Dass hierzulande viel gebaut wird, dass Dreck und
Lärm entsteht, dass an Großbaustellen über mehrere Jahre hinweg gebaut wird,
daran habe ich mich als Baustellen-geplagter Einwohner unserer Stadt gewöhnt. Ich
ertrage es mit stoischer Geduld, weil ich weiß, dass die Dinge in ihrem
tiefsten Kern einen Grund haben.
So verhält es sich, wenn ich mit meinem Fahrrad über
einen Feldweg – das ist der Kabelweg in unserer Stadt - zur Arbeit fahre. Dort
wuchsen und gediehen auf unseren Ackerflächen bislang Raps und Mais. Nun sollen
auf diesem Areal, bestimmt so groß wie ein Fußballplatz, Wohnhäuser gebaut
werden. Erschließungsarbeiten und Kanalbauarbeiten haben seit mehreren Wochen
die Felder in ein Chaos gestürzt, wohinter Bauleiter schätzungsweise eine wohl
sortierte Ordnung entdecken werden. Bagger graben sich in das Erdreich,
LKW-Ladungen voller Erdaushub quetschen sich über den schmalen Wirtschaftsweg,
Röhren aus Beton stapeln sich auf mehreren Feldstücken, Baucontainer zieren
sich mit dem Logo eines großen Baukonzerns.
Um Kollisionen mit Baggern, LKWs und Baumaterial zu
vermeiden, verhindern nun Bauzaun und Verbotsschilder die Durchfahrt. Das ist
vollkommen bescheuert, da ich mit dem Fahrrad zwangsweise umgeleitet
werde über die Marktstraße und dann auf den Fahrradweg entlang der viel
befahrenen Landstraße L269. Erstens ist das ein Umweg, zweitens hat sich die
Stadt in den vergangenen Jahren keine erkennbare Mühe gegeben, den Radweg in
einem vernünftig befahrbaren Zustand zu erhalten, und drittens wimmelt es an
Stellen, an denen Autofahrer Radfahrer als eine Art von Freiwild betrachten,
wenn sie beim Rechtsabbiegen deren Vorfahrt mißachten.
Aber immerhin: trotz aller Widrigkeiten erkenne ich
auf der Großbaustelle, dass gebuddelt, gebaggert, gegraben wird. Es geht also
vorwärts. Und irgendwann in ein, zwei oder mehreren Jahren, werden dort die
Häuser stehen, in denen sich ganz viele Menschen glücklich fühlen werden.
Völlig anders gestaltet sich die Situation direkt
vor unserer Haustüre. Das Loch in der Erde ist geradezu winzig, vielleicht ein
mal ein Meter groß, vor dem Mietshaus, das unserem Wohnhaus gegenüber liegt. Es
geschah im Handumdrehen, dass Arbeiter erschienen, dass sie das Verbundpflaster
entfernten, dass ein Kleinbagger sich in die Erde hinein fraß und dass nun ein
Bauzaun die Hinterlassenschaften von Erdhaufen umgibt.
Das geschah vor ziemlich genau drei Wochen. Infolge
der Baustelle können zwei Mieter ihre Fahrzeuge nicht vor dem Mietshaus parken.
Mich stört die Baustelle in unserer so unästhetischen Stadt, weil ich an
manchen Ecken den Eindruck habe, dass unsere Stadt mit Baustellen zugepflastert
ist, dass nur um des Bauen willens gebaut wird. Dass wir in eine Art von
Teufelskreis hinein geraten sind, dass Bauunternehmer Baustellen zum Überleben
brauchen und umgekehrt. Und dass Baustellen wohl auch unumgänglich sind auf dem
Weg in eine zukunftsorientierte Stadtplanung. Da freue ich mich wenigstens,
dass sich auf der Großbaustelle in unseren Feldern etwas tut. Aber hier ? Darf
ein jeder, so wie er gerade lustig ist, die Straße aufreißen ? Und das auf einem
Stück, welches eindeutig zu einer öffentlichen Straße gehört ?
Untätigkeit erzeugt Planlosigkeit. Das Schild
irgendeiner Fernmeldebaufirma aus Neuss hängt am Bauzaun. Also wohl irgendetwas
mit Telefon oder superschnellem Internet. Der Hausmeister des Mietshauses hatte
zuletzt erzählt, dass sich niemand von der Fernmeldebaufirma mehr habe blicken
lassen. Er habe auch keine Ahnung, wann die Baustelle denn verschwinden solle.
Wer sich zuerst bewegt, der hat verloren. Über
diesen Beamtenwitz habe ich früher gerne gelacht. Das gilt wohl auch für die
Verantwortlichen, damit diese einen gewissen Baufortschritt erkennen lassen.
Über so viel Planlosigkeit kann ich nur den Kopf schütteln.
Immer schlimm wenn solche Baustellen einfach nur "liegenbleiben" und es keinen ersichtlichen Grund dafür gibt. Da sag nochmal Jemand die Südländer sind langsam und haben keinen Plan ;-)
AntwortenLöschenViele Grüsse
N☼va