Ich muss eingestehen, dass es mir mittlerweile eiskalt den
Rücken herunter läuft, wie kurz die restliche Zeitspanne bis zum Weihnachtsfest
ist.
In der letzten Woche hatte ich noch die Abende gemütlich
angehen lassen: nach dem Abend essen Spülmaschine laufen lassen, die Kleine ins
Bett bringen, Geschichte vorlesen (Meisterdetektiv Kalle Blomquist), Beine vor
dem Fernseher hochlegen, Post zu Ende schreiben und Spannendes aus anderen
Blogs lesen. Hektik ? Fehlanzeige. To do-Liste ? Was bis Weihnachten abzuarbeiten
war, stand nicht auf meinem geistigen Radar.
Samstag Morgen Weihnachtsbaum einkaufen. Während Frau sich
beim Friseur verschönern ließ, schaute ich beim Bauernhof um die Ecke vorbei, spazierte
zwischen Endlos-Reihen von Nordmann-Tannen herum und wählte eine möglichst
dichte Tanne aus, die so schwer war, dass ich sie bis zu Haus tragen konnte.
„Viel zu licht in Augenhöhe“ kommentierte meine Göttergattin
unseren Weihnachtsbaum, der geradezu einen Urwald darstellte im Vergleich zu
demjenigen, den ich letztes Jahr bei Knauber gekauft hatte.
„Manch einer der Herren hat vor einem Jahr Knauber mit einem
Krüppel von Weihnachtsbaum verlassen“ erinnerte ich mich an letztes Jahr.
„Heikles Thema in so manchen Familien“ entgegnete meine Göttergattin und sie
korrigierte sich, dass ich meine Aufgabe im Vergleich zum Vorjahr bestens
erledigt hätte.
Sonntags putzen, dekorieren, und abends wurde mir
schließlich bewusst, wie sehr uns die Zeit wegrannte. Seit Jahrzehnten
verschenken wir Bastelkalender mit unseren Familienfotos, in diesem Jahr
sollten es fünf Stück sein. Abends wählten wir an meinem Laptop die Fotos aus,
wobei meine Göttergattin hellauf begeistert von den Collagen in Picasa war.
Einerseits konnte sie mir für meinen Blog wertvolle Tipps für neue
Gestaltungsmöglichkeiten geben, andererseits verflog die Zeit so sehr, dass wir
ausgiebige drei Stunden für einen Adressaten benötigten.
Ernüchtert fuhr ich am nächsten Tag ins Büro und schrieb alles auf, was in
den sieben Tagen bis Heiligabend zu erledigen war. Dabei sträubte sich mein
Inneres gegen diese To do-Liste, als sei es eine Strafarbeit.
Plätzchen backen hatten wir gestern nicht geschafft, unsere
größte Baustelle war das Gästezimmer, das aufgeräumt werden musste.
Ich nahm mir vor, möglichst vieles im Laufe des Tages
anzupacken. Immerhin schaffte ich es in der Mittagspause, in einer Buchhandlung
ein Geschenk für meine Mutter zu besorgen. Für zwei Bastelkalender, die uns
noch fehlten, bezahlte ich bei Mc Paper einen irrsinnig hohen Preis (5,95 €).
Bei Woolworth und einen anderen Schreibwarengeschäft waren sie bereits
ausverkauft. Über Nerven wie Drahtseile musste ich im Postamt verfügen, denn
die Warteschlange stand ungefähr bis zur Straße. Zur Post musste ich nur wegen
drei läppischen Briefen, die nichts mit Weihnachten zu tun hatten. Hätte ich
mir denken können, anderswo in Zeitschriftenläden oder Supermärkten gab es auch
Briefmarken. Zur Hetze und zur Eile kam nun auch die Unüberlegtheit.
Unüberlegt, oder vielmehr vergesslich, war ich bei der einen Fotoserie, die wir
gestern Abend geschafft hatten. Ich ließ schlichtweg den USB-Stick mit den
Fotos im Büro liegen. Das war also nichts. So rasch wie möglich, mussten wir
die restlichen vier Kalender Abend für Abend abarbeiten. Die Fotos würden dann
in einem größeren Paket entwickelt werden – hoffentlich bis zum Weihnachtsfest.
Ich war entsetzt, denn für unser kleines Mädchen hatte ich
noch kein Geschenk. Am liebsten hätte ich ihr einen Besuch im Weihnachtszirkus
geschenkt, doch die 40 € Eintritt pro Person empfand ich als Abzockerei. Lego
hätte ich ihr sonst gerne geschenkt, doch von Lego for Friends besaß sie
bereits alles. Ich rätselte vor mir her, was sie von Lego noch nicht hatte.
Ich hatte kaum Zeit zum Atemholen. Genervt registrierte ich,
dass die Zeit wegrannte. Ich gestand mir ein, dass sich dieselbe Prozedur Jahr für
Jahr wiederholte. Bis ungefähr eine Woche vor Weihnachten war ich vollkommen
ruhig und unberührt, als hätten wir in aller Gelassenheit gelernt, damit
umzugehen.
Ungefähr eine Woche vor Weihnachten überrollte mich alles. Meine
Gattin war nicht weniger im Stress. Diese Woche jeden Tag arbeiten im 400 €-Job
plus Fortbildung vom Arbeitsamt. Zusätzlich Stunden bei der Fortbildung herausarbeiten
– dort wird ein Anwesenheitskonto geführt -, damit sie Dienstag Nachmittag bei
der Weihnachtsfeier mit ihren Kollegen dabei sein kann. Neben Kochen und Waschen abends Einkaufstaschen nähen, die als
Weihnachtsgeschenke verplant sind. Als ob dies noch nicht genug sei, kam
Zahnschmerz dazwischen, der sich mit seiner Heftigkeit steigerte. Harmlos, aber
streßbedingt, meinte die Zahnärztin. Ihr Zahnfleisch war entzündet; es wurde mit
einer Salbe mit einem fürchterlichen Geschmack eingerieben. Zwei
Zahnarzttermine, zweimal Krankschreiben, damit das Anwesenheitskonto bei der
Fortbildung nicht ins Minus rutscht. Meine Göttergattin rettet sich von Tag zu
Tag.
Den Rest geben mir die Bürokraten. Irgendwie glauben diese,
ihre Kundschaft in der Vorweihnachtszeit damit beglücken zu können. Riester-Rente:
Samstag erhielten wir ein Schreiben von der HUK, dass im alten Jahr noch 60 €
auf den Vertrag meiner Göttergattin eingezahlt werden müssen, damit sie die
Grundförderung von 154 € erhält. Muss noch erledigt werden. Rentenversicherung:
angestoßen durch den 400 €-Job, hat meine Frau von der Rentenversicherung 18
Seiten Formulare und jede Menge Kleingedrucktes erhalten, ob sie in der Zwischenzeit
gearbeitet hat. Wir erinnern uns, dass wir uns vor rund einem Jahr durch
ähnliche Berge von Papier gekämpft haben und diese an die Rentenversicherung
zurückgeschickt hatten. Was soll das ? Krankenversicherung: meine Krankenkasse
weigert sich, eine Rechnung von 300 € zu erstatten, weil es sich um kieferorthopädische
Leistungen handelt. Auf meine schriftliche Bitte, die Rechnung zu erstatten,
hat sie mir drei Leistungsnummern mit einem Rechnungsvolumen von 100 € genannt,
die kieferorthopädischen Leistungen zuzuordnen sind. Der Rest ? Kindergartenbeiträge:
damit die Nachzahlung für die Jahre 2009 und 2010 berechnet werden kann, soll
ich Einkommensteuerbescheide vorlegen. Das Jugendamt soll gefälligst warten.
Die Bürokraten schaffen es, mich vollends in die Wüste zu
schicken. Sie bringen mich auf den Boden der Tatsachen zurück, dass es nicht
ohne To do-Liste funktioniert. Orientierungslos, würde ich mich sonst
verrennen. Sonst würde ich mich unter dem Weihnachtsbaum mit den Formularen der
Rentenversicherung befassen.
Oh man oh man, was habt Ihr für einen Stress...aber ich glaube, den habt Ihr Euch selber gemacht.
AntwortenLöschenVersuch doch mal früher anzufangen...
Die Bastelkalender habe ich mit Giuliana schon im Oktober gebastelt.
Geschenke sind schon lange im Schrank versteckt und die Plätzchen sind gebacken. Das Fleisch beim Fleischer bestellt und der Einkaufszettel geschrieben. Der Baum und Deko ist auch fertig.
Heute Vormittag bin ich gemütlich durch Heinberg gebummelt und mir überlegt, welche Tischdeko ich machte und dafür ein bisschen Material gekauft. Hab auch noch ein tolles Jugendbuch für Giuliana entdeckt.
Advent ist eigentlich die Zeit der Besinnung und nicht für Hetze und Stress.
In der Ruhe liegt die Kraft in diesem Sinne, viel Erfolg beim Liste ab arbeiten...
Liebe Grüße
Angelika
Wow, das sind ja wirklich noch einige Erledigungen....aber irgendwie schafft man dann doch alles.
AntwortenLöschenEiniges, wahrscheinlich das Unwichtige, bleibt zwar auf der Strecke, aber trotz allem sollte man sich nicht so hetzten...(wenn's geht!)
Schmunzeln musste ich über das Urteil deiner Frau..."viel zu licht in Augenhöhe!"
Mein Mann kauft jedes Jahr den Baum, der entweder unten zu breit ist, oder oben auch etwas licht...ganz selten hatten wir einen Baum, von dem man sich nicht so schnell trennen mochte :))
Dieses Jahr hat mein Mann den Vogel abgeschossen...er hat den Baum unbesehen, so wie er dastand im Plastiknetz, gekauft. Da hätte deine Frau die helle Freude gehabt....der Baum war in Augenhöhe sehr sehr licht :))...naja, wir haben ihn ca. 30-40cm gekappt..so geht es auch irgendwie.
Ich drück die Daumen, das ihr noch alles auf die Reihe bekommt!
Herzlichst Zaunwinde
Fehlerchen: nicht hetzten sondern hetzen
LöschenHallo Dieter, ich grüße Dich!
AntwortenLöschenJa, die Zeit... irgendwie ist alles so knapp diesen Advent, es fehlt einfach die Woche nach dem 4. Advent. Mir kommt das alles sehr bekannt, was Du so schreibst... vor allem über die Rentenversicherung, da könnt' ich ein Buch schreiben... fürchterlich. Ich habe jetzt kurz vor Jahresschluss noch eine Steuererlärung gemacht, mit Hilfe eines Bekannten, er meint, es lohnt sich. Ging aber sehr vieöl Zeit drauf. 400Euro-job ist auch ganz schön stressig, wenn man noch so viel anderes hat. Ich habe neben Ehrenamt für unsere kath. Kirchengemeinde noch den Posten der Herausgeberin unserer Dorfzeitung. 64 Seiten-mal seben so layouten... ist nicht drin! Hat mich meine Abende in den letzten 10 Tagen gekostet. Am Donnerststag ist sie nun fertig gedruckt. Das ist immer ein schöner Moment für mich. Zum Bloggen bzw. zum kommentieren bin ich gar nicht mehr gekommen. Mittwochs Chorprobe und donnerstag Probe für einen Karnevalstanz... alles kostet Zeit. Einen Weihnachtsbaum habe ich schon.... klein aber fein. Sonst hatte sich mein Mann ja immer um den Baum gekümmert, in den letzten Jahren waren wir weg von Nordmanntanne, weil eben zu licht im oberen Bereich und haben stechende Blautanne genommen, die duftet dafür fein.
Ich denke, in den wenigen Tagen bis zum Fest lesen wir uns noch in den Blogs.
Bis dahin viele Grüße- auch an I. und die "Kleene"-
Marita
Lieber Dieter
AntwortenLöschenAuch mir rennt die Zeit nur so davon. Trotzdem.... lassen wir uns nicht stressen!
Ich wünsche Dir eine weiterhin eine glückliche Adventszeit und grüsse Dich herzlichst Yvonne
Lieber Dieter,
AntwortenLöschenerst einmal ein Dankeschön für deine lieben Kommentare während meiner Abwesenheit♥
Haste dich aber wirklich stressen lassen. Vielleicht ein guter Vorsatz fürs neue Jahr es im nächsten Jahr nicht zu machen ;-)
Liebe GRüssle
Lieber Dieter, uff, da kriege ich ja schon allein beim LESEN Herzrasen!
AntwortenLöschenIch bin froh, dass wir uns schon seit Jahren den Tannenbaum ersparen (und nur noch einen Eisenbaum und eine bizarre dürre Weide aufputzen - keine Sorge, klingt schlimmer, als es ist ;o))
Ich bin auch froh, dass ich meine Geschenke schon Ende November besorgt und meine wenigen Karten bereits versandt habe. Sollte mir noch jemand "zu Beschenkender" einfallen bis zum 24., kriegt er / sie einen hübschen Gutschein...
Noch froher bin ich, dass mir diese Formulare erspart bleiben. Das ist ja wirklich nicht der richtige Zeitpunkt dafür...
Aber beim Lesen ist mir aufgefallen, dass ich vor dem 24. auch noch wegen etwas, das nicht mit Weihnachten zu tun hat, zur Post muss.... UFF!
So, und jetzt erfährst du noch, dass ich ob deines Lobes in Sachen Poesie sanft errötet bin (also eher weihnachtskugelrot errötet ;o) DANKE!)
Nochmal EXTRA-LIEBE Weihnachtsgrüße von der Traude - genießt das Fest und die letzten Tage davor - und lasst euch nicht mehr stressen!
Oh, oh ... das klingt aber wirklich nach Stress. Ich möchte nicht mit dir tauschen.
AntwortenLöschenTannenbaum gibt es bei uns auch dieses Jahr keinen. Bin es leid, ihn jedes Mal desöfteren neu aufstellen zu müssen, weil einer unserer Kater es total spaßig findet, in besagtem herum zu tollen.
Ich finde es schön, dass ihr gemeinsam bastelt. Solche Geschenke machen zumindest bei Erwachsenen doppelt soviel Freude. So habe ich etwas verfrüht schon letzte Woche einen selbst gebastelten Kalender mit Fotos von meinem Patenkind bekommen ... richtig toll.
Plätzchen backen fällt wegen Abspecken flach ... hier also auch kein Stress.
Geschenke schon längst alle besorgt und so kann ich das Fest in Ruhe auf mich zukommen lassen :-)
Ich hoffe, bei euch beruhigt sich die Lage auch alsbald und ihr könnt Weihnachten stressfrei begegnen.