat. Dabei ist sie auf den „zwarte Piet“ gestoßen, der schwarz und rassistisch und diskriminierend ist. Der „zwarte Piet“ solle bitte künftig ein Weißer sein oder der Nikolaus solle ohne den „zwarte Piet“ die Kinder beschenken. Gemessen an der Position des „zwarte Piet“ in den Niederlanden, wäre dies ungefähr so, als wolle man in Deutschland den Nikolaus abschaffen. Wie zu erwarten, war der Widerstand in den Niederlanden riesig. So wurde in Facebook eine Aktion „Pietitie“ gestartet, in der 1,6 Millionen Niederländer beim „zwarte Piet“ „Gefällt mir“ angeklickt hatten. Gleichzeitig haben die Niederländer eingeleitet, dass der "zwarte Piet" als immaterielles Weltkulturerbe der UNESCO anerkannt wird. Zähneknirschend hat das UN-Menschenrechtskommissariat den „zwarte Piet“ in diesem Jahr geduldet.

Doch im nächsten Jahr wird das Spielchen aufs Neue losgehen, dann vermengt mit möglichen Schadensersatzansprüchen der karibischen Staaten aus der Sklaverei, die dementsprechend höher oder niedriger liegen können.

Fassungslos schaue ich auf die Dinge, die in unserem westlichen Nachbarland abgehen. Doch so riesig weit sind wir in unserem Ländle von diesen Verhältnissen nicht entfernt. Dass „Negerküsse“ seit längerer Zeit „Mohrenköpfe“ heißen – ist ein harmloses und berechtigtes Beispiel. Aktuell ist das „Zigeunerschnitzel“ an der Reihe, das nach dem Willen der Sinti und Roma „Schnitzel mit Balkan-Soße“ oder sonstwie heißen soll, aber bitte nicht den Volksstamm der Zigeuner diskriminieren soll.

Niederländische Verhältnisse herrschten bei dem, was der Buchautorin Sarah Kuttner passiert war. Bei einer Lesung las sie aus einem Kinderbuch vor, in dem sie beschrieb, wie gerne sie als Kind mit einer Negerpuppe spielte. Ein Schwarzer war bei der Lesung anwesend, der die Bezeichnung „Negerpuppe“ rassistisch fand.  Er alarmierte die Polizei, die Sarah Kuttner festnehmen wollte.

Sie erschien, wollte Sarah Kuttner in Handschellen abführen, doch soweit kam es nicht. Mit dem Wortlaut der UN-Menschrechtskonvention hätte es aber anders kommen können.

12 Kommentare:

  1. Da habe ich schon vor Wochen eine Petition mit unterschrieben, denn für mich ist es einfach nur ein Unding was für ein Missbrauch mittlerweile getrieben wird.

    Angefangen von dem Zigeunerschnitzel, dem Negerkuss bis hin zum Weihnachstmarkt.....Ich glaube die spinnen die Römer, würde Asterix ganz treffend sagen. Also bitteschön, wer in der Welt da, auch im Zwarze Piet einen Rassismus erkennen will, derjenige hat doch nur die schlechten Gedanken.

    Demnächst wird es noch verboten sich als Heiliger König Caspar schwarz anzumalen....OK, ich weiss, normal war ja keiner der Weisen eigentlich schwarz, aber so wurde der "schwarze Kontinent" vertreten^^

    Ich kann wirklich nur den Kopf darüber schütteln!!!!!


    Dennoch wünsche ich dir und deinen Lieben einen guten Rutsch ins Neue Jahr und sende liebe Grüssle

    Nova

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  2. An sich hatte ich hier schon einen umfangreicheren Kommentar zum Thema Berufsbetroffenheit und gewachsener Sprache formuliert, dann aber doch nicht auf den Knopf gedrückt, weil ich bereits mehrfach erlebt habe, wie sich aus so etwas Diskussionen bilden, die entgleiten. Das möchte ich hier niemanden antun.

    Von daher wünsche ich lieber vollkommen zusammenhanglos ein schönes neues Jahr.



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  3. Vielen Dank für diese interessante Meldung! Ein bisschen ein Schmunzeln hat sie mir ja doch entlockt.
    Einen guten Rutsch ins neue Jahr für deine Familie und Dich!

    Viele, liebe Grüße,
    N.

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  4. Bei der Wortschöpfung sollte man schon darauf achten, andere Menschen nicht zu verletzen, aber man kann es auch übertreiben, was du bezüglich des Zwarzen Piets hier schreibst.

    Dieter ich wünsche dir und deinen Lieben einen schönen Jahreswechsel und ein gesundes und glückliches Jahr 2014.

    Liebe Grüße
    Christa

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  5. Hallo Dieter,
    ich hatte neulich auch schon darüber "gelästert" als ich den Sarotti-Afrikaner zeigte. Nicht jeder, der diese Wörter benutzt möchte damit etwas Negatives ausdrücken, aber wer nur das Negative sieht, fühlt sich eben beleidigt.

