War das ein turbulentes Wochenende ! Wir wussten zwar, was auf uns zukommen würde, aber am Ende überschlugen sich die Ereignisse, geplante und ungeplante.
Vor fast zwei Monaten hatten sich Freunde, ein Paar aus Hamburg, angekündigt. Sie wollten Freitags bei uns ankommen, Samstags in aller Frühe mit einem Sonderzug „Rheingold“ der Deutschen Bahn nach Würzburg fahren, Samstag abends zu uns zurück und Sonntags nach Hamburg zurück. Letzten Montag meldete sich zusätzlich mein Vetter mit seiner Frau an. Er kommt aus der Heinsberger Gegend, wollte mit seiner Frau den Bonner Weihnachtsmarkt besuchen und zwei Stunden bei uns vorbeischauen. Wir hatten uns 7 Jahre nicht mehr gesehen.
Mittwoch:
Die Vorbereitungen für dieses besuchsträchtige Wochenende mussten schon beginnen, denn bei meiner Arbeit war jemand so verrückt gewesen, Freitags von 14-16 Uhr eine Besprechung anzusetzen. Normalerweise wäre ich freitags um die Mittagszeit nach Hause gekommen, hätte meinen Laptop mitgenommen, und bei dringenden Themen hätte ich entweder Freitags nachmittags meinen Laptop aufgebaut, oder Sonntags, wenn unsere Freunde aus Hamburg abgereist wären. Aus diesem Vorhaben wurde aber nichts, so dass ich Mittwoch Abend bis 21.30 Uhr unser Badezimmer putzen musste.
Donnerstag:
Abends wiederholte sich dieselbe Aktion, diesmal ein Stockwerk höher im Badezimmer der Kinder. Das Bad hatten die Kinder – mild ausgedrückt – etwas vernachlässigt, so dass ich gegen die hartnäckigeren Varianten des Schmutzes rubbeln und schrubben und ankämpfen musste.
Freitag:
Vormittags:
8 Uhr: Ein Heizungsinstallateur traf ein, um sich mit einem Wasserrohrbruch an einem Zuleitung zum Heinzugskessel zu befassen. Dies war nichts spektakuläres, denn es tröpfelte ganz zaghaft und die Zuleitung lag frei. Nach etwa drei Stunden war das Thema erledigt, und besonders hatte ich mich darüber gefreut, dass sich für die Bezahlung unsere Wohngebäudeversicherung zuständig fühlte.
11 Uhr: Die Mutter der besten Freundin unserer Kleinen rief an, dass ihr Mann einen Verkehrsunfall gebaut hatte. Er war zwar nicht Schuld, aber Stoßstange und Motorhaube waren erheblich beschädigt. Meine Frau fuhr zu der Mutter, sie musste am Telefon noch Details mit ihrem Mann klären, dann fuhren die beiden zur Unfallstelle, an der das beschädigte Auto kurz später abgeholt wurde.
Abends:
17 Uhr: Ich kam zu Hause an und fuhr, ohne großartig meine Jacke auszuziehen, mit dem Auto einkaufen.
17:45 Uhr. Ich hatte gerade die Einkäufe bei LIDL beendet, da rief mich meine Frau an, ob ich unserem Sohn als nächstes eine Gyros-Pizza mitbringen könnte, er hätte den ganzen Tag nichts gegessen und wäre am Verhungern. Als ich mit der Pizza zu Hause ankam, hockte er auf unserer Couch, um das Kinn einen dicken Mullverband, dran geklatscht wie ein unpassender Klotz. Arbeitsunfall. Unser Sohn ist Auszubildender, er nimmt an einer überbetrieblichen Fortbildung in Köln-Ossendorf teil, und dort hatte ein anderer Auszubildender mit einem Werkstück aus Eisen herumgefuchtelt und ihn mit der spitzen Kante am Kinn getroffen. Es hatte wie wild geblutet, mit dem Taxi war er ins Krankenhaus gefahren, die Wunde war geklebt worden, danach hatte er sogar weiter gearbeitet. Nichts dramatisches, nur der Verband störte immens an dieser ungünstigen Stelle. Weil die Verarzterei über die Mittagspause geschah, hatte er den ganzen Tag nichts gegessen.
20 Uhr. Nach den Einkäufen, erstes Abendessen (Möhrengemüse mit Mettwurst) und zwei Back-Aktionen (Buttermilchbrot und Hefezopf) trafen unsere Gäste aus Hamburg pünktlich ein, trotz Sturm und Regen und Schnee im Bergischen Land.
21 Uhr: zweites Abendessen mit selbstgebackenem Brot. Der gemütliche Teil begann. Klönen, Quasseln, Lachen. Später werden mehrere Flaschen RIOJA geköpft. Wir feiern unser Wiedersehen bis mitten in die Nacht.
Samstag:
Vormittags:
7 Uhr: ich fuhr unsere Hamburger Gäste zum Bonner Hauptbahnhof, 7:30 Uhr Abfahrt des Sonderzugs „Rheingold“. Zu Hause, nach unserem Frühstück, ersten Teil unseres Käse-Sahne-Kuchens backen (Kuchenboden). Danach riefen wir unsere große Tochter an, wie sehr der gestrige Orkan in Freiburg gewütet hatte. Im Autoradio hatte ich in SWR1 (Rheinland-Pfalz, nicht Baden-Württemberg) gehört, dass von Kaiserslautern bis Landau der Zugverkehr zum Erliegen gekommen war. Nicht viel besser war es dem Autoverkehr durch umgestürzte Bäume ergangen. Davon hatte unsere große Tochter herzlich wenig mitbekommen, denn sie befand sich den ganzen Tag in einem Seminar in einem fensterlosen Hörsaal. Abenteuerlich war die Fahrt mit der Straßenbahn zur Uni hin und zurück, aber umgestürzten Bäumen oder herab gekippten Baugerüsten war sie nicht begegnet. Ebenso war sie nicht von herabfallenden Dachziegeln erschlagen worden. Heute Morgen schneite es sogar in Freiburg, und alles war leicht angezuckert. Beruhigt setzte ich die Putzerei fort, bis ich aus meinem Reinigungs-Drang herausgerissen wurde: aus dem Kinderzimmer hallte ein Schrei so laut wie eine Siredne, das Weinen war herzzerreißend und unsere Kleine hörte nicht damit auf. Wir trugen sie nach unten auf unsere Couch. Was sie getrieben hatte, war auf den Knien unübersehbar: geschwollen und blau angelaufen, war sie auf ihrem Hochbett herum geturnt und von der Holztreppe mit den Knien auf den Boden gestürzt. Wir kühlten mit blauen Kühl-Packs, sie trank und löffelte größere Mengen Arnika in sich hinein. Wir hatten Glück gehabt: sie beruhigte sich, bewegte später ihre Knie wieder. Nachmittags spielte sie wieder, Zwiegespräche mit ihren Puppen führend, wie wir es sonst kannten, in ihrem Kinderzimmer.
Mittags:
Der zweite Teil unseres Käse-Sahne-Kuchens (Kuchenboden teilen und Käse-Sahne-Füllung dazwischen streichen) geriet wegen des Sturzes unserer Kleinen aus dem Fugen. Da der Kuchen noch zwei Stunden im Kühlschrank verweilen musste, würde er erst gegessen werden können, wenn unser nachittäglicher Besuch bereits eingetroffen war.
Nachmittags:
Nachdem wir unser Mittagessen kurz in den Tagesablauf dazwischen geschoben hatten, stand auch diesmal unser Besuch pünktlich auf der Matte. Klönen, Quasseln, Lachen. Wir feierten unser Wiedersehen mit Kaffee und Kuchen. Bemerkenswert war noch, dass sie sich die attraktive Bonner Umgebung etwas ausgiebiger ansehen wollten und deshalb in der Jugendherberge in Bad Honnef übernachteten. Wenn wir dies besser koordiniert hätten, hätten sie sogar bei uns übernachten können, denn nachdem unser großes Mädchen in Freiburg studiert (und in Freiburg ist), steht ihr großes Kinderzimmer grundsätzulich frei.
Abends:
Wir konnten uns eine kurze Atempause gönnen, denn unsere Hamburger Freunde mussten erst um 22:36 Uhr vom Bonner Hauptbahnhof abgeholt werden. Zu Hause angekommen, wieder Klönen, Quasseln, Lachen und dabei RIOJA und Altenmünster genießen. Bis 2 Uhr in der Nacht.
Sonntag:
8 Uhr, das war eine seltene Uhrzeit, dass uns unsere Kleine so lange schlafen ließ. Meistens waren es 6 Uhr, spätestens 7 Uhr am Wochenende. Heute meinte sie es offenbar gnädig mit uns. Weil von unseren Hamburgern noch nichts zu hören war, kleckerte ich mit der Vorbereitungs des Frphstücks vor mir her. Draußen war übrigens das Freiburger Wetter von gestern zu uns gewandert: fröhlich tanzten die Schneeflocken vor sich hin, weiß waren die Dächer und unser Rasen. Nachdem unsere Hamburger Freunde sich zu uns bequemten, streckte sich das Frühstück bis in die Mittagszeit. Noch ein selbst gebackenes Brot essen, noch ein Kaffee, wir breiteten uns aus und genossen den Augenblick. Schließlich war es für uns beide eine ziemliche Weltreise nach Hamburg. Und ungewiss, wann wir uns wieder sehen könnten.
Gegen 14 Uhr Abreise. Ein letztes Winken. Ihr SAAB, der – sage und schreibe – über 400.000 km auf dem Buckel hatte, bewegte sich zögernd vom Fleck. Auf Richtung Hamburg.
Ein wirklich turbolentes Wochenende.So sieht unser Jahr 365 Tage lang aus.Bemerke dazwischen kommen noch Fahrten für die Kinder,Arztbesuche usw.
AntwortenLöschenLass die Woche langsam angehen ;-)
LG
Nicole