Nach verrichtetem Tagewerk hat sich die Sonne zurückgezogen. Auf der Rheinuferpromenade kriecht eine Gruppe von Rentnern auf ihren Fahrrädern vorwärts; ohne zu treten, lassen sie ihre Beine baumeln und den Tag ausklingen. Ein Spaziergänger lässt die Szenerie auf sich wirken: über das Geländer gebeugt, in der herunterhängenden Hand eine Zigarette, pustet er in langen Stößen den Zigarettenqualm aus dem Mund. Auf dem anderen Rheinufer mischt sich ein zarter Schleier von Himmelsrot in das gedämpfte Himmelsblau hinein.
Seit Monaten hat es nicht mehr geregnet, und der Rhein zeichnet nur noch eine schmale Fahrrinne. Den Möwen ist das egal. Sie ziehen ohnehin ihre Kreise. Sie staksen mit ihren schmalen Beinen im Wasser herum, flattern auf und ballen sich zu großen Schwärmen zusammen, um sich anschließend auf die Hungersteine zu verteilen, die aus dem Rhein herausragen. Die Hungersteine scharen sich bisweilen zu regelrechten Inseln zusammen und haben sich im Rhein fest etabliert.
Gelassen und mit Demut fließt der Rhein dahin. Die Wellen treiben ihr Spiel auf kleinerem Raum; Uferpartien haben sich in das Flussbett hineingeschoben. Der zurückgedrängte Rhein schafft neue Räume für Aktivitäten. Ein Hund genießt es, über die holprigen Steine laufen zu können. Am Rhein angekommen, rekelt er seinen Kopf ins Wasser hinein und schüttelt ihn aus wie einen nassen Schwamm. Sein Herrchen stolpert über die Steine hinterher, er pfeift, der Hund gehorcht. Dann nimmt der Hund wieder seine Spur auf, immer den Rhein entlang ....
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen