Nur ein Stück an den Straßenrand, um zu halten und auszusteigen.
Unversehens standen wir im Niemandsland eines Industriegebietes. Die Hauptstraße war beinahe ausgebaut wie ein amerikanischer Highway, die vier Fahrspuren zogen eine großzügige Schneise. Unterbrochen von einer Ampelanlage, stieß die Straße danach geradewegs in eine unendliche Weite. Wie riesige Klötze reihten sich dort Werkshallen aneinander, unterbrochen von den Werkstätten kleinerer Firmen, flankiert von den Büros von Webdesignern oder Abrechnungsdiensten.
Vor der Shell-Tankstelle, an dessen Zufahrt zwei LKW’s glatt nebeneinander gepasst hätten, rollte unser Auto aus. Knapp neben der Bordsteinkante, hinter der buschiges Gras zögerte zu wuchern, parkte ich.
7.10 Uhr. An der Peripherie von Köln-Ossendorf wachte das Industriegebiet langsam auf und Arbeiter trotteten zu ihren Arbeitsplätzen. Schräg schien die Sonne in ein Waldstück hinein, vor dem die Hauptstraße abrupt in einer Baustelle endete.
Zoobrücke, Innere Kanalstraße, Autobahn A57, Butzweilerstraße, ausreichend früh waren wir losgefahren, doch die Baustelle hatte uns 15 Minuten Zeit gekostet. Eigentlich hätten wir nur nach rechts abbiegen müssen, um ins Bildungszentrum Butzweilerhof zu gelangen, und genau dort verriegelte diese dämliche Baustelle den Weg. Nach Ossendorf hinein, wo ich mich in einem Wohngebiet mit lauter Einbahnstraßen verirrt hatte. In Ossendorf hatte ein Linienbus die Sicht versperrt und war im Schneckentempo vorwärts getuckert. Hinter Ossendorf hatte ich mich ich mich im Zickzack-Kurs am Ortskern vorbei bewegt, bis ich mich zum Bildungszentrum Butzweiler von der anderen Seite des Industriegebietes heran getastet hatte.
Im Rahmen seiner Ausbildung musste unser Sohn heute den praktischen Teil seiner Zwischenprüfung absolvieren. Den theoretischen Teil hatte er in der Woche vor Ostern hinter sich gebracht. Um 7.30 Uhr sollte die Zwischenprüfung beginnen.
Als er aus dem Auto ausstieg, sah er geradezu professionell aus mit seinem blauen Arbeitsoverall und seinen klobigen Sicherheitsschuhen. Rucksack, Werkzeugkasten, zwei Stofftaschen mit Eisenteilen, eine Stofftasche mit Handtuch und Seife, außerdem hatte er ausreichend zu essen und zu trinken dabei, denn die Prüfung sollte fünf Stunden dauern. Mächtig beladen war er, und das Gewicht und das Volumen all dieser Gegenstände hatte mich veranlasst, ihn mit unserem Auto dorthin zu fahren.
„Ich drücke die Daumen“ verabschiedete ich ihn kurz. Wie ein Lastesel bepackt, schlenderte er den beinharten Metallzaun entlang, bis er hinter dem geöffneten Rolltor aus dem Blickfeld des Bildungszentrums entschwand.
Derweil reihten sich die nächsten Prüflinge hinter unser Auto ein, denn gleich aus zwei Autos stiegen Jugendliche im Alter unseres Sohnes aus, die aus den Kofferräumen Werkzeugkisten und andere Utensilien heraus angelten und anschließend zum Bildungszentrum strebten.
Ich machte mich wieder auf den Heimweg. Aus dem Gebäudekomplex hinter der strengen ALU-Fassade, zu dem man über eine Stichstraße gelangte, betrieb regen Handel mit Rindfleisch aus Argentinien und versorgte die Restaurants in der Kölner Umgebung. Langgezogen war die Werkshalle im Stil einer niedrigen Baracke, die sich hinter einem Maschendrahtzaun an der Straßenecke versteckte und wo Leitern produziert wurden. Niedrig und klein gedukct war hingegen das Flachdach des angrenzenden Getränkehandels, der auf zwei Pylonen die Logos gängiger Biersorten aufzählte. Kastenwagen und Transporter eines Kurierdienstes bevölkerten den Parkplatz auf Grundstück dahinter. Um nach Hause zu gelangen, fuhr ich weiter nach Köln-Bocklemünd.
Und ich drückte unserem Sohn fleißig die Daumen !
Da drücke ich doch auch feste Die Daumen!
AntwortenLöschenLg Elke
... und wir alle mit.
AntwortenLöschenKomisch, aber als Eltern ist man immer mitten dabei und mindestens so aufgeregt, als würde man selbst geprüft werden.
Grüße! N.
RE:Moin Dieter!
AntwortenLöschenIch möchte nicht, dass mein Blog bzw. Inhalte daraus von Dir zusammengefaßt auf Deinem Blog erscheinen. So wie Du das geplant hast.
Das fände ich unpassend. Ich bin kein Erklärungsbespiel oder so.
Gruß
Oona
RE: Alles klar.
AntwortenLöschenDanke für Dein Verständnis!
Grüße
Oona
Gerade dann, wenn man keinen Stau gebrauchen kann, ist er da, aber zum Glück habt ihr es doch noch geschafft, rechtzeitig anzukommen.
AntwortenLöschenIch habe deinem Sohn ganz fest die Daumen gedrückt und hoffe, er hat die Prüfung gut bestanden.
Man fiebert als Eltern natürlich mit den Kindern mit.
Liebe Grüße
Christa
da kann ich mir wieder alles so richtig bildhaft vorstellen.
AntwortenLöschenUnd ich hoffe natürlich auch dass es mit der Zwischenprüfung geklappt hat.
lieber Gruß von Heidi-Trollspecht