Alles vergeht, nichts ist beständig. In der
Schnelllebigkeit unserer Zeit ist morgen vergessen, was heute noch gilt.
Beständig ist der Wandel, dem wir uns fügen müssen. Der Wandel bringt aber auch
Vorteile.
Zum Beispiel Digitalkameras. Zuletzt räumte ich
meinen alten Rucksack aus und stieß auf zwei alte Kleinbildfilme. An den
Gebrauch meiner Digitalkamera gewöhnt, ist diese Zeit kaum noch präsent: bezahlen
musste ich einen solchen Kleinbildfilm; ich konnte nicht einfach drauflos
fotografieren; schlechte, nichtssagende Fotos musste ich vermeiden; als
analoges Medium konnte kein Bild auf den Rechner übertragen werden.
Bei Filmen hatte ich ein Markenbewußtsein
entwickelt. Situation, Lichteinfall, Tageszeit, Uhrzeit, der Augenblick beim
Betätigen des Auslösers: Filme von Fuijfilm lieferten ein Optimum. Sie
verwackelten kaum, die Fotos waren scharf und hell, das Farbspektrum entfaltete
sich. Ich hatte nur Fujifilm gekauft und nichts anderes.
Alles vergeht, nichts ist beständig. Die
Kleinbildfilme sind historische Nostalgie geworden. All meine schönen Fotomotive
haben sich auf den Filmen von Fujifilm verewigt. Persönliche Erinnerungen habe
ich dank Fujifilm in Fotoalben festhalten können. Das ist ein bemerkenswertes
Detail: Fuji und Film fügen den Firmennamen zusammen, obschon es Filme in alt
hergebrachtem Sinne nicht mehr gibt. Alles nennt sich Fujifilm, egal, ob es
etwas mit Fotografie zu tun hat oder nicht. 1934 wurde Fujifilm in Ashigara am
Fuße des Fuji gegründet – dem höchsten Berg Japans, der selbst im Hochsommer
noch eine zarte Schneekuppe kleidet. Der alleinige Geschäftszweck war die Herstellung
von Filmen und Fotoapparaten. Erst in den 60er Jahren kamen Druckmaschinen und
Kopierer hinzu.
Fuji; Quelle Wikipedia |
Beim Schreiben meiner Posts genieße ich den Segen
der digitalen Fotografie. Fotos von der Digitalkamera kopieren, vergrößern,
verkleinern, ausschneiden, zentrieren, Farbe in schwarz-weiß umwandeln und so
weiter. Als Digitalkameras den Markt eroberten, hörte sich die Strategie der
drei Riesen Fujifilm, Kodak und Agfa gleich an: Verschiebung von Analog nach
Digital. Aber dies funktionierte nicht. Billigmodelle aus Asien und Fernost
überschwemmten den Markt. Die Marktpreise schmolzen dahin. Nikon, Canon,
Panasonic und Olympus übernahmen die Marktführerschaft für Digitalkameras.
Alles vergeht, nichts ist beständig. Die
Geschäftsmodelle aus Filmen und Digitalkameras brachen in sich zusammen. Kodak
meldete im Januar letzten Jahres Insolvenz an, Agfa hatte den Gang in die
Insolvenz bereits 2005 angetreten. Und Fujifilm ?
Von Insolvenz oder Personalabbau ist die Deutschlandzentrale in Düsseldorf weit entfernt. So wie SONY, Mitsubshi oder Toshiba
gehört sie der japanischen Fraktion an, die ihre Firmensitze in Düsseldorf fest
etabliert haben. So herrscht in den glasüberdachten Gängen, die von einem
Gebäudetrakt in den nächsten führen, reges Treiben. Eine Teichlandschaft mit
Springbrunnen sprudelt, Glasfassaden stehen sich gegenüber. Auf Inseln mit
einer gepolsterten Bestuhlung tauschen sich die Vertriebsmanager aus.
Die vier Werke in Japan fahren ihre Produktion auf
Hochtouren, dabei haben die Japaner einige Sparten – wie Digitalkameras – nach China
ausgelagert. Die Globalisierung – ansonsten ein Schimpfwort für Elend, Armut,
Preisverfall und Auslagerung – schafft Impulse für die Deutschlandzentrale in
Düsseldorf. Im Gegensatz zu Kodak und Agfa hat Fujifilm es geschafft, sich in neuen
Wachstumsfeldern festzusetzen. Das ist weit weg von den Kleinbildfilmen, die ich
als Erinnerung in meinem Rucksack entdeckt hatte. Bilderwelten, die ich mit
Fujifilm fotografiert habe, steigen in mir hoch, als unsere großen Kinder noch
klein waren oder aus unvergeßlichen Urlaubseindrücken.
Vertriebsmanager managen. Die Zentrale in Düsseldorf
versorgt Krankenhäuser mit Röntgengeräten, Geräten für Mammografie oder für
Strahlentherapie. Druckereien bedient sie mit Druckmaschinen, in Fabriken
durchleuchten Geräte von Fujifilm Materialien zur Qualitätskontrolle. Fujifilm hat
Software für die Archivierung von Informationen entwickelt. Und das, obwohl die
Produktbezeichnung „Film“ im Firmennamen steckt, obschon nur noch wenig rund um
Filme hergestellt wird.
Den Clou hatte Fujifilm geschafft, als die Firma in
das Geschäft mit Kosmetika eingestiegen war. Das lag gar nicht so weit entfernt
von der Filmherstellung. Filme sind sensibel, erfordern eine spezielle Oberflächenbehandlung,
das Zusammenwirken von Oberfläche und Film ist entscheidend. Die chemischen
Prozesse auf der Haut und auf dem Film ähneln sich, das Wissen der
Filmherstellung konnte genutzt werden. Fujifilm ist so allgegenwärtig, dass die
Vertriebsmanager stets genau das richtige Produkt für den richtigen Kunden haben.
Alles vergeht, nichts ist beständig. Die alten
Kleinbildfilme lagern einstweilen auf meinem Schreibtisch. Entsorgen will ich
sie noch nicht. Sie haben mich jahrzehntelang mit meiner alten analogen Kamera
begleitet. So ganz will ich mich nicht von diesem analogen Zeitalter
verabschieden. Schließlich hat auch die Rollei-Kamera, die ich mir mit der
Geburt unseres großen Mädchens gekauft hatte, sagenhafte fünfzehn Jahre
gehalten. Die Lebensdauer all meiner Digitalkameras liegt Lichtjahre davon
entfernt.
Alles vergeht, nichts ist beständig.
Hallo Dieter, hast du schön beschrieben. Ja das waren noch Zeiten, man durfte nicht einfach drauf los knipsen...
AntwortenLöschenDa lob ich mir die heutige digitale Fotografie.
Liebe Grüße
Angelika
oh ja ich erinnere mich an die alten kameras. der film musste von hand immer weitergedreht werden. dann kamen die pockets da ging das mit einem ritsch.ratsch;-)
AntwortenLöschenerst nach entwicklung sah man wie gut/schlecht die aufnahmen waren...seufts. heute ist das echt genial!
LG zum WE
:-) Ja, nichts ist beständig. So alt bin ich ja selbst nun auch noch nicht, aber auch ich habe schon viele Dinge gehen sehen, die in meinen Kinder-/Jugendtagen noch an der Tagesordnung waren ... auch die Filmrollen für die analoge Fotografie. Mein Vater stand eher auf Agfa *lol* Ich selbst habe erst im Zeitalter der digitalen Fotografie das Interesse an der Fotografie entwickelt.
AntwortenLöschenDanke für den wieder mal sehr interessanten Bericht Dieter.
LG und ein schönes Wochenende für euch.
Ja, vorbei, vorbei...In unserem Biedermeier - Sekretär liegen zwei weitgereiste Spiegelreflexkameras mit vielen tollen Objektiven, Unmengen von Negativen, wohl sortiert, ebenso vielen Abzügen, mal mehr, mal weniger verfärbt trotz dunkler Lagerung -
AntwortenLöschenund inzwischen knipse ich auf Reisen am liebsten nur noch mit meinem iPhone herum ( wie zuletzt in Wien, was auch einiges kostet übrigens an Roaming-In-Gebühren ).
Manchmal denke ich über eine Systemkamera nach. Aber so schweres Gerät mit sich herumschleppen? Wegen meiner schlechten Augen kriege ich momentan sowieso keine besseren Fotos hin. Also bleibts wie es JETZT ist.
Lass es dir gut gehen!
Herzlichst
Astrid
Ja Dieter, das finde ich auch, du hast schön geschrieben und ein Thema gewählt, das mich nachdenken lässt.
AntwortenLöschenIch finde die Zeilen von Nicole sehr treffend...ich wollte ähnlich schreiben.
Wir können das Rad nicht zurück drehen, ich fotografiere inzwischen auch mit dem iPhone.
Herzlichst MinaLina
Hej Dieter,
AntwortenLöschenauf allen meinen großen Reisen begleitete mich analoge Fotoausrüstung, erst für Bilder, dann für Dias. Inzwischen bin ich dabei die Dias zu digitalisieren und die Negative der Bilder, die ich noch habe auch. Das ist sehr viel Arbeit und etwas für lange Winterabende. Leider haben die Bilder in den Fotoalben "Auflösungtendenzen". Viele haben einen kräftigen Rotstich bekommen und sind kaum mehr zu erkennen. Fuji verwendete ich auch oft, aber natürlich weiß ich nicht mehr, ob diese den Rotstich bekommen haben.
Gruß
Beate
Liber Dieter,
AntwortenLöschenich habe meine alten Kameras noch aufbewahrt.
Oft denke ich wehmütig an die Zeiten, als man alles
noch einstellen mußte. Die Bilder waren gut.
Dann kamen die automatischen. Das war eine Er-
leichterung. Und jetzt hält man nur noch hin.
Ich habe früher Agfa bevozugt.
Danke für den ausführlichen Bericht.
Einen schönen Wochenendgruß schickt
Irmi
Ich weiß die Vorteile der Digitalkamera sehr zu schätzen. Einfach drauf los zu fotografieren, das beste Bild dann nehmen zu können, der Rest wird eben gelöscht, das ist für mich der eine große Vorteil. Die Möglichkeit, die Bilder auf dem Computer weiter verarbeiten zu können, ist der zweite Vorteil.
AntwortenLöschenInteressanterweise kann die junge Generation mit "echten" Filmen gar nichts mehr anfangen. Ich muss jetzt gerade dran denken, wie mir mein Neffe (damals 14) ganz stolz die alte analoge Kamera (eine super tolle Canon!) seiner Eltern präsentierte, ob die wohl noch funktionieren würde? Ja, warum nicht, es muss eine Batterie rein und ein Film, sagte ich. Klack, entriegelte er das Filmfach und hielt mir den Inhalt entgegen: schau, ein Film ist drin! - Ich erläuterte ihm grinsend, warum es heißt, einen Film "belichten". :-D
LG Calendula