    Komm gut ins neue Jahr und feier schön mit allen deinen Lieben.
    Arti

    PS:Vielleicht trifft man sich mal zu einer kleinen Fototour auf der Laga in Zülpich

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  6. Lieber Dieter,
    ich hab's - glaube ich - schon öfter mal irgendwo in der Bloggerwelt geschrieben, und hier schreib ich es jetzt noch einmal, weil es so gut passt: Ich finde das alles KRANK! Nicht nur die "Schaumküsse", die in Deutschland nicht mehr "Neger"küsse heißen dürfen. Bei uns in Ö heißen sie übrigens seit eh und je Schwedenbomben, und ich bin neugierig, ob jemals ein Aufschrei durch die Skandinavische Welt gehen wird aufgrund dieser "Diskriminierung". Ich bin auch gespannt, ob es jemals einen Jägeraufstand wegen der Jägerschnitzel oder einen Prinzessinnenaufstand wegen der Prinzesstorte geben wird etc. ;o) Die Zehn Kleinen Negerlein, die ich als Kind GELIEBT habe, dürfen jetzt nur noch 10 kleine Kinderlein heißen. Welche - pardon, ich MUSS es schreiben - Schwachköpfe kommen auf die Idee, etwas POSITIV besetztes durch ein neutrales Wort zu ersetzen, um Diskriminierung zu VERHINDERN? Zigeunerschnitzel SCHMECKEN GUT und hießen so, weil sie "nach Art eines Volkes" gewürzt werden. Genauso geisteskrank ist es mit der "Genderisierung der Sprache". Jetzt heißt es "Diese Sendung ist für ZuseherInnen unter 16 Jahren nicht geeignet." Toll. Dazu sagen die Jungs dann: Klasse, für ZUSEHER sind sie aber schon geeignet. Womit die Welt wieder ein Problem gelöst und 20 Probleme dazubekommen hat.
    Vielleicht könnten wir ja einen Blogger-Gegenaufstand machen und all die Dinge schön weiterhin so nennen, wie sie bisher hießen? Nicht weil wir bösartig und diskriminierend sind, sondern weil es mit Diskriminierung nichts tun tun hat, wenn etwas, das man gerne mag und / oder köstlich findet, so heißt, wie es heißt :o)
    Soviel zum dieser Sache - und nun zum Jahresende:
    Ich wünsche dir und deinen Lieben einen guten Rutsch in ein tolles Neues Jahr!
    Viel Glück und Gesundheit!!
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    Ganz herzliche Rostrosengrüße, Traude

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  7. Hallo Dieter,

    also bei manchen Dingen mag es berechtigt sein, wenn sich jemand dagegen wehrt, weil ein Ausdruck gegen die Würde, oder anderes verstößt, doch in letzter Zeit finde ich es als stark übertrieben sich wegen jedem bisschen aufzuregen. Vielleicht muss ja eines Tages auch die Geschichte der hl. drei Könige umgeschrieben werden, denn einer von denen war ja ein dunkler Afrikaner.

    Ich wünsche Dir einen guten Rutsch ins neue Jahr.
    Gruß Nachtfalke

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  8. mir fällt auch gerade unsere Krippe im Wohnzimmer ein ... da steht ein schwarzer König mitten drin. Wobei ... König dürfte kein Problem sein hoffe ich.
    Dein Beitrag ist wieder sehr interessant Dieter. Mir gingen auch schon öfter mal solche Gedanken durch den Kopf. Zuletzt wegen der Sendung "Wetten Dass". Ich habe gelesen, dass es wegen der Augsburger Saalwette Rassismusvorwürfe gegeben hat. Die Augsburger sollten sich wie Jim Knopf (von der Augsburger Puppenkiste) schwarz anmalen. Ok - man hätte sich vorher denken können, dass so eine Wette nicht unbedingt gut ankommt ... aber ob Rassismusvorwürfe angebracht sind frage ich mich da auch.

    Jetzt will ich mich aber überhaupt noch für deine vielen tollen Texte bedanken - und dir und deiner Familie einen guten Rutsch in ein glückliches und gesundes neues Jahr wünschen.

    Ich freue mich darauf - auch 2014 - wieder bei dir zu Lesen :-)
    herzliche Grüße von Heidi-Trollspecht

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  9. Hej Dieter,

    tja, man kann alles übertreiben. Jetzt bin ich aber mal gespannt, ob man dann auch das schwedische "vitlöck" = weiße Zwiebel= Knoblauch dann eines Tages verbieten wird. Das liegt ja mit den diversen Lebensmittelbezeichnungen auf einer Linie.
    Aber das soll unsere Sorge HEUTE nicht sein. Dafür wünsche ich Dir und Deiner Familie alles Gte für das Jahr 2014.

    Gruß
    Beate

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  10. Inzwischen treibt es seltsame Blüten. Ich hörte mal im Gemüseladen, wie jemand Spargel verlangte, aber deutschen. Worauf eine andere Kundin sagte: Sind Sie etwa rassistisch?! Gestern kamen wir durch Zufall an der Kupfergasse vorbei. Da gibt's eine schwarze Madonna. Ich hoffe, die darf bleiben ;-)

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