Kaiser-Wilhelm-Eiche |
Ja, das war der Kaiser, der in jenen
schicksalsschweren Tagen des Jahres 1914 vom Balkon des Berliner Schlosses
seinem Volk zuwinkte. Und als er am 1. August 1914 um 18.30 Uhr die
Generalmobilmachung bekanntgab, kannte er in einer flammenden Rede keine Pareteien
mehr, sondern nur noch Deutsche. Die Massen jubelten ihm auf seine Worte zu,
dass alle wie Brüder zusammenstehen sollten und Gott dem deutschen Volke zum
Sieg verhelfen würde.
Es mag zu den Irrungen und Wirrungen der Geschichte
gehören, dass dieser Kaiser Wilhelm, in der Familiendynastie der Zweite,
beziehungsweise König Friedrich Wilhelm Viktor Albert von Preußen, es von Berlin an den Rhein
verschlagen hatte. Vier Semester hatte er nach seinem Abitur an der Bonner
Universität studiert, dabei war die Vielfalt der Vorlesungen enorm: Staats- und Völkerrecht, Nationalökonomie,
Philosophie, Kunstgeschichte, Germanistik, Archäologie, Geschichte, Physik, Chemie. Das war das, was er glaubte zu brauchen, um
später sein Volk zu regieren. Wenn er seine Freizeit nicht gerade in der
Burschenschaft der Bonner Borussen verbrachte, ging er gerne der Jagd im
Kottenforst nach. Bereits als Student dachte Kaiser Wilhelm in den Symbolen des
Deutschen Reiches. So kam es dazu, dass er 1879 eigenhändig in den Jagdrevieren des Kottenforstes eine Eiche pflanzte.
Den Rhein entlang bewege ich mich aus Bonn heraus, in Bad
Godesberg halte ich mich an der Godesburg, an der Ampel unterhalb biege ich
nach rechts ab. Hartnäckig stößt die Straße den Berg hinauf, vollzieht Kurven
durch das Wohngebiet, mal links, mal rechts. Dort, wo die Straße rechts nach
Schweinheim abbiegt, fahre ich geradeaus, wo der Anstieg andauert und in das
geschlossene Waldgebiet des Kottenforstes übergeht. Ich folge dem Teerweg, der
nach einem Kilometer hinter dem Schild „Ringwall Venne“ nach links abbiegt.
Schier endlose Kilometer fahre ich durch Laubwald, durchsetzt mit einzelnen
Fichten. Vier bis fünf Kilometer dauert die Fahrt durch den Wald, dabei
ignoriere ich kreuzende Seitenstraßen. Hinter dem gelb gestrichenen
Gärtnerhäuschen, das vom ehemaligen Schloss Herzogsfreude noch übrig geblieben
ist, steht dann linkerhand die Kaiser-Wilhelm-Eiche.
Blick auf die Tomburg |
Nach zweihundert Metern biege ich links ab auf die
Hauptstraße, die ein eigener Radweg begleitet. Es geht über eine Autobahn und
eine Umgehungsstraße hinweg. Das letzte Stück bis Meckenheim hört der Radweg
auf der linken Straßenseite auf, so dass ich mir die Fahrbahn mit dem
Autoverkehr teilen muss. Durch Meckenheim wurstele ich mich geradeaus durch,
auch hier beginnt ein Radweg, hört dann aber plötzlich wieder auf. An der
nächsten Ampel links, halte ich mich konsequent in Richtung Altenahr und
Gelsdorf, über einen Kreisverkehr, eine innerstädtische Umgehungsstraße mit der
einen oder anderen Verkehrsampel, am nächsten Kreisverkehr fahre ich rechts,
dann verlasse ich die Hauptstraße und biege nach rechts ab in Richtung
Altendorf. Dort läßt der Verkehr nach und vor mir baut sich die
Mittelgebirgskulisse der Eifel auf mit dem Fixpunkt der Tomburg, dessen Stumpf
aus dem bewaldeten Bergkegel herausragt.
