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Dies geschah, als die Haustechniker der Deutschen
Post in der Nacht vom 25. auf den 26. März ganz einfach nichts taten. Sie legten
nicht den magischen Einschalthebel um, der die Nachtbeleuchtung des Post-Towers
hoch fuhr. Zehn Stunden lang versackte der hagere Klotz in dieser Nacht im Dunkeln,
genauso wie die übrigen Bürogebäude in der Stadt. Alleine die Notbeleuchtung
hauchte diesem Bauwerk noch ein bißchen Leben ein.
Der „Earth Day“ lüftete ein Geheimnis.
Denn die Deutsche Post ist anders herum unterwegs
und hat den Klimaschutz in ihren Unternehmenszielen verankert. Bis zum Jahr
2020 will die Deutsche Post 30% CO2 einsparen. Das ist sicherlich lobenswert.
Wie dies genau geschehen soll, dazu findet sich allerdings wenig konkretes. Umstellung
der Paketzustellung auf Elektrofahrzeuge, Nutzung von Öko-Strom, Betankung mit
alternativen Kraftstoffen in der restlichen Fahrzeugflotte. Ob eine
Energiebilanz eine 30%ige Einsparung hergibt, dazu kann und muss bis zum Jahr
2020 sicherlich noch einiges geschehen.
Der Post-Tower war und ist Vorzeigeobjekt, was den
Verbrauch der natürlichen Ressourcen betrifft. So wird die Klimaanlage mit
Grundwasser betrieben, welches in Rheinnähe reichlich vorhanden ist.
Vorgehängt, ist die Glasfassade doppelt gebaut worden. In dem Zwischenraum von
1,5 Metern kann die Luft zirkulieren, so dass sich die Büros bei hohen Außentemperaturen
weniger aufheizen und weniger Strom für die Klimaanlage verbrauchen.
Die Nachtbeleuchtung des Post Tower spielt mit dem
Licht. 5.775 Leuchtstoffröhren schütten ihr Licht aus. Farbwechselscheinwerfer
modellieren die Grundfarben Rot, Gelb und Blau. Dimmer regulieren die Intensität.
Blinker sorgen für Blinkeffekte. So leuchtet in der Vorweihnachtszeit ein
Tannenbaum oder eine Adventskerze. In den übrigen Jahreszeiten überwiegt ein eintöniges
strammes Blau, wobei an einzelnen Tagen die Grundfarben Rot oder Gelb
erscheinen. Die Beleuchtung passt sich aber auch Ereignissen an: ein Portrait
von Beethoven während des Beethovenfestes, ein Fußball während der
Fußball-Weltmeisterschaft oder ganz einfach ein werbeträchtiges Posthorn.
Als Betrachter brauche ich keine solchen Spielereien.
Widersprüche reißen auf, wenn die Deutsche Post einerseits die Nachhaltigkeit
dermaßen heraushebt und anderseits ihre eigenen Stromverbrauch in die Höhe
schießt, weil sich alle in die künstlerischen Gestaltungsformen der
Nachtbeleuchtung verliebt haben.
Der „Earth Day“ hat bewiesen: in den zehn Stunden
vom 25. auf den 26. März 2011, in denen die Lichter aus waren, wurde ein
Viertel mal so viel Strom eingespart, wie ein Vier-Personen-Haushalt im Jahr
verbraucht. Das ist eine Größenordnung. Macht es da noch Sinn, in unserem eigenen Haushalt auf Energie-sparende
Verhaltensweisen zu achten ? Wenn sich Konzerne wie die Deutsche Post hinter
einer Vernebelungstaktik verstecken ? Öffentlichkeitswirksam, bekommen wir nur
das gezeigt, was in Hochglanzbroschüren steht. Widersprüche reißen auf, wenn man
zwischen den Zeilen liest.
Die Entwicklung in den Folgejahren hat gezeigt, dass
der „Earth Day“ als Plattform der unternehmerischen Selbstdarstellung zurecht
gebogen wurde. 2011, nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima, war die Aktion der
Deutschen Post einmalig. 2012 verkürzte sich die Zeitspanne auf eine Stunde. 2013
glänzte der Post Tower durch Abwesenheit und erstrahlte in vollem Licht. Das
Jahr 2011 hat gezeigt, dass das Potenzial, um unseren Ressourcenverbrauch zu
schonen, bei einem Gebäude in einer solchen Dimension hoch ist. Es ist traurig,
dass sich Katastrophen ereignen müssen, um ein solches Bewusstsein zu schaffen.
Dieter, du zeigst es eindrucksvoll auf.
AntwortenLöschenErst wenn was passiert, ändert sich evtl. etwas.
Das ist schon sehr traurig.
Einen schönen Mittwochabend wünscht dir
Irmi
LIeber Dieter,
AntwortenLöschenich melde mich aus der Blogpause zurück - und kann deinen heutigen Aertikel nur unterschreiben! Bei uns gibt es ebenfalls diese sehr fragwürdigen Lichtspiele in der Wiener Innenstadt - mein Interesse und meine Bereitschaft, bei mir daheim dann aus Energieersparnis- und Umweltschutzgründen die Heizung kleiner zu drehen hält sichnach solch einem dekadenten und verschwenderischen Anblick SEEEHR in Grenzen.
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Traude ♥♥♥♥
Das zeigt einfach, dass der Mensch nicht mal aus Fehlern lernt, er macht sie immer wieder. Und leider müssen sich erst schlimme Katastrophen ereignen, bevor sich überhaupt etwas bewegt.
AntwortenLöschenLiebe Grüße und dir und deiner Familie einen schönen 3. Advent
Christa
Voller Entzücken konnte ich heute Mittag auf der Rheinuferstraße in Marienburg schon das Siebengebirge mit dem Post - Tower mit meinen neuen Augen erspähen - unbeleuchtet. Aber das hat auch gar nichts mit deinem Thema zu tun, eher mit meinem derzeitigen...
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Astrid
Die Größenordnung des Stromverbrauchs ist erschreckend... das es viel ist, hab ich gedacht, aber sooo viel?
AntwortenLöschenTja, die Weihnachtsbeleuchtung sieht schön aus, dabei ist Deutschland noch relativ wenig erleuchtet, wenn man es mit anderen Ländern vergleicht.
Eine Freundin von mir hat mal im Post Tower gearbeitet (damals war ich häufiger in Bonn), aber sie ist schon vor einigen Jahren nach Berlin gegangen.
Liebe Grüße