Ölberg über dem Rhein |
Aus meiner Perspektive von unten, auf dem Rennrad,
nähere ich mich der Symbolik des Ölbergs. Oben auf der Margarethenhöhe
angekommen, besinne ich mich. Innere Einkehr, Ruhe, Meditation lassen sich
erwandern, denn das Netz von Wanderwegen ist dicht, verzweigt sich in alle
Richtungen, auch auf den Ölberg hinauf. Doch wenn ich auf die Beschilderungen
schaue, stutze ich. Grammatikalische Feinheiten verwirren mich, denn meistens
wird der „Ölberg“ mit „Oe“ geschrieben, also „Oelberg“.
Hinweisschild zum Berggasthaus auf dem Oelberg |
Am Margarethenkreuz lerne ich, dass die christlichen
Pilgerwege einen weiten Bogen um den Ölberg geschlagen haben. Der Bittweg mit
dem Margarethenkreuz verlief wo anders, nicht hinauf zum Ölberg, sondern zum
Rhein hin, zur mittelalterlichen Wallfahrtskapelle auf dem Petersberg.
Also alles pfusch. Die Schreibweise, ob Ölberg mit
„Oe“ oder „Ö“ geschrieben wird, hat in der Entstehungsgeschichte nichts mehr
mit dem Berg aus der Bibel zu tun, wo Jesus Christus seine Jünger vor dem
Letzten Abendmahl versammelt hatte und von wo aus er in den Himmel aufgefahren
war.
Erstmals
erwähnt wurde dieser von Geheimnissen umgebene Berg in einem
Verpfändungsprotokoll von 1407, in dem es hieß: "an dem Maelberg
geleygen". Dabei verstand man „Mael“ als Grenzmarkierungen zwischen den
Gebieten der Kölner Kurfürsten, den Herzögen von Berg und der Siegburger Abtei.
In späteren Urkunden wurde aus „Mael“ „Mohl“ und aus einem „Maelberg“ ein
„Mohlberg“.
Der
Ölberg, eine einzige Wortblase ? Mit Worten kann man spielen, man kann sie
anders aussprechen, Silben unterschiedlich betonen, Buchstaben weglassen oder
hinzufügen. Die Grammatik und das „M“ brachten die entscheidende Wendung. „Mohlberg“
stand des öfteren hinter Präpositionen wie „am“ oder „beim“ oder „aufm“. Die
„M“‘s hoben sich gegenseitig auf. „Am Mohlberg“ schrumpfte dann auf „Am Ohlberg“
zusammen. Das war im 17. Jahrhundert, als die Bezeichnungen „Ohleberg“,
„Oellberg“ oder „Oelberch“ dem heutigen Wort „Ölberg“ schon ganz nahe kamen.
Ölberg mit Eisenskulptur vor der Autobahnauffahrt Siebengebirge |
Und
siehe da: die Zisterziensermönche aus dem drei Kilometer entfernten Kloster
Heisterbach entdeckten den Heiligen Berg für sich, jedenfalls belegen dies
Grenzsteine mit den Insignien „HB“ für Heisterbach und dem Krummstab. In einer
Vision sollen die Mönche über der Bergwelt des Siebengebirges einen leuchtenden
Kreis mit sieben Sonnen gesehen haben.
Auf
der Margarethenhöhe holt mich die Rechtschreibung wieder ein. Auf dem
Hinweisschild unter dem schützenden Schieferdach lese ich „Berggasthaus auf dem
Oelberg“. Wieder mit „Oe“ geschrieben, verblüfft die Schreibweise mit ihrer Hartnäckigkeit.
Erst Ende des 18. Jahrhundert wird das „Ö“ anstatt „Oe“ verwendet. Ich greife
auf die Wortentstehung im 17. Jahrhundert zurück. Vor dieser Zeit war das „o“
in „Mohlberg“ offen und gedehnt. Das „e“ in „Oellberg“ oder „Oelberch“ muss ein
sogenanntes Dehnungs-e und kein „o“ mit zwei Pünktchen gewesen sein, um den
Vokal zu verlängern.
Egal,
ich lasse mich nicht verwirren. Ich schreibe ein „Ö“ und spreche den Berg
„Ölberg“ aus. Der Ölberg ist nicht daher gepfuscht, sondern der markanteste
Punkt auf meinen Rennradtouren. Selbst in größten Entfernungen, auf der Deutzer
Brücke in Köln, vor Eitorf im Westerwald oder von der Grafschaft aus, behauptet er, wie ein Denkmal in der
Landschaft, seine Stellung.
Ölberg von Hennef-Rott aus |
Ich habe mich auch an diesem Sonntag über diese Landmarke gefreut, aus dem Odenwald kommend. Und da die Sicht gut war, war klar, dass ich - mit meinen neuen Augen - bald darauf meine geliebte Kölner Bucht wiedersehen konnte. War seit den OPs das 1. Mal wieder auf der Strecke unterwegs...
AntwortenLöschenLG
Astrid
Hallo Dieter, diese markannten Stellen kenn e ich auch. Du hast es schön beschrieben. Ja von dort hat man einen herlichen Rundumblick und kann die Natur geniessen.
AntwortenLöschenLiebe Abendgrüße
Angelika
Diesen Berg kannte ich bislang nicht. Danke für die ausführliche Beschreibung.
AntwortenLöschenHabe deine Ausführungen wieder mit großer Begeisterung gelesen.
Liebe Grüße
Irmi
Noch nicht dort gewesen fand ich es wieder interessant dich zu begleiten. Da kann man unter Garantie die Natur so wirklich genießen und beim Durchatmen sie auch spüren^^
AntwortenLöschenMit dem Oe und Ö finde ich ebenfalls interessant, also dass du da verwundert warst. So habe ich mir da noch keine Gedanken gemacht, das kommt aber wahrscheinlich daher dass man die Pünktchen auch im Englischen und Spanischen nicht kennt, und ich öfters auch auf das E zurückgreife wenn ich keine deutsche Tastaturbelegung eingestellt habe. So würde ich einfach sagen....auch Ausländer können es dann einfacher lesen wenn sie das Ö nicht kennen^^
Liebe Grüssle
Nova
An manchen Tagen sieht man Drachenfels und Co auch von Euskirchen aus klar und deutlich. Mein Vater sagt immer: Dann gibt es schlechtes Wetter.
AntwortenLöschenWieder was über die nahe Heimat gelernt. Danke
Gruß vonner Grete
Hallo Dieter,
AntwortenLöschenMensch, dort war ich ja noch nie! Drachenfels klar, als Kind schon, aber weiter bin ich leider nicht gekommen.
Der Rhein als Kulisse ist eben auch immer toll, sowas haben wir hier im Teuto nicht.
VG
Elke