Viertel vor 7. Mit R steige ich in unser Auto ein. Nach Zündorf zur Straßenbahnhaltestelle Linie 7, von dort aus fährt R zur Berufsschule weiter. Minus 6 Grad. Die Sterne funkeln, die parkenden Autos sind mit Rauhreif überzogen, die im Schein der Straßenlaternen glitzern. Auch hinter dem Ortsende von Rheidt in der abknickenden Kurve dieser Rauhreif, in den der Autoverkehr ein Band von Reifenspuren gezeichnet hat.
Durch Ranzel hindurch, hinter dem Ortsende geradeaus Richtung Zündorf. Doch dann die Irritation. Wie aus dem Nichts kommt diese Nebelbank: wie eine Wand baut sie sich vor uns auf, und ich fahre in diese trübe, undurchsichtige Suppe hinein. Ich schalte das Fernlicht ein. Dass dies sinnlos ist, hätte ich eigentlich wissen müssen. Der Nebel wird noch diffuser, die hauchdünnen Tröpfchen streuen sich bis vor die Windschutzscheibe, sie blenden mich fast. Ich schalte das Fernlicht wieder aus und bremse ab. Wie aus dem Nichts gekommen, verschwindetdie Nebelbank wieder. In der Ferne sehe ich die Scheinwerfer entgegenkommender Autos. Offensichtlich bessert sich die Sicht wieder. Ich denke an den Winter 1985. Auf der Autobahn zwischen Swisttal und Rheinbach hatten Nebelbänke bei strengem Frost für eine Massenkarambolage mit mehreren Toten gesorgt. Geschockt von diesem Ereignis, welches 25 Jahre zurückliegt, fahre ich kaum noch schneller wie 50 km/h. Dann der erneute Wechsel: die nächste Nebelbank nähert sich; diesmal wie ein Schleier; sie wälzt sich von den Feldern heran und hüllt die Fahrbahn ein. Ich schalte um, konzentriere mich auf die schlechten Sichtverhältnisse. Und ich muss mächtig aufpassen. Denn genau in dem Moment, als die Nebelbank kommt, knickt die Straße nach rechts ab. Das war tückisch. Eine Schlange von 5 oder 6 Autos kommt mir mit diesen matt wirkenden Scheinwerfern entgegen, deren Lichtkegel im Nebel verblassten und die schlecht erkennbar sind. Etwa einen halben Kilometer später reißt die Nebelbank wieder auf, die Sterne funkeln.
Ich bin froh, als wir Zündorf erreichten. René bekommt so gerade noch seine Straßenbahn. Die Rückfahrt nach Hause kann ich ohnehin langsam angehen lassen. Das Autoradio schalte ich auf CD um. Ich genieße Led Zeppelin „Since I’ve been loving you“. Ich lausche dem Gitarrenspiel mit dem zähen, sich dahinschleppenden Blues. Am Horizont hinter Uckendorf nähert sich die Morgendämmerung mit ihrem ersten, zögernden Tageslicht.
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