Ich überquere die Autobahn A61, passiere geradeaus
über die Kreuzung Altendorf, wo ich die Wasserburg und einige schmucke
Fachwerkhäuser bestaune. Hinter Altendorf plätschert der Anstieg über mehrere
Kilometer dahin, Obstgehölze klettern die Hänge hoch, der Blick ist frei nach
vorne, in krummen Linien stößt die Straße in den Wald hinein. Dichtes Laub
spannt sich über die Straße, dann ist er mit einem Mal da, der Anstieg auf die
Eifelhöhen. Ich schalte zurück, in den dritt- oder viertkleinsten Gang, arbeite
mich hoch, gleichmäßig, zäh, sogar ohne Anzeichen von Erschöpfung. Und dann
kommt er von hinten. Mit der Solidargemeinschaft der Rennradfahrer fühle ich
mich verbunden. Wie ich, mit Helm, Rennradshirt, Fahrradhose und einer Rennmaschine,
die sich stürmisch von hinten nähert. Er läßt mich regelrecht stehen, so
schnell ist er. Jung, dynamisch, sprudelt er vor Energie. Umgekehrt erkenne
ich, dass ich Potenzial nach oben habe. Das läßt mich kalt. Ich bin zufrieden
mit mir selbst, ich atme gleichmäßig, und freundlich winkt mir der
Rennradfahrer zu.
In Hilberath bin ich in der Mittelgebirgslandschaft
der Eifel angekommen. Hilberath ist ein Außenposten der Stadt Rheinbach, der
Ort erscheint 1274 den Güterverzeichnissen des Kölner Erzbischofs. Hühner,
Schwine, Kühe wurden darin aufgezählt, genauso Weizen, Roggen und Hülsenfrüchte, und
davon berechnete die Kirche den Zehnten, der dann abzuliefern war.
Dass die Höhen der Eifel besiedelt worden sind,
ändert sich schlagartig, nachdem ich die Landesgrenze von NRW nach
Rheinland-Pfalz überschritten habe. Hinter Hilberath biege ich nach rechts ab,
vor Todenfeld nach links. In Berg, dem nächsten Ort, der zur Gemeinde Altenahr
gehört, habe ich die Landesgrenze nach Rheinland-Pfalz überschritten.
Nun radele ich auf einer Hochfläche, wo sich in der
Ferne Seitentäler tief in die Hochfäche hineingraben. Alte Besiedlungsspuren
hören auf. Ripuaren, Römer, Franken, Karolinger, Ottonen, das Klima war für
alle Volksstämme zu ungünstig. Die Winter waren kalt und dauerten lange, die
Sommer waren kühl und naß, die Vegetatiponsperiode war kurz, Ackerbau und
Viehzucht reichten zum Überleben nicht. Im 17. Jahrhundert zählte man 50
größere und kleiner Höfe, die Ortschaften rund um Berg gab es damals noch
nicht, sondern diese gehörten zur „Herrlichkeit Vischel“. 893 erwähnen die
Güterverzeichnisse der Abtei Prüm einen Ort namens „Wizssele“, der mitsamt
einer Burg aus dem 13. Jahrhundert in demselben Tal liegt.
von oben nach unten: Blick auf das Ahrgebirge, Anstieg hinter Freisheim, Sonnenblumenfelder, Hochthürmer-Berg, Wiese mit Habichtskraut |
In Berg biege ich nicht nach links in das Tal der
Vischel ab, wo auch die Burg zu finden ist, sondern ich fahre nach rechts
durch den Ort, und erst, nachdem ich das Ortsausgangsschild passiert habe,
fällt die Straße steil in das Vischeltal ab. Anschließend kraxele ich den Berg
wieder hoch und im nächsten Ort, Freisheim, bin ich wieder auf der Hochfläche
des Ahrgebirges angekommen.
