Die Baggerfahrer waren vorgewarnt, dass sie auf historischem Gelände buddelten. Mitte März war es dann soweit. Die Baggerschaufeln stießen auf ein massives Mauerwerk, das zu der Bonner Stadtbefestigung aus dem 17. Jahrhundert gehörte. Danach kam ein Heer von Denkmalschützern zum Zuge: in einem 3 D-Laserscann-Verfahren wurde das historische Gemäuer eingescannt, das später sorgfältig und harmonisch in die noch zu bauende Tiefgarage zu integrieren ist.
Bonn, der Friedensplatz mitten in der Fußgängerzone, eine der zentralen Plätze neben dem Marktplatz und dem Münsterplatz.
Mitte vorletzten Jahres begannen die Abrissbirnen, das Verwaltungsgebäude der Sparkasse Köln/Bonn nieder zu reissen. Heute, etwa eineinhalb Jahre später, scheinen sämtliche Bauaktivitäten eingeschlafen zu sein.
Dafür klafft dieses gigantische Bauloch am Friedensplatz, ein Krater, als wäre ein Meteorit eingeschlagen. Ein Bauzaun schirmt dieses Terrain hermetisch ab. Hineinschauen kann man nur durch eine schmale Zufahrt, die steil wie an einem Berghang hinabstürzt. Abgrundhäßlich ist die Baugrube: Gebäudefronten ragen steil und scharf wie in einer Ruinenlandschaft heraus, an der Kante der Baugrube eine Schutzfolie in einer verschmierten Ockerfarbe, darüber Fensterreihen in drei Geschossen, in der Höhe lugen Dachgauben mit abwesendem Blick hervor, dazwischen gruppieren sich Hinterhöfe in einer chaotischen und ungeordneten Struktur. Gewiss, im Vergleich zum Marktplatz oder Münsterplatz ist der Friedensplatz keine Augenweide, denn der Friedensplatz wurde nach dem Krieg in diesem platten, zweckmäßigen 50er-Jahre Stil aufgebaut. Doch ihn so zu entarten ? Seitdem wirkt der Friedensplatz wie ein Schandfleck mitten in der Stadt.
Da wäre grundsätzlich zu diskutieren – wie in so mancher anderer Stadt: wollen wir so etwas überhaupt ? Vielerorts fressen sich Baustellen in die Städte hinein, die immense Beeinträchtigungen mit sich bringen, um nach Abschluss der Bauaktivitäten noch bessere Einkaufsmöglichkeiten oder noch bessere Parkmöglichkeiten bieten zu können.
Hier, im Herzen Bonns, soll eine neue Einkaufsgalerie mit etwa 7.000 qm Verkaufsfläche entstehen. Wenn die Bauarbeiten dann nach vielen, vielen Jahren beendet sind, wird man die Menschen entspannt herumbummeln sehen, die sich an dem Warenangebot erfreuen und das eine oder andere Nützliche einkaufen werden.
Im Moment haben wir es aber noch mit diesem gigantischen Bauloch zu tun. Nach den heftigen Regenfällen der letzten Tage hat sich Regenwasser in der Grube gesammelt, die nunmehr eher einer kraterförmigen Mondlandschaft ähnelt. Ein einsamer Baukran wartet darauf, tätig zu werden. Mit Engelsgeduld einen solchen Anblick ertragen, das kann wahrscheinlich niemand.
Beim solchen Anblicken erinnere ich mich gerne an belgische Städte. Zum Beispiel Lüttich. Dort ist zwar nicht alles besser, aber eine solche Bauwut wie in Deutschland habe ich in belgischen Innenstädten nicht kennengelernt. Vielleicht ist es auch eine spezifisch deutsche Eigenart, in Innenstädte jeden Quadratmeter möglichst sinnvoll zu nutzen, am besten, indem möglichst viele Ladenpassagen, Einkaufsflächen und Flaniermeilen untergebracht werden.
Aus Lüttich (oder auch anderen belgischen Städten) kenne ich so etwas nicht. Diese Städte sind näher am Menschen gebaut. Selbst in besten 1A-Lagen lässt man die Straßenzüge, wie sie sind, mit all ihren Restaurants, Cafés und Imbissen drum herum unangetastet stehen. Da wird nicht ständig abgerissen, umgebaut oder neu gebaut, und wenn dies vorbei ist, dann kommt der nächste Abriss, Umbau oder Neubau.
So etwas nervt mich.
Interesting. In my city, they are also being renovated. They use old historic buildings to create something new. The outside continues and they make inside of the building new.
AntwortenLöschenIn our city are muted channels opened. For show, and there are old things found in a museum may be exhibited.
I love the Belgian cities. But as an old Dutch town of Hattem has also charm.
I like your Dutch. It's better than my German. Danke!