Morgenstund’ hat Gold im Mund, dachte ich mir, als ich unbeschwert durch die Fußgängerzone radelte. Bis mir der Schreck in die Glieder fuhr: kurz vor acht radelte ich zwei Polizisten geradewegs in ihre offenen Arme.
Wieder eine Ordnungswidrigkeit. Ich ärgerte mich, dass ich
die beiden Polizisten nicht früher gesehen hatte. Doch ihre Reaktion verblüffte
mich: „Gucken Sie besser, dass Sie die Bomben finden“ meinte der eine in einem
Singsang von Bonner Dialekt, der mit seinem melodischen Tonfall beruhigend auf
mich wirkte.
Der Polizist hatte bestimmt Recht. Nach dem missglückten
Bombenanschlag, der nun eine Woche zurücklag, hatten sich die Prioritäten
verschoben. Konnte man sich noch ohne Angst vor Terroranschlägen über den
Weihnachtsmarkt bewegen ? Könnte nicht genauso irgendein Heiliger Krieger des
Islam im Menschengewimmel von dem Glühweinstand eine Bombe zünden ?
Schrecklich.
Am Tage des Bombenfundes war der Schock ausgeblieben. Im
Büro war ich im Internet auf die Bombe aufmerksam geworden. Mir waren mehr die
praktischen Dinge vorgeschwebt. Ob öffentliche Verkehrsmittel fuhren oder ob
ich mein Fahrrad nehmen musste, um durch die bleischwere Dunkelheit nach Hause
zu fahren. Ich war erleichtert, dass die Straßenbahn fuhr, ich machte einen
Abstecher zum Stoffladen, um knallrotes Band für die zu nähende Einkaufstasche
zu kaufen, der anschließende Bus kam ohne nennenswerte Verspätung. Das hatte
mich beruhigt.
Entsetzen und Grauen packten mich zwei Tage nach dem
Bombenfund. In allen Medien geisterte die Schlagzeile durch die Gegend, die
Bombe sei an Gleis 1 gezündet worden, aber nicht explodiert. Ich war
fassungslos. Als ich in Köln gearbeitet hatte, hatte ich regelmäßig an Gleis 1
auf meinen Regional-Express gewartet. Hier an Gleis 1 hätte Grausames geschehen
können wenn die Bombe mit ihrer Sprengkraft die Menschenmasse in Fetzen aseinander gerissen hätte.
Bei den Ermittlungen der Täter sickerte nichts durch, was
mich beruhigte. Tatverdächtige wurde wieder freigelassen. Der
Generalbundesanwalt schaltete sich ein. Die Fahndung lief auf Hochtouren.
Weitere Verdächtige am Tatort wurden gesucht. Widersprüchliches wurde in
Rundfunk und Fernsehen gemeldet: ein Verdächtiger aus der islamischen Extremistenszene
in Langenfeld wurde festgenommen, weil er sich weit entfernt von Gleis 1
aufgehalten hatte, es gab aber keinen Zusammenhang zum Bombenanschlag; aus seiner
Anwesenheit wurde nun im Umkehrschluss die islamischer Extremistenszene in
Verbindung gebracht (was für eine Logik !).
Was sollte das ? Die Erkenntnis, dass Bonn eine Hochburg
islamischer Extremisten in NRW ist, war nichts Neues. Wer aufmerksam
Tageszeitung liest, wurde regelmäßig über die Untergrundszene in Bonn
informiert. Diese Beiträge hatte ich sogar gesammelt, um irgendwann darüber
etwas in meinem Blog zu schreiben. Nun hatte ich Gelegenheit, dieses Thema
aufzugreifen, aber vollkommen anders, als ich es mir vorgestellt hatte.
Der Weg führt in die Elendsviertel nach Islamabad, Khartum
oder Algier, wo die Bevölkerung explodiert und wo insbesondere der jungen
Generation keinerlei Perspektive geboten werden kann. Bombenbau,
Sprengstoffattentate, Heiliger Krieg: diese Zielsetzungen klingen griffiger als
die Volkswirtschaft in Gang zu bringen, die Massen mit Grundnahrungsmitteln zu
versorgen, technischen Fortschritt zu implementieren oder Industrien anzusiedeln.
Bombenbau, Sprengstoffattentate, Heiliger Krieg: was wir in Europa in der
Reformation und danach an Glaubenskämpfen durchstehen mussten, wird nun rund
400 Jahre danach recycled, mit der neuen Religion des Islam angereichert und
nach Europa zurück exportiert. Wie auf einer Ameisenstraße, sickert die
Extremistenszene aus Pakistan, Somalia oder Mali nach Europa, schwappt in
Ausbildungsläger in die Heimatländer zurück, fügt sich in Deutschland oder
sonst wo wieder zusammen, Grüppchen und Splittergruppen formieren sich, in den
Zeiten des Internet kann man grenzenlos planen und miteinander kommunizieren. Ja, sogar Anleitungen zum Bombenbau finden sich im Internet.
Salafisten habe sich mittlerweile bundesweit verbreitet. Deren Splittergruppen EZB (Einladung zum Paradies) und DWR (die wahre Religion)
breiten sich in Bonn aus, ohne dass sie jemand daran hindert. Im April warben
die Salafisten in Fußgängerzonen für neue Mitglieder, im Mai kam es bei einer
Demonstration in Bonn-Mehlem zu Bürgerkriegs-ähnlichen Krawallen mit der
rechtsextremen Partei ProNRW, als Karikaturen von Mohammed gezeigt wurden. Da
zwei Polizisten mit Messerstichen verletzt wurden, wurden Salafisten inhaftiert
und Strafverfahren eingeleitet.
Daher ist als Motiv für den Bombenanschlag auch ein Racheakt
gegen das Durchgreifen der deutschen Justiz denkbar. In Blogs wird der deutschen Justiz vorgeworfen, dass sie mit den Nazis quasi zusammenarbeitet, weil ihr die Mittel des Rechtsstaates fehlen: http://unserekorruptewelt.wordpress.com/category/islam-hetze/
Sie sprechen von Hetzpropaganda gegen den Islam, Verbrechen
im Islam wie das Zeigen von Mohammed-Karikaturen würden nicht geahndet.
Mit Islamisten und Salafisten und Extremisten findet der
Verfassungsschutz ein breites Betätigungsfeld.
Mir war unwohl, als ich mein Fahrrad über den
Weihnachtsmarkt schieben wollte. Grüppchen und Splittergrüppchen wollten uns
mehr als 400 Jahre in das Mittelalter zurück katapultieren. Bilderstürmer,
Protestanten ergriffen die Macht in katholischen Fürstentümern, Katholiken begingen
Massaker an Protestanten, Dreißigjähriger Krieg. Offensichtlich arbeiteten bei
uns in NRW islamische Kräfte daran, solche Zustände wieder herzustellen.
Dies tat mir Leid für unsere multikulturelle Gesellschaft,
die ich als Bereicherung empfand. Am Tag der offenen Moschee hatte ich mir vor
einiger Zeit eine Moschee von innen angesehen. Wunderbar ! Regelmäßig spazierte
ich an Obst- und Lebensmittelläden aus dem vorderen Orient vorbei, die unvergleichlich
bunt und farbenfroh wirkten. Auf unseren hiesigen Arbeitsmärkten waren Türken
und andere islamische Arbeitskräfte begehrt wie nie. In unserer alten
Nachbarschaft wohnte eine Familie mit zwei Kindern aus Syrien, mit denen wir
uns gut verstanden hatten. Islam ? Ja, gerne. Aber bitte nicht diese Heiligen
Krieger.
„Fahren Sie ruhig weiter durch die Fußgängerzone“ ließ der
Polizist ruhig den Morgen angehen. „Ich könnte Ihnen auch ein Knöllchen verpassen,
ich bin auch Fahrradpolizist … im Moment haben wir wichtigeres zu tun.“
Ich fuhr weiter, nutzte sein Angebot, morgens um 8 Uhr
unbedrängt durch die Fußgängerzone radeln zu können. Danach war mir jedes Mal
mulmig zumute, als ich über den Weihnachtsmarkt schritt. Islam versus
Christentum. Wohin mochte diese Reise führen ?
ich fand den Text wieder sehr interessant - und vieles geht mir dabei durch den Kopf. Vor allem die Beeinflussung durch die Medien - das ist für mich immer öfter ein Thema. Ängste werden in eine bestimmte Richtung geleitet oder geschürt. Automatisch entstehen Bilder im Kopf - und damit auch Meinungen. Und ich merke wie schwer es ist sich von der Beeinflussung frei zu machen.
AntwortenLöschenlieber Gruß von Heidi-Trollspecht
Deine Gedanken und deren Darstellung im Text finde ich interessant. Selbst habe ich Ähnliches am Bhf Zoo und Flughafen Tegel auch schon erlebt. Das war mitten am Tag, weil ich dienstlich dort unterwegs war. Plötzlich alles abgesperrt... Nun bin ich keine lebensbejahender Mensch und war auch damals schon viel zu alt (nach meinem Empfinden), aber es war ein seltsames Gefühl bei mir. Ich denke mir, wenn so etwas passiert: Bombe, Naturkatastrophe, Weltuntergang können wir sowieso nichts dagegen tun. Also warum davor Angst haben?! Aber diese Angst -Todesangst - ist nun mal in jedem Menschen.
AntwortenLöschenBesinnliche Grüsse, Wieczorama (◔‿◔) | Mein Fotoblog
Wirklich sehr interessant und ein Thema über das man stundenlang sprechen kann/könnte. Gerade solche Begebenheiten lassen einen dann wieder an Ereignisse aus der Vergangenheit denken. Im Grunde muss man immer mit sowas rechnen, denn solche Märkte und Co bieten dazu geradezu die größte Gelegenheit die Aufmerksamkeit zu 100 Prozent auf sich zu ziehen.
AntwortenLöschenEs ist einfach nur schlimm das die Menschheit, egal welcher Religion angehörend, nicht in Frieden miteinander leben kann, weiterführend über Kleinkriege, Rosenkriege usw. Schöne Zeiten geraten in Vergessenheit und es wird nur gekämpft.
Wirkliche Todesangst kenne ich nicht, ich sage immer nur: einen dicken Knall-bumm-und weg....schnell muss es gehen, das ist die Voraussetzung.
liebe Grüssle
Dein Text mein lieber Dieter kreist in meinem Kopf und die Nachrichten der vergangenen Tag gehen mir durch den Sinn. Wäre es nicht ein schönes Geschenk wenn die Menschen in Ruhe und Frieden miteinander leben könnten. Doch überall nur Mord und Totschlag. Wenns passiert, können wir nicht tun, egal wo wir gerade sind.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Angelika
Dieter du bringst es auf den Punkt.
AntwortenLöschenIch muss gestehen, dass ich in der Hinsicht ganz froh bin, dass ich gesundheitlich im Moment aus dem Verkehr gezogen bin und somit nicht in die Stadt muss, denn ich bin ja auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln dorthin unterwegs und so manches Mal war mir nach dem Bombenfund sehr unwohl. Wer weiß schon, was in den Köpfen von Extremisten vorgeht. Suchen sie sich möglicherweise Heiligabend für einen erneuten Versuch aus, was den Christen wichtig ist und ihnen selbst nicht ... wer weiß es schon.
Obwohl ich wirklich kein Problem mit Ausländern habe, so schaut man sich gerade in Bonn doch so manchen, je nach Optik (bestimmer Bartwuchs z. B.) mit anderen Augen an als früher ... furchtbar finde ich das eigentlich.
Aber nun wünsche ich dir an dieser Stelle und in diesem ernsten Post doch schon einmal besinnliche Weihnachten im Kreis deiner Familie und ein gesundes Jahr 2013.
LG Frauke
Heutzutage ist man nirgends mehr sicher vor solchen Attentaten und manchem von uns ist unwohl, wenn er einen Bahnhof, Flughafen, einen öffentlichen Platz betritt, dort, wo sich eben mehr Menschen aufhalten.
AntwortenLöschenEs ist ein globales Geschehen, was ich hier abspielt und es wäre wünschenswert, die Menschen würden es schaffen, miteinander in Frieden auf diesem Fleckchen Erde zu leben, als sich zu bekriegen. Eigentlich hat sich nichts geändert über Jahrhunderte hinweg, lediglich die Methoden der Greueltaten.
Liebe Grüße
Christa
Bonn eine Hochburg von Salafisten und Islamisten? Ogottogott, was ist bloss aus meinem Niederrhein geworden? Genau genommen, ist Bonn ja nicht am Niederrhein, aber immerhin. Bei mir so jwd gibt es das nicht, obwohl die Grossen Staedte auch ihr Lied von Extemisten singen koennen.
AntwortenLöschenReligionen? schoen und gut, obwohl ich selber keinem dieser Vereine angehoere, aber Extremismus bringt immer nur Unheil.
Trotzdem wuensche ich dir und deiner Familie Frohe Weihnachten!
Jetzt muss ich mal fragen, geht es um den "Anschlag" mit der blauen Reisetasche?
AntwortenLöschenIch habe die Nachricht im Fernsehen so aufgefasst, dass besagte Tasche mitten in der Halle stand. Ich wusste nicht, dass der Sprengsatz schon am Gleis war.
Na ja, wie auch immer die Sache war. Wenn ich eine Bome legen würde, und ich habe nie die Absicht gehabt oder mich damit befasst, würde ich sie zwischen Papierkorb und Kiosk stellen oder wo anderes wo sie nicht gesehen wird, gleich gar nicht in so einer grell blauen Tasche.
Irgendwie stimmt das für mich nicht. Die organisierte Krimainalität oder die Teroristen sind doch nicht dumm , oder?
Ich finde z.B. die Verbrennungen in Tibet sehr fragwürdig, abgesehen von der Reaktion der Chinesen und das es Menschen sind , die dort freiwillig sterben.Würden sie sich zusammentun und für ihr Leben kämpfen, ist das für mich sehr viel besser zu verstehen und auch dort könnten sie zu Tode kommen, hätten aber etwas getan, was vielleicht Erfolg bringt.
Mertyrer denke ich kann man nicht verstehen, man muss herausschreien was nicht in Ordnung ist, nicht im geheimen damit hadern.
Kann sein, dass das andere anders sehen.
Viel Grüße Ulrike
Ach ja, habe ich ganz vergessen,
AntwortenLöschenNoch ein paar schöne Vorweihnachtstage, einen schönen 4. Advent und ein frohes Weihnachtsfest,
liebe Grüße Ulrike