Als die Preußen nach dem Wiener Kongreß 1815 das
Rheinland beerbten, stellten sie fest, dass dieses Stück Mittelgebirge regelrecht
zivilisiert werden musste. Das Wohlstandsgefälle zum übrigen Rheinland war
gigantisch. Die Landwirtschaft war zurückgeblieben, harte Arbeit auf kargen
Feldern brachte kaum Erträge, es fehlte an Futter, um Ochsen und Kühe zu
ernähren. Dazu kamen Mißernten und Hungersnöte. 1853 berichtete eine
Landtagskommission über die Verhältnisse in der Eifel: „Das Klima in der Eifel
ist im allgemeinen kalt und auf den öden und steinigen Höhen unwirtlich und
rauh, so dass dieselben sehr oft im Jahre einen schauerlichen Charakter tragen.“
Die Eifel war eine Problemzone des Preußischen Staates, so waren 1852 nur 10% der
Gestellungspflichtigen waren für den Wehrdienst geeignet. 1883 wurde ein
Eifelfonds gegründet, um das Armutsgefälle zu dämpfen. 5,5 Millionen Mark
stellte der Staat zur Verfügung zur Notstandsbekämpfung und zur
Ödlandaufforstung.
Dieses Stück Eifel bietet derweil überhaupt keinen
schauerlichen Eindruck, im Gegenteil. An landschaftlicher Schönheit ist diese
abgelegene Rennradstrecke jedenfalls kaum zu überbieten. Nach und nach stelle
ich fest, dass ich auf einem Geheimtipp für Biker unterwegs bin. Die Straße
will einfach nicht abfallen, sondern sie findet immer noch einen Tick, um kräftig
anzusteigen. Wie abwechslungsreich die Hochebene auf dem Ahrgebirge ist,
fasziniert mich. Waldstücke wechseln mit Wiesen ab, der Duft von frisch
gemähtem Gras steigt in meine Nase. Sonnenblumen beeindrucken mit ihrem prächtigen
Gelb, runde Kugeln von Baumkronen zeichnen scharfe Umrisse gegen das Gewölk am
Himmel.
Café "Alte Krähe" in Krälingen |
Wiederholt begegnen mir Rennradfahrer, die sich in
Gruppen zusammengetan haben und es bergab locker angehen lassen. Hinzu kommen
noch Gruppen und Grüppchen von Motorradfahrern. Ihre Maschinen heulen auf und
mächtig schmeißen sie sich in die Kurven hinein.
Als der Hochthürmen-Berg, mit 500 Metern die höchste
Erhebung in der Umgebung, in Sichtweite rückt, ist der Bergkamm erreicht und es
geht nur noch abwärts. Kurz darauf, fallen Wiesen schräg herab in Täler und
Seitentäler. Das Habichtskraut wuchert, bildet gelb-gesprenkelte
Blütenteppiche, zu denen sich der Klee mit seinen lilanen Blüten gesellt.
Ich vereinige meine Leidenschaft für Rennrad mit der
nächsten Gruppe, die diesmal angestrengt vor sich hertritt, ohne mich zu
bemerken. Im nächsten Ort, Krälingen, ist eine Krähe eine Art von Leitmotiv.
Alle paar hundert Meter pflanzen sich Schilder mit einer Krähe an den
Straßenrand, sie wachsen zu einer wahren Kräheninvasion, die mehr zu einer
Plage wird, bis ich auf der weißverputzten Fassade eines Fachwerkbaus die wahre
Bedeutung der Krähe erfahre: ganz harmlos, die Krähe ist ein Café, die Werbung
finde ich gelungen. Schade, dass ich hier noch keine Pause machen möchte, denn
der Innenhof lädt zum Verweilen ein. Die beiden Scheunen und die Hofanlage
stammen aus dem 19. Jahrhundert, im Jahr 2012 wurde alles zu einem Café
umgebaut.
Die sechs Serpentinen ins Sahrbachtal sind eine der
Höhepunkte dieser mitreißenden Landschaft. Die Haarnadelkurven drehen sich so
sehr, dass mir beinahe schwindlig wird. Ich staune nicht schlecht, dass nicht
nur Rennradfahrer, sondern auch ein Einzelfahrer sich an diesen krassen Anstieg
auf einem stinknormalen Tourenrad heran wagt.
Im Tal angekommen, hat der Charakter der Landschaft
rasant gewechselt. Ich spüre, wie tief sich der Sahrbach hinein geschnitten
hat. An der einen Talseite ragen Felswände senkrecht in die Höhe, auf der
anderen Seite steigen Tannen wie an einer Wand empor, dazwischen quetscht sich der
Sahrbach durch sattgrüne Wiesen hindurch.
Burg Kreuzberg |
In einigen Kilometern erreiche ich Kreuzberg, dessen
Burg sich auf einem steilen Felsen erhebt, unübersehbar. Von der Ahr trennen mich nur wenige Meter, und in
der Ahr und dem Ahrtal liegt auch der Ursprung der Burg mit dem weißen
Bergfried: im 14. Jahrhundert erlaubte der Erzbischof von Köln dem Ritter Cuno
von Vischnich den Bau einer Höhenburg, die an der Ahr bei „Cruceberg“ Feinde
fernhalten sollte. Dies im Duett mit der Burg Altenahr, die zwei Jahrhunderte
vorher erbaut wurde und zwei Kilometer entfernt liegt. Allzu viel sollte es aber
nicht nutzen. Nicht nur im Dreißigjährigen Krieg, auch in den Raubzügen Ludwigs
XIV. sollten die Burgen niedergerannt und niedergebrannt werden. 1686 sprengten
französische Truppen die Burg Kreuzberg, 1760 wurde die Burg wieder aufgebaut,
aber nicht zur Verteidigung, sondern zum Wohnen für eine privilegierte Schicht.
Ich bin sensibilisiert, als Unkraut sich hoch rankt
und das Radwegschild über dem Geländer überwuchert. Das Radwegschild verspricht
2,8 Kilometer bis Altenahr, ich biege nach links ab, dann nach rechts über den
Vischelbach, Dabei lerne ich, dass sich hier drei Flüsse begegnen, die Vischel, die
ich bereits bei Berg kennengelernt hatte, der Sahrbach, über den sich die Burg
Kreuzberg erhoben hatte, und die Ahr. Der Vischelbach plätschert gemächlich vor
sich hin, grobe Steine schlagen Wellen in dem schmalen Flußbett. Den
Autoverkehr schiebe ich beiseite, ungestört, und der Radweg bahnt sich seinen
Weg mitten durchs Gras. Ich unterquere
die Eisenbahnbrücke über die Ahr, ein massiv aus dicken Steinklötzen gemauertes
Brückenbauwerk.
Der Radweg ist schmal, teilweise rolle ich über
unbequemes Verbundpflaster, mit Mühe passen zwei Fahrräder nebeneinander, so
dass ich bei entgegenkommenden Radfahrern aufpassen muss. Dazu kommen
Fußgänger, so dass es hier am Wochenende drunter und drüber
gehen könnte, unweigerlich. Ich komme an einem Campingplatz vorbei, und dann
holen mich sogar Kindheitserinnerungen wieder ein. Die Seilbahn. Leer und
verlassen gammeln Träger und Stahlseile vor sich hin. Gondeln stehen auf dem
Abstellgleis, die Rolläden des Fahrgeschäftes sind heruntergelassen, der
Fahrbetrieb wurde längst eingestellt, das war vor 3 Jahren. Meine Eltern hatten
mit uns als Kindern regelmäßig Tagesausflüge in die Eifel gemacht, darunter war auch Altenahr, und in Altenahr sind wir mit dieser Seilbahn gefahren. Ich
erinnere mich an diesen fulminanten Blick von der Bergstation aus zwischen Weinbergen und in das tief eingesägte
Ahrtal hinein.
Hinweisschild zum Radweg |
Ich nähere mich Altenahr von der falschen Seite,
denn nun biege ich links ab auf die B257 mitten in den Trubel und Ausflugstourimus
hinein. Um diese Tageszeit läßt sich das Menschengewühl ertragen, wenngleich
mich die Aneinanderreihung von Tanzlokalen, Hotels, Weinkellern und
Andenkenläden nicht gerade anzieht. Das
ist schade für Altenahr, denn es gibt genauso sehr viele schöne und anziehende
Seiten ohne Menschengewühl.
Kreuzberg und Altenahr markieren Wendepunkte. Dass
der Tourismus sich ins Ahrtal ausdehnte, dauerte eine Weile. Ab 1800 bereisten
Herren und Frauen aus aller Herren Länder den Rhein, um Burgen zu bestaunen und
sich von den Geheimnissen des Stroms inspirieren zu lassen. Dichter, Denker,
Intellektuelle, Künstler, Staatsmänner und Abenteurer aller Art ließen sich
anstecken von der Romantik und der Poesie des Flusses. Doch die Dampfer auf dem
Rhein konnten keinen Abstecher an die Ahr machen.
Wer die Ahr kennenlernen wollte, der musste auf
seinen eigenen Füßen, also wandernd durch Landschaft und Natur voran schreiten,
da auf dem Verkehrswege noch nichts erschlossen war. Eine der ersten dieser
Zeit, der das Ahrtal erwanderte, war Gottfried Kinkel. Kinkel hatte Theologie studiert, er war
Professor für Literatur und Kunstgeschichte an der Universität Bonn, seit
seiner Jugend hing viel Leidenschaft an den Menschen im Ahrtal. 1846 schrieb er
das Buch „Die
Ahr — Landschaft, Geschichte und Volksleben", das bis heute ein Grundwerk
zu Kunst und Geschichte an der Ahr darstellt. Das Ahrtal, das er seit seiner
Jugend aus seiner Westentasche kannte, äußerte er in tief bewegten Zeilen: „Kein
Gewitter entlädt sich über dem westlichen Deutschland , das nicht wenigstens
mit einem Blitze die Felsgeschiebe des Ahrtals beleuchtet hätte".
In den Zeiten eines Gottfried Kinkel
endete gewöhnlich die Reise in Kreuzberg. Der Weinanbau endete, Gasthäuser zum
Übernachten fehlten, die Wege waren in einem erbärmlichen Zustand. Gottfried
Kinkel schrieb über Kreuzberg: „Bei Kreuzberg hören die eigentlich malerischen
Partien auf. Das Flüßchen wird kleiner und kleiner, bis es zuletzt als schmaler
Wiesenbach an seine Quelle sich anknüpft. Luft, Gegend, Menschen und Straßen
werden rauher, das Schiefergestein verschwindet.“
Dies änderte sich grundlegend, als 1886
die Eisenbahn nach Altenahr kam. Von nun an konnte sich eine Art von
Ausflugstourismus etablieren, wie wir ihn heute kennen. Spätestens mit dem
ersten Weinfest gedieh der Tourismus prächtig. Das war 1933, als Altenahr als
„Ahrtirol“ bezeichnet wurde. Ein historischer Umzug des Grafen Theoderich von
Are – der war von 1100 bis 1126 der erste Graf in Altenahr - mit Gemahlin und Gefolge krönte das Weinfest,
anschließend wurde getanzt und getrunken in den weltberühmten Gasthöfen und
Herbergen von „Ahrtirol“. 13 Uhr historischer Umzug und 16 Uhr Tanz, das
weibliche Geschlecht an der Ahr muss hinreißend gewesen sein, das prophezeihte
das Plakat des I. Winzerinnen-Volksfestes vom 7. bis 10. Oktober 1933:
„Frauen der Ahr, wie ihr Spiegel so blank,
feurig bezwingend doch auch wie ihr Trank,
lauter die Seele bis tief auf den Grund,
liebreich dabei mit Herz und mit Mund.“
„Frauen der Ahr, wie ihr Spiegel so blank,
feurig bezwingend doch auch wie ihr Trank,
lauter die Seele bis tief auf den Grund,
liebreich dabei mit Herz und mit Mund.“
Durchgangsstraße in Altenahr (oben auf dem Berg: Burg Altenahr) |
Dass Altenahr bestens auf Weinfeste
vorbereitet ist, und das im Dauerzustand, läßt sich im Straßenbild nicht leugnen.
Es geht aber auch gepflegter. Ein Glas Spätburgunder mit Zwiebelkuchen kann man
hier an jeder Ecke trinken, auch Weißwein, denn Riesling oder Müller-Thurgau
haben sich genauso in diese sehr nördliche Weinbauregion verbreitet. Und alle
Ecken locken natürlich um diese Jahreszeit mit Federroten oder Federweißen.
Indes schaue von der Hauptstraße aus auf die Burgruine auf dem 240 Meter hohen
Felsen, dessen Schicksal sich wenig unterschied von der Burg Kreuzberg, nämlich
Zerstörung durch französische Truppen im 17. Jahrhundert, danach aber kein
Wiederaufbau. Hätte ich aus der anderen Richtung Altenahr erreicht, hätte ich
einen Panorama-Blick der Burgruine über der Ahr genießen können, ich wäre in
einer Schleife der Ahr gefolgt und durch einen Tunnel wäre ich mitten in das
Herz von Altenahr gelangt.
Nun vereinige ich beide Blickwinkel und
mache nach all den Kilometern und Steigungen über das Ahrgebirge Pause. Unterhalb
der Burgruine, an der Gabelung der Bundesstraßen 266 und 267, hocke ich mich
draußen hin an dem Hotel-Restaurant-Café. Wein löscht nicht ausreichend meinen
Durst, so dass ich zwei große Gläser Bitburger trinke. Sie wecken meine Lebensgeister
wieder auf, und ich registriere, dass ich nicht alleine CO2-frei auf zwei
Rädern unterwegs bin.
Nach der Pause ist die Strecke aus
Altenahr heraus eine Herausforderung. Meinen Körper habe ich noch nicht auf
Betriebstemperatur hoch gefahren, da kommt er bereits, der wilde Anstieg. 180
Höhenmeter sind aus Altenahr heraus über die B257 zu bewältigen. Als ich mich
auf den wilden Anstieg eingestellt habe und hoch trotte, kommt mit dem Ende der
Umgehungsstraße die nächste Herausforderung: Autoverkehr. Wie aus einem Nest
schwirren PKWs und LKWs um mich herum, die B257 ist an diesem Nadelöhr
Durchlauferhitzer von der Umgehungsstraße um Altenahr herum zum Autobahnkreuz
Meckenheim, und ich bin froh, als ich die Kalenborner Höhe erreicht habe. Nun
geht es munter bergab mit einem Weitblick in die Ebene hinein, auf das Siebengebirge
und den Kottenforst, dann kommt ein vorübergehender Anstieg, bis es abermals,
nachdem ich von der B257 nach rechts auf eine ruhige Nebenstraße abgebogen bin,
munter bergab geht, nach Gelsdorf, dort immer geradeaus und zurück nach
Meckenheim, von wo aus ich gekommen bin.
Ich habe mich stets schwer getan, an der
hoffnungslos zugebauten Stadt Meckenheim etwas besonderes zu entdecken. Im
Zentrum stoße ich auf typische Strukturen. Irgendwo wird immer gebaut.
Baustelle, die Straße wird aufgerissen. Hinter der Kirche muss ich nach rechts
abbiegen, die Umleitung führt durch ein Wohngebiet, dann nach links, bis ich
auf die Straße zurückgelange, auf der ich gekommen bin.
Dieselbe Strecke fahre ich nach Bonn
zurück. Hinter der Autobahnbrücke verlasse ich die Hauptstraße nach rechts und
tauche in die Ruhe des Kottenforstes ein.
