Es gibt historische Daten, die haben sich mir eingeprägt. Das ist der 9. November 1938 und 1989 – Reichskristallnacht und gleichzeitig Mauerfall. Das ist der 6. Juni 1944 – die Landung der Alliierten in der Normandie. Das ist der 3. August 1914 – Beginn des 1. Weltkriegs. Und auch der 8. Mai 1945 – das Ende des 2. Weltkriegs.
Sarah-Maria hat gestern – pünktlich zum 8. Mai – einen interessanten Blog über die letzten Kriegstage in Berlin geschrieben. Ich hatte ihr geantwortet, dass bei uns im Rheinland der Krieg früher zu Ende gegangen ist. Aber es wurde nicht weniger heftig und bitter gekämpft. Bei uns im Rheinland waren die Kriegsereignisse bestimmt nicht weniger dramatisch wie in Berlin.
Nach der Alliierten Landung in der Normandie drangen die Alliierten immer tiefer landeinwärts ein und eroberten große Teile Frankreichs, Belgien und der südlichen Niederlande zurück. Ohne größeren Widerstand wurde am 7. September 1944 Lüttich zurückerobert, am 15. September 1944 war es Maastricht. Als die Alliierten Aachen erreichten, leisteten die deutschen Truppen den erwarteten heftigen Widerstand. Um diesen zu brechen, benötigten die Alliierten sechs Wochen. Am 21. Oktober 1944 kapitulierte die alte Reichsstadt und Kaiserstadt Aachen. Parallel dazu drangen die Alliierten nördlich und südlich von Aachen weiter nach Deutschland ein – ungefähr bis zur Rur.
Daraufhin spielte sich in der Nordeifel ein Kriegsverlauf ab, mit dem nicht zu rechnen war. Von Aachen aus wollten die Alliierten über die Mittelgebirgslandschaft der Eifel über Düren nach Köln vordringen. In diesem schwer zugänglichen bewaldeten Gelände verschätzten sich die Alliierten. Trotz hoher Überlegenheit erzielten sie massive Verluste, weil Panzer in diesem unwegsamen Gelände nicht klar kamen. Die deutschen Truppen nutzten die Gunst der Stunde und starteten eine Gegenoffensive in die belgischen Ardennen hinein, die eigentlich von vornherein wegen fehlender Soldaten und fehlender Panzer zum Scheitern verurteilt war. Der Vormarsch bis zur Rur kam hierdurch zum Erliegen, weil die Truppen für die Gefechte in den Ardennen konzentriert werden mussten.
So wahnwitzig die Ardennen-Offensive war, so schnell geriet sie wieder ins Stocken. Stück für Stück wurden die deutschen Truppen wieder zurück geschlagen. Mit dem Zurückweichen flammten die Kämpfe an der Rur wieder auf. So wie in der Nordeifel, leisteten die deutschen Truppen heftigen Widerstand. Gegenüber der Anzahl der Angreifer hoffnungslos unterlegen, die Lufthoheit war aufgegeben, erschien es unerklärlich, wie solche ausgezehrten Soldaten der Übermacht des Feindes so lange stand halten konnten. Darunter war das letzte Aufgebot - etliche Jugendliche und über 60-jährige. Über insgesamt sieben Monate stagnierte die Front an der Rur, ohne dass die Alliierten Truppen weiter vordringen konnten – ungefähr so lange dauerte auch der Stellungskrieg in der Hölle von Verdun im 1. Weltkrieg.
Die Alliierten reagierten so, wie sie es in Dresden oder Hamburg gezeigt hatten: mit Bombardierungen in schlimmstem Ausmass. Unter dem Deckmantel „Operation Queen“ hatten die Alliierten bereits am 18. Oktober 1944 in Brüssel beschlossen, zur Unterstützung des Vormarschs Städte im Rheinland zu bombardieren. Nachdem die Operation wegen schlechter Witterung mehrfach verschoben werden musste, war es am 16. November 1944 so weit: die Städte Heinsberg, Jülich und Düren sollten dem Erdboden gleich gemacht werden.
Zeitgleich begann am Nachmittag die Bombardierung dieser Städte. Mit 1.122 Flugzeugen und 5.736 Tonnen Bomben kreiste die Royal Air Force über diese Städte. Die Bombardierung begann gegen 15 Uhr und endete nach 20-30 Minuten. Nach der Bombardierung war Jülich zu 97% zerstört und Düren zu 100%. In Düren waren danach ganz vier Häuser noch bewohnbar. 3.126 Menschen starben in Düren. Hemingway, der damals Kriegsberichterstatter war, nannte Düren „eine zu Staub zermahlene Stadt“.
Um keinen Meter Boden preiszugeben, reagierten die deutschen Truppen auf ihre Art. Sie sprengten am 4. Februar 1944 die Rurtalsperre. Danach überschwemmte die Rur ihren Flussverlauf von Düren bis nach Roermond in den Niederlanden. Durch dieses unwegsamen Gelände mussten die Alliierten mehrere Wochen warten, bis Pontons und Brücken zum Einsatz kommen konnten. Selbst nachdem die Rur überschritten worden war, kam es in den vollständig zerstörten Städten Jülich, Düren und Linnich zu heftigen Kämpfen. Erst Anfang März war der deutsche Widerstand gebrochen worden, und die Alliierten Truppen rückten weiter auf Köln, Düsseldorf und das Ruhrgebiet vor. Zuvor waren sie in vier Monaten 600 km von der Normandie aus bis nach Aachen vorgedrungen. Um sich die 30 km von Aachen nach Düren durchzusetzen, dazu brauchten die Alliierten sieben Monate.
Die Zahl derjenigen Soldaten, die in diesem Stellungskrieg gefallen sind, wird heute auf ca. 44.000 geschätzt (davon Alliierte ca. 32.000 und Deutsche ca. 12.000). Die Toten in der Zivilbevölkerung habe ich nicht recherchieren können.
An die Kämpfe im Herbst 1944 in der Nordeifel erinnert heute ein Museum in Hürtgenwald. Hürtgenwald, das ist bis heute ein Symbol des Schreckens für die Alliierten wurde.
wieder interessant zu lesen. Ich finde deinen blog sehr abwechslungsreich - da finde ich immer wieder was.
AntwortenLöschenlieber Gruß von Heidi-Trollspecht
Manche geschichtliche Ereignisse, die prägen sich in der Tat sehr ins Gedächtnis ein und gerade an solchen Jahrestagen ist es auch gut, wenn man sich wieder mal daran erinnert und es ist wichtig, sich vor Augen zu führen, welche Not und welch Elend Kriege und Greueltaten für die Menschen bedeutet.
AntwortenLöschenHoffen wir, dass wir so etwas nie wieder erleben werden.
LG Christa
Guten Morgen, Dieter (◠‿◠)
AntwortenLöschenAls erstes mal vielen Dank für deinen Besuch inkl Kommentar.
Deine Tiefsinnigkeit gefällt mir auch immer wieder gut, doch die Bloggerei über politische und historische Themen führt uns alle weiter. So ist es mehr als sinnvoll historische Jahrestage einfach mal ins Visier zu nehmen.
Weiter so aber bleib chillaxt,
Gruss Wieczorama (◔‿◔)