In unserem näheren Umfeld ist uns zuletzt diese
Kluft aufgefallen. Eine Nachbarin arbeitet in einem Geschäft, das
Karnevalsartikel verkauft. Sie arbeitet Vollzeit, ist ungefähr zehn Jahre bei
der Firma, der Arbeitsplatz liegt 50 km entfernt und sie verdient 7 € pro
Stunde. Als anderes Extrem ist meiner Göttergattin zuletzt erzählt worden, dass
es Rechtsanwälte gibt, die in Angelegenheiten des Familienrechts 600 € Honorar
pro Stunde fordern. Eine Bekannte meiner Göttergattin überlegt sogar, diese 600
€ Honorar zu investieren, da sie wegen ihres niedrigen Einkommens ein
Pflichtverteidiger vertritt. Vom dem Pflichtverteidiger, den sie bereits einmal
gewechselt hat, fühlt sie sich nicht ausreichend vertreten, da er zu wenig ihre
Ansprüche vertritt und den Forderungen ihres in Trennung lebenden Ehemanns zu
sehr entgegen kommt. Noch eine Zahl: der flächendeckende Mindestlohn in
Frankreich (SMIC = Salaire minimum interprofessionnel de croissance) liegt bei
1.430 €. Die 7 € Stundenlohn unserer Nachbarin ergeben ein Monatseinkommen von
1.170 €.
Unwetter
Die Hitzewelle bis 36 Grad in der vorletzten Woche
haben heftige Unwetter beendet. Vormittags zog ein Gewitter auf, so dass es
pechschwarz wie in der Nacht wurde. Die sich ergießenden Wassermassen habe ich
von meinem Büro aus nicht als sintflutartig empfunden. Es herrschte in der
Stadt aber totales Verkehrschaos, da der Straßentunnel in Bad Godesberg unter
Wasser stand und gesperrt war. Feuerwehren mussten sich einen Weg durch den Verkehrsstau
bahnen, um den Straßentunnel leer zu pumpen, so dass während des ganzen
Nachmittags der ohrenbetäubende Lärm von Martinshörnern zu hören war. Rund um
Bonn standen in Lohmar, Wachtberg und Königswinter Straßen unter Wasser. Unser
kleines Mädchen war begeistert, dass der Schulhof unter Wasser stand, so dass
ihre halbe Klasse im Wasser herum matschen konnte. Bei meiner Rennradtour in
der letzten Woche stieß ich in Grafschaft auf unterspülte Wirtschaftswege, die
für den normalen Autoverkehr nicht mehr befahrbar waren.
Aufruhr im Blumenbeet
Unsere beiden Katzen haben sich sehr gut eingelebt.
Bei schönem Wetter treiben sie sich in unserem Garten herum. Während der Kater
bei unseren Nachbarn abtaucht, liegt die Katze auf unserem Gartenstück faul
herum, sie läßt sich regungslos von der Sonne bescheinen, streckt sich in die
Länge und fühlt sich zwischen Kopfsalat und Kohlrabi wohl. Ich habe sie kaum
anders erlebt als in dieser passiven, untätigen, trägen, abwartenden Stellung,
möglichst intensiv von jemandem gestreichelt zu werden. An einem Abend, als ich
den Garten betrat, hörte ich aus dem Nistkasten an unserer Eberesche ein solch
heftiges Gezirpe, so dass alles, was wir an Singvögeln aufzubieten hatten,
gleichzeitig kreischte. Unser Nachbar hatte beobachtet, was geschehen war: die
ersten Flugversuche einer jungen Meise waren mißraten und der Vogel landete im
Blumenbeet. Daraufhin wurde unsere passive, untätige, träge, abwartende Katze
aktiv und stürzte sich auf die Jungmeise – was ich ihr nie zugetraut hätte. Ihr
Instinkt als Katze war also doch nicht abhanden gekommen.
Gerburg Jahnke
Die aus dem Fernsehen bekannte Kabarettistin (Ladies
Night) haben wir Live erlebt, und zwar in der Nacht der Komikerinnen.
Eigentlich hat sie ja in Ladies Night oder in der Nacht der Komikerinnen einen
einfachen Job: sie moderiert. Sie plaudert, erzählt ein wenig, aber reden läßt
sie andere Frauen. Ihre Komik kommt aus dem Stehgreif, ihr Humor ist kurz,
treffend, schnörkellos, ohne große Umwege verständlich. Aus Oberhausen kommend,
kontrastiert dieser Humor mit ihrem eher trockenen Grundton aus dem Ruhrgebiet.