Strecke (85 Kilometer):
Höhenprofil:
Hallo Dieter,
AntwortenLöschenein wunderbarer Bericht mit Geschichte und allem was dazugehört. Bin wirklich begeistert und das Höhenprofil.
Hervorragend.
Ich hoffe, dass ich auch mal wieder einen Bericht liefern kann, von dem was ich so radle, das lohnt nicht.
Mit lieben Grüßen
Mehr, Mehr
Eva
Lieber Dieter, wieder einmal hast du mich mitgenommen in eine Gegend, mit der ich sehr vertraut bin und mit der ich viele schöne ( und auch ein bisschen traurige ) Erinnerungen verbinde. Schließlich haben Teile der Familie K. dort lange gelebt und viele schöne Tage, sommers wie winters, dort verbracht, auf der Tomburg gefeiert, Weihnachtsbäume geschlagen....
AntwortenLöschenIch bewundere deine Kraft und Ausdauer bei der Bewältigung der Strecke!
Liebe Grüße
Astrid
Hallo Dieter, auch dieser Bericht weckt Erinnerungen bei mir ( wie Dein toller Beitrag von Eitorf).
AntwortenLöschenAber auch auf der linken Rheinseite kenne ich mich aus. Ich habe 11 Jahre lang in Kalenborn gewohnt, Du erwähnst zwar nur am Schluss die Kalenborner Höhe, aber selbstverständlich kenne ich alle die kleinen Orte drumherum, in Hilberath sind wir zur Kirche gegangen (gefahren) und mein Sohn heute 26 Jahre, ist dort im Spielkreis gewesen, als dreijäriger... mein Mann hat Fußball gespielt in Kalenborn und ich lernte die ganzen Eifeldörfer kennen, besonders die "Krälinger" hatten eine starke Mannschaft...
Nur die Kaiser-Wilhelm-Eiche kannte ich noch nicht...
LG Marita
Als ich das Datum 1. August 1914 las, dachte ich gleich an meinen Vater. Er wurde kurz darauf, am 2. Oktober 1914, geboren. Durch den Krieg hat er seinen Vater nie kennen gelernt, denn er fiel ihm zum Opfer. Gerade jetzt frage ich mich, ob er seinen Sohn überhaupt noch gesehen hat. Schade, ich habe das meinen Vater nie gefragt. Das sind in diesen Tagen 100 Jahre - eine wirklich lange Zeit. Danke für deinen hervorragenden Bericht, den du mit tollen Fotos untermalt hast! LG Martina
AntwortenLöschenSchön wie du Geschichte und Radfahren miteinander verbindest.
AntwortenLöschenich finde es immer wieder interessant wie genau du die gefahrene Strecke beschreibst - und dann auch die eingebauten Informationen über die Geschichte - über Land und Leute.
AntwortenLöschenEs ist immer ein Erlebnis bei dir zu lesen.
Ich wünsche dir und deinen Lieben ein schönes Wochenende. Herzliche Grüße von Heidi-Trollspecht
Hier hast du aber wirklich eine große Strecke absolviert und mir gefallen deine Berichte, in denen du die Landschaft beschreibst, was du rechts und links des Weges findest und auch die geschichtlichen Hintergründe von Dörfern, Bauten, Menschen kommen nicht zu kurz. War wieder interessant, bei dir zu lesen.
AntwortenLöschenBin momentan ein wenig knapp in der Zeit.
Liebe Grüße und dir ein schönes Wochenende
Christa
Hallo Dieter,
AntwortenLöschenbist Du an diesem Tag die Strecke eigentlich zum ersten Mal gefahren? Was mich auch interessiert, nach welchen Kriterien suchst Du Dir die Strecken aus? Auch diesmal wieder im wahrsten Sinn eine abgerundete Sache.
Viele Grüße
Beate
Hallo Dieter, nice place in your post.
AntwortenLöschen