Den Autofahrern merkt man dies an. Da gibt es den
übervorsichtigen Typen, der bei ungefähr drei Schneeflocken im Schritttempo
daher kriecht und den übrigen Verkehr lahm legt. Das andere Extrem ist genauso
verbreitet: diejenigen, die Glatteis und Schneeglätte schlichtweg ignorieren,
findet man rasch im nächsten Straßengraben wieder. Das vernünftige Mittelmaß
eines den Witterungsverhältnissen angepassten Autofahrers findet man
hierzulande eher selten.
Letzten Freitag kam die Probe aufs Exempel. Eine Schneefront
überquerte NRW und verdichtete sich längs der Rheinschiene. Für die 15 Uhr-Vorstellung hatten
wir Karten für das Kölner Hänneschen-Theater mitten in der Altstadt. Zunächst die Fahrt
mit dem Auto zur Endhaltestelle der Straßenbahnlinie 7 in Porz-Zündorf . Dort
begannen die Probleme, denn die Linie 7 fiel wegen eines Verkehrsunfalls aus.
Weiterfahrt mit dem Auto zur S-Bahn-Station in Köln-Porz-Wahn. Wir staunten,
denn die S-Bahn kam im dichten Schneetreiben pünktlich. Doch unsere Freude
währte nur kurz. Drei Stationen vor dem Kölner Hauptbahnhof stoppte die S-Bahn
mitten im Niemandsland. Während zahllose andere Bahnen vorbeifuhren, hinderte
sie 15 Minuten lang eine unsichtbare Macht am Weiterfahren. Da wir sehr
rechtzeitig zu Hause losgefahren waren, hielt sich die Verspätung im
Hänneschen-Theater in Grenzen. Wir verpassten nur die ersten sieben bis acht
Minuten.
Nachdem das Stück „Kölsche Engelcher“ zu Ende war und nachdem
uns der Schnee auf dem Kölner Weihnachtsmarkt verzauberte (siehe Post von gestern), begann dasselbe Spielchen von vorne. Welch ein Wunder ! Die S-Bahn
fuhr pünktlich am Hauptbahnhof ein und erreichte genauso pünktlich
Köln-Porz-Wahn. Wir schaufelten die Fensterscheiben unseres Auto vom Schnee
frei. Die zähe Masse von Schnee bedeckte die Fahrbahn und ließ kaum eine
Fahrspur frei. Im Schneckentempo ging die Fahrt heimwärts. In vorsichtigem
Abstand tuckerten die Autos hintereinander. Die flirrenden Striche des Schnees
wehten schräg zur Fahrtrichtung. Das Scheinwerferlicht blähte sie zu dicken,
fetten Flocken auf, die hartnäckig auf der Fahrbahn liegen blieben.
Ein Kreisverkehr, noch ein Kreisverkehr. Dann Bremslichter,
mitten im Feld und mitten im undurchdringlichen Schneegestöber. Wir standen.
Das war ähnlich wie in der S-Bahn auf der Hinfahrt. Im Gegenverkehr kamen uns
ab und an Autos entgegen, bis ein LKW-Fahrer die Geduld verlor, am Stau
vorbeifuhr, wobei er merkte, dass er nicht weiterfahren konnte und sich in eine
Lücke kurz vor uns hineinquetschte. Mit dem kastenartigen Aufbau des LKW’s war
uns die Sicht vollends versperrt. Wir standen vor uns hin, der Schnee häufte
sich fleißig an, und selbst im Flachland regte sich ein Stückchen Angst,
eingeschneit zu werden. Noch bullerte die Heizung in unserem Auto, noch war
unser Tank reichlich gefüllt, noch griffen unsere Reifen beim Anfahren. Aber
ging dies den anderen Autofahrern genauso ? Im Radio hatte ich zuletzt gehört,
dass wegen der allgemein milden Winter 25% der Autofahrer noch mit Sommerreifen
fuhren.
Schrittweise begann sich der Stillstand aufzulösen, als das
Blaulicht eines Polizeiautos zwischen dem Dickicht der Schneeflocken hindurch flackerte.
In der Tat war Böses geschehen. Vor und in dem nachfolgenden Kreisverkehr waren
ein 7,5-Tonner und drei PKW’s böse aneinander geraten. Sie fanden sich kreuz
und quer verteilt im Straßengraben wieder, ein PKW hatte sich einmal um die
Achse gedreht und versperrte den Kreisverkehr. Die Polizei lotste den Verkehr
einspurig an dem Haufen havarierter Autos vorbei.
Nicht ganz so schlimm, zeigte der nächste Kreisverkehr wieder
seine hinterhältige Seite. Querstehend, war ein PKW auf den Fahrradweg
geschliddert. Diesmal war eine ausreichend große Fahrspur frei, damit wir
vorbeifahren konnte. Ein Stück weiter, gerieten wir selbst ins Rutschen, doch
die Bordsteinkante verhinderte, dass wir geradeaus weiterrutschten und warf uns
in die Spur des Kreisverkehrs zurück. Wir atmeten durch, und wenige Minuten später
erreichen wir unser Zuhause.
Unvorbereitet wie wir waren, ereilte uns am nächsten Morgen
die nächste Überraschung. Unser Auto hatten wir draußen stehen lassen, und bei
zehn Grad Minustemperatur waren die Schlösser zu einem Eisklotz gefroren. Wir
brauchten eine Wärmeflasche und eine gehörige Portion Geduld, bis der
Autoschlüssel unser Auto geöffnet bekam. Wir mussten ohnehin unsere Einkäufe an
die Fortbewegungsmöglichkeiten im Schnee anpassen. An Fahrradfahren war bei der
spiegelglatten Fahrbahn nicht zu denken. Selbst beim Autofahren musste man bei
dem gefrorenen Untergrund höllisch aufpassen. Die Idee unseres kleinen Mädchens
war genial: Schlitten fahren. Also erledigte ich einen Teil unserer Einkäufe
mit Einkaufstasche und Schlitten und unserer Kleinen, die reichlich Spaß hatte.
Alles mögliche bewarf sie mit Schnee auch ich war davon nicht ausgenommen. Die
Einkäufe dauerten zwar einiges länger, aber wir kehrten Heil zu Hause zurück
und hatten unseren Spaß gehabt.
Wechselhaft, wie das Wetter war, erwischte uns am nächsten
Tag die nasse Seite. Die Temperaturen kletterten über die Null-Grad-Marke. Zehn
Zentimeter Schnee schmolzen dahin und lösten sich in ein Nichts auf. Davor
hatte sich der Schnee in Matsch verwandelt und wir hatten uns bei dem unangenehmen
Wetter nicht vor die Türe getraut.
Tcha meine Lieber Dieter die Kölner und Schnee das ist ein Fall für sich... Wenn sie sich an die weisse Pracht gewöhnt haben, ist alles wieder vorbei.
AntwortenLöschenGut das ihr nur den Anfang verpasst habt, wäre zu schade gewesen.
Liebe Abendgrüße
Angelika
Wie man auch im post darunter sieht, hat Fr. Holle bei euch auch ordentlich geschüttelt. :-)
AntwortenLöschenBei uns hat es heute auch wieder getaut, aber es friert jetzt und da werden die Straßen dann wohl glatt werden.
Das Weiß ist schön zum Anschauen. Wenn man Auto fahren muss, ist es halt weniger schön.
So mancher muss Verspätungen in Kauf nehmen bei diesem Wetter, aber ihr seid ja doch noch einigermaßen pünktlich zum Theaterstück eingetrudelt. :-)
Büdingen ist wirklich ein sehr hübsches Städtchen, ich werde darüber auch mal einige Fotos zeigen.
Sei ganz lieb gegrüßt und hab eine schöne neue Woche.
Christa
Hej Dieter,
AntwortenLöschenna da freu ich mich, dass der Theaterbesuch für Euch gut gelaufen ist.
Tröste Dich, denn hier bei uns!!! "wundert" man sich auch in diesem Jahr wieder, wieviel Schnee doch innerhalb von 24 Stunden fallen kann. Die kriegen hier ab 10cm nichts mehr auf die Reihe. :-)). Doch im Ernst. Die Ärzte haben im Winter mit Beinbrüchen alle Hände voll zu tun.
Na dann Hals- und Beinbruch ;-)
Gruß
Beate
*ggg* ja, so ist das mit den Autofahrern im Rheinland. Mein GöGa, der nun wirklich kein Raser ist, bekommt bei den "Hilfe ich sehe Schnee und fahre nur noch 20 km/h-Fahrern", die es ja reichlich gibt, regelmäßig einen Anfall. Locker bleiben,vor allem nicht verkrampfen und wissen, wie man bei Schnee schalten und lenken muss und dann ist es soooo schlimm nun nicht. Aber die meisten Leute wissen eben nicht, wie sie bei Schnee fahren müssen und so kommt das allgemeine Chaos im Rheinland zustande. Die Bayern und Co. würden sich bei unseren Schnee"massen" totlachen ;-)
AntwortenLöschenBei uns am Hang hatten sich auch 2 LKW's Freitagnachmittag festgefahren und es ging nichts mehr dahinter. Also haben wir kurzerhand auf halber Strecke gedreht und sie den Parallelweg hochgefahren.
Samstag habe ich auch das tolle Wetter genutzt, um im Schnee spazieren zu gehen. Hach, war das toll. Ich hoffe, das wir diesen Winter wieder etwas schneereicher sind. Ich nehme gerne nochmal so einen Winter wie 2010 *ggg*
Lieber Dieter, ich hab fast den Verdacht, auf den Straßen von Wien und Umgebung sind jede Menge Rheinländer unterwegs, denn hier fahren sie auch nicht besser ;o)
AntwortenLöschenSah ja wunderschön aus bei euch, hier war es längst noch nicht so winterlich heuer (obwohl es auch geschneit hat - inklusive Verkehrschaos - aber bisher blieb nicht so viel liegen... jetzt schneit's gerade wieder, mal sehen, wie es morgen ist...) Zum Glück habt ihr vom Theater nicht so viel versäumt... und ich find's toll, wie ihr den Einkauf in eine Art Schlittenfahrt verwandelt habt! Vermutlich wird sich deine Tochter, wenn sie mal älter ist, genau an dieses Ereignis mal besonders gut erinnern können! :o))
Wollte dir auch noch danken für deinen Kommentar zu San Francisco, 2. Tag - hab dir dort auch noch ein paar Zeilen geantwortet, aber weiß nicht, ob du das dort liest, daher füg ich es dir hier ebenfalls ein:
"Hallo lieber Dieter,
ich glaube, das Interessante an der Sache spielt sich im eigenen Kopf ab - sich (untermalt durch die Audiotour) vorzustellen, wie es wohl wäre, in so einer engen Zelle eingekerkert zu sein, Mauern umgeben von Meer etc. Und für mich war die tatsächliche Sensation der Garten, die Blütenpracht, die Kolibris. Sowas erlebst du in Köln oder Siegburg natürlich nicht ;o))
Aber stimmt, Euroa hat verdammt viel zu bieten - das ist einer der Gründe, warum wir auch hier immer wieder herumreisen :o))"
★ Ganz liebe rostrosige Adventgrüße, Traude ★
Guten Morgen, Dieter (◠‿◠)
AntwortenLöschenFallen vom Himmel drei Flocken Schnee,
tanzen die drei "Dieters" im Karree. ...
gnihihi Besten Dank für diesen unterhaltsamen Artikel, bevor ich gleich richtig in den Tag starte. Viellicht wäre Wetter-Reporter noch ein Ausweich-Job für dich, falls es mal hart auf hart kommt. Schön, dass du zu den Erwachsenen gehörst, die auch Kinder ernst nehmen. Denn viele Gedanken und Ideen der Kurzen sind wirklich gut. "reichlich Spaß ... Alles mögliche bewarf sie mit Schnee auch ich war davon nicht ausgenommen." hihi Ja, frech kommt weiter.
Schönen Tag wünsche ich dir, Wieczorama (◔‿◔) | Mein Fotoblog