Ich fand es genial, wie viel Humor sie als Zwischenrednerin zwischen den drei
anderen Komikerinnen unterbrachte. Christine Schütze war eine der drei
Komikerinnen. Sie gefiel mir am Klavier, auf dem sie ihre Komik in der Art
einer Liedermacherin spielte. Die beiden anderen Komikerinnen Martina Ottmann
und Ulrike Mannel fand ich eher schwach. So schlüpfte Ulrike Mannel in der
Rolle von Angela Merkel, was ich eher als abgegriffen und weniger originell
empfand. Insgesamt war diese Nacht – dank Gerburg Jahnke – eine runde Sache.
Im Fernsehen
Seit dem EU-Beitritt wandern immer mehr Armutsflüchtlinge
aus Rumänien und Bulgarien in die rheinischen Großstädte ein, wobei die Städte
kaum in der Lage sind, Wohnraum zur Verfügung zu stellen. So ist in Rundfunk-
und in Fernsehreportagen unter anderem über die katastrophale Wohnsituation in
hoffnungslos überfüllten Schrottimmobilien in Duisburg-Hochfeld,
-Untermeiderich, -Bergheim oder –Marxloh berichtet worden. Neu war für mich der
Aspekt, dass Rumänen und Bulgaren meist nicht krankenversichert sind, wenn sie
nicht erwerbstätig sind. So berichtete die Sendung „Westpol“ im WDR-Fernsehen
über eine Rumänin, die nicht krankenversichert war und eine Frühgeburt hatte. Viele
Einwanderer aus Rumänien und Bulgarien sind entweder illegal in Deutschland, in
ihren Heimatländern sind sie gar nicht krankenversichert oder die deutschen
Krankenversicherungen erkennen die Krankenversicherungen aus den Heimatländern
nicht an. Aus moralischer Sicht ist die Fragestellung, ob Ärzte solche
Patienten behandeln sollen, sicherlich zu bejahen. Die Kinderklinik nahm die
Rumänin auf, trotz Frühgeburt gebar sie ein gesundes Kind. Die Krankenhaus- und
Arztkosten, die mit der Frühgeburt zusammenhingen, summierten sich auf 50.000
€. Ohne Krankenversicherung, stottert die Rumänin nun die 50.000 € mit 30 € im
Monat ab. Die Sendung „Westpol“ zeigte, dass es in Köln eine Stelle des
Malteser-Dienstes gibt, wo Ärzte ehrenamtlich und kostenlos Leistungen für
Migranten erbringen, die nicht krankenversichert sind.
Personen im Gleis
Unser großes Mädchen hatte über das Internet eine
Fahrkarte zum Sonderpreis für 29 € nach Freiburg gekauft. Um 19.37 Uhr sollte
der Zug sonntags abends abfahren, in Mannheim musste sie umsteigen und nach 24
Uhr sollte der Intercity in Freiburg ankommen. Als sie gegen 19.30 Uhr am
Bahnsteig wartete, meldete ein Bahnsprecher Personen im Gleis in Roisdorf. Ich
wunderte mich über die Formulierung, was Personen auf Gleisen zu suchen hatten.
Von Mannheim aus war es der letzte Zug, der nach Freiburg fuhr. 45 Minuten
Umsteigezeit hatte unser großes Mädchen in Mannheim. Die Durchsage „Personen im
Gleis“ entwickelte sich zu einem ernsten Phänomen. Innerlich hatte ich die
Formulierung ohnehin mit „Selbstmord“ oder „es hat sich jemand vor den Zug
geworfen“ gleichgesetzt. Kurz nach der ersten Durchsage gab der
Bahnhofssprecher bekannt, dass sich die Ankunft des Intercitys auf unbestimmte
Zeit verschieben würde. In der umgekehrten Richtung – das war Köln – fuhren die
Züge gar nicht mehr weiter. Schließlich trat das Undenkbare ein. Die 45 Minuten
Umsteigezeit in Mannheim schmolzen dahin. Wenn sie den irgendwann vielleicht
eintreffenden Zug genommen hätte, hätte sie in Mannheim in einem Hotel übernachten
müssen. Wir fuhren nach Hause zurück, sie übernachtete bei uns, sie fuhr am
nächsten Tag nach Freiburg und verpasste die morgendlichen Vorlesungen. Da die
Fahrkarte auf einen bestimmten Zug ausgestellt war, musste sie, bürokratisch
wie die Deutsche Bahn war, dies am Schalter bescheinigen lassen, damit sie am
Folgetag einen Zug nach ihrer Wahl nehmen konnte.
Dieer Monatsrückblickist gut. Eine Art Tagebuch und am Jahresende kann man das Jahr in Kurzform noch einmal Revue passieren lassen.
AntwortenLöschenEinen schönen Restabend wünscht Dir
Irmi
Hallo Dieter,
AntwortenLöschenbei dem flächendeckenden Mindestlohn in Frankreich und dem Monatseinkommen DEiner Nachbarin sehe ich keinen Gegensatz zwischen Arm und Reich, sondern eher einen Unterschied wie die beiden Regierungen zu ihrer Bevölkerung stehen.
Deutschland könnte auch einen flächendeckenden Mindestlohn einführen, vorrausgesetzt unsere Regierung wollte das ;-)
Gruß Nachtfalke
War mal wieder sehr interessant zu lesen und dazu die passenden Fotos^^ Vorallem Mieze kann man die Trägheit ansehen *lacht*....aber was solls auch wenn es so heiß ist. Da soll man sich nicht wirklich bewegen.
AntwortenLöschen...aber Tiebe sind und bleiben Triebe ;-)
Wünsche dir einen schönen Tag und sende herzliche Grüsse
Und schon wieder ist ein Monat rum :-)
AntwortenLöschenDer Mindestlohn ... eine ewige Diskussion in Deutschland. Ich bin gespannt, wann endlich mal gehandelt wird.
Aufruhr im Blumenbeet *ggg* ... ja, unsere Katzis haben alle gut funktionierende Instinkte und man darf sie nie unterschätzen. Sogar unsere Stubentiger, die ja reine Wohnungskatzen sind, mutieren sofort zum Jager, wenn sich auch nur eine Fliege in unsere Wohnung verirrt ;-)
Hallo Dieter! Inzwischen wird es ganz offen ausgesprochen, Deutschland ist ein Billiglohnland....die oben erwähnten Anwälte sind da aber ausgeklammert sowie Banker und einige Manager!
AntwortenLöschenBei uns hier wars auch so heiß, aber zum Glück ging alles ohne Unwetter ab.
Zur Krankenversicherung: Viele Arbeiter aus Rumänien, Bulgarien...melden für sich ein Gewerbe an, ansonsten bekommen sie kaum eine Arbeit. Sie sind für ihre Krankenversicherung selbst verantwortlich, doch die meisten können diese Beiträge nicht bezahlen, die, wie man weiß, bei niedrigem Verdienst zu hoch angesetzt sind. Man kann sich gut vorstellen was dann bei Unfall oder Krankheit abläuft.
Ach ja die Bahn, die kann auch nicht über ihren Schatten springen und mal etwas unbürokratischer sein :))
Herzlichst MinaLina
ja - bei der Gerechtigkeit zum Thema Gehalt hat schon viele Fragezeichen. Geht mir oft durch den Kopf.
AntwortenLöschenIch habe deinen Monatsrückblick wieder sehr gerne gelesen.
lieber Gruß von Heidi-Trollspecht
Der Jagdinstinkt geht auch bei Schmusetigern nicht verloren, so ist halt die Natur.
AntwortenLöschenIn punkto Einkommen werden wir es wohl nicht erleben, dass diese Extremunterschiede im Stundenlohn verschwinden werden und ich glaube, das wird sogar noch schlimmer werden.
Ist prima, wenn man für sich selbst einen Monatsüberblick schreibt und das festhält, was einem eben wichtig war. :-)
Liebe Grüße
Christa
Tja, die Kluft zwischen Arm und Reich... ich glaube ja nicht, dass sich irgend etwas ändert, es betrifft nur eine Minderheit und solange die Menschen nicht selbst betroffen sind.... Und erst recht nicht, solange wir eine Regierung haben, die der Wirtschaft in den Hintern kriecht.
AntwortenLöschenÜber die Deutsche Bahn musste ich lachen.
Und hab ich schon erwähnt, dass ich Katzen über alles liebe... nur leider eine Katzenallergie habe? Ich jammer gerne, wenn es um Katzen geht.
Jetzt schon ein schönes Wochenende!
Huhu
AntwortenLöschenDiesmal gleich zwei Themen in Richtung Armut. Ja, die Osteuropäer, die hier bei uns stranden, können einem wirklich nur leid tun. Den Obdachlosen geht es ja noch viel schlimmer als unseren. Die Arbeitssituation von uns fast allen ist entsetzlich. Die Globalisierung macht es möglich und die EU brigt das sog. Fass zum Überlaufen. Das ganze Land müsste aufstehen, kollektiv streiken...
Schön auch mal wieder von einer deiner Katzen zu hören. Freut mich, dass sie sich so schön bei euch eingelebt haben. War doch eine gute Entscheidung, die Beiden aufzunehmen.
wieczoramatische Grüße zum Wochenende, (◔‿◔) | Mein Fotoblog