Er hatte an alles gedacht. Dass er einen Einkaufskorb mit sich herum schleppte, war uns am Rande aufgefallen, wenn er die Menükarten in den Restaurants herausgekramt hatte. Der Kellner hakte sie dann ab, und er passte auf, dass er sie peinlich genau und unzerknickt in den Korb zurücklegte. Noch eine Viertelstunde bis Mitternacht. Hinter einer Mauer, mitten auf dem Marktplatz fanden wir eine Bank. Die parkenden Autos hatten sich in Luft aufgelöst. Das Licht der Straßenlaternen durchdrang diesen zentralen Platz. Nur in einem Restaurant brannte noch Licht, und die Stadt, die ansonsten stolz auf ihre Stadtrechte verwies, kam mir mehr wie ein verschlafenes Dorf vor. Eine Reihe von Laternen folgte der steil abfallenden Straße bis zur Burgfestung, deren Ruinen in Dunkeln versanken. Auf die Bank gestellt, bemerkte ich erst jetzt, dass der Einkaufskorb sich aufblähte und prall gefüllt war. Er schob einen der beiden Griffe nach unten, stülpte den blauen Taschenstoff mit der einen Hand beiseite und holte mit der anderen Hand eine Flasche Sekt heraus.
Aus dem Café, in dem wir zuvor gesessen hatten, waren wir nicht herausgeworfen worden. Anfangs hatten wir draußen auf der Terrasse noch einen Rest der Abenddämmerung bestaunt. Der Bergstumpf mit der Siegburger Abtei hatte sich als Relikt in die letzte Helligkeit des Tages hinein geschoben. Der Übergang von der platten Kölner Bucht in die beginnende Mittelgebirgslandschaft war an diesem Punkt grandios. Nachdem die letzten Gäste vor uns das Café verlassen hatten, hatten wir alleine zu viert die Stimmung des endenden Tages ausgekostet. Draußen war es frisch geworden, und vorzugsweise die Damen hatten sich eine Jacke übergezogen. Das Café, ein Anhängsel einer Bäckerei, war die letzte Station des Blankenberger Menüs. Entsprechend der Jahreszeit – hatten wir das Sommermenü mit Eis gegessen. Wir verließen schließlich das Café, um dem Personal ein bisschen Schlaf zu gönnen. Schlafen sei reine Disziplin, meinte der Inhaber. Er sei Bäcker, er müsse wieder um 3 Uhr nachts aufstehen und mehr wie 2-3 Stunden Schlaf pro Nacht seien nicht drin. Nachmittags lege er sich wieder schlafen. Auf Kommando könne er einschlafen – das sei die Selbstbehauptung seines Körpers gegen den Schlafentzug.
War alles bereit ? Waagerecht stand die Sektflasche auf der Bank und wartete darauf, entkorkt zu werden. Geschützt in der Original-Verpackung, holte er – eins nach dem anderen – die Sektgläser aus der Einkaufstasche. Reihum verteilte er sie auf ein Geburtstagskind und drei Gratulanten. Der spannende Moment rückte näher. Das Timing schien zu klappen. Über den ganzen Abend hatten wir uns durch das Blankenberger Menü geschlemmert. Und einigermaßen punktgenau um Mitternacht hatten wir uns zusammen geschart. Er entkorkte die Sektflasche – und die Spannung stieg. Das schaffte er wie ein Profi, denn mit einer routinierten Handbewegung zerrte er den Korken beiseite, ein kurzes Zischen, und die wenigen Blasen, die der Schaum ausspuckte, blieben in der Flasche hängen. Noch etwas über 10 Minuten bis Mitternacht.
Das Blankenberger Menü, das Geburtstagsgeschenk unserer beiden Freunde, war eine tolle Idee. Es war ein 5-Gänge-Menü, dessen Besonderheit darin bestand, dass die einzelnen Gänge nicht in einem Lokal serviert wurden, sondern verteilt auf fünf Restaurants. Oder vielmehr: das erste Lokal war eine Weinstube, das letzte Lokal eine Bäckerei – mit angeschlossenem Café. Die übrigen Lokalitäten waren Restaurants in dem Sinne, was man normalerweise unter einem Restaurant versteht. Das Menü begann mit einem Tomaten-Mozzarella-Spieß, die Vorspeise war eine Kresse-Creme-Suppe mit Wachtelei, als Hauptspeisen wurden Zanderfilet in Kartoffelkruste und gefülltes Schweinefilet mit Aprikose serivert, über die Nachspeise – das Sommerdessert – hatte ich bereits berichtet. Natürlich hatten wir uns jede Menge zu erzählen. Nachdem wir uns um 18.30 Uhr getroffen hatten, ließen wir den Abend vor uns herplätschern. Essen, trinken, quasseln, Wechsel ins nächste Lokal, Spaziergang an der frischen Luft. Blankenberg, das ist so etwas wie das touristische Aushängeschild von Hennef. Mit seiner Burg verweist Blankenberg auf seine lange Geschichte, die bis in 12. Jahrhundert zurückreicht. Sauber herausgeputzte Fachwerkhäuser, Burganlage mit Stadtmauer und Stadttor, mittelalterlicher Markt, Nachwächterführungen - den Touristenscharen wird in der kleinsten Stadt Deutschlands einiges geboten. Mit unseren Freunden hatten wir sehr vieles gemeinsam erlebt und der Gesprächsstoff ging uns effektiv nicht aus.
Noch 10 Minuten bis Mitternacht. Eine dumme Situation, denn zum Warten hatten wir keine Lust mehr. Brachte es Unglück, wenn wir vorher anstießen ? Nein, entschieden wir, denn wir waren alle Optimisten, zudem waren wir nicht abergläuberisch. Einschütten, wir kosteten einen ersten, zögernden Schluck. Das Prickeln des Sektes wirkte, das Prickeln unterstrich meine gute Laune, das Prickeln hievte mich in ungeahnte Sphären, und die übrigen Schlucke konnten warten. Die nächsten, dicht gedrängten Tage ließ ich gedanklich auf mich zurollen. Sonntag Grillen mit 20 Leuten, Montag Dienstreise, Mittwoch 80. Geburtstag meines Vaters. Wir alle schauten nach vorne und schmiedeten für die Zukunft unsere Pläne.
Mitternacht ! Es war soweit. Wie sonst im Jahresverlauf, war ich ein Jahr älter geworden. Meine Frau und ich, wir küssten uns und fielen uns in die Arme. Das kam mir vor wie ganz, ganz lange zurück. Als wir frisch verliebt waren.
Auch Sternzeichen Krebs?
AntwortenLöschenNachträglich alles Gute zum Geburtstag!
Dieter, ich gratuliere dich ganz herzlich zum Geburtstag - und wünsche euch allen zusammen noch eine wunderschöne Woche :-)
AntwortenLöschenlieber Gruß von Heidi-Trollspecht
Hallo Dieter, ich schicke herzlichste Glückwünsche fürs neue Lebensjahr mit ganz viel Freude, Gesundheit, Glück und Harmonie!
AntwortenLöschenWas für einen herrlichen Tag du im Kreise deiner Lieben verleben durftest, das ist ein großes Geschenk finde ich!
♥lichst Zaunwinde
Was für eine wunderbare Idee - und so schön beschrieben. Ich gratuliere dir ganz herzlich zum Geburtstag und wünsche dir für das neue Lebensjahr ganz viel Freude, viele schöne Fahrradtage, viel Spaß mit deinen Lieben, viele neue Ideen, Anregungen, Liebe ... eben eine gutes Jahr!
AntwortenLöschenGrüße! N.
Nachträglich auch von mir die allerbesten Wünsche. Eine tolle Idee mit dieser Gaststättentour, die viel laune gemacht hat.
AntwortenLöschenAuf ein neues schönes, neugieriges, lebhaftes Jahr voller neuer Eindrücke und Ereignisse, Grüße Ulrike
Hallo Dieter,
AntwortenLöschenmit einer gewissen Spannung habe ich Deinen post gelesen... (WER hat denn da sind wir ja eburtstag?
die allerherzlichsten Glückwünsche für Dich! Wir sind übrigens beide Krebs.
lg Marita
... so ganz klappt das wohl docht mit dem Schreiben ohne Beleuchtung... der Fehlerteufel hat voll zugeschlagen...hihi
AntwortenLöschenIch bin auch Krebs...
AntwortenLöschenLG
Nicole
nachträglich alles gute zum Geburtstag und das waren schöne Momente wie du deinen Geburtstag rein gefeiert hast!
AntwortenLöschenLieben Gruss Elke
Hej Dieter,
AntwortenLöschenhipphipphurra!!!!!! und die besten Wünsche, nachträglich, zum Geburtstag! Jeden Tag einen Tag älter werden und einmal im Jahr, ein ganzes Jahr. Diese Ausnahme muss gefeiert werden und das versteht ihr, wie ich unschwer herauslesen kann.
Herzlich
Beate
Alles Liebe und Gute für das kommende Lebensjahr! Ein schönes Geschenk, was man dir bereitet hat.
AntwortenLöschenLG Arti