Große Schlachten im Rheinland
? So denn die Geschichte eine derbe Aneinanderreihung von Kriegen, Gräueltaten
und Vernichtungsfeldzügen ist, so fand sie natürlich auch im Rheinland statt.
Die Schlacht bei Zülpich war eine solche große Schlacht, die die europäische
Landkarte für Jahrhunderte, ja, sogar Jahrtausende verändern sollte.
Die Schlacht bei Zülpich
setzt auf Zerfall und Auflösung auf. Im Gegensatz zum oströmischen Reich,
hatten sich die Römer aus West- und Mitteleuropa im 4. Jahrhundert zurückgezogen.
In diese Vakuum drangen zunächst germanische Volksstämme ein. Aber es setzte
auch die Völkerwanderung quer durch Europa ein. Wandalen, Angeln, Sachsen,
Langobarden, Goten oder Hunnen bedrohten die Umrisse des römischen Reiches von
der Peripherie aus.
Als sie sesshaft wurden,
waren Ackerbau und Viehzucht die vorherrschende Wirtschaftsform. All die
technischen Errungenschaften der Römer wie Siedlungsbau, Straßenbau, Transport,
Wasserversorgung, Bäder, Heizung oder Kanalisation gerieten in Vergessenheit. Römische
Städte wie „acquae grannum“ (Aachen), „castra bonnensia“ (Bonn) oder „colonia claudia ara agrippinensium“
(Köln) verfielen zusehends.
Im 4. Jahrhundert hatten sich
germanische Stämme am Rhein zu größeren Stammesverbänden zusammengezogen, die
in römischen Quellen „franci“ genannt wurden. Die Stammesverbände der Franken
breiteten sich von Rheinland weiter bis nach Belgien und Frankreich aus.
Diese Stammesverbände waren
lose, singulär, wirtschaftlich rückständig, durch ausbeuterische Abhängigkeiten
zwischen Bauern und Landbesitzern geprägt. Einen Pflug kannte man bei der
Feldarbeit nicht, genauso wenig kamen Pferde zum Einsatz. Sie einte aber die
von außen eindringenden Feinde – wie Hunnen oder Vandalen. Die Einigung ging
sogar soweit, dass sie sich mit den übriggebliebenen Strukturen der römischen
Armee zusammentaten, um gegen die äußeren Feinde wie Hunnen oder Wandalen zu
kämpfen.
Das Christentum befand sich
auf dem Rückzug. Während die Römer über die römisch-katholische Kirche den
christlichen Glauben verbreitet hatten, gab es in diesen germanischen
Stammesverbänden einen regelrechten Wildwuchs von Göttern.
Ausgehend von Gallien, wo die
Auflösungserscheinungen des römischen Reiches nicht so weit fortgeschritten
waren, wurde man sich wieder des römischen Erbes bewusst. Reims und Metz –
beides waren Römerstädte – auch Soissons und Orléans wurden zu neuen geistigen
Zentren mit katholischen Bischöfen.
Wie sonst so oft in der
Geschichte, bedurfte es Kriege und Kämpfe und eines genialen Strategen, um den
Flickenteppich von fränkischen Herrschaftsgebieten zu vereinigen. Dies gelang
dem Herrschaftsgeschlecht der Merowinger. Erst war es Merovich, dann
Childerich, ihm folgte der geniale Stratege und Feldherr Chlodwig. Im Jahr 496
schuf er in der Schlacht von Zülpich –
übrigens auch eine Römerstadt - die wesentliche Festigung seines
Herrschaftsbereichs. Auf den Schlachtfeldern von Zülpich besiegte er die
Alamannen, das waren ähnlich lose zusammengefügte germanische Volksstämme im
Südwesten Deutschlands – vor allem in Baden-Württemberg. Genau genommen, ist
nicht genau nachgewiesen, ob die Schlacht tatsächlich bei Zülpich geschlagen
worden ist, da die Siedlungsgebiete der Alamannen zu weit entfernt lagen.
Zülpich war in den Chroniken des Bischofs Gregor von Tours genannt worden, der
über diese Schlacht berichtete. Da die handelnden Personen richtig in seinen
Chroniken wieder gegeben worden waren, konnte bis heute nie widerlegt werden,
dass es die Schlacht bei Zülpich jemals gegeben hat.
Nach der Schlacht von Zülpich
entstand ein Staatengebilde, das sich von Zentral- und Nordfrankreich über
Belgien bis ins Rheinland erstreckte. Chlodwig war selbst Heide. Als Bekenntnis
zum römischen Erbe, wozu auch das Christentum gehörte, ließ er sich in Reims
taufen.
Man kann dieses Staatengebilde
als Vorläufer des heutigen Staates Frankreich bezeichnen, wenngleich sich die
heutige romanisch-germanische Sprachgrenze erst im 11. Jahrhundert heraus gebildet
hat. Paris wurde zunehmend zum politischen Zentrum dieses Franken-Reiches.
So wird heute in Paris an
mehreren Stellen an die Schlacht von Zülpich erinnert. Es ist eigens eine
Straße „rue de Tolbiac“ mit einem breiten Boulevard nach der Schlacht von
Zülpich benannt worden. Als der Pariser Louvre 1837 eröffnet wurde, gehörte das
Gemälde „Die Schlacht von Zülpich“ zu seiner Erstausstattung. Genauso befindet
sich im Panthéon ein Wandgemälde mit der Schlacht von Zülpich.
Große Schlachten im Rheinland
haben so ihre Kreise gezogen. Rund 300 Jahre später wurde dieses Franken-Reich
noch erweitert. Karl der Große schuf das Heilige Deutsche Reich römischer
Nation und ist im Rheinland gekrönt worden.
Heute gibt es wieder eine Geschichtsstunde auf deinem Blog. :-)
AntwortenLöschenEs ist schon interessant, immer wieder mal in die Geschichte einzutauchen und sich diese Eroberungen klar zu machen, dennoch ist es entsetzlich, welch Greueltaten stets stattgefunden haben und diese finden auch heute noch statt, tagtäglich.....leider, auch wenn in anderer Form.
Liebe Grüße und hab einen schönen 3. Advent